Kinder in Deutschland; Teil1: Kinderfeindlichkeit

»Wir haben kein Problem mit Haustieren, aber so viele Kinder?!«

- die Antwort eines Vermieters auf eine Frau mit 5 Kindern (aus dem Stern, Ausgabe Nr. 29, 15. Juli 2010, Seite 72)

Deutschland ist ein kinderfeindliches Land. Das bekommt man überall zu spüren. Es beginnt damit, dass viele keine Kinder wollen. Was ja auch völlig in Ordnung ist, denn jeder sollte frei entscheiden dürfen, ob er Kinder in die Welt setzen möchte oder nicht. Hinterfragt man aber wieso das so ist, werden häufig Gründe genannt, die sich — neben dem finanziellen Aspekt- oft unter Eigennutz und Egoismus subsumieren lassen. Kinder benötigen viel Nerven, Zeit, Aufmerksamkeit, Liebe und auch Geld — auf die Verantwortung haben viele einfach keinen Bock. Auch das ist in einer Gesellschaft des gelebten Eigennutzes zumindest nachvollziehbar. Was aber nicht in Ordnung geht, ist die immer weiter um sich greifende Kinderfeindlichkeit. Weiterlesen

Des Unpolitischen heimelige Weltverleugnung

Nächsten Monat kaufe ich mir ein neues Auto. Abwrackprämie sei Dank! Ach, mal wieder schick essen gehen wäre schön. Meine Wohnung habe ich mir nach den Konturen meiner Individualität eingerichtet. Zumindest bin ich davon überzeugt, dass niemand seine Wohnung so eingerichtet hat, wie ich. Auch mein Handy-Klingelton bildet meine Individualität perfekt ab. Die Geborgenheit, Nähe und Liebe, die ich in meiner Partnerschaft genieße, ist wie ein Schutzschild nach außen. Ein Versteck vor den Problemen in der Welt.  Warum soll ich mich auch unnötig damit belasten? Der Fernseher und der PC laufen auch den halben Tag.  Bilder erklären die Welt eben am besten. Kaufen macht mich auch glücklich. Außerdem soll mir das Leben ja Spass machen. Diese verdammten Weltverbesserer und Nörgler sind ja nur neidisch auf mich. Die sollen mal lieber anständig arbeiten gehen und nicht soviel kritisieren. Das Leben in Deutschland ist doch toll. Die sollten froh sein, nicht in Afrika zu leben.

Eine Gesellschaft des Misstrauens

Wir leben zunehmend in einer Gesellschaft des Misstrauens. Keiner traut keinem mehr. Niemand soll dem anderen trauen. Misstrauen, Vereinzelung und Spaltung der Gesellschaft als gewollte wirtschaftspolitische Strategie, um den Einzelnen leichter repressiv und autoritär zu begegnen. Der Überbau unter dem sich die verschiedenen Spaltungs — und Vereinzelungsdynamiken versammeln sind — zwar unausgesprochen, aber offensichtlich — der Neoliberalismus. Im folgenden einige Spaltungsdynamiken. Weiterlesen

Die systemgewordene Paranoia

Weil mich zurzeit (wieder einmal) dieser Arbeitsfetischismus vieler Menschen, gepaart mit Resignation, Egoismus und einer Ignoranz, die Welt zum besseren verändern oder gestalten zu wollen, ankotzt und traurig macht, suche ich Kraft bei ein paar Gedankenhäppchen:

»Wer widersteht muss es sich heute und wohl noch eine ganze Weile gefallen lassen, als Träumer diffamiert zu werden, als jemand, der, vielleicht ja von guten Absichten geleitet, eine Flucht aus der Wirklichkeit angetreten habe. Doch das ist nicht wahr. Der Begriff Wirklichkeit wird, wie kein anderer, falsch gebraucht. Wir müssen erst aus der systemgewordenen Paranoia unserer Alltagswelten in die Wirklichkeit fliehen.«

- Peter Sloterdijk aus seiner »Kritik der zynischen Vernunft«, Band 2, S. 420

»Es ist daher kein Wunder, dass die sozialen Kontrollen in den fortgeschrittensten Bereichen dieser Zivilisation derart introjiziert worden sind, dass selbst individueller Protest in seinen Wurzeln beeinträchtigt wird. Die geistige und gefühlsmäßige Weigerung »mitzumachen« erscheint als neurotisch und ohnmächtig.«

- Herbert Marcuse, Schriften 7: Der eindimensionale Mensch, S. 29

Über Politikverdrossenheit

Gibt es tatsächlich eine immer stärker um sich greifende sog. »Politikverdrossenheit« in Deutschland? Was bedeutet das für das politische System, für die Demokratie? Meine These ist, dass der Begriff der »Politikverdrossenheit« unzureichend ist und nur einen Teilaspekt beschreibt — die neue deutsche Gemütlichkeit, sprich den zunehmenden Egoismus der Menschen jedoch außer acht lässt. Eine subjektive, und polemische Bewertung über das »bringt doch eh alles nix« und »die da oben machen eh was sie wollen« — Phänomen.

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