Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn (14)

telepolis.de

Woran erkennt man, dass wir in Deutschland einen tief verinnerlichten Arbeitsfetisch haben? Woran sieht man, dass offensichtlich sehr viele Menschen in Deutschland eine regelrechte »Angst vor der Freiheit« besitzen, wie es Erich Fromm schon vor Jahrzehnten formuliert hatte? In einem BILD-Beitrag zur »Vier-Tage-Woche«. Bei YouTube wurde das Video nach einigen Monaten auf »privat« gestellt. Auf Facebook habe ich es noch gefunden. Weiterlesen

Migrationspolitik

»Rechte Parteien sind in ganz Europa auf dem Vormarsch, weil linke Denker und linke Politiker die tatsächlichen Probleme der normalen Arbeiterschaft nicht sehen und anerkennen wollen.«

Gute Argumente zum Thema Migrationsbegrenzung (aus linker Perspektive) bringt hier der gute Ervin von »Proletopia«. Unternehmen, Politik und Kapital fordern nicht deshalb einen unbegrenzten Zuzug von Migranten und vemeintlichen Fachkräften, weil sie »humanistisch« oder »moralisch« sind, sondern, weil sie damit die Arbeiter gegeneinander (ökonomisch und kulturell) ausspielen können. Die Löhne können so dauerhaft niedrig gehalten und die Arbeiterrrechte »eingehegt« werden. Weiterlesen

Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn (12)

Heute wird es etwas anekdotisch. Nach einigen Arbeitsstellen und noch viel mehr Jahren im Berufsleben, bin ich ‑ganz persönlich und ganz subjektiv- zu dem Schluss gekommen: »Kompetenz ist Nichts. Sympathie ist alles!«

Ich kann bis heute nicht verstehen, warum man Menschen auf der Lohnarbeit »sympathisch« finden kann, die nicht teamfähig sind, keine eigenen Ideen oder Vorschläge einbringen, sehr unzuverlässig sind und eigentlich schon innerlich gekündigt haben. Auf der Lohnarbeit beurteile ich meine Kollegen nicht nach ihrem Lächeln, ihrer Körpergröße, ihrer Figur, ihrer Kleidung oder nach ihrem Gerede — sondern einzig und allein danach, was sie wann, wo und wie genau gemacht oder eben nicht gemacht haben. Weiterlesen

Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn (11)

(Teambesprechung 1)

Chefin: »Gibt es noch weitere Anliegen?«

Frau Müller: »Ja. Es müsste sich noch jemand um unseren Großkunden Herr Schabanowski kümmern. Und die Kaffeeküche müsste mal aufgeräuumt werden.«

Chefin: »Ok. Wer kann sich um den Großkunden kümmern?«

(Betretenes Schweigen. Alle schauen und ducken sich weg.)

Chefin: »Wer kann die Kaffeeküche in Ordnung bringen?« Weiterlesen

Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn (10)

[Im Büro]

Frau Hein: (arbeitet 20 Std/Woche an vier Tagen, mit Augenaufschlag, gute Beziehung zum Chef) »Ich muss heute leider früher gehen, meine Tante hat Geburtstag. Könntest Du meine Akten für heute übernehmen?«

Herr Schmitt: (arbeitet 39 Std/Woche an fünf Tagen) »Ja, okay, kann ich machen!«

Frau Hein: »Vielen Dank!« (lächelt) »Ach ja, bevor ich es vergesse...Könntest Du ab nächster Woche meine Außendienste übernehmen? Irgendwie schaffe ich das alles nicht mehr. Das wäre echt lieb von Dir!« Weiterlesen

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)

»Ne Firma ist wie ne Ehefrau, die fickt dich wenn du gar nicht mehr damit rechnest.« (Bernd Stromberg)

»Seit 2004 sind Arbeitgeber verpflichtet, länger erkrankten Beschäftigten ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (kurz: BEM) anzubieten.«

Die Sprache ist und war schon immer verräterisch. Zwischen Bullshit-Bingo, Euphemismen, Marketing-Geblubber und verbrannten Begriffen (wie beispielsweise »Nachhaltigkeit«), tropft immer die eigene Weltanschauung hindurch, sowie die Werte, Normen und Narrative, die man den Leuten ins Gehirn impfen will. So auch beim »Betrieblichen Eingliederungsmanagement« (BEM). Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) betont, dass es darum gehe, die Arbeitsunfähigkeit zu überwinden. Die Lohnarbeitsdrohne habe eben unablässig zu funktionieren! Außerdem: »Für den Arbeitgeber rechnet es sich, weil es die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten fördert, Fehlzeiten verringert und damit Personalkosten senkt.«

