Keine Sklaven. Nirgends.

(22 Sekunden Realitätsverdrängung und Realsatire)

»In Katar baut eine riesige Arbeiterarmee an sechs von sieben Wochentagen, winters wie sommers, bei Temperaturen von bis zu 50 Grad, die Stadien für die Fußballweltmeisterschaft 2022. Während ihres Aufenthalts in Katar sind die ausländischen Arbeiter praktisch rechtlos: ihr Lohn wird sehr spät oder gar nicht ausgezahlt, ihre Wohnheime sind baufällig und unhygienisch, sie dürfen ohne Zustimmung des Arbeitgebers nicht den Job wechseln und ihr Pass wird eingezogen. [...] Bis zum ersten Anpfiff der WM ist mit dem Tod von über 7.000 Wanderarbeitskräften zu rechnen.«

David Garcia. »Die Leibeigenen von Katar«. Le Monde Diplomatique. Ausgabe Juni 2016. S. 16

Arbeitsscheue. Drückeberger. Faulenzer.

faulenzer_titelDie Faulheit gilt in westlichen, industrialisierten Breitengraden als moderne Todsünde. Wer keine Leistung zeige, wenig motiviert und nicht fleißig sei, wer im Müßiggang oder in der Langsamkeit verharre, wer zu viel nachdenke, der sei nicht nur unmodern und unzeitgemäß, sondern eine überflüssige, ja verachtenswerte Ballastexistenz. Die kapitalistische Wachstumsdynamik braucht Menschen, die sich dem Dogma des höher, schneller, weiter – Prinzips unterwerfen. Denn für den Kapitalismus gibt es kein zurückblicken und kein stehenbleiben,  sondern nur den endlosen Zwang des »weiter so!«, der Rohstoffausbeutung und der Geldvermehrung. Nur wer hart arbeite, habe sich in seiner Freizeit einige Stunden Nichtstun verdient. Wobei auch alle Freizeitaktivitäten als belangloses Gedöns angesehen werden, die nicht ökonomisch verwertbar seien oder der Selbstoptimierung gewidmet werden. Weiterlesen

»Aber mein Chef braucht mich!«

chef_titelVorauseilender Gehorsam. Untertanenmentalität. Sklavenmoral. Millionen von Lohnarbeitern in Deutschland wollen gerne daran glauben, dass sie auf der Arbeitsstelle unersetzlich sind. Sie seien doch so zuverlässig, loyal, motiviert und würden so außergewöhnlich viel und einzigartiges leisten, was andere nie niemals könnten. Sie lechzen nach Lob, betteln nach Anerkennung. Doch während Unternehmen zwar vermeintlich soziale Methoden zur Motivationssteigerung anwenden, so sind sie nur selten an ihren Mitarbeitern ernsthaft interessiert. Das Menscheln ist in der Regel nur Mittel zum Zweck. Für die Motivationsverbesserung der Untertanen und somit für die Produktionsoptimierung des Betriebes. Weiterlesen

Neulich auf dem Spielplatz

spielplatz_titelGespräch mit einer Mutter. Ihre 4 Jahre junge Tochter schaukelt gerade.

Mutter: »Also ich will schon, dass Helena (Name geändert) später Abitur macht und studiert.«
Ich: »Daran denkst Du jetzt schon? Sie ist doch erst im Kindergarten.«
Mutter: »Je früher desto besser! Wenn ich schon sehe, wie hier die Vorschularbeit so läuft, dann muss ich mir ernsthaft überlegen, ob ich mir nicht eine andere Einrichtung suche.«
Ich: »Echt jetzt? Aber sie hat doch hier ihre Freundinnen und sie geht doch auch gerne in die Kita, oder?«
Mutter: »Das schon, aber die Bildungsarbeit gefällt mir hier ganz und gar nicht. Mal sehen, vielleicht suche ich für sie später auch einfach nur einen Arabisch-Sprachkurs. Die Sprache ist ja jetzt wichtig, wegen den ganzen Flüchtlingen und so.«
Ich: »Willst Du sie nicht erstmal nur Kind sein lassen? Der Lohnarbeitswahnsinn kommt doch noch früh genug.«
Mutter: »Ja. Eben!«

