Plutokratie. Neofeudalismus. Oligarchie.

»Generell wissen wir wenig über den Zusammenhang zwischen der Verteilung von Vermögen und der Frage, wie gut demokratische Institutionen in einem Land funktionieren. [...] Ökonomisch gesehen ist außerdem eine bessere Wettbewerbspolitik notwendig. [...] Die Politik muss sich darauf vorbereiten, dass die Vermögenskonzentration auch in Deutschland irgendwann korrosiv auf unser politisches System wirken könnte.«

- Rüdiger Bachmann. »Feudale USA«. Auf: zeit.de vom 27. Januar 2018

Anmerkung: Einfach behaupten, man kenne keinen Zusammenhang zwischen Vermögen, Macht und politischen Einfluss und schon kann man von Demokratie reden, aber in Unternehmen, Banken und Konzernen den Neofeudalismus leben. Dann macht auch das neoliberale Wundermittel »mehr Wettbewerb« wieder Sinn. »Irgendwann korrosiv« klingt wie »die Schere zwischen arm und reich wird immer größer« — Nein, verdammt noch mal! Es ist jetzt so! Im Hier und Jetzt. Heute! Das die Politik sich »darauf vorbereiten« müsse, klingt wie eine Drohung: den Unmut im Keim ersticken! Militär im Innern einsetzen. Überwachung ausbauen. Strafgesetze verschärfen. Meinungsdiktatur durchsetzen.


» »Narrative Legenden«
» »Anleitung zur Ausbeutung«
» »Zehn Punkte-Plan«

4 Gedanken zu “Plutokratie. Neofeudalismus. Oligarchie.

  1. Mit »wir« meint er übrigens nicht alle. Das Wettbewerb wichtig ist, wenn Artgenossen sich als Wettbewerber in einem wie auch immer gearteten Miteinander bekriegen sollen/wollen, ist doch kausal. Dabei geht es selbstverständlich um Privilegien, die man erwerben kann (wer wollte sie nicht?), oder eben auch nicht.

    Wenn jemand etwas kommen sieht, was bereits längst da ist, dann Frage ich mich natürlich, wer so jemanden in den Ausguck gesetzt hat?

  2. >Wenn jemand etwas kommen sieht, was bereits längst da ist, dann Frage ich mich natürlich, wer so jemanden in den Ausguck gesetzt hat?<

    Dann ist er vermutlich der Ausguck eines Geisterschiffs …

  3. Der Bachmann behauptet es im Namen von (?). »Wir« ist nicht beschrieben. Man kann annehmen, dass er für eine Zahl Ökonomen spricht.
    Die Ökonomie hat schon wegen ihrer Paradigmen und ihres normativen Charakters nichts mit »Demokratie« zu tun. Bestenfalls mit Parlamentarismus (auch parlamentarische oder repräsentative Demokratie genannt), welcher seinerseits durch seine bürgerlich-hierarchische Struktur die gesetzlichen Grundlagen für die Ökonomie »produziert«. Durch ihn werden die bestehenden Eigentumsverhältnisse ( vielfach aus alter Zeit übernommen (fortgesetzter Feudalismus) und Basis für Kapital [eine Bilanzgröße]), die Grundlagen für ungleichen ökonomischen Wettbewerb (hat mit »Demokratie« ebenfalls nichts zu tun), juristisch abgesichert. Parlamentarier als Handlanger der vermögenden Minderheit (Besitzer von Kapital, Geld, Land), weil sie Hoheitsrecht an private Institutionen, welche sich im Besitz von Vermögenden befinden, abtreten.

    Ökonomie und »Neoliberalismus«* hin oder her — Ausbeutung, Unterdrückung und Versklavung funktionieren seit Jahrtausenden nