Inhalte überwinden!

»Wir sind angewiesen, ein bisschen pro Regierung zu berichten«
(freie WDR-Autorin Claudia Zimmermann am 18. Januar 2016 in der niederländischen Sendung »De Stemming«)

  • Wer die Massenmedien kritisiert, ist ein »Lügenpresse-Schreihals« und damit ein verkappter Nazi!
  • Wer die US-Regierung, US-Geheimdienste, die Wall-Street oder Großbanken kritisiert, ist ein Querfront-Antisemit!
  • Wer nicht an die öffentlichen Verlautbarungen von Regierungen und Politiker glaubt, ist ein Verschwörungstheoretiker!
  • Wer die Schulmedizin oder Impfungen kritisiert, ist ein Esoteriker, der an Jesuswasser und Chemtrails glaubt!
  • Wer die Interessen der Mehrheit und der Bevölkerung im Fokus behält, ist ein Populist!
  • Wer nicht an die NATO-Propaganda glaubt und kein Russland-Bashing betreibt, ist ein Putinversteher!
  • Wer die westlichen Narrative und Werte hinterfragt, ist ein Extremist und Kommunist!

Meinungskontrolle. Diskurshoheit. Kampagnen-Journalismus. Es geht schon lange nicht mehr um den Austausch von Argumenten, Ursachen oder Analysen, sondern nur noch darum, den Sender der Botschaft zu diffamieren. Insbesondere dann, wenn die vermeintliche neoliberale Alternativlosigkeit als Herrschaftsinstrument enttarnt wird. Damit die Meinung der Herrschenden auch die herrschende Meinung bleibt.


Populismus
Antisemitismus
Verschwörungstheorie

Neusprech: »Freiwillige Selbstverpflichtung«

Das Schlagwort »freiwillige Selbstverpflichtung« ist in Politik und Wirtschaft ein beliebtes Argument, um verbindliche Regelungen zu vermeiden. Es wird suggeriert, dass eine gesetzliche Regulierung nicht nötig sei, da Konzerne, Banken und Unternehmen freiwillig ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung nachkommen würden. Warum sie ‑ohne effektive Sanktionsmöglichkeiten- überhaupt etwas anderes machen sollten, was nicht in ihrem ureigenen (Profit-)Interesse liegt, verraten uns weder das Schlagwort, noch Politiker, die diese Phrase verwenden. Weiterlesen

Neukaledonien

Es ist immer wieder erstaunlich, wie euphemistisch Wikipedia-Einträge sind, wenn es um westlichen (Neo-)Kolonialismus und Imperialismus geht. Neukaledonien ist eine zu Frankreich gehörende Inselgruppe im südlichen Pazifik. Sie wurde vom französischen Militär erobert, weil dort zehn Prozent der weltweiten Nickel-Vorkommen existieren. Wikipedia schreibt beschönigend:

Die Urbevölkerung der Melanesier oder Kanak bildet mit einem Anteil von ungefähr 44 Prozent der Bevölkerung eine Minderheit. Eine große Bevölkerungsgruppe stellen die Nachfahren der ersten „Siedler“ aus Frankreich, die Caldoches, zusammen mit den Métropolitains, den französischen Neueinwanderern. Insgesamt machen Weiße, also Europäischstämmige, 34,1 % der Bevölkerung aus.«

Wie jetzt? 44 Prozent sind die Minderheit und 34 Prozent die Mehrheit? Und warum ist »Siedler« in Anführungszeichen gesetzt? Warum schreibt man nicht gleich westliche Eroberer, Kolonialisten, Besatzer oder Imperialisten? Weiter gehts mit:

»...zu Frankreich gehörige Überseegemeinschaft mit besonderem Status.«

So nennt man heute ein gewaltsam besetztes Gebiet, bei dem die Ureinwohner brutal unterdrückt werden.

»Die Eingriffe in die Ökosysteme der Insel sind teils erheblich

Welche Folgen der radikale Nickel-Abbau für Natur, Umwelt und Landbevölkerung ganz konkret hat, verrät uns Wikipedia aber nicht, wie beispielsweise vergiftete Flüsse und Bäche, tote Fische und verdorrte Wälder.

Wie ich darauf komme? Durch den hervorragenden Spielfilm »Rebellion«, der einen Aufstand der Ureinwohner in Neukaledonien gegen die französischen Besatzer zum Thema hat.

