Lebensfreude (7)

von links nach rechts: Fluffly, Greta und Lucky.

Ja, es mag banal klingen, aber ich habe eine große Freude daran, das Außengehege meiner Meerschweinchen sauber zu machen. Pippipads wechseln. Staubsaugen. Die Unterschlüpfe reinigen. Frisches Heu hinlegen. Häuser reinigen. Im Gegensatz zu vielen anderen Dingen, die man im Alltag so veranstaltet (und machen muss), ist das für mich eine absolut sinnvolle und erfüllende Tätigkeit. Ich helfe aktiv dabei, dass es anderen Lebewesen gut geht. Ganz direkt. Mit sichtbarem Ergebnis. Sie danken es mir, indem sie »popcornen«: sie springen unkontrolliert in die Luft und drehen sich dabei.

Nach knapp drei Jahren kann ich sagen: Meerschweinchen machen Arbeit. Viel Arbeit. Dafür, dass sie nur 4 — 7 Jahre leben, sie Fluchttiere und damit eben keine Streichel- und Kuscheltiere sind — ist das für viele sicher kein guter »Deal«. Sofern man nur ökonomisch und eigennützig denkt. Dabei haben Meerschweinchen ein ausgeklügeltes Sozialverhalten und werden in ihrer Intelligenz maßlos unterschätzt. Wenn man Zeit und Geduld mitbringt, das heisst eben nicht übergriffig wird, kann man sie auch zutraulicher machen und konditionieren. Mir bereiten sie nach wie vor sehr viel Lebensfreude.


Lebensfreude

Neulich bei der Tierärztin (2)

»Sparrow«. Inzwischen leider über der Regenbogenbrücke :-(

Ich sitze mit meinem Meerschweinchen »Sparrow« im Wartezimmer einer Tiermedizinklinik. Mit mir sitzen eine mittelalte Frau mit einem kleinen Hund sowie eine junge Frau mit einer Katze im Vorraum der Praxis. Als ein Mann mit einem größeren Hund die Praxis betritt, fängt der kleine Hund an, laut zu bellen. Mein Meerschweinchen quieckt und die Katze mauzt. Sie sind ganz offensichtlich verschreckt und eingeschüchtert. Das Ganze passiert noch zwei weitere Male.

Dann platzt mir der Kragen und ich frage die Hunde-Besitzerin, ob sie mit ihrem Hund nicht bitte draußen warten möge, da das lautstarke Gebelle, die Tiere verängstigt! Sie meint nur, dass sie ja eh gleich an der Reihe wäre. Dann bellt er ein viertes Mal, als er einen anderen Hund sieht. Minutenlang. Und sie kriegt ihn nicht beruhigt. Diese offensichtliche Rücksichtslosigkeit und Empathielosigkeit triggern mich. In einem lauten und bestimmten Ton sage ich zu ihr: »Wir können uns hier bald alle den Tierarztbesuch sparen, da die Tiere an einem Herzinfarkt sterben werden!«

Daraufhin regt sie sich über »meinen Ton« auf. Typisch. Sachebene verlassen. Nebenkriegsschauplatz aufmachen. Sich als Opfer positionieren. Und in den Angriff übergehen. Der Klassiker. Ganz so, als würde sie ja total verständnisvoll sein wollen, wenn da nur nicht »mein Ton« wäre. Na klar. Ich setze zur Antwort an, doch dann kommt die Tierärztin und bittet sie mit ihrem Hund herein. Sie wirft mir noch einen giftigen Blick zu, während die junge Frau mit der Katze mich anlächelt.


Neulich bei der Tierärztin

Neulich bei der Tierärztin

Sparrow. »Häuptling Schwarznase«. Männlich. 1,5 Jahre alt. Liebt Erbsenflocken. Und seine Zwei Damen Lucky und Greta.

Mittlerweile haben wir vier Meerschweinchen, die komplett frei im Zimmer herumlaufen und uns viel Freude machen. Als letztens der gute Sparrow nicht mehr gegessen hat, bin ich mit ihm am Wochenende zur Tiernotklinik gefahren. Sie haben seine Zähne und Ohren untersucht sowie ihn abgetastet. Dann hat sie ihm eine Ohrspülung verpasst und ihm ein Schmerzmittel gegeben. So weit so gut. Oder auch nicht.

