Das Älterwerden begrüßen!

In der westlichen Welt machen sich Millionen von Menschen verrückt: »Oh mein Gott, ich werde älter! Bin ich dann noch begehrenswert? Werde ich dann noch gebraucht und geliebt?« Angst, Unsicherheit und Panik breitet sich gleichzeitig mit den ersten grauen Haaren aus. Wer sich sein Leben lang primär über sein Äußeres definiert, sein Selbstwertgefühl aus der eigenen vermeintlichen körperlichen Attraktivität und/oder der Lohnarbeit gezogen hat, für denjenigen kann Älterwerden eine große Sinnkrise oder gar Depression bedeuten. Beispiele hierfür sind schier endlos.

Wie immer, wenn es um Ängste und Probleme von vielen Menschen geht, geiert eine ganze Industrie, um daraus Kapital zu schlagen: Schönheitsoperationen, Wellness-Diäten, teure Kosmetik, Ernährungs-Ratgeber, Wunderheilmittel, Verjüngungskuren, Anti-Aging-Produkte und so weiter und so fort. Gesunde, ausgeglichene und zufriedene Menschen sind für Industrie, Unternehmen, Medien und Politik eben keine gute Zielgruppe. Wer sich selbst immer als Objekt betrachtet hat, wird es auch im Alter schwer haben, ein Subjekt zu sein. Dem entkommen kann, wer sich frei macht von der Bewertung durch Andere (»Was er/sie wohl denken wird?«) und seiner ureigenen Kraft vertraut.


»Verschwende Dein Leben!«

Kinderlärm ist Terrorismus!

Deutschland ist ein kinderfreundliches Land! Ein paar Auszüge aus den Kommentaren im Juraforum zum Thema »Kinderlärm«:

»Ich wohne neben einer Grundschule [...] Nix mehr mit entspannt im Garten sitzen. Ruhezeiten gibt’s auch nicht. Rasenmähen von 13 bis 15 Uhr nicht erlaubt wegen Lärmbelästigung aber dieser Terror darf stattfinden.«

»Die Plagegeister rauben einem den letzten Nerv.«

»Dieser Junge schreit so laut, dass sogar ein Hubschrauber vom Geräusch her leiser wirkt.«

»Kinderlärm kann absolut krank machen. Kinder sollen dazu angehalten werden ruhig zu spielen! Es gibt eh viel zu viele Plagegeister!!!! Braucht niemand!«

Wir Deutschen lieben unseren Nachwuchs. Die Lebendigkeit. Die Authentizität. Das Explorieren. Die intrinsische Motivation. Die natürliche Neugier. Wir wollen am Liebsten allen Kindern die Kindheit verbieten, sie zum Schweigen bringen, per Ausschaltknopf oder Maulkorb zur Selbstentfremdnung und Unlebendigkeit verdonnern, die wir Erwachsenen so verinnerlicht haben. Warum eigentlich nicht gleich Erwachsene gebären? Wo ist nur unsere Forschung, wenn man sie mal braucht?


Der pädagogische Happen (1−27)

Kritik ist positives Denken

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»Immer musst Du alles so negativ sehen!« oder: »Du hast ja an allem etwas auszusetzen!« oder: »Musst Du immer so viel kritisieren?«, sind typische Vorwurf-Sätze, die kritisch eingestellte Menschen fast täglich hören. In der Vergangenheit habe ich mich zu diesem Phänomen bereits hier, hier und hier ausführlich dazu geäußert. Leider ist die absurde Behauptung, dass kritisches Denken zwingend mit einer negativen Lebenseinstellung verbunden sei, nach wie vor fest in den Köpfen der Leute verankert. Dabei verhält es sich genau umgekehrt: wer vor Armut, Ausbeutung, Unrecht und menschenverachtender Ideologie die Augen verschließt und davon nichts wissen will, weil es doch so anstrengende Themen seien, wer denkfaul, fatalistisch und obrigkeitshörig ist, wer seinen inneren moralischen Kompass mit Geld und Konsum zum Schweigen gebracht hat, wer seinen Verstand und seine Kreativität nur noch zur ökonomischen Verwertung einsetzen will – der ist dem Leben wahrhaft negativ gegenüber eingestellt. Egal, wie viel dabei gelächelt und gelacht wird. Weiterlesen

Selbstbestimmung ist Satire

© epikur

Die Überspitzung und Übertreibung von gesellschaftlichen Zuständen ist heute keine Parodie mehr, denn die Realität überholt jede Satire. Verschwörungstheorien werden zu Fakten (NSA-Totalüberwachung, NSU, Sachsensumpf), Cyberpunk-Dystopien werden zur Normalität (Bankenrettung, Freihandelsabkommen, Söldner-Firmen) und die mediale Propaganda wird uns als alternativlose Wahrheit verkauft (Ukraine-Krise, Globalisierung, demografischer Wandel). Das Kabarett ist heute die Forderung nach einem menschenwürdigen Leben. Weiterlesen

Klassentreffen

Klassentreffen sind eine gute Gelegenheit, um zu erkennen, was den meisten Menschen wirklich wichtig ist, um andere einschätzen und beurteilen zu können. In der Regel hat man sich 10 oder 20 Jahre nicht mehr gesehen und meist nur einen Abend Zeit, um sich wieder neu kennen zu lernen bzw. um die Vergangenheit zu reflektieren und mit dem neu gewonnenen Bild zu verknüpfen. Von Interesse ist hierbei die Lohnarbeit, die Wohnung, der Beziehungsstatus (Kinder? Ehe? Wie lange zusammen?) und das Aussehen (dicker oder dünner geworden? Kleidungsstil?). Alle Themen sind mit einer streng materialistisch-konsumistischen Lebenseinstellung besetzt.

Meine Versuche, Themen wie Philosophie, Kunst, Kultur, persönliches Glück, Leidenschaften, individuelle Neigungen, Medien oder Politik ins Feld zu führen, scheiterten. Entweder sie wurden ignoriert, abschätzig bewertet oder führten wieder zu den oben genannten Lebensbereichen. Es scheint, als sei das wirtschaftspolitische Vorhaben, die Bevölkerung ausschließlich zu Krämerseelen um zu erziehen, ein voller Erfolg.

Kinder in Deutschland; Teil 24: Freiräume

Die gelebte Kinderfeindlichkeit in Deutschland zeigt sich, auch und vor allem, in den immer kleiner werdenden Freiräumen für Kinder. Kindertagesstätten und Spielplätze werden wegen Lärmklagen dicht gemacht oder ihre Benutzung wird stark eingeschränkt. Nachbarn und Anwohner beschweren sich über zu laute Kinder in der Wohnung. Viele haben nicht mal ein eigenes oder ein sehr kleines Kinderzimmer. In Restaurants, in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie in der Schule sollen sie still sitzen und gefälligst das tun, was von ihnen erwartet wird. Natürlich brauchen Kinder Regeln und Strukturen, aber eben auch Freiräume. Wo können sich Kinder noch frei bewegen? Wo können sie sich noch frei entfalten und ihrer Kreativität freien Lauf lassen? Weiterlesen