Echte Menschenfreunde

»Waschen und rasieren, dann finden Sie auch einen Job!«
— Kurt Beck (SPD) im Dezember 2006

»Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!«
— Franz Müntefering (SPD) im Mai 2006

»Es gibt kein Recht auf Faulheit!«
— Gerhard Schröder (SPD) im Frühling 2001

»Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein.«
— Guido Westerwelle (FDP) im Februar 2010

»Es geht um einen niederschwelligen Einstieg in die Altersvorsorge.“
— Brigitte Zypries (SPD) im Oktober 2010 zu ihrer Idee Pfandbons via App auf ein Renten-Fonds einzuzahlen

»Eine große Anzahl der Türken und Araber hat keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel, und es wird sich vermutlich auch keine Perspektive entwickeln.“
— Thilo Sarrazin (SPD) im Oktober 2009

»Vor allem Leute, die sonst auch Flaschen sammeln, könnten dann für jede tote Ratte einen Euro bekommen.«
— Henner Schmid (FDP) im Dezember 2008

»Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen.«
- Philipp Mißfelder (CDU) im Jahr 2003


»10 Aussagen von Menschenfreunden«

Nichtwähler

»Die Wahlbeteiligung am 24.9. hat direkten Einfluss auf den Stimmenanteil der AfD im Bundestag. Gehst Du nicht wählen, stärkst Du aktiv Rechtsnationale.« (Aufgenommen in Berlin-Kreuzberg im September 2017)

Nicht wählen zu gehen würde die Demokratie gefährden, wird uns immer wieder gesagt. Am linksgrünen Stammtisch, in der politischen Talk-Show oder auch durch Medien-Kampagnen. Seit Jahrzehnten werden hier die gleichen Argumente bemüht: wer nicht wählen gehe, unterstütze damit die Extremisten, nehme seine Pflicht auf Mitbestimmung nicht wahr und habe dann auch kein Recht sich zu beschweren. Warum manche radikale Parteien verboten (KPD) und andere weiterhin im Rennen bleiben dürfen (AfD, NPD) entscheidet übrigens nicht das Volk.

Partizipation ist an sich eine tolle Sache, wenn aber der festgelegte Rahmen von neoliberalen Machteliten ‑jenseits irgendeiner demokratischen Wahl- bestimmt wird, Neoliberalismus, Konzern- und Industriepolitik sich nicht abwählen lassen und die Wahlen nur dazu dienen, der Demokratie-Simulation seine Zustimmung zu geben, dann bin und bleibe ich überzeugter Nichtwähler! Bei den nächsten Wahlen sollen dann Linke wieder den marktkonformen Einheitsbrei CDU/SPD/GRUENE/FDP wählen, nur um die AfD zu verhindern. Nicht mit mir! Davon abgesehen ist eine freie Wahl nur dann wirklich frei, wenn die Enthaltung eine legitime Entscheidung ist.


Nichtwähler sind politisch
Die AfD und die Wahlen
Bundestagswahlen 2017: Idiokratie

»Arbeitsplätze!«

»Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen.»
Jean Jaurès (1859−1914)

  • Wir beliefern Steinzeit-Diktaturen mit hochmodernen Waffen, aber wir schaffen doch Arbeitsplätze!
  • Wir zerstören die Umwelt und vernichten unsere Existenzgrundlagen, aber wir schaffen doch Arbeitsplätze!
  • Wir produzieren systematisch depressive und ausgebrannte Menschen, aber wir schaffen doch Arbeitsplätze!
  • Wir produzieren auf der ganzen Welt Müllberge, aber wir schaffen doch Arbeitsplätze!
  • Wir verkaufen auf der ganzen Welt Gift, aber wir schaffen doch Arbeitsplätze!
  • Wir verdienen an Krankheit und Tod, aber wir schaffen doch Arbeitsplätze!

A‑R-B-E-I-T-S-P-L-Ä-T-Z‑E.

Klassenbewusstsein?

