Presseblick (48)

Im Forum von elitepartner.de sind sich Männer und Frauen zum großen Teil einig bei der These: »Ein Arbeitsloser, der Zeit, Energie und Geld für die Partnersuche verschwendet, handelt unverantwortlich.« Nur ein Lohnarbeiter, der funktioniert, Geld verdient und was zum Vorzeigen besitzt, hat das Recht geliebt, geachtet und respektiert zu werden. Während es vor einigen Jahren zumindest noch ein wenig Unmut gegen die Pauschal-Diffamierung von Erwerbslosen als »Sozialschmarotzer« gab, scheint es heute völlig normal zu sein, erwerbslose Menschen als finanziell, unwertes Leben zu diskreditieren. Das neoliberale Leistungs‑, Wettbewerbs- und Konkurrenzdenken ist in Fleisch und Blut übergegangen. Man begreift sich selbst und seine Mitmenschen nur noch als Objekte, die bestmöglich optimiert und marktwirtschaftlich verwertet werden müssen. Weiterlesen

Presseblick (43)

Die Linke in Deutschland ist gespalten. Es wird um Begriffe und Definitionen gestritten, es werden politisch Engagierte als Unpersonen erklärt (Ken Jebsen) oder zu esoterischen Spinnern (Konstantin Wecker) gemacht und es gibt eine regelrechte linke Gesinnungs- und Gedankenpolizei, die Denktabus verordnen wollen. Die Anhänger der reinen und einzig wahren Lehre. Albrecht Müller von den Nachdenkseiten hat dem Neuen Deutschland zu diesem Thema ein Interview gegeben, dass dann, wegen internen Interventionen, auch wieder zensiert wurde. Ich kann Müllers Gedanken nur unterstreichen und werde auch in Zukunft Ken Jebsen verlinken oder Interviews von ihm posten, wenn ich sie für sehenswert erachte: »Nun, ich habe mich entschlossen, mir nicht von anderen vorschreiben zu lassen, mit wem ich Kontakt haben darf, wen ich achte und zitiere und mit wem ich mit Respekt umgehe.« Die Neoliberalen reiben sich derweil die Hände, weil sich der Widerstand ganz von selbst zerfleischt. Weiterlesen

Erziehung zur Menschenverachtung

elternbriefeVor einiger Zeit saß ich im Wartezimmer eines Kinderarztes und las die Elternbriefe. Eine Initiative der katholischen Kirche, die nach eigener Aussage: »dazu beitragen (wollen), dass das Leben in Ehe und Familie gelingt. [...] Erarbeitet werden die Briefe von einem Team von Fachleuten: Erziehungsberatern, Ärztinnen, Theologen, Journalisten.« Klingt auf den ersten Blick unverfänglich und nobel. Als ich jedoch im Elternbrief Nr. 35 die Experten-Vorschläge gelesen habe, wie man als Eltern auf die Frage des Kindes »Warum sitzt der Mann auf dem Bürgersteig« reagieren sollte, kam mir die Galle hoch. Weiterlesen

Presseblick (11)

Die Süddeutsche Zeitung berichtet über gekaufte Facebook-Fans. Auch hier sitzen Menschen in Bangladesh und dürfen für 150 Dollar im Jahr Unternehmen liken: »Wer oft geliket, abonniert oder verfolgt wird, sei es auf Facebook, Youtube oder Twitter, erreicht mehr Kunden. So lautet das Mantra«. Tja, wieder ein Argument mehr, Social Media mit eher skeptischen Augen zu betrachten.

Auf swr.de wird geschrieben, dass die Prager U‑Bahn Obdachlose entfernen will. Polizisten sollen auf »Geruchsstreife« gehen. Nicht die Armut wird bekämpft, sondern die Armen. Ein Vorbild für ganz Europa.
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cool und obdachlos

Ein vermeintlicher Obdachloser in China ist durch seinen Kleidungsstil zu einer Stilikone geworden. Ein Fotograf habe zufällig ein paar Bilder gemacht und sie ins Internet gestellt. Schnell bildete sich daraufhin ein Hype in China um den 34jährigen Cheng Guorong.
Ob Guorong wirklich obdachlos ist oder ob dahinter PR-Leute oder sogar ein Schauspieler steckt, ist die eine Frage. Die andere ist, ob der Personenkult um einen Obdachlosen, das Thema der Obdachlosigkeit wirklich ins Zentrum rückt oder ob sich die Leute im oberflächlichen Image-Bewusstsein und der Coolness ergießen?

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Zum Thema Obdachlosigkeit

Vor kurzem saß ich in der Berliner U‑Bahn und »gönnte« mir mal wieder die Obdachlosen-Zeitung »der Strassenfeger«. Auf Seite 20 der aktuellen Ausgabe Nr. 20 vom September 2009 gab es ein Verkäuferportrait von René Soltysik. In diesem Portrait wird ausführlich geschildert, wie er zur Obdachlosigkeit gekommen ist. Da es leider immer noch sehr viele Menschen gibt, die der Auffassung sind, »die sind ja alle selbst schuld« und die sich nicht mit den Hintergründen von Obdachlosigkeit auseinandersetzen, ist hier im folgenden das Verkäuferportrait mit Einverständnis der Strassenfeger-Redaktion zu lesen. Weiterlesen