»Jeder ist seines Krankheit Schmied!«

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© epikur

Das neoliberale Eigenverantwortungs-Dogma hat mittlerweile jede Pore des gesellschaftlichen Lebens vergiftet. Strukturelle Bedingungen, äußere Einflüsse oder umweltbedingte Faktoren werden so systematisch ausgeblendet und ignoriert. »Vom Tellerwäscher zum Millionär!«, »Du hast nur die falsche/negative Einstellung!« oder »Du kannst alles schaffen im Leben, wenn Du es nur wirklich willst!«, sind die typischen Leitsätze, die tief verinnerlicht wurden. Gesetzliche, umweltbedingte, neofeudale und finanzielle Rahmenbedingungen werden komplett ausgeklammert.

Ähnlich verhält es sich bei dem Thema Krankheit und Gesundheit. Krankheiten werden zunehmend nur noch mit Eigenverantwortungs-Floskeln verargumentiert: zuwenig Sport, falsche Ernährung, genetisch bedingt, zuviel Stress, zuwenig Prävention und Vorsorge, zuviel Alkohol und/oder Zigaretten und so weiter. Natürlich haben diese Faktoren einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Aber gibt es überhaupt noch schulmedizinische Ärzte die von Lebensmittel- und Kosmetikgiften sprechen? Von Krankenhaus-Keimen? Raffinade-Zucker? Gifitger Stadtluft? Verseuchte Böden und Pestiziden? Chemischen Schadstoffen in unserer Umgebung? Von Medikamenten-Nebenwirkungen? Oder sind das nur Verschwörungstheorien von linken Stalin-Steinzeit-Kommunisten? :pfeif:

Der Anschlag (46)

anschlag_teaserDie AfD hat vorgeschlagen, dass Flüchtlinge zukünftig hinten im Bus sitzen sollten. Es solle auch in den Zügen einen abgetrennten Bereich geben, um die einheimische, deutsche Bevölkerung vor wilden Busch-Krankheiten zu schützen. Auf Facebook finden das bisher mehr als 120.000 User gut.

In Berlin ist ein Terrorist gefasst worden, der eine Bombe in der russischen Botschaft zünden wollte. Nach Angaben der Polizei ist er US-Staatsbürger und stolz darauf: »die NATO sei die einzige Friedensmacht der Welt!«

Immer mehr Menschen entwickeln eine starke Allergie gegen Lebensfreude. Weil sie innerlich schon tot sind und wie Roboter funktionieren, entwickeln immer mehr Menschen eine Verachtung gegen laute, spielende Kinder, so eine Studie. Der Arbeitgeberverband begrüßt diese Entwicklung, da sie Kinder als »Klotz am Bein« ihrer abhängig Beschäftigten betrachten würden.

(Bisherige Folgen)

Der pädagogische Happen (16)

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Chef: »Frau Schulz, leider müssen wir uns von Ihnen trennen. Wir haben uns die Zusammenarbeit mit Ihnen etwas anders vorgestellt. Wir wünschen Ihnen für Ihre berufliche Zukunft alles Gute!«

Mutter: (Verkäuferin wird in der Probezeit ohne Angabe von Gründen gekündigt.) »Feuern Sie mich jetzt, weil mein vierjähriger Sohn so oft krank war und ich leider keine andere Betreuungsmöglichkeit hatte? Schließlich bin ich jetzt gerade erst seit Zwei Tagen wieder auf der Arbeit?«

Chef: »Nein, die Entscheidung ist schon lange davor gefallen.«

Mutter: »Sie haben mich doch selbst gerade vor drei Wochen ausgiebig für meine Leistungen gelobt! Und auch von meinen Kollegen höre ich nur Gutes! An meiner Arbeit kann es doch dann nicht liegen?«

Chef: »Sie passen einfach nicht zu uns, Frau Schulz! Eine weitere Begründung werde ich nicht abgeben!«

(Bisherige Folgen)

Neulich bei meiner Ärztin

ärztin_teaser»Trinken Sie? Rauchen Sie? Wie sieht Ihr Blutdruck aus? Moment, wir messen ihn gleich mal...ok, gut! Haben Sie Blutzucker? Allergien? Sonstige Beschwerden? Nein? Erkrankungen in der Familie? Gibt es Auffälligkeiten beim Wasser lassen oder beim Stuhlgang? Treiben Sie regelmäßig Sport? Ja? Gut! Okay, sie scheinen gesund zu sein! [...] Ach so, sind Sie bei den Impfungen auf dem aktuellen Stand?«

Ohne nun eine Diskussion von Impfgegnern vs. Impfbefürwortern loszutreten, so mutete die letzte Frage sehr verkaufsfördernd an. Weshalb brauche ich jetzt eine Impfung? Weiß die Ärztin etwa mehr als ich? Kommende Seuchen? Grippe-Epidemien? Ein einfaches »Nein, ich brauche keine Impfungen«, kippte dann auch sofort die gute Stimmung. Beim Hinausgehen fielen mir dann auch zum ersten Mal die vielen Impf-Plakate im Flur sowie die entsprechenden Info-Broschüren im Wartezimmer auf. :wtf:

Der pädagogische Happen (10)

_happen_Mutter: (gibt gerade ihre fünfjährige Tochter Dorothea in der Kita ab. Zur Erzieherin gewandt. Lächelt künstlich.) „Sie hustet ein bisschen, ist aber ansonsten ganz fit!“

Erzieherin: (begrüßt Mutter und Tochter) „Sie sieht aber schon ein wenig blass aus. Habt Ihr Fieber gemessen?“

Mutter: „Ja. Alles in Ordnung! Entschuldigt, ich muss dringend los. Zur Arbeit.“ (Verabschiedet sich schnell von Ihrer Tochter und geht dann los. Beim Mittagessen übergibt sich Dorothea. Die Erzieher dürfen zwar kein Fieber messen, bemerken aber, dass sie ganz warm und lustlos ist.)