»Toxische Community«

Es ist nicht ganz einfach, eine Institution zu schaffen, die sozusagen in Form einer Wahrheitskommission entscheidet, was ist wahr und was nicht. Dann muss ja auch noch entschieden werden, was ist relevant oder was ist nicht relevant. Da befinden wir uns am Anfang einer Diskussion.”
(Justizminister Heiko Maas (SPD), zeit.de vom 13. Dezember 2016)

Dieses geflügelte Schlagwort verwenden Journalisten seit einiger Zeit, um Kommentare und Forenbeiträge als unangemessen, unhöflich und unfreundlich zu bezeichnen. Dabei rühren viele an und in dieser Vokabel, je nach eigener Bedürfnis- und Interessenlage. Denn als »giftig« gelten häufig nicht nur Beleidigungen, Provokationen oder menschenverachtendes Gedankengut, sondern auch (Politik‑, Medien- und Ideologie-)Kritik, mit der man sich nicht befassen und die man nicht lesen will. Die ZEIT löscht beispielsweise regelmäßig Kommentare, die ihrer Meinungs- und Deutungshoheit gefährlich werden könnten. Andere Online-Medien haben die Kommentarsektion gleich ganz gesperrt. Feminismus‑, NATO- und Neoliberalismus-Kritik brandmarkt man dann auch gerne mal als unangemessen oder »toxisch«.

Gerade die bürgerlichen Journalisten haben immer noch große Probleme damit, Kritik anzunehmen. Kommunikation bedeutet für sie in aller Regel senden und nicht empfangen. Festzuhalten ist, dass omnipräsentes PR-und-Marketing-Bullshit-Gelaber, die millionenfachen SEO-Texte im Web (ohne wirklichen Informationsgehalt) sowie die überall getarnten Werbe-Artikelchen (um den Adblocker zu umgehen) die Web-Community ebenfalls nerven und provozieren. Das Generieren und Bedienen von Skandalen, Lügen, Hypes, Shitstorms und Affären, um Aufmerksamkeit zu generieren, ist im Übrigen für einen konstruktiven Diskurs nicht weniger »toxisch«, als Beleidigungen und Provokationen von Web-Usern.


»Anti-Fake-News«
»Aufmerksamkeit als Währung«
»Replik auf: Journalismus unter Beschuss«

Feindbildkonstruktion

Die tägliche Berichterstattung unserer NATO-Leidmedien-Lücken-Presse bewirkt folgendes Framing:

Journalisten unterstützen so gezielt eine Feindbildkonstruktion und ein infantil-binäres Wertesystem, bei denen es nur vermeintlich Gute und Böse gibt. Es sind die immer gleichen Medien-Mechanismen, wenn man die Bevölkerung auf einen bevorstehenden Krieg einschwören will. Diese Methode wird schon seit Jahrhunderten verwendet.

Presseblick (73)

Der Antirussimus nimmt immer groteskere Züge an. Als getarnter Reportagen-Bericht mit dem reißerischen Titel »Wir sind unter euch« werden gezielt Assoziationen und Ängste geschürt. Es geht um die sog. »Digger-Bewegung« in Russland, die in der Kanalisation lebt, feiert und Fotos macht. In dem Beitrag heißt es beispielsweise: »Auf die Straße gehen jetzt nur noch die, die irre mutig sind.« Und weiter: »Wie klaustrophobisch muss sich ihr Leben anfühlen, wenn die Kanalisation im Vergleich dazu ein Schluck Freiheit ist?« Fazit: Putin und die russische Regierung das russische Regime treiben die Menschen in die Kanalisation.

Interessanterweise schreibt wikipedia zum Thema »Russophobie« nur zwei Mini-Absätze zum Abschnitt  »Kritik an einseitiger aktueller Russlandberichterstattung in Deutschland heute«. Bei »Kritische Einwände gegen Vorwürfe der Russophobie« sind es jedocht acht. Wikipedia ist schon lange von westlicher Gesinnungspolizei unterwandert.

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Sprachmotive

Spiegel Online titelt: »Warum dieser Biologe nichts gegen genveränderte Pflanzen hat«. Eine typische Clickbait-Headline, bei dem weder der Biologe, noch das Argument genannt werden. Sie soll neugierig machen und der nachfolgende Artikel verspricht vermeintliche Antworten zu liefern (was häufig gar nicht der Fall ist!). Besonders Online-Redakteure sehen sich gezwungen, solche Schlagzeilen zu generieren, um Reichweite, Aufmerksamkeit und Klickzahlen zu erzeugen. SEO bestimmt Inhalt und Form des Artikels. :rock:

Georg Wieselsberger bei gamestar.de schreibt: »Facebook — Kostenpflichtige Version ohne Werbung möglich«. Und dann spricht er von einer »werbefreien Bezahlversion«. Es scheint selbst bei vielen Redakteuren und Journalisten noch nicht angekommen zu sein (bzw. sie sagen es nicht öffentlich): bei Facebook bezahlt man mit seinen Daten! Insofern ist es bereits kostenpflichtig! Nur die Währung hat sich geändert. Die Legende vom kostenlosen Facebook muss endlich dekonstruiert werden! :jaja:

