Kinder in Deutschland; Teil 51: Bad News

»Erzieher soll fünf Kinder in Hamburger Kita missbraucht haben [...] Wir führen gegen einen Erzieher in einer Kindertagesstätte ein Ermittlungsverfahren wegen des Vorwurfs des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Itzehoe.«

tagesspiegel.de vom 28. Oktober 2021

Wenn das stimmen und zutreffen sollte, ist das ein unsagbar schreckliches Verbrechen gegen die Kinder. Und natürlich müssen die Leitungen solche Vorwürfe ernst nehmen. Derzeit wissen wir aber nicht, ob wirklich ein Verbrechen stattgefunden hat. Auch der Tagesspiegel nicht. Scheinbar gibt es hier immer noch ein laufendes Gerichtsverfahren. Ich halte so eine Nachricht für gefährlich und schädlich. Warum macht eine Redaktion so eine Meldung? Es gibt wohl täglich dutzendfache Polizei-Meldungen, warum muss man ausgerechnet diese thematisieren? Welchen Mehrwert bringt sie? Weiterlesen

Aufbewahrungsanstalten

Im aktuellen Böckler Impuls (Ausgabe 18–2018) von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung (DGB), gibt es eine interessante Untersuchung zum Thema »Nachts in der Kita«. Kinderbetreuung, die 24 Stunden am Tag und auch an Wochenenden möglich ist. Deutschlandweit gebe es bereits zehn Einrichtungen die eine 24-Stunden-Betreuung anbieten. Die Nachfrage steigt. Zwar betonen die Forscher, dass sie »kein Ersatz für familienfreundliche Arbeitszeiten« seien, behaupten aber, dass sie grundsätzlich geeignet sind, um »Eltern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern, ohne dass die Kinder Schaden nehmen.« Sagen zumindest die Leiterinnen der besagten 24-Stunden-Kitas sowie die Forscher der Studie.

»Alles in allem gehen die Befragten davon aus, dass erweiterte Betreuungszeiten nicht schädlicher sind für das Kindeswohl als die regulären Zeiten.«

Interessant, dass hier kein Pädagoge oder Psychologe zu dem Thema befragt wurde. Statdessen erweisen die Forscher den Kindern hier einen Bärendienst. Gerade für Kleinkinder ist eine übermäßige Fremdbetreuung nicht immer ohne Folgen. Die zahlreichen Untersuchungen hierzu, erwähnt die Studie mit keiner Silbe. Unternehmen und Industrie wird es freuen. Schließlich sollen so gut wie alle Lohnarbeiter (und eben nicht nur Feuerwehr-Leute, Polizisten, Altenpfleger etc.) am besten immer verfügbar sein. 24-Stunden-Kitas eignen sich hierfür bestens, um die Kinder jederzeit abschieben liebevoll betreuen zu können.


Kinder in Deutschland
Der pädagogische Happen

Kinder in Deutschland; Teil 43: Übergänge

übergänge_titelIm Leben eines jeden Kindes gibt es vor allem zwei große Übergangsphasen: der Eintritt in die Schule sowie der Eintritt in das Arbeitsleben. In der pädagogischen Literatur gibt es primär jede Menge Beiträge und Untersuchungen vom Übergang Kindergarten — Schule. Die Untersuchung von der Schulphase zum Berufsleben scheint meist eher ein wirtschaftspolitisches Thema zu sein.  Beide Übergangsphasen sind für Kinder und Jugendliche entscheidende Wegpunkte. Sehr viel wird und wurde darüber geredet und geschrieben, wie man Kinder in dieser sensiblen Lebensphase unterstützen kann. Was jedoch der Aufprall von gegensätzlichen Werten und Normen bei Kindern verursacht, wird eher selten bis gar nicht thematisiert. Weiterlesen

Der Anschlag (44)

anschlag_teaserDas Bundesministerium für Finanzen (BMF) hat bekannt gegeben, dass Bürgerinnen und Bürger, die Bargeld, Edelmetalle oder Fremdwährungen in den eigenen vier Wänden verwahren, eine große Gefahr für unser Wirtschaftssystem seien. Diese Bürger seien staatsfeindliche Individuen, da sie sich dem Konsum und den Banken verweigern würden.

