»Zeit für ein gutes Gespräch«

Meine Bank mag mich. Oder besser: mein Geld. Zugegeben, es ist nicht viel –also eigentlich sogar erbärmlich wenig- aber Kleinvieh macht eben auch Mist, nicht wahr? Nun habe ich im Januar und im Februar einen Brief von meiner Bank mit dem Betreff »Zeit für ein gutes Gespräch« bekommen. Eine gewisse Birgit Kornatz, Leiterin für Kundendialog, möchte mit mir über meine Finanzen sprechen und mir ein Konzept erstellen. Schließlich hätte ich ja »Ziele und Wünsche«, die natürlich nur rein materieller Natur sein können. »Kredite, Versicherungen und Altersvorsorge« sollen hierfür der beste Weg sein, laut Frau Kornatz.

Viele fragen sich vielleicht, warum ich darüber einen Gedanken oder eine Zeile verschwende? So ticken halt die Banken, das sei eben ihre Sprache und nur ein banaler Werbebrief, ab damit in den Papierkorb und fertig. Ja, Geld ist für elementare Grundbedürfnisse relevant. Aber ich will und werde mir durch solche Texte nicht subtil einreden lassen, dass Ziele, Wünsche und Bedürfnisse im Leben stets eine rein monetäre Natur haben sollen. Das würde den Banken so passen.

Vielleicht möchte ich meine Kinder gut erziehen? Vielleicht möchte ich ein ausgeglichener und in mich ruhender Mensch sein und werden? Vielleicht möchte ich neuen Dingen immer aufgeschlossen gegenüber stehen? Vielleicht möchte ich aufrichtig lieben? Vielleicht möchte ich meinen Prinzipien, Idealen und Normen stets treu bleiben? Vielleicht möchte ich stets schöpferisch aktiv sein?

Der Anschlag (15)

anschlag_teaserAb dem 1. Januar 2016 gibt es in Deutschland auf Produkte, Waren und Güter keine Gewährleistung und keine Garantie mehr. Außerdem werden sämtliche Verbraucherrechte (Umtausch, Rückgabe, Reklamation etc.) restlos abgeschafft und ersatzlos gestrichen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) begrüßt diese politische Entscheidung. Sie sei für das Wirtschaftswachstum in Deutschland alternativlos.

Der US-amerikanische Einzelhandelskonzern Walmart wirbt mit einer einmaligen Sonderaktion: »Sprengstoffgürtel für aufrechte Christen«. Dieser soll rund hundert Dollar kosten, nur für kurze Zeit im Angebot sein und für Bombenstimmung sorgen.

Die Gründung von sogenannten »Bad Banken« für Industrie‑, Produktions- und Atommüll und alle anderen Arten von Umweltverschmutzungen, die von Unternehmen verursacht werden, nehmen weiter zu. Es sei notwendig, dass der Steuerzahler dafür aufkomme, um die deutsche Wettbewerbsfähigkeit nicht zu beeinträchtigen, so ein Sprecher der Industrie.

Marktgerechtigkeit und Verwertungsmoral

Und täglich sollt Ihr einkehren in unsere Konsumtempel!

Und täglich sollt Ihr einkehren in unsere Konsumtempel!

Das oberste Gebot im Kapitalismus lautet: alles ist erlaubt und angemessen, was Profit bringt. Lügen, betrügen, sparen und kürzen, verschleiern, verheimlichen, abzocken, verschmutzen, verschwenden: solange es dem Wirtschaftswachstum dient –also der heiligen Götze des Marktes- ist es gut und richtig. Der Rendite muss sich alles unterordnen. Der Kapitalismus ist nicht daran interessiert, dass es der Bevölkerung und der Umwelt gut geht, sondern einzig daran, dass die wenigen Reichen, noch reicher werden. Ganz im Gegenteil: umso mehr Menschen ängstlich, unzufrieden, chronisch krank, ungebildet oder drogenabhängig sind, umso besser. Weiterlesen

Der Anschlag (12)

anschlagDer Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK), haben in einer gemeinsamen Pressemitteilung die Ausbildungsunfähigkeit der deutschen Jugend beklagt. Sie würden mit 16 Jahren noch keine 10 Jahre Berufserfahrung vorweisen können, keine fünf Fremdsprachen sprechen, keine mehrjährigen Auslandsaufenthalte absolviert und keine marktrelevanten Fortbildungen besucht haben. Außerdem würden sie keine Bereitschaft zeigen, für einen Hungerlohn zu arbeiten. Sie fordern die Politik auf, zu handeln.