Danach hat die gute Frau Ärztin mir eine Handvoll Medikamente mitgegeben: Schmerzmittel, Brei zum Zufüttern und Vitaminpulver. Kostenpunkt: 88 Euro. War heftig, aber wer sich ein Haustier hält, muss mit so etwas immer rechnen. Sie sind schließlich Familienmitglieder. Nachdem ich die Rechnung bezahlt hatte (natürlich in bar, wo wieder einmal wegen vermeintlich nicht vorhandenem Wechselgeld gezickt wurde *Nudging*), fragte ich die Tierärztin, was denn nun genau die Ursache gewesen sei? Es kann ja nicht sein, dass Sparrow weiterhin Probleme beim Fressen hat, das man nun mit Schmerzmitteln temporär unterdrückt? Zunächst sah sie mich überrascht an und betonte dann, dass sie es leider nicht wüsste. Sie verwies mich an eine andere Tierärztin. Eine vermeintliche »Meerschweinchen-Expertin«.

Seit ich vor über 10 Jahren innerhalb von sechs Jahren, regelmäßig ins Krankenhaus musste, und lediglich meine Symptome behandelt wurden, werde ich immer misstrauisch, wenn Ärzte nicht die Ursachen behandeln können (oder wollen). Die Symptombehandlung mag zwar den Schmerz für den Moment lindern, ist aber weder ganzheitlich, noch langfristig gesund. Es ist eines der markantesten Beispiele dafür, was passiert, wenn ein Gesundheitssystem, primär auf Profitverwertung statt auf Gesundmachung aufgebaut ist. Ursachen interessieren nicht und mit Symptombehandlung wird viel Geld verdient. Viele Tierärzte, die sicher geschworen haben, für das Wohl des Tieres einzutreten, bilden hier leider keine Ausnahme.

Update: Die »Meerschweinchen-Expertin« hat sofort eine Mittelohrentzündung diagnostiziert. Er bekommt jetzt 7 Tage Antibiotika mit einer Mundspritze von uns eingeflößt.


Neulich...

Lebensfreude (4)

Von links nach rechts: Lucky, Sparrow und Greta.

Ich hatte an anderer Stelle schon einmal erwähnt, dass wir seit April 2021 stolze Besitzer von Meerschweinchen sind. Mittlerweile sind es drei. Zwei Weibchen: Lucky und Greta sowie ein Männchen: Sparrow. Besonders das Rosetten-Weibchen Lucky ist sehr zutraulich, neugierig und aufgeschlossen. Abendliche Spaziergänge auf dem Balkon liebt sie sehr. In einem Zimmer laufen sie bei uns komplett frei herum. Vom Käfig steht nur noch der Boden und der wird hauptsächlich als Toilette benutzt. Wir haben sie für Fluchttiere sehr zahm bekommen. Sie kommen auf uns zu, gehen uns hinterher und auch auf unseren Schoß, wenn wir Leckereien anbieten.

Ich hätte nie gedacht, dass mir die kleinen Tiere so ans Herz wachsen und uns so viel Freude machen würden. Sobald wir nach Hause kommen, quiecken sie. Wir pflanzen nun regelmäßig Katzengras und Kräuter an. Das alles mag etwas schnulzig und schmalzig klingen, ist für mich aber ein weiteres Indiz dafür, wie wichtig es ist, sich viele kleine Freiräume zu schaffen, wo Glück und Freude gedeihen können. Gerade im kafkaesken Corona-Wahnsinn! Ich bin mir sicher, dass es da draußen sehr viele Menschen gibt, die ohne ihre tierischen Begleiter schon längst in eine Depression verfallen wären.

Sparrow und Lucky.


Lebensfreude (1)
Lebensfreude (2)
Lebensfreude (3)

Schweinchen-Content

»Vier Pfoten gegen Einsamkeit und Langeweile: In der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Haustieren in Deutschland deutlich gestiegen. Inzwischen gibt es etwa 35 Millionen Haustiere, eine Million mehr als vor der Pandemie.«

wirtschaft.com vom 4. April 2021

Anmerkung: Mit »Langeweile« hat das — in Zeiten von Videospielen, Netflix sowie Social Media — wohl weniger zu tun. Halbwegs gesunde, soziale und ausgeglichene Menschen, werden durch dauerhafte Isolation, Kontaktverboten und Abstandsregeln krank. Diese Instrumente gehören nicht umsonst zu den schlimmsten Foltermethoden der Menschheit. Denn es ist wider die Natur des Menschen, der ein soziales Lebewesen ist. (Haus-)Tiere können in einer politisch sowie zwischenmenschlich-erkalteten Welt, das eigene Herz erwärmen. Wir haben uns auch Zwei Meerschweinchen gegönnt und sie bringen uns viel Leichtigkeit, Glück und Freude ins Haus. Das oben ist übrigens »Lucky«.


Lebensfreude (1)
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