Ohne Antwort

Am 1. November 2014 schrieb ich der »Blätter«-Redaktion folgende E‑Mail:

Liebe »Blätter« — Redaktion,

ich bin ein langjähriger Leser eures Magazins und habe es immer sehr geschätzt. Leider habt Ihr in Ausgabe 10/2014 Jürgen Trittin ein Forum geboten (mit Ankündigung auf dem Cover), was ich beim besten Willen nicht verstehen kann. Ihr bezeichnet euch in eurem Selbstverständnis als »unabhängig von Konzernen, Parteien, Verbänden und Kirchen« und bietet dann einem prominenten GRÜNEN-Politiker eine Plattform, der im Beitrag »Die Koalition der Transformation und was ihr im Wege steht« über mögliche Koalitionsmöglichkeiten schwadroniert? Als wenn die Politik in Deutschland, im Angesicht von Banken- und Konzernmacht, überhaupt noch etwas entscheiden könnte.

Den GRÜNEN, welche die Agenda 2010 in weiten Teilen bis heute befürworten? Den GRÜNEN, die den Überwachungsstaat mit gefördert haben (Stichwort: Otto-Katalog)? Den pazifistischen GRÜNEN die weltweite Kriege führen (Kosovo, Afghanistan)? Den GRÜNEN die gegen »Ausländern« Politik beziehen (Kretschmann im Bundesrat) — und nun Umweltaktivisten anzeigen (NRW/Kohleprotest)? Denen bietet Ihr die Möglichkeit in den »Blättern« einen Text zu veröffentlichen?

Ich dachte, Ihr seid eine (linkspolitische) Insel im Meer des Mainstreams? Gibt es demnächst einen Artikel von Gerhard Schröder, der die Hartz-Gesetze verteidigt? Oder von Wolfgang Clement, der die wichtige Funktion von FDP und Leiharbeit kommentiert? Sind euch prominente Namen so wichtig?

bestmögliche Grüße
Markus

Bisher gibt es hierzu keine Antwort.

Konsum macht glücklich!

»Je mehr du besitzt, desto mehr kannst Du kriegen!“

- Arundhati Roy, »Kapitalismus: eine Gespenstergeschichte«, Blätter, Ausgabe Juli 2012, S. 35

Gehen Sie noch heute los und kaufen Sie! Gönnen Sie sich etwas tolles, etwas einmaliges, etwas besonderes! Sollten Sie sich unwohl fühlen oder eine innere Leere verspüren, dann zögern Sie nicht lange und greifen Sie zu! Heben Sie einen ordentlichen Batzen Geld von Ihrem Konto ab und fahren Sie sofort in das nächste Geschäft. Erfüllen Sie sich einen Herzenswunsch, werden Sie noch heute glücklich und kaufen Sie!

Lob des Lobbyismus — eine Replik

In der November-Ausgabe der Blätter für deutsche und internationale Politik (Blätter) befürwortet der Wirtschaftswissenschaftler Andreas Polk den Einfluss des Lobbyismus auf die deutsche Politik. Er betont:

»Abgeordnete sind qua Amt Vertreter der Bürgerinnen und Bürger und ihrer Interessen — auch der wirtschaftlichen Interessen.«

- Andreas Polk, »Lob des Lobbyismus«, Blätter-Ausgabe November 2012, S. 36

In Zeiten der vollkommenen Ökonomisierung sämtlicher Lebensbereiche (Kultur, Bildung, Sport, Soziales, Familie und vieles mehr) und der über 500 Milliarden Euro Bankengeschenke, von einem »auch« statt von »vor allem der wirtschaftlichen Interessen« zu sprechen, halte ich nicht nur für fahrlässig, sondern für fast schon euphemistisch.

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Warm eingebettete Spaltung

Die indische Schriftstellerin und Globalisierungskritikerin Arundhati Roy hat in der August Ausgabe der »Blätter für deutsche und internationale Politik« (kurz: »Blätter«), einen interessanten Gedanken formuliert:

- Quelle: flickr. von jeanbaptisteparis

Im Universum der NGO’s  wird alles und jedes zu einem Thema, zum separaten, professionell abzuarbeitenden Einzelproblem und Einzelinteresse. [...] Diese Art der Förderung hat die Solidarität in einer Weise aufgesplittert, wie es keiner Repression je gelingen könnte.

- Arundhati Roy, »Der Imperialismus der Wohltäter«, Blätter Ausgabe August 2012, S. 72

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Realitätsverleugnung

»Es ist stets einfacher, die Realität zu leugnen, als das eigene Weltbild zu hinterfragen. Diese Feststellung galt für starrsinnige Stalinisten auf dem Höhepunkt der sowjetischen Säuberungen ebenso, wie sie heute für libertäre Leugner des Klimawandels gilt. Wenn mächtige Ideologien durch Tatsachen in Frage gestellt werden, sterben sie nur selten aus. Stattdessen nehmen sie für Randgruppen Kultcharakter an.«

- Naomi Klein, »Der neue Antihumanismus«, in »Blätter«, Ausgabe Februar 2012, S. 112

Anmerkung: Die marktradikalen Anhänger des Neoliberalismus sind durch die Weltwirtschaftskrise vielleicht etwas leiser geworden, geläutert sind sie jedoch keinesfalls. Selbst wenn alles vor ihren Füßen zusammenbrechen sollte, dann war eben die USA, die Bevölkerung oder der Staat schuld. Sozialabbau, Privatisierungen öffentlicher Infrastrukturen, Liberalisierung und Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, Lohn- und Rentenkürzungen usw. sind jedenfalls nicht für Massenarmut verantwortlich. Komme was wolle!

