Über Eigentum

Foto: GuentherDillingen / Pixabay

Ein Verhandlungsgespräch zwischen einem Rechtsanwalt einer Öl-Firma und einem Indianer-Häuptling.

Perez (Rechtsanwalt): »Ich will das Land ehrlich kaufen von Ihnen, für einen guten Preis!«

Jacinto (Häuptling): »Nein, ich kann nicht. Ich habe kein Recht dazu. Das Land gehört nicht mir. Es gehört allen Menschen, Tieren und Pflanzen, die hier leben.«

Perez (Rechtsanwalt): »Unsinn! Ich habe die Register durchgelesen und gefunden, das Land gehört Ihnen. Die Titel sind in der besten Ordnung. Alle Männer hier bekommen beste Arbeit. Die Leute sollen nicht weniger als drei Peso verdienen.«

Jacinto (Häuptling): »Ja, das glaube ich. Aber viele Leute hier sagen, es ist so traurig in den Arbeiter-Camps. Sie wollen lieber hier bleiben.«

Perez (Rechtsanwalt): »Wenn Sie hier das viele Geld haben, dann können Sie sich ein Automobil kaufen.«

Jacinto (Häuptling): »Ich brauche kein Automobil.«

Perez (Rechtsanwalt): »Aber hey, dann können Sie in einer halben Stunde in Tuxpan sein.«

Jacinto (Häuptling): »Ich will aber gar nicht in einer halben Stunde in Tuxpan sein. Ich will mit den Leuten am Weg sprechen, die Blumen, das Land und die Tiere sehen und beobachten. Ich brauche kein Automobil. Wirklich nicht.«

Perez (Rechtsanwalt): »Die Firma zahlt Ihnen für ein Hektar 500 Peso. 800 Hektar sind dann 400.000 Peso. Morgen schon. Wenn Sie wollen?«

Jacinto (Häuptling): »Ich will das Land nicht verkaufen. Der Mais ist eines Tages aufgegessen. Die Schweine sind eines Tages aufgegessen. Und dann? Hunger für alle, die keine Peso haben? Verläßlich ist nur die Erde. Sie erzeugt ewig. In nimmermüder Freigiebigkeit. Meine Pflicht ist es, das Land für unsere Nachkommen ungeschmälert weiterzugeben.«

(Auszug aus: B. Traven. »Die weiße Rose«. Rowohlt Verlag. Hamburg 1962. Ab Seite 14)


»Bill Gates: Der größte Eigentümer von Farmland in den USA«

- agrarheute.com vom 18. Januar 2021

»Monsanto und Black Rock bald gänzlich als Eigentümer der Ukraine?«

- unser-mitteleuropa.com vom 12. August 2022

»Die Entscheidungsmacht befindet sich in den Händen weniger großer Eigentümer, was zu einer stark ungleichen Verteilung des deutschen Gesamtvermögens führt.«

- Mark Fehr. »Wem gehört Deutschland?«. Faz.net vom 19. Oktober 2020



Dara: »Deshalb brauchen wir im Westen auch bessere Regierungen, damit wir die Ukraine auch besser unterstützen können!«

Agitator: »Wir unterstützen sie eben nicht. Wir plündern die Ukraine aus!«

- Die Streamer und YouTuber »Dara« und »Agitator« im Streitgespräch


 

5 Gedanken zu “Über Eigentum

  1. Ach ja, unser »Freund« Dara...

    Wenn er nur wenigstens eine nachvollziehbare Position vertreten würde, auf der er nicht gleich wieder ausrutscht, wenn man ihm die Widersprüche aufzeigt. Letztlich plappert er auch nur das Narrativ nach, wo jeder Abweichler mit Labels belegt wird, weil man selbst argumentativ blank dasteht.

    Was die Story mit dem Häuptling angeht, sehe ich darin und auch in vielerlei Hinsicht eine grundsätzliche Macke am menschlichen Denken, und wie man sich Werte schafft, die man sich selbst zum Vorteil aneignet. Als ob ein Baum das Bewusstsein hätte, anzuerkennen, dass er jetzt einer bestimmten Person gehören würde. Menschlicher Irrtum seit Menschengedenken.