Ein anonymer Whistleblower will herausgefunden haben, dass für die mehr als 4.000 weltweiten Drohnenmorde sowie die dutzenden CIA-Putsche, Wladimir Putin persönlich verantwortlich gewesen sei. Er habe die US-Geheimdienste für seine Interessen benutzt und seine Hacker los geschickt, so der Leak.

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände schlägt in einem strategischen Papier vor, dass alleinerziehenden Müttern ermöglicht werden soll, ihre Kinder bis zur Volljährigkeit, in eine Pflegefamilie unterzubringen oder zur Adoption freizugeben. Nur so könnten sich diese Frauen voll dem Arbeitsmarkt widmen.

(Bisherige Folgen)

Der pädagogische Happen (13)

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Mutter: »Na, wie war der Tag heute?«

Erzieherin: (lächelt freundlich, versucht diplomatisch zu sein) »Schwierig. Oskar hat heute Steine nach Sophia geworfen und sie leider auch direkt am Auge getroffen. Sie musste im Krankenhaus behandelt werden.«

Vater: »Oh, das tut mir leid. Aber, das hatte doch sicherlich eine begründete Vorgeschichte, oder? Er würde sowas nie einfach nur so machen!«

Erzieherin: »Das Ganze ging sehr schnell, aber ich habe es genau beobachtet. Er hat Steine aus unserem Garten aufgehoben und sie direkt auf Sophia geworfen. Es gab vorher keine Interaktion zwischen den beiden. Außerdem mussten wir ihn heute Morgen aus der Sportgruppe nehmen, weil er ständig in körperlichen Konflikten involviert war.«

Mutter: »War das mit Christian? Dem Integrationskind? Der ist aber auch nicht Ohne!«

Erzieherin: »Leider gab es dann heute Nachmittag noch einen Vorfall. Nachdem meine Kollegin ihn ermahnt hatte, nannte er sie...Fotze

Vater: (wütend) »Jetzt reicht es mir aber! Unser Sohn tut so etwas nicht!« (Er nimmt seine Frau an die Hand, sie wenden sich ab und gehen ihren Sohn holen.)

(Bisherige Folgen)

Der pädagogische Happen (10)

_happen_Mutter: (gibt gerade ihre fünfjährige Tochter Dorothea in der Kita ab. Zur Erzieherin gewandt. Lächelt künstlich.) „Sie hustet ein bisschen, ist aber ansonsten ganz fit!“

Erzieherin: (begrüßt Mutter und Tochter) „Sie sieht aber schon ein wenig blass aus. Habt Ihr Fieber gemessen?“

Mutter: „Ja. Alles in Ordnung! Entschuldigt, ich muss dringend los. Zur Arbeit.“ (Verabschiedet sich schnell von Ihrer Tochter und geht dann los. Beim Mittagessen übergibt sich Dorothea. Die Erzieher dürfen zwar kein Fieber messen, bemerken aber, dass sie ganz warm und lustlos ist.)

Erzieherin: (zu Dorothea gewandt) „Du sag mal, wie ging es Dir denn gestern so?“

Dorothea: (schaut verlegen weg und sagt dann leise) „Mir war schlecht, aber ich musste versprechen, nichts zu sagen!“

Erzieherin: (ruft die Mutter an) „Sie müssen Ihre Tochter sofort abholen und zum Arzt bringen. Sie hat sich beim Mittagessen übergeben und hat höchstwahrscheinlich Fieber!“

Mutter: „Ich kann hier leider nicht weg. Ich muss arbeiten!“

Erzieherin: »Sie holen Ihr Kind bitte sofort ab! Wir sind eine Bildungseinrichtung und keine Krankenstation! Darüber hinaus können sich andere Kinder, Erzieher und Eltern anstecken!«