Es herrscht Klassenkampf und meine Klasse gewinnt, aber das sollte sie nicht.“
Warren Buffet, Milliardär

Eine der primären Aufgaben des Neoliberalismus war und ist die Zerstörung der Arbeiter-Identität. »Teile und Herrsche« — Machtmechanismen hetzen die Menschen medial regelmäßig gegeneinander auf. Die Solidarität der Entrechteten wird schon im Keim erstickt. Gruppen werden gespalten und dort, wo es keine gemeinsamen Ziele, Interessen oder Ideologien gibt, wird die Mann/Frau-Sexismus-Karte gezückt. Die funktioniert fast immer, weil sich jeder durch das biologische Geschlecht, hier als Experte sieht und etwas dazu sagen darf, kann, soll, muss.

Es ist insofern absolut nicht verwunderlich, dass es keine großen Protest-Aktionen, Streiks oder Widerstände in der Bevölkerung gegen kriminelle Banken, Konzerne, Milliardäre und die Politik gibt. Viele sind sich der schreienden Ungerechtigkeit durchaus bewusst ‑oft spüren sie es sogar am eigenen Leib- aber dennoch sehen sie sich als Einzelkämpfer. Die Nachbarn als Störenfriede. Die Kollegen als Konkurrenten. Und die Mitmenschen als Objekte für die eigenen Interessen. Ohne ein ausgeprägtes Klassenbewusstsein kann es keinen erfolgreichen Protest gegen die Herrschenden geben.


»Rechte und Linke sind uns egal!«
»Anleitung zur Ausbeutung«
»Herrschaftsprinzipien«

Authentizität vermarkten

Authentisch sein bedeutet, so zu sein wie andere Dich haben wollen!

In der zweiten Folge von »Black Mirror« hält der Protagonist eine Rede (ab der 50. Minute) vor einer Casting-Show-Jury. In dieser betont er, dass die Menschen einander nicht mehr wirklich zuhören, nur noch ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen im Fokus haben, er spricht über Konsumterror und das es vor allem keine echte Authentizität mehr geben würde. Die Reaktion der Jury ist nicht Empörung, Leugnung oder Widerspruch, nein, sie stimmen ihm zu und geben ihm fortan eine eigene TV-Sendung, in der er seine Gesellschaftskritik weiter ausführen darf.

Das ist die Totalität des Neoliberalismus: alles kann und muss vermarktet werden. Individualität, Authentizität, Persönlichkeit — alles wird produziert, darf, kann, soll und muss konsumiert werden. Alles ist Ware. Von der Arbeitskraft bis zur Identität. Jede Pore des Lebens unterliegt den Gesetzen der Verwertung.

Hinzu kommt: Authentizität ist nur im Rahmen von engen sozioökonomischen Grenzen erwünscht und erlaubt. Weshalb sonst gibt es massenweise »Verhaltensknigge« für Bewerbungen, Vorstellungsgespräche, Gehaltsverhandlungen, für das erste Date, wie man sich auf Weihnachts- und Betriebsfeiern zu verhalten hat usw.? Kommunikationstrainer und Coacher wollen uns ständig sagen, wie wir uns zu verhalten haben, um vermeintlich wirtschaftlich erfolgreich im Leben zu sein. Authentisch sein bedeutet, so zu sein, wie andere Dich haben wollen!


»Bleiben Sie authentisch – aber verkaufen Sie sich!«
Neusprech: Authentisches Marketing
So werden Sie authentisch!

Der Anschlag (55)

Ab sofort gibt es ein Teppichmesser-Verbot nicht nur in Flugzeugen, sondern auch in allen internationalen Zügen, Bussen, Bibliotheken, Autos, Apotheken, Baustellen und Baumärkten. »Zur präventiven Vermeidung von Flugzeug-Entführungen und Terror-Attentaten«, so die Sicherheitsbehörden.

Wer keine israelischen Waffen kaufen und damit keine Araber töten will, ist in den Augen von angesehenen Persönlichkeiten ein Antisemit.

Das Bundesfamilienministerium will in Deutschland mehr Kindertageseinrichtungen finanziell unterstützen und fördern, die 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr geöffnet haben. Für eine bessere Humakapitalverwertung »bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie«, heisst es.