Die Vokabel »Betriebliches Eingliederungsmanagement« verdeutlicht zwei Dinge. Zum Einen zeigt sie auf, dass nur wer lohnarbeite dazu gehöre, er »eingegliedert« sei. Warum Teilhabe an der Gesellschaft primär und immer Lohnarbeit bedeute, war mir schon immer suspekt. Es beweist, welcher Lohn-Arbeitsfetisch in Deutschland vorherrscht. Außerdem definiert der Begriff die Ware Arbeitskraft, die Haltung zum Lohnarbeiter als Ressource, Humankapital und Objekt. Den Menschen aber vor allem auf seine Funktion als Lohnarbeiter zu reduzieren, ist zutiefst menschenverachtend. Heute aber scheinbar allgemeiner Konsens.


Neusprech
Lohnarbeitswahnsinn

»Seien sie unsicher!«

Entgegen sämtlicher Job-Coacher behaupte ich, dass viele Personaler und Chefs unsichere, nervöse und eher schüchterne Bewerber bevorzugen. Sicher, sie müssen schon das Gefühl und den Eindruck haben (wissen können sie es zu diesem Zeitpunkt meist noch nicht), dass der Kandidat die Aufgaben lösen und die entsprechenden Kompetenzen für den Job vorweisen kann. Aber wie oft habe ich es erlebt (und auch von Freunden, Kollegen und Verwandten erzählt bekommen), dass wenn man im Bewerbungsgespräch zu locker, unaufgeregt und selbstbewusst war (einfach weil der Ablauf samt Fragen immer und immer gleich abläuft), man weniger Vitamin S (Sympathie) erhält. Ganz im Gegenteil habe ich es sogar öfters wahrgenommen, dass man im Gespräch irgendwann meinen Blicken ausgewichen ist und nervös mit dem Kugelschreiber gespielt hatte.

In Deutschland ist die Untertanenkultur immer noch sehr ausgeprägt. In der Arbeitswelt herrscht purer Neofeudalismus. Da will und braucht man devote Lohnarbeitsdrohnen, die funktionieren und nicht aufmucken. Mitdenken und ‑Handeln ist zwar erlaubt, aber stets nur im Interesse des Betriebes. Wer da schon im Bewerbungsgepräch zeigt, dass er sich weder von den Psychofragen, noch von der Selbstverliebtheit des Unternehmens (samt seinen Mitarbeitern) großartig verunsichern lässt, wird schon hier zu einer fragwürdigen Persönlichkeit. Denn wenn man den Kandidaten schon im Bewerbungsgespräch nicht steuern und kontrollieren kann (und er somit keinen vorauseilenden Gehorsam zeigt), wie wird er sich wohl dann im Arbeitsalltag verhalten? Ist er womöglich Gewerkschaftsmitglied? Oder wird einen Betriebsrat gründen? :nene:


Vitamin S
»Aber mein Chef braucht mich!«
Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn

Absurde Arbeitslogik

  • Wer raucht, hat mehr Pause. Wer nicht raucht, darf mehr arbeiten.
  • Wer mit seinen Kollegen nicht tratscht und lästert, mit dem wird weniger geredet.
  • Wer seine Arbeit schnell und effizient erledigt, bekommt als Belohnung noch viel mehr Arbeit.
  • Wer klüger, fleißiger und leistungsfähiger als der Chef ist, wird weg gelobt oder weg gemobbt.
  • Wer innovative oder kreative neue Vorschläge bringt, stört die etablierten Strukturen.

Leistungsgesellschaft. G‑e-n-a‑u.


»Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn«

Protest ist...

Das Jugend- und Ausbildungsmagazin »Spiesser« richtet sich an junge Erwachsene (16−24 Jahre) und erscheint bundesweit mit einer Druckauflage von 400.000 Exemplaren. Herausgegeben wird die Zeitschrift von der Orange YC GmbH, die von sich behauptet:

»...vereint unsere Agentur komplexe Themenfelder, wie z.B. Employer Branding, Ausbildungsmarketing und Personalwerbung. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung wissen wir, wie wir gute Kampagnen lancieren.«

Anzeigen schalten hier unter anderem die Deutsche Bahn, die Allianz-Versicherung, DM und Metro. Die aktuelle Ausgabe vom Jugend- und Ausbildungsmagazin widmet sich ganz dem Thema »Protest«. Folgende inhaltliche Aussagen werden hier beispielsweise getroffen:

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