Kritik ist positives Denken

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»Immer musst Du alles so negativ sehen!« oder: »Du hast ja an allem etwas auszusetzen!« oder: »Musst Du immer so viel kritisieren?«, sind typische Vorwurf-Sätze, die kritisch eingestellte Menschen fast täglich hören. In der Vergangenheit habe ich mich zu diesem Phänomen bereits hier, hier und hier ausführlich dazu geäußert. Leider ist die absurde Behauptung, dass kritisches Denken zwingend mit einer negativen Lebenseinstellung verbunden sei, nach wie vor fest in den Köpfen der Leute verankert.

Dabei verhält es sich genau umgekehrt: wer vor Armut, Ausbeutung, Unrecht und menschenverachtender Ideologie die Augen verschließt und davon nichts wissen will, weil es doch so anstrengende Themen seien, wer denkfaul, fatalistisch und obrigkeitshörig ist, wer seinen inneren moralischen Kompass mit Geld und Konsum zum Schweigen gebracht hat, wer seinen Verstand und seine Kreativität nur noch zur ökonomischen Verwertung einsetzen will – der ist dem Leben wahrhaft negativ gegenüber eingestellt. Egal, wie viel dabei gelächelt und gelacht wird. Weiterlesen

Wen interessiert das schon

Noch immer behaupten vermeintliche Normalbürger, dass so einige linke Blogger sich die Apokalypse herbei schreiben, gezielt Verschwörungstheorien verbreiten oder einfach nur übertreiben würden. Dabei reicht der tägliche Blick in unsere Massenmedien, um zu erkennen, dass wir mit Volldampf auf den Abgrund zu rasen. Die Restdemokratie wird Stück für Stück zerlegt. Drei aktuelle Beispiele:

Die angeblich kritischen Wissenschaftler von sciencefiles.org behaupten »Menschen sind nicht gleichwertig!«. Hier wird der Wert eines Menschen anhand seiner Nützlichkeit und Funktion kategorisiert und bewertet. Hatten wir das nicht schon mal? Und haben wir nicht daraus gelernt, dass jedem Menschen die gleichen Grund- und Menschenrechte zu stehen?

Das Innenministerium will den Staatstrojaner einsetzen obwohl es dafür keine gesetzliche Grundlage gibt. Es handelt damit ganz offen und bewusst verfassungswidrig, ja kriminell. Konsequenzen? Keine.

Der Bundestag beschließt weitere Asylrechtsverschärfungen. Diese verstoßen in vielerlei Hinsicht gegen internationale Menschenrechtsstandards. Beispielsweise Abschiebung auch bei gesundheitlichen Einschränkungen, Aussetzung von Familiennachzug und strenge Residenzpflicht, also Gefängnis. Für das Gesetzespaket sprachen sich 429 Abgeordnete aus. 147 Parlamentarier stimmten dagegen. Immerhin.

Bigotte Parallelwelt

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Deutschland ist voller Jammerlappen und Nörgler. Ständig wird sich beschwert. Über Massenerwerbslosigkeit, niedrige Löhne, Zwei Klassen Justiz und –Medizin, Alters- und Kinderarmut, Obdachlosigkeit, Massenüberwachung, Depressionen, Burnout und Einsamkeit, Kriegstreiberei, Lobbyismus, Bankenkasino, Profitgier, Hartz4 – Willkür und vieles andere. Dabei geht es uns doch echt gut! Da gibt es Menschen, beispielsweise in Berlin Zehlendorf, denen es so richtig dreckig geht! Denn trotz dickem Konto, Eigentumshaus, übervollem Kühlschrank, Auto und Garten müssen sie an öffentlichen Plätzen Hunde ertragen, die nicht angeleint sind. Unglaublich, oder?

Deshalb gründen sie auch Bürgerpetitionen für Hunde-Leinenzwang. Milizen, welche die Nichtraucherzonen kontrollieren. Freiwillige Müllwachen. Garten-Hecken-Schützen. Manchmal gibt es sogar richtig Engagierte, die um den gesamten Schlachtensee (Umfang 5,5 Kilometer) alle 500 Meter die Bäume mit Hilfesuchaufrufen, wie beispielsweise nach einem Lila Stirnband, zutackern. Das sind echte Probleme! Und wenn es gegen Ausbeutungsverhältnisse, den autoritären Chef, Massenentlassungen, gegen Banken und Konzerne, den rassistischen Mob oder gegen Propaganda-Medien geht, stehen solche Leute auch auf! Vom Sofa zum Kühlschrank.