»Der Anschlag«

Presseblick (73)

Der Antirussimus nimmt immer groteskere Züge an. Als getarnter Reportagen-Bericht mit dem reißerischen Titel »Wir sind unter euch« werden gezielt Assoziationen und Ängste geschürt. Es geht um die sog. »Digger-Bewegung« in Russland, die in der Kanalisation lebt, feiert und Fotos macht. In dem Beitrag heißt es beispielsweise: »Auf die Straße gehen jetzt nur noch die, die irre mutig sind.« Und weiter: »Wie klaustrophobisch muss sich ihr Leben anfühlen, wenn die Kanalisation im Vergleich dazu ein Schluck Freiheit ist?« Fazit: Putin und die russische Regierung das russische Regime treiben die Menschen in die Kanalisation.

Interessanterweise schreibt wikipedia zum Thema »Russophobie« nur zwei Mini-Absätze zum Abschnitt  »Kritik an einseitiger aktueller Russlandberichterstattung in Deutschland heute«. Bei »Kritische Einwände gegen Vorwürfe der Russophobie« sind es jedocht acht. Wikipedia ist schon lange von westlicher Gesinnungspolizei unterwandert.

Weiterlesen

Eure Freiheit ist nicht unsere Freiheit!

Eure Freiheit ist die Freiheit der Märkte und des Kapitals. Wenn Angela Merkel sagt, dass es »uns gut geht«, kann sie nicht die Bevölkerung meinen, sondern nur die Vermögenden. Wenn Politiker, Wissenschaftler oder Journalisten von der westlichen Wertegemeinschaft sprechen, können sie eigentlich nur Börsenwerte meinen. Die Freiheit der Bevölkerung ist nicht die Freiheit von Bankstern, Kapitalisten und Unternehmern.

Die Welt der Videospiele (1)

game.de, Verband der deutschen Games-Branche e.V.

game.de, Verband der deutschen Games-Branche e.V.

Videospiele auf PC, Konsole und Mobiltelefon sind mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Zwar gibt es noch das Klischee vom pickeligen, dicken Online-Süchtigen, aber es ist nicht mehr so wirkungsmächtig wie früher. Das hat vor allem mit dem Boom von Mobile Games (Pokemon Go, Candy Crush Saga etc.) sowie damit zu tun, dass der Games-Umsatz im Jahr 2015 in Deutschland insgesamt rund 2,8 Milliarden Euro betrug. Im folgenden möchte ich gerne einige ausgewählte Aspekte und Perspektiven aus der Welt der Videospiele näher beleuchten. Weiterlesen

Blogmüdigkeit

müde_titel

Seit einigen Wochen hat sich bei mir tatsächlich eine Art Blogmüdigkeit eingestellt. Das liegt weniger an mangelnden Ideen, als vielmehr an der kafkaesken Realsatire genannt Medienwirklichkeit, die jegliche ernsthafte Analyse konterkariert. Ich komme nicht nur nicht mehr hinterher, den täglichen Irrsinn zu protokollieren und zu bewerten, es ist auch ein Kampf gegen durchgeknallte Windmühlen. Es wird sich stets im Kreis bewegt und das auch noch als Fortschritt verkauft. Vielleicht sollte ich mal 14 Stunden am Stück schlafen?

Aktuell: Schul-Amoklauf in den USA. Ich habe bereits in der Vergangenheit einiges dazu geschrieben (hier und hier). Heute konzentriert sich die Presse auf die Waffengesetze in den USA (damals: »Killerspiele«). Und was ist mit dem gesellschaftlichen Leistungsdruck, mit Mobbing und den psychischen Problemen, denen Jugendliche heute ausgesetzt sind? Das gesamte neoliberale Schulsystem, ja der krankmachende Kapitalismus mit seinen weltweiten Kriegen gehört auf den Prüfstand. Aber soweit will ‑mal wieder- niemand gehen. Gesellschaftliche Kontexte werden regelmäßig ignoriert. Stattdessen greift man immer wieder zur Einzelfall-Theorie. Und natürlich nutzt die Journaille den Amoklauf, um weiter Trump-Bashing betreiben zu können. Ein Trauerspiel.