In der aktuellen Ausgabe der Le Monde Diplomatique (9. Mai 2018) schreibt Nikolai Kozhanov über die Motive der russischen Regierung für den Syrien-Einsatz: »Was will Russland in Syrien?« Wie jeder Journalist hat auch er fein gelernt, Synonyme (und nicht immer die gleichen Begriffe) zu verwenden. Ergebnis: Putin, Russland, Moskau und die russische Regierung sind somit ein zentraler Körper mit einem zentralen Interesse. :wtf:

Neusprech: Resilienz

ZG-Artikel: Neusprech HeuteAls Resilienz (lateinisch resilire »zurückspringen«, »abprallen«) bezeichnet man die ressourcenabhängige und individuell unterschiedliche Fähigkeit, krisenhafte Lebensumstände ohne gesundheitliche Einbußen physischer oder psychischer Art zu bewältigen (persönliche Widerstandskraft). Resilienz ist kein Zustand, sondern ein stetiger Prozess. Das Gegenteil von Resilienz ist Verwundbarkeit. Faktoren, die Resilienz beeinflussen sind:

  • Umweltfaktoren (Familie oder Gemeinschaft, schulische Umgebung)
  • Personale Faktoren (Intelligenz, Deutungs- und Sinngebungs-Modelle der Realität, Religiosität)
  • Emotionale Faktoren (Emotionskontrolle, Selbstwirksamkeitserwartung, Beziehungsfähigkeit, Frustrationstoleranz)
  • Prozessfaktoren (Wahrnehmung, Perspektiven, Konzentrationsfähigkeit, persönliche Strategien)
  • Lebenseinstellung (selbstbestimmt/keine Opferhaltung, Lösungsorientierung, Vertrauen in die Selbstwirksamkeit, Optimismus)

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Zaubersprech

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»Zahlungsziele mit Herz und Verstand!« Plakatwerbung für Mitarbeiter im telefonischen Forderungsmanagement. (gesehen am 10.01.2018 in Berlin)

Die Fixierung auf Schlagwörter, Bullshit-Bingo-Begriffen, Platitüden, Euphemismen, Fachwörter und positiv aufgeladenen Plastik-Vokabeln ist im Jahr 2018 so stark wie nie zuvor. Im politischen Diskurs gibt es unendlich viele neoliberal aufgeladene Kampfbegriffe sowie eine ganze Reihe von Diffamierungsvokabeln, um die Meinungs- und Deutungshoheit aufrecht zu erhalten. Die Marketing- und PR-Branche ist voll mit Bullshit-Begriffen, welche die Realität vertriebsgerecht verbiegen sollen. Ebenso die Ökonomie, die Wissenschaft, die Medizin, die Naturwissenschaften, die Psychologie und alle anderen Bereiche. Selbst in der Pädagogik muss jeder ‑der ernst genommen werden will- mindestens einmal die Wörter Inklusion, Selbstwirksamkeit und Partizipation erwähnt haben.

Es geht häufig kaum noch um Inhalte, sondern primär um den Schein von Argumenten. Um Begriffs-Dropping. Um eine Fassade von Diskurs. Heute kann man problemlos lange wissenschaftliche Texte veröffentlichen oder große Reden halten, bei denen man den gesamten Beitrag nur noch um die Zauberwörter herum baut. Sie fungieren als Wiedererkennungsmerkmal, um die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu signalisieren. Sie triggern Narrative, ohne sie direkt zu thematisieren. Zauberwörter funktionieren auch ganz ohne Inhalt. Denn sie sind bereits die Botschaft.


Beispiele für Zauberwörter:
» Neusprech-Begriffe
» Begrifflichkeiten
» Alltagsmarktsprache
» Kriegssprache
» Siegersprache
» Marketing-Deutsch

Regierung oder Regime?

»Der Krieg in Syrien ist nämlich keineswegs losgelöst von den Konflikten im benachbarten Irak oder dem Jemen zu denken, wo Saudi-Arabien als Interventionsmacht auf Seiten der jemenitischen Regierung kämpft — gegen Houthis sowie das vorherige, vom Iran unterstützte Regime

Lars Hauch. »Assads Syrien: zerteilt und zerstört«. Blätter. Ausgabe 1220017. S. 27

Anmerkung: Ein vermeintlich akademisch-intellektuell-politikwissenschaftlicher Text (be)wertet und (be)urteilt ‑bewusst oder unbewusst- durch die Konnotation von Begriffen. Regime, Machthaber und Oligarchen sind negativ besetzt, während Regierung, Präsident und Investoren positive Assoziationen hervorrufen. Niemand spricht vom Merkel-Regime oder das sie eine Machthaberin sei. Von Syrien spricht man jedoch fast ausschließlich nur vom Assad-Regime. Und natürlich gibt es in Deutschland auch keine Oligarchen, sondern nur Großunternehmer und Investoren. Dann gäbe es noch die Interventionsmacht, statt völkerrechtswidriger Aggressor, was Saudi-Arabien im Jemen aber faktisch darstellt. Von den gemäßigten Rebellen wollen wir erst gar nicht anfangen...