Kinder in Deutschland; Teil 40: Erzieher. Lehrer. Eltern.

erz_titelDer Leistungs‑, Selbstoptimierungs- und Wettbewerbswahnsinn hat in Deutschland viele soziale und empathische Errungenschaften zerstört. Kinder werden heute zunehmend als Investitionsobjekte, Ressourcen (»Kinder sind unsere Zukunft!«) und als Selbstverwirklichungs-Projekte wahrgenommen und definiert. Der freie Kinderwille ist fast gänzlich verschwunden. Stattdessen sind sie den Interessen von Eltern, Schule, Politik, Wirtschaft und Medien komplett ausgeliefert. Statt aber zu hinterfragen, warum die Kleinen heute so überfrachtet werden, warum es vor 30 Jahren noch keine Helikopter-Eltern gab und warum wir oft völlig übertriebene Erwartungen und Anforderungen an Kindergärten, Schulen und unseren Nachwuchs haben, wird die Verantwortung hierfür wie in einem Ping-Pong-Spiel zwischen Eltern, Erziehern und Lehrern ständig hin und her geschoben. Weiterlesen

Filmtipp: Die Jagd

jagdEin männlicher Erzieher in einem Kindergarten. Die Kinder mögen Lukas. Die ca. 6 Jahre junge Tochter seines besten Freundes, ist auch in der Einrichtung. Beim Toben gibt sie ihm auf einmal einen Kuss auf den Mund. Und wenig später will sie ihm ein aus Bügelperlen gebasteltes Herz schenken. Lukas, der einzige männliche Erzieher in der Kita, sagt ihr, dass sie nur ihren Eltern einen Kuss auf den Mund geben und das Herz einem Jungen in ihrem Alter schenken solle. Sie fühlt sich abgelehnt und erzählt der Kita-Leitung, Lukas habe ihr seinen Penis gezeigt. Selbst als sie später zugibt, sie habe nur Quatsch erzählt, glauben ihr die Erwachsenen nicht. Die Hetzjagd beginnt. Weiterlesen

»Ich liebe mein Kind!«

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© epikur

Ich sage ja nicht, dass ich meinem Kind keine Grenzen setzen und ihm alles erlauben würde. Aber ich liebe mein Kind! Ich verstehe echt nicht, warum ich mich dafür ständig rechtfertigen muss? Besonders vor anderen Müttern, Erziehern und Lehrern. Alle wissen sie es besser. Dabei habe ich meinen Sohn im Bauch gehabt. Ich versorge ihn mit ausreichend Essen, Trinken und Liebe. Ich gebe einen Haufen Geld für meinen Nachwuchs aus. Ich kümmere mich um ihn, wenn er krank ist. Ich lasse mir da von Niemandem reinreden! Erst recht nicht von anderen Vätern oder kinderlosen Männern. Die haben sowieso keine Ahnung, wie man sich als Mutter so fühlt. Ich allein bestimme, wie ich mit meinem Zögling umgehe. Basta! Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil 24: Freiräume

Die gelebte Kinderfeindlichkeit in Deutschland zeigt sich, auch und vor allem, in den immer kleiner werdenden Freiräumen für Kinder. Kindertagesstätten und Spielplätze werden wegen Lärmklagen dicht gemacht oder ihre Benutzung wird stark eingeschränkt. Nachbarn und Anwohner beschweren sich über zu laute Kinder in der Wohnung. Viele haben nicht mal ein eigenes oder ein sehr kleines Kinderzimmer. In Restaurants, in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie in der Schule sollen sie still sitzen und gefälligst das tun, was von ihnen erwartet wird. Natürlich brauchen Kinder Regeln und Strukturen, aber eben auch Freiräume. Wo können sich Kinder noch frei bewegen? Wo können sie sich noch frei entfalten und ihrer Kreativität freien Lauf lassen? Weiterlesen