  2. Auch wenn die 4. Internationale etwas in Verruf geraten ist hier ein Zitat von Trotzki:

    Und sie sagen nicht, ich verteidige mein Recht andere auszubeuten, sie sagen, ich verteidige das Recht auf Eigentum.

    Und Averroes, islamischer Philosoph des 12. Jahrhunderts:

    Wir werden sicher nicht zum Himmelreich auf Erden kommen, wenn wir herumgehen und sagen, das ist deins, das ist meins.

    Im arabischen und osmanischen Reich war es übrigens eindeutig, das Grund und Boden nicht erworben werden konnte, sondern allen bzw. dem Staat, der Gemeinschaft (dem Sultan) gehörte. Nicht das diese Auffassung bei den nativen Bewohnern Amerikas exklusiv hängen bleibt.

  3. Die Welt in ›meines‹ und ›deines‹ zu unterteilen zeugt vom selben Ungeist wie das Abgrenzen in ›wir und die da‹.

    Es ist immer wieder erstaunlich, oder vielleicht eher schockierend festzustellen, wievielen Leuten es nicht zu vermitteln ist, dass es Menschen gibt, die einfach ›genug‹ haben, die vieles schlicht nicht begehren, weil sie wissen und vorallem fühlen, dass ganz viele, angeblich ganz tolle Sachen einfach entbehrlich sind.
    Es war, glaub ich, gerade Epikur, der in dem Sinn von ›Selbstgenügsamkeit‹ gesprochen hatte.

    Ebenso habe ich selbst auf der ganz persönlichen Ebene Paarbeziehung erlebt, dass meine Auffassung, schlicht damit aufzuhören von deinem und meinem zu sprechen, wenn man doch eigentlich das Leben gemeinsam, an einem Strang ziehend, leben möchte, auch über viele Jahre hinweg nicht beim Gegenüber angekommen ist.
    Zu sagen, was meines ist, ist immer auch deines, das war in dieser Hinsicht in all der Zeit nie zu vermitteln.

    Weder wurde anerkannt, dass es mir sehr wichtig ist, das zu teilen, was ich habe, noch wurde verstanden, dass ich dafür keine Gegenleistung, keine Dankbarkeit erwarte, weil dies etwas ist, was ich aus bedingungsloser Solidarität und aus meinem ureigenen Selbstverständnis und Wertekanon heraus tue.

    Rückblickend betrachtet frage ich mich immer noch, wie man einem Menschen, der immer im Sinn von Zweckmässigkeit denkt und jede Tat, die ihm selbst aus einem Akt inkonditioneller Selbstlosigkeit entgegengebracht wird, diesen dennoch abgelten will, vermitteln will, dass es gerade die immateriellen Werte sind, die höher zu gewichten sind als dieses materialistische Denken in Dimensionen vom Tauschwert, die man einer Tat oder einer Sache um jeden Preis zuweisen will.

    Es scheint nicht mehr möglich, den Leuten zu vermitteln, dass es einem Menschen wichtig sein kann, etwas für jemanden einfach um seiner selbst Willen zu tun, ohne damit irgendetwas zu bezwecken.

    Solch Wertevorstellungen sind für ganz viele nicht mehr eingängig und verständlich.

  4. Weil das ganze Leben mittlerweile dem kapitalistischen Verwertungsprozess unterworfen ist.
    Inzwischen gilt es als verwerflich sich nicht der allgegenwärtigen Selbstoptimierung zu unterwerfen.

  5. @Pascal

    »Es scheint nicht mehr möglich, den Leuten zu vermitteln, dass es einem Menschen wichtig sein kann, etwas für jemanden einfach um seiner selbst Willen zu tun, ohne damit irgendetwas zu bezwecken.«

    Genau diese Handlungen sind es aber, die Menschen glücklich machen!

    Stattdessen rennen sie alle scharenweise zu irgendwelchen Glücks-Coaches, Selbstoptimierungs-Workshops, schwitzen in Fitness-Studios, um einem willkürlichen BMI zu gehorchen und und und.

    Wer sich selbst eben nur als Ware begreift, die bestmöglich verkauft werden muss, kann keine innere Zufriedenheit entwickeln.

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