Kinder in Deutschland; Teil 26: Elternängste

Die Pädagogik in Deutschland hat in den letzten 30 Jahren große Fortschritte gemacht. Auch wenn Politik und Wirtschaft Kinder, nach wie vor, primär als zukünftig verwertbare Ressourcen betrachten, so hat es in den Erziehungswissenschaften große Entwicklungen gegeben. Die Bedürfnisse von Kindern und dessen Wohlergehen stehen zunehmend im Mittelpunkt, im Gegensatz zur autoritären Erziehungsmethode der Nachkriegszeit. Auch der Integrations — bzw. Inklusiongedanke von geistig und körperlich eingeschränkten Kindern ist im Gespräch (Umsetzung jedoch mangelhaft). Gleichzeitig sind jedoch auch die Erwartungen, der Leistungsdruck und die Unsicherheiten von Eltern gestiegen. Während Kinder meist altersentsprechende Ängste haben (Furcht vor Dunkelheit, Monstern, Vernachlässigung, Gewalt etc.), werden viele Eltern von sozial konstruierten und oft völlig übersteigerten Sorgen beherrscht. Weiterlesen

Visuelle Selbstdefinitionen

Quelle: Wikimedia

Ich bin eine schlanke, junge Frau. Männer und Frauen schauen mir hinterher und ich ziehe körperbetonte Kleidung an. Ich fühle mich ganz toll.

Ich bin ein Mann mittleren Alters. Ich habe einen Bauch und nur wenig Muskeln. In der Öffentlichkeit schauen mir viele auf meinen Bauch. Ich bin oft verunsichert.

Ich bin weiblich und Mitte vierzig. Mein Busen hängt, meine Hüften sind dick und ich bekomme erste Falten im Gesicht. Ich habe Angst vor dem älter werden.

Ich bin ein Rentner, habe graue Haare, gelebte Haut und bin langsam im Gehen. Ich werde als Mensch häufig übersehen. Ich fühle mich oft überflüssig.

Ich bin ein übergewichtiges, fünfzehnjähriges Mädchen. In der Schule werde ich oft deswegen geärgert und beschimpft. In der Öffentlichkeit schauen mich andere Menschen häufig abschätzig an. Ich bin ängstlich.

Vermeintliche Größe

Für viele Menschen scheint es nur zwei Möglichkeiten zu geben, Selbstbewusstsein und Größe zu erlangen:

  1. Ich mache andere Menschen nieder, drücke sie runter, so dass ich über ihre Köpfe hinweg sehen kann.
  2. Ich erhöhe mich selbst, stelle mich auf einen Stuhl, so dass ich größer als alle Menschen um mich herum bin.

Wahre Größe kommt von innen und braucht keinen äußeren Bezugspunkt.

Selbstbewusstsein

Sich seiner Selbst bewusst zu sein bedeutet nicht, sich seiner äußerlichen Attraktivität bewusst zu sein. Einer unserer heutigen großen Unglücklichmacher ist der eigene Perfektionismus in Sachen Aussehen und Attraktivität. Wer sein Selbstbewusstsein (bzw. weniger vorhandenes) vorrangig aus seinem eigenen Aussehen bezieht, baut das Fundament seiner Persönlichkeit und seines Charakters auf wackeligem Boden. Wir alle werden alt, faltig, bekommen graue Haare und werden eines Tages sterben. Der Versuch dies aufzuhalten zeigt eben auf, dass man sich seiner selbst eben nicht bewusst ist, sich selbst verleugnet.

Wir sollten uns nicht der sexualisierten Gesellschaft unterwerfen. In ihrem Schönheits- und Jugendwahn hinterlässt diese Gesellschaft nur massenweise verunsicherte Menschen voller Komplexe.  Wir sollten unser Selbstbewusstsein aus unseren Hobbys, Interessen, Neigungen, Leidenschaften und unseren Beziehungen zu anderen Menschen beziehen. Denn die sind ‑im Vergleich zur Lohnarbeit oder des eigenen Aussehens- weniger vergänglich und oberflächlich.