Eines Tages...

final...werden alle Menschen an einem kleinen elektronischen Gerät kleben. Sie werden es überall dabei haben und es mehrmals in der Stunde sanft streicheln, um Aufmerksamkeit und Bestätigung zu bekommen. Es wird alle sozialen Interaktionen nachhaltig prägen und verändern. Jeder wird, vollkommen freiwillig, seine intimsten Daten, Interessen und Geheimnisse in die Maschine eingeben. Unternehmen werden durch den Verkauf der Geräte und der Daten unbeschreiblich reich werden. Für Geheimdienste wird es ein Kinderspiel sein, jeden einzelnen Bürger zu überwachen und gegebenenfalls jeden Widerstand im Keim ersticken zu können.

Die Dystopie der Vergangenheit ist die Beschreibung der Gegenwart. Die Bankokratie von morgen ist der Zustand von heute.

Der Marketing-Charakter

markchar_titelWir sind zu passiven Zuschauern unserer eigenen Vernunft geworden. Marktkonforme Konsum-Sofa-Tiere, die sich den ganzen Tag von diversen Verstandableiter-Gimmicks verblödspaßen und von sog. »Experten« die alternativlose Wahrheit eintrichtern lassen. Die Vollzeit-Konsumierung mit Sinnsuche und Glück verwechseln. Lämmer, die Vergnügen für Freude und Stille für eine Plage halten. Gefühlsamöben, die ökonomisch unverwertbare Gedanken und Ideen als sinnfreien Intelligenzsalat diffamieren, anstatt die Liebe zur Weisheit als menschlichen Fortschritt zu begrüßen. Denn nur wer heutzutage als Marktheld im Konsum der Massenindividualität ertrinkt, dem wird die Gnade der Selbstentfremdung gewährt werden.

Das Leben stinkt

gas_titelManchmal schreibt das Leben die besten (Horror-)Geschichten. Vor nicht allzu langer Zeit begab es sich, dass meine Gastherme, die in meiner Wohnung für Warmwasser und Heizung sorgt, den Geist aufgegeben hatte. Sofort hatte ich meinen Vermieter (der zugleich Eigentümer der Wohnung ist) angerufen. Dieser schickte mir einige Tage später einen Handwerker vorbei. Nachdem der unsympathische Wichtigtuer (»Haben Sie auch die Heizung angestellt?«) mehr als Zwei Stunden an der Therme herum werkelte und auch Ersatzteile einbaute, legte er mir die Rechnung von über 200 Euro vor, die ich in Bar bezahlen sollte. Mein Vermieter versicherte mir, den Betrag später zu überweisen. Der Clou: die Gastherme war immer noch kaputt. Der Handwerker verabschiedete sich und wollte sich einen Tag später noch mal melden. Es müssten weitere Ersatzteile eingebaut werden. Und damit fing der Spaß erst richtig an. Weiterlesen

»Wollen Sie den Bon mitnehmen?«

  • bon_titel»Wollen Sie uns vorbehaltlos vertrauen?«
  • »Wollen Sie Ihre Abrechnung nicht überprüfen?«
  • »Wollen Sie auf Ihr Verbraucherrecht verzichten?«
  • »Wollen Sie uns helfen, Papierkosten zu sparen?«
  • »Wollen Sie einen schriftlichen Beweis für Ihren Kaufvertrag?«

»Haben Sie eine Datensammel Payback-Karte?«

Konservative Geschichtsvergessenheit

Viele konservative Biedermeier-Weltverleugner-Spießer mögen linkspolitische Menschen nicht. Diese ewigen Weltverbesserer, Gewerkschafter, Klugscheißer, Verkehrblockierer-Demonstranten, Aktivisten, Verräter-Whistleblower und die unbequemen Freidenker. Sie genießen aber alle Segnungen und Vorzüge, die eben genau Gewerkschafter und linke Aktivisten für die arbeitende Bevölkerung erkämpft haben. Und sie tun alle so, als seien diese Regelungen Naturgesetze oder von Gott gegeben. Dabei wurden sie mit viel Blut, Schweiß und Tränen erkämpft. Streikende Arbeiter, Sozialisten und politische Aktivisten wurden und werden auch weiterhin weltweit ermordet.  Blutige Streikniederschlagungen finden auch heute noch überall in der Welt statt. Eben nur nicht direkt vor unseren Augen.

Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, der 8 Stunden Arbeitstag, die Elternzeit und die 5 Tage Woche sind keine großzügigen Geschenke des Kapitals gegenüber der arbeitenden Bevölkerung gewesen. Nein, sie mussten hart und brutal erkämpft werden! Nur infantile Facebookianer, verkappte Mittelschichts-Rassisten und Sofa-Shitstormer sind eben nicht diejenigen gewesen (und werden es auch niemals sein!), die auch aufgestanden sind und sich für das Wohl der Bevölkerung eingesetzt haben. Das waren in aller Regel progressive Kräfte. Heute verachten diese Leute voller Inbrunst die Linken, die »Gutmenschen« wie sie es oft abwertend formulieren, genießen aber gleichzeitig die Menschen- und Arbeitsrechte, die ohne linkes Engagement in der Vergangenheit niemals zustande gekommen wären.

Neulich im Schwimmbad: Teil 2

Manchmal besitzen banale Alltagserlebnisse so ihre ganz eigene Moralerfahrung. So ergeht es mir beispielsweise beim Bahnen ziehen im Schwimmbad. Während ich noch vor einiger Zeit ständig Rücksicht genommen habe und ausgewichen bin, so musste ich leider die Erfahrung machen, dass sich genau darauf besonders die Senioren verlassen (Jüngere weichen auch mal aus). Sie sehen mich quasi schon meilenweit kraulen kommen, rühren sich aber nicht einen Zentimeter vom Fleck, sondern erwarten, dass ich im Zickzack-Kurs durchs Becken kreise, wie ein Aal unter Speed. Diese einseitige Rücksichtnahme meinerseits, ging mir irgendwann tierisch auf den Sack, so dass ich nun streng meine Bahnen ziehe. Schwimmbojen, die mir in den Weg kommen, werden ab sofort gnadenlos abgedrängt.

Natürlich dauerte es nicht lange, bis ich die ersten Diskussionen im Wasser mit älteren Damen über 60 hatte. Ob ich denn denke, alleine hier zu sein oder ob ich nicht so schwimmen könne, dass kein anderer davon nass werde und so weiter. Hochbetagte Vollblut-Omas, die im Duett nebeneinander in Standgeschwindigkeit dahintreiben, das halbe Bad mit ihren Gesprächen über Küche, Kinder und Krankheiten unterhalten, sowie sämtliche Bahnen mit Schneckengeschwindigkeit blockieren, wollen mir etwas über egoistisches Verhalten erzählen? Die traurige Moral: wenn der Klügere immer nachgibt, gewinnt am Ende immer der Dumme.

Und dann die Oppas, die auf der Herren-Toilette nie die Spülung betätigen... :sick: Ob die das Zuhause auch so machen?

Der Tod ist ein Humanist

tod_titelImmer sterben irgendwelche Promis, Stars, Sänger, Politiker. Und jedesmal wird so ein Bohei darum gemacht. Meine Güte. Jedes Jahr das Gleiche Theater. Immer. Und immer wieder. Helmut Schmidt. Lemmy Kilmister. David Bowie. Und stets folgt die gleiche öffentlich-inszenierte Trauerevent-Heuchelei. Der Tod gehört zum Leben dazu. Am Ende nimmt er jeden zu sich. Egal ob reich oder arm. Berühmt oder unbekannt. Gebildet oder dumm. Ob Manager oder Arbeitsloser. Der Tod ist ein Humanist, denn er sorgt für Gleichberechtigung. Die Berichterstattung über »besondere Todesfälle« macht dies jedoch zunichte.