In Geflügel Salami und Nürnberger Rostbratwürstchen sind Spuren von Menschenfleisch entdeckt worden. Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt (CSU), könne sich das nicht erklären, da Deutschland bei der Einhaltung von Qualitätsnormen international »vergleichsweise sehr strenge Regeln« habe, so der Politiker.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) kommt nach einer internen Studie zu dem Schluss, dass die Abdeckung von Einkaufszentren in Deutschland ungenügend sei. Für eine bedarfsorientierte Vollversorgung, sollten die Bundesbürger im Umkreis von 50 Metern mindestens ein Shopping Center aufsuchen können. Nur so könne das Wirtschaftswachstum und der Standort Deutschland weiter gewährleistet werden.

Wort. Wert. Wirkung.

cola_titelWerbung kann in unsere Gedanken tröpfeln, unsere innere Ruhe zersetzen oder auch unser Unterbewusstsein manipulieren. In der Regel ist sie jedoch verdammt dämlich, sinnbefreit und kontextlos. Häufig werden positiv besetzte Begriffe aus dem Assoziations-Baukasten verwendet, Plastikbuchstaben und Gummiwörter eingesetzt sowie Worthülsen-Domino gespielt. Ganz ähnlich wie in der Politik. Dennoch halten sich nicht wenige PR- und Marketing-Soldaten für extravagante, kreative Zeitgeister, die stolz von sich behaupten, dass sie mit der Sprache jonglieren und Kunstwerke produzieren würden. Weiterlesen

Die Matrix ist der Fehler

»Selbst ein Kapitalismus mit mehr Einkommensgerechtigkeit wird in der Katastrophe enden, wenn er weiterhin auf Konsumsteigerungen und kurzfristiges Wachstum setzt.«

- Chandran Nair. »Die Mutter allen Kapitals«. Le Monde Diplomatique. Ausgabe Juli 2014. S. 3

Anmerkung: Viele Alt-Sozis, Gewerkschafter und SPD-Anhänger glauben daran, den Kapitalismus zähmen zu können. Eine vermeintlich bessere Verteilung von Brotkrumen der Reichen, führt jedoch nicht zu einem besseren gesellschaftlichen Entwurf, sondern verfestigt nur die ohnehin schon vorhandenen Ungerechtigkeiten (Konsum als Lebenszweck, Ausbeutung von Menschen und der Natur, Umwelt- und Klimaverschmutzung etc.). Was wir wirklich brauchen, sind Alternativen zum menschlichen Abgrund. Und wer die liefern will, wird lächerlich gemacht.

Der Anschlag (8)

anschlagDer Top-Ökonom Hans-Werner Sinn sei stolz auf den demokratischen, rücksichtsvollen und solidarischen Geist, welche die neoliberale Wirtschaftsordnung hervorgebracht habe. Dies zeige sich vor allem in den Städten, wo Tausende Menschen, bei Großveranstaltungen, Grillfesten, Konzerten und an Silvester, ihren Müll auf die Straße werfen würden. Schließlich würden die Menschen dabei hauptsächlich an die so geschaffenen Arbeitsplätze in den örtlichen Straßenreinigungsbetrieben denken, so der Experte.

Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hält Süchte und Abhängigkeiten für einen starken Wirtschaftsfaktor und plädiert für einen weniger gesellschaftlich abwertenden Umgang mit Ihnen. Schließlich würden Alkohol‑, Tabletten‑, Zigaretten- und Spielsüchtige als Dauerkonsumenten dem Wirtschaftsstandort Deutschland einen großen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Ganz im Gegenteil müsse die Bundesregierung dafür Sorge tragen, mehr Kunden zu Süchtigen zu machen, so das Institut in einer internen Mitteilung.

Die Bundesregierung und das Bildungsministerium wollen im nächsten Jahr das »marktkonforme Studium« einführen. Im Rahmen des neuen Gesetzes werden alle geisteswissenschaftliche Fächer, wie beispielsweise Afrikanistik, Philosophie oder Kunstgeschichte bundesweit komplett abgeschafft. Zukünftig dürfen sich Studierende dann von maximal drei Fächern, die vom Arbeitgeberverband vorgegeben werden, eines für ihren Studiengang aussuchen.

Zehn Grenzwertige Gemeinschaften

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Rücksicht?

  1. Fahrgäste, die in Bus und Bahn demonstrativ ihre Tasche/ihren Rucksack neben sich auf den Sitz legen, um allen zu signalisieren, dass sie niemanden neben sich haben wollen. Ihr verdammten Ignoranten: die Sitzplätze sind für alle da!
  2. Raucher, die in Nichtraucher-Zonen paffen und ihre Kippen überall hinwerfen. Hundebesitzer, die ihren Hunden erlauben, Parks voll zuscheißen. Und alle, die ihren Müll auf die Strasse werfen.
  3. Eltern, die ihren Kindern erlauben (oder es zumindest unkommentiert dulden), wenn ihre Kleinen gegenüber anderen Kindern oder Erwachsenen rücksichtslos und egoistisch sind. Schließlich sind ihre Kinder unantastbare Götter! Weiterlesen

Presseblick (24)

Der Focus, und andere LeiDMedien, veröffentlichen eine dpa-meldung mit der Schlagzeile »Kurze Haftzeiten erschweren die Produktion im Gefängnis«. Die Insassen seien zu kurz im Gefängnis, hätten eine mangelnde Ausbildung und es fehle an ausgebildeten Schlossern und Druckern. Fachkräftemangel im Knast. Das heißt in der Konsequenz: Gefängnisstrafen drastisch erhöhen für Schlosser und Drucker. Hauptsache die Knast-Betriebe bleiben produktiv. Sind wir schon in Gaga-Land? Weiterlesen

Der Anschlag (4)

anschlagDas Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) haben sich in einer gemeinsamen Pressekonferenz für eine Konsumpflicht der Deutschen ausgesprochen. Sie solle die Binnenkonjunktur beleben und die Krise überwinden helfen. Jeder Bundesbürger, mit Ausnahme von Vermögenden, Bankern, Aktionären, Spekulanten, Politikern und Unternehmern, solle ab sofort dem Finanzamt nachweisen, dass er 90 Prozent seines Einkommens verkonsumiere oder an Konzernen spende. Bei Nicht-Einhaltung soll der Lohn sowie das Bank- und Sparguthaben eingezogen und an Vermögende umverteilt werden.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen, ab Anfang nächsten Jahres, in allen U- und S- Bahnen sowie in allen Bussen, ihr gesamtes Personal durch ein automatisiertes KI-System ersetzen. Die so knapp 50.000 freigestellten Beschäftigten können leider nicht auf einen Sozialplan hoffen und werden betriebsbedingt gekündigt. Sie hätten in der Vergangenheit nicht genug Eigenverantwortung gezeigt. Zudem würde jeder, der arbeiten wolle, auch Arbeit finden, so die Geschäftsführung der BVG.

Der Generalbundesanwalt, Harald Range, ist gegen die Inflation des Mafia-Begriffes. Es gebe in Deutschland keine Steuermafia, Atommafia, Bankenmafia, Pflegemafia, Strommafia, Finanzmafia, Lebensmittelmafia, Fleischmafia oder eine Müllentsorgungsmafia. Kriminell organisiert seien nur kriminelle Organisationen, so der Generalbundesanwalt.