Presseblick (49)

Am 13. Januar 2016 hat die Berliner Polizei zusammen mit zwei Sondereinsatzkommandos (SEK) ein von der alternativen Szene bewohntes Haus regelrecht überfallen. Türen wurden eingetreten, sämtliche Wohnungen durchsucht, Möbel und Haushaltsgeräte zerstört. Der Grund war ein vermeintlicher Angriff auf einen Polizisten einige Stunden zuvor. Die World Socialist Web Site schreibt treffend: »Großeinsatz der Berliner Polizei: eine Bürgerkriegsübung zur Unterdrückung sozialer Unruhen.« Oliver Höfinghoff Mitglied der Piratenfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus kommentiert den Fall im Neuen Deutschland und schreibt: »So hat mir selbst die Berliner Polizei schon versucht, als recht prominentem Kritiker der Polizeiarbeit in zwei Fällen Straftaten vorzuwerfen.« Und während mehr als 4.000 Menschen gegen Polizeiwillkür in Berlin-Friedrichshain demonstrierten, bezeichnet Innensenator Frank Henkel (CDU) das Wohngebiet der Alternativen als »Gefahrengebiet«, das »Terroraktionen« ausführen würde. Weiterlesen

Konservative Geschichtsvergessenheit

Viele konservative Biedermeier-Weltverleugner-Spießer mögen linkspolitische Menschen nicht. Diese ewigen Weltverbesserer, Gewerkschafter, Klugscheißer, Verkehrblockierer-Demonstranten, Aktivisten, Verräter-Whistleblower und die unbequemen Freidenker. Sie genießen aber alle Segnungen und Vorzüge, die eben genau Gewerkschafter und linke Aktivisten für die arbeitende Bevölkerung erkämpft haben. Und sie tun alle so, als seien diese Regelungen Naturgesetze oder von Gott gegeben. Dabei wurden sie mit viel Blut, Schweiß und Tränen erkämpft. Streikende Arbeiter, Sozialisten und politische Aktivisten wurden und werden auch weiterhin weltweit ermordet.  Blutige Streikniederschlagungen finden auch heute noch überall in der Welt statt. Eben nur nicht direkt vor unseren Augen.

Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, der 8 Stunden Arbeitstag, die Elternzeit und die 5 Tage Woche sind keine großzügigen Geschenke des Kapitals gegenüber der arbeitenden Bevölkerung gewesen. Nein, sie mussten hart und brutal erkämpft werden! Nur infantile Facebookianer, verkappte Mittelschichts-Rassisten und Sofa-Shitstormer sind eben nicht diejenigen gewesen (und werden es auch niemals sein!), die auch aufgestanden sind und sich für das Wohl der Bevölkerung eingesetzt haben. Das waren in aller Regel progressive Kräfte. Heute verachten diese Leute voller Inbrunst die Linken, die »Gutmenschen« wie sie es oft abwertend formulieren, genießen aber gleichzeitig die Menschen- und Arbeitsrechte, die ohne linkes Engagement in der Vergangenheit niemals zustande gekommen wären.

Selbstverschuldete Ausbeutung?