Es gibt keinen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz

»Es gibt keinen von der Bevölkerung tatsächlich regierten Kapitalismus, keinen Kapitalismus, indem der Wille der Bevölkerung über den Imperativen von Profit und Akkumulation steht [...] Auch dass es niemals eine kapitalistische Gesellschaft gab, in der Reichtum nicht einen privilegierten Zugang zur Macht garantierte, ist hinlänglich bekannt«

- Ellen Meiksins Wood, »Die Grenzen des Kapitalismus«, Blätter, Ausgabe Dezember 2011, Seite 55

Anmerkung: Viele glauben, wenn die SPD wieder auf den sozialen Pfad geführt werde, der Kapitalismus gezähmt werde und die Unternehmen wieder mehr gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, ja dann, werde alles irgendwie wieder gut. Das obige Zitat verdeutlicht, dass der Kapitalismus nie in erster Linie an den Menschen gedacht hat, es ging und geht immer nur um den Profit einiger Weniger, auf Kosten der Masse. Damit will ich nicht sagen, dass der Sozialismus besser bzw. somit anzustreben sei. Dennoch muss der Kapitalismus überwunden werden, wenn der Mensch im Zentrum jeglicher Politik stehen soll.

Menschenwürdig leben

»Weder mit 359 Euro noch mit 364 Euro kann man in unserer Gesellschaft menschenwürdig leben und am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilhaben«

- Christoph Butterwegge, »Schwarz-Gelbes Elend« in »Blätter«/Ausgabe September 2011, Seite 70

Anmerkung: Vielleicht liegt es aber auch im Interesse der Machthaber, dass die Ärmsten in unserer Gesellschaft, nicht am Leben teilhaben, sondern nur überleben sollen? Vielleicht sollen sie als Mahnmal für alle Lohnarbeiter stehen? Denn schließlich soll nur der essen, der auch (lohn-)arbeitet, oder? (F. Müntefering)

P:S: Ich war übrigens wieder 4 Tage im Krankenhaus. Ein böser Abzess im Hals, der nach knapp 1,5 Jahren wieder gekommen ist und mir wortwörtlich fast die Kehle zugeschnürt hatte. Zum Glück waren Beiträge im voraus geplant, sodass es keine Leselücke gab. Nun bin ich aber wieder fit und froher Hoffnung, dem Halsding endgültig abgeschworen zu haben.

Schürfrechte vor Menschenrechte

»In einer Studie des UN-Beauftragten für Wirtschaft und Menschenrechte, John Ruggie, aus dem Jahr 2008 wurden zwei Drittel aller Menschenrechtsverstöße in 27 Ländern von Unternehmen aus dem Öl‑, Gas- oder Minensektor begangen«

- Janna Greve, die dunkle Seite des Rohstoff-Booms, Blätter-Ausgabe August 2011, Seite 71

Anmerkung: Staatliche Menschenrechtsverletzungen in China, dem Iran oder Saudi-Arabien werden in den bürgerlichen Medien in Deutschland oft thematisiert und breit getreten. Weltweite Menschenrechtsverletzungen im Namen der Rohstoffgewinnung industrieller Nationen hingegen eher weniger. Dabei verursacht z.B. die Herstellung eines einzigen Goldrings ca. 20 Tonnen Minenabfall, Blutdiamanten unterstützen Warlords und diktatorische Regime, der Abbau von Uran verseucht lokale Böden und Gewässer usw. Meist werden Menschen wegen des Rohstoffabbaus zwangsumgesiedelt und in den Minen herrschen oft sklavenähnliche Zustände. In zahlreichen Ländern arbeiten auch Kinder in den Minen, die hochgiftige Stoffe einatmen und daran erkranken.

Selbstbestimmt ist, wer lohnarbeitet

Innerhalb der Linken ist die Kritik am Feminismus nicht selten ein Stich ins Wespennest. Es gibt einige, die bei Kritik an feministischer Ideologie, mit Pöbelei und Unsachlichkeit reagieren. Wohl auch ein Grund dafür, warum Feminismuskritik innerhalb der Linken, verpönt ist und tabuisiert wird. Ich bin das Thema, ehrlich gesagt, so langsam auch leid. Mit Verbitterung, Zorn, Opferhaltung, ständigen Forderungen, Borniertheit und Schaum vor dem Mund, werden die Menschen (also Frauen und Männer) weder  glücklicher, noch zufriedener.

Nachdem ich vor einiger Zeit einen Beitrag von Bascha Mika, der ehemaligen Chefredakteurin der TAZ, in der Blätter-Ausgabe vom März 2011 gelesen habe, komme ich leider nicht umhin, mal wieder im feministischen Sumpf zu wühlen. Ihr könnt gerne mit Dreck nach mir werfen. Weiterlesen

Die Eigentumsfrage

»Man könnte auch auf den Skandal verweisen, dass 1125 Milliardäre in der Welt zusammengenommen ein drei Mal so hohes Einkommen beziehen wie die Hälfte der Menschheit, das sind 3,4 Milliarden Menschen. [...] Die Eigentumsfrage drängt sich also auf, wenn wir die Frage der Gerechtigkeit auf Erden stellen. [...] Die Eigentumsfrage stellt man nur dann nicht, wenn man die Macht- und Hegemoniefrage für unwichtig hält oder umgehen möchte«.

- Blätter für deutsche und internationale Politik, Ausgabe Februar 2011, »Solar, solidarisch, sozialistisch«, Elmar Altvater, Seite 90

Anmerkung: Wieso stellt in Deutschland eigentlich niemand mehr die Eigentumsfrage? Haben wir uns mit den Verhältnissen abgefunden?