Der pädagogische Happen (57)

- Friedenspädagogik-

Vor rund einem Jahr kam eine Kollegin auf mich zu und machte sich große Sorgen über das Kriegsgeschrei in Politik und Medien. Sie fragte mich, ob wir mit den Kindern nicht eine »Friedens-AG« machen wollen? Ich war sofort begeistert, auch wenn ich wusste, dass so ein regelmäßiges Angebot mit wechselnden Inhalten vergleichsweise viel Arbeit bedeutet, bei gleichzeitig eher wenig Kindern, die das wahrnehmen werden.

Denn die Kinder sind nach einem Schulalltag in der Regel durch und nehmen verständlicherweise am Nachmittag eher bewegungsfreudige pädagogische Angebote wahr. Dennoch läuft unsere AG bisher sehr gut und sorgt bereits in der Schülerzeitung und unter den Eltern für Diskussionen.

Bei den »Friedensforschern« sind in der Regel 5–10 Kinder im Alter von 8–12 Jahren. Bisher haben wir (unter anderem) Glückskekse gebacken, bei denen die Kinder sich eigene Botschaften für die Kekse überlegen konnten, Improvisationstheater gespielt, Friedens-Postkarten entwickelt und die Kinder zu »Friedensreportern« ausgebildet, bei denen sie sich eigene Fragen zu den Themen »Krieg und Frieden« überlegt und dann Menschen auf der Straße interviewt haben.

Nun wollten wir unseren Schul-Zaun mit Friedensbotschaften der Kinder schmücken (»Friedenszaun«), um allen zu signalisieren, dass ein Krieg mit uns nicht zu machen ist. Unser Schuldirektor stimmte sofort zu. O‑Ton: »Toll, dass Ihr das macht! Diese grünen Kriegstreiber regen mich nur noch auf!« Man muss wissen, unsere Schule liegt in einer grünen Hochburg. Schätzungsweise 90 Prozent der Elternschaft sind überzeugte Grünen-Wähler.

Wichtig war uns, dass wir und die Kinder eben keinerlei Partei ergreifen (keine Fahnen). Es sollte um »Frieden« und nicht um »Sieg« gehen. Heraus kamen tolle Bilder, durchgestrichene Waffen mit dem Spruch: »bomben sint blöt«, »Essen statt Bomben« und vieles mehr.

Bisher hatten wir sogar schon Eltern, denen das missfallen hat. Ukrainische Fahnen fehlten ihnen genauso, wie »eindeutige Haltungen«, »Bekenntnisse« und/oder »Distanzierungen«. Traurig, wenn sie es nicht einmal mehr aushalten können, wenn sich Kinder, einfach nur Frieden für alle Menschen und eben nicht nur für selektive Menschengruppen wünschen.


Kinder in Deutschland
Der pädagogische Happen

15 Gedanken zu “Der pädagogische Happen (57)

  1. Wenn sowas trotz Propaganda rauskommt, entfällt auch das Argument, daß die heutigen Generationen nicht mehr wissen, was Krieg bedeutet.

  2. Hätte ich nicht gedacht, dass sowas nach der C‑Gehirnwäsche und andauernden Kriegspropaganda noch möglich ist. Besser positiv überrascht, als maßlos enttäuscht. Bei 90% Grünenwählern hätte ich einem Shitstorm erwartet. Es gibt noch Lichtblicke.

  3. Sehr schöne Aktion und danke für deine Ausführungen mit dem Gewissen, dass sich (vor allem grün-wählende) Menschen nicht von der Politik für jeden Mist vereinnahmen lassen. Das lässt hoffen!

  4. Herrlich naiv...kaum zu glauben??
    Trotzdem, werden wir den 3.Weltkrieg bekommen???
    Spätestens nach den Wahlen in der USA.
    Ich denke immer wieder, dass ihr alle keine Ahnung von geopolitischen Zusammenhängen habt.
    Die Amis werden nicht klein beigeben, der Dollar als Leitwährung wird fallen und allein schon deswegen, wird es einen richtigen Krieg geben.

  5. @orinocco

    »Besser positiv überrascht, als maßlos enttäuscht. Bei 90% Grünenwählern hätte ich einem Shitstorm erwartet. Es gibt noch Lichtblicke.«

    Na, ich glaube eher, sie denken sich ihren Teil und sagen nichts. Diskursverweigerung und mangelnde Konfliktkultur wird gerade bei den Grünen sehr groß geschrieben.

    @PV

    Was soll ich dazu noch sagen? Resignieren, meckern, nörgeln ‑ohne selbst in irgendeiner Form aktiv zu werden- ist aber zielführender? Und natürlich werden wir mit dieser Aktion den Dritten Weltkrieg verhindern. Das ‑und nichts Anderes- ist unser Anspruch!