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), eine Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, hält in einer Analyse fest, dass rund 30 Prozent aller Mini-Jobber keinen bezahlten Urlaub und rund 50 Prozent keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall erhalten. Dabei sind die gesetzlichen Regelungen in Deutschland eindeutig. Auch Menschen mit einer geringfügigen Beschäftigung haben Anspruch auf bezahlten Urlaub und auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Als wäre diese Feststellung nicht schon Skandal genug, so setzt das IAB noch einen drauf, in dem es schlussfolgert: »Bezahlter Urlaub wie auch Lohnfortzahlung bei Krankheit werden häufiger nicht gewährt, wenn die Beschäftigten bzw. die Betriebe den rechtlichen Anspruch nicht kennen.«

Aha. Weil man also seine Arbeitsrechte nicht kennt, ist man auch verantwortlich dafür, dass der Lohnarbeitgeber diese mit Füßen tritt? Das soll die Ursache sein? Ein seltsames Verursacherprinzip und eine absurde Rechtsauffassung, die das IAB da als Fazit der Studie formuliert. Sind nicht eher die dreisten Unternehmen schuld, wenn sie ihre Mitarbeiter ausbeuten? Erwächst etwa aus der Unwissenheit der Mitarbeiter, ein Recht, diese rechtswidrig behandeln zu dürfen?

Presseblick (46)

Wolfgang Lieb von den Nachdenkseiten hört nach 12 Jahren auf. Er sei mit der Richtung, welche die Nachdenkseiten einschlagen würden, nicht mehr einverstanden. Sie sei zu konfrontativ, einseitig und diskursunfähig geworden. Auch würden sie die USA für zu vieles verantwortlich machen. Er halte auch den »häufigen Vorwurf der medialen Gleichschaltung« für falsch. Schon deshalb weil er historisch mit der Nazizeit verknüpft sei. Auch wenn ich Wolfgang Lieb´s Texte immer gern gelesen habe, so liest sich seine Begründung wie ein Vorwurf, die Nachdenkseiten seien zu antiamerikanisch und verschwörungsteoretisch geworden.

Dabei haben Edward Snowden, Julian Assange, die gezielten Drohnenmorde der USA, Atlantikbrücke-Journalisten, der NSA-Skandal sowie die einseitige Berichterstattung beim GdL-Streik, der Ukraine, Russland/Putin, dem Syrien-Krieg und Griechenland für jeden eindeutig offen gelegt, dass die Herrschenden schon lange nicht mehr an einem demokratischen, kritischen Diskurs interessiert sind. Indessen nutzen die »linke TAZ« und die »linke Frankfurter Rundschau« den Ausstieg von Lieb, um die unliebsame Nachdenkseiten-Konkurrenz als Sammelbecken für Verschwörungstheoretiker, Antisemiten, NATO-Hasser und Antiamerikaner  zu diffamieren. Wann ist diese Keule endlich abgenudelt? Weiterlesen

Erziehung zur Menschenverachtung

elternbriefeVor einiger Zeit saß ich im Wartezimmer eines Kinderarztes und las die Elternbriefe. Eine Initiative der katholischen Kirche, die nach eigener Aussage: »dazu beitragen (wollen), dass das Leben in Ehe und Familie gelingt. [...] Erarbeitet werden die Briefe von einem Team von Fachleuten: Erziehungsberatern, Ärztinnen, Theologen, Journalisten.« Klingt auf den ersten Blick unverfänglich und nobel. Als ich jedoch im Elternbrief Nr. 35 die Experten-Vorschläge gelesen habe, wie man als Eltern auf die Frage des Kindes »Warum sitzt der Mann auf dem Bürgersteig« reagieren sollte, kam mir die Galle hoch. Weiterlesen

»Wer wirklich arbeiten will, der findet auch eine Arbeit!«

work_titelTypisches Realsatire-Gespräch zwischen einem Erwerbslosen (E) und einem Lohnarbeiter (L).

L: Und was machst Du so?

E: Viel Lesen, mich mit Freunden treffen, meine Gedanken aufschreiben, meinem Sohn die Welt zeigen, Fahrrad fahren, kulturelle Einrichtungen besuchen...

L: (unterbricht) Ach so, ich meinte jetzt aber wo Du arbeitest?

E: Ich bin derzeit erwerbslos.

L: (heuchelt Mitleid und fühlt sich gleichzeitig überlegen) Oh. Und wie lange schon?

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