Erzieherin: (zu Dorothea gewandt) „Du sag mal, wie ging es Dir denn gestern so?“

Dorothea: (schaut verlegen weg und sagt dann leise) „Mir war schlecht, aber ich musste versprechen, nichts zu sagen!“

Erzieherin: (ruft die Mutter an) „Sie müssen Ihre Tochter sofort abholen und zum Arzt bringen. Sie hat sich beim Mittagessen übergeben und hat höchstwahrscheinlich Fieber!“

Mutter: „Ich kann hier leider nicht weg. Ich muss arbeiten!“

Erzieherin: »Sie holen Ihr Kind bitte sofort ab! Wir sind eine Bildungseinrichtung und keine Krankenstation! Darüber hinaus können sich andere Kinder, Erzieher und Eltern anstecken!«

Der Anschlag (34)

anschlag_teaserPhysiotherapeuten in Deutschland sehen aufgrund millionenfacher, täglicher Wirbelsäulenverkrümmung von smartphone-Besitzern, eine neue Krankheit auf sich zukommen: den Smart-Nacken.

Kolumbien wird als Produktionsstandort für Großunternehmen und Konzernen immer beliebter. Mitglieder sozialer Protestbewegungen sowie Gewerkschafter werden seit Jahrzehnten von kriminellen Banden und Paramilitärs regelmäßig ermordet. Firmen wie Nestle und Coca Cola fordern dennoch eine mutmaßliche rückhaltlose Aufklärung.

Außerdem gibt es das Gerücht, dass es eventuell, unter Umständen, mit geringer bis erhöhter Wahrscheinlichkeit bald eine Ankündigung geben wird. Wann es dazu Näheres gibt, ist noch nicht klar. Dennoch sollten die Folgen bekannt seien. Alles Weitere ist reine Spekulation.

Kranke Gesellschaft

»Wir alle sind krank. Die einen, weil sie keine Arbeit haben. Die Anderen, weil sie Arbeit haben.«

- Volker Pispers

Anmerkung: In unseren bürgerlichen Massenmedien wird jedoch vor allem nur darüber gesprochen, dass Erwerbslosigkeit krank machen würde. Sie würde Depressionen und Süchte verursachen. Wer sich nicht der Zwangsverwertung und der Selbstentfremdung durch Lohnarbeit unterwerfe, sei sinnentleert und unglücklich, so der Tenor. Dabei wird gerade auch die große Mehrheit der Bevölkerung durch ihre Lohnarbeit krank und kaputt.

Du musst funktionieren!

funktion_titelAls...

Mutter
Vater
Kind
Liebespartner
Lohnarbeiter
Steuerzahler
Konsument
Freund

Der Zwang zur lebenslangen Selbstentfremdung und die Hingabe zur konsumorientierten Identitätsproduktion gelten als gesunder Geisteszustand. Wer nicht mehr mitmachen kann oder will, wer auf die ureigenen Bedürfnisse hören und nicht mehr primär für die Interessen anderer Leute instrumentalisiert werden möchte, sei krank und brauche psychiatrische Behandlung. Frei und authentisch im Neoliberalismus ist, so zu sein, wie andere Dich haben wollen und nicht, wie Du gerne sein möchtest! Kultiviertes Doppeldenken als soziale Norm und Alltags-Realität.

Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn (Teil 5)

[Im Büro vom Chef]

Frau Hein: Herr Schabanowski, entschuldigen Sie bitte die Störung, ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich mit meiner Aufgabe heute schon fertig bin, da ich ohne Pause daran gearbeitet habe. Könnte ich dafür vielleicht meinen Mann im Krankenhaus...

Chef: (unterbricht) Hervorragend, Frau Hein! Dann können Sie ja Frau Sonntag bei ihrem Projekt unterstützen.

Frau Hein: Aber...

Chef: (unterbricht wieder) Worauf warten Sie noch? Zeit ist Geld!

Frau Hein: (verlässt resigniert das Büro) Alles klar. Weiterlesen

Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn (Teil 4)

[Im Büro vom Chef]

Chef: (telefoniert, mit übertrieben freundlicher Stimme, fast unterwürfig) Hallo, Herr Zander. Ich grüße Sie! Ich rufe Sie wegen der vertraglichen Vereinbarung an, die Sie mit uns getroffen haben und wollte nun nachfragen, ob...(wird unterbrochen) Ja, ich bin da ganz bei Ihnen, Herr Zander. Dennoch...(wird wieder unterbrochen) Vielleicht finden wir hier eine Lösung, die allen Beteiligten gerecht wird? Ja gerne, ich rufe Sie in einer halben Stunde noch einmal an (legt auf).

Frau Hein: (betritt den Raum) Entschuldigen Sie die Störung, Herr Schabanowski. Ich wollte noch einmal nachfragen, ob ich für kommenden Freitag einen Urlaubstag nehmen könnte? Der Kindergarten meines Sohnes hat da geschlossen. Weiterlesen