    @Sascha

    Wie gesagt, der Schuldirektor unterstützt die Aktion. Einigen Eltern fehlten die ukrainischen Fahnen am Zaun.

  6. Ähnlich ›orinoco‹ hätte ich das auch nicht für möglich gehalten, aber man muss eben aufpassen, den möglichen/erwarteten Verschlechterungen (Wiedereinführung von Wehrkraftzersetzung¹, Defätismus...) nicht vorzugreifen²: Im Moment ist ein ’neutrales‹ Bekenntnis zum Frieden durchaus (noch) möglich und man sollte die Gelegenheit nutzen.

    @Publicviewer
    Ich empfehle 5 Minuten Meditation über »Was wir brauchen ist Nüchternheit: einen Pessimismus des Verstandes, einen Optimismus des Willens« (Antonio Gramsci).

    @Epikur
    Gibt es vielleicht Sprüche³, die ich für meine Flyer ›verwursten‹ könnte?
    Nachdem ich mir vor kurzem einen Stempel zum Selbersetzen gekauft hatte (10€), möchte ich auf ›Kinder-Druckerei‹, ›Der kleine Drucker‹ bzw. Druck/Setzkasten für Kinder hinweisen — Das würde vielleicht in die Friedens-AG passen.

    ¹Natürlich unter anderem Namen; Dafür sorgt der neue Beauftragte des Bundestages für die Vermeidung von Nazi-Begriffen in unseren mega-demokratischen Gesetzen
    ²Der gefürchtete ›Vorauseilende Gehorsam‹ des wohlerzogenen Untertans
    ³Auch die etwas zurückgebliebene LenaAnna (geistig: 7 Jahre) weiß: »Bombben sint blöt wie Krabbenbrod«

  7. Schöne Aktion,
    Je öfter man »Frieden für alle« fordert, desto schwieriger ist Krieg zu legitimieren. Dort geht es immer um Interessen von einzelnen (Geld und Gut nach Plato). Naivität kann eine Waffe sein.

    bomben sint blöt

    Dem ist nichts hinzuzufügen.

  8. @Cetzer

    »Auch die etwas zurückgebliebene LenaAnna (geistig: 7 Jahre) weiß: »Bombben sint blöt wie Krabbenbrod«

    Wenn das Kinder der 1. und 2. Klasse schreiben ist das ehrlich und authentisch. Die Rechtschreibung braucht eben ein paar Jahre. Wenn eine erwachsene Grüne, ohne angegebene Lese-Rechtschreib-Oder-Sonstwas-Schwäche, und dann noch als Außenministerin das macht, ist das eher peinlich.

    Zu Deiner Frage: ist ja letztlich »geistiges Eigentum« der Kinder. »bomben sint blöt« und »konfetti für alle« fand ich bisher am Besten. ;-)

    @PV

    Es ist wie Kakapo3 sagt, wenn wir alle im Namen des Friedens jeden Tag im Alltag unterwegs sind ‑und eben keine Konflikte schüren- dann kann jeder seinen eigenen kleinen Teil zu einer friedlicheren Welt beitragen. Denn der »Frieden« beginnt schon beim Verhältnis zu seinem Nachbarn — auch und gerade wenn man ihn oder sie nicht mag. ;-)

  9. warum nur wird dieser zersetzungs-troll hier immer und immer wieder durchgefüttert?...verstehe es wirklich nicht mehr.

  10. tja, warum erstaunt mich das nicht, dass gewissen Eltern das Haltung Zeigen schon gefehlt hat?

    Ohne das jetzt ketzerisch zu meinen, schon gar nicht dir gegenüber, lieber Epikur, aber die Frage drängt sich heutzutage einfach auf:

    Wie hält man es an euer Schule denn mit diesen Indoktrinations- und Rekrutierungsbesuchen irgendwelcher Vollpfosten von der Bundeswehr?

  11. @mo

    Es is eine gelegentlich gute didaktische Übung. ;-)

    @Pascal

    »Wie hält man es an euer Schule denn mit diesen Indoktrinations- und Rekrutierungsbesuchen irgendwelcher Vollpfosten von der Bundeswehr?«

    Das hängt tatsächlich von der jeweiligen Einstellung des Direktors und der Lehrer ab, ob Bundeswehr erwünscht ist oder nicht. Wird bei uns eher nicht passieren.

  12. »Frieden« statt »Sieg« in das Denken zu bringen ist tatsächlich der erste Schritt, ein Weg, auf den jeder erst einmal gebracht werden muss. Das wird aber nicht reichen für immer. Manchmal muss auch für den Frieden aktiv eingetreten werden. Wenn es versäumt wird, sich öffentlich zu positionieren und dann sogar aktiv zu protestieren, wird immer das Böse stärker und stärker werden und sein.
    Wer »Sieg« denkt, der denkt »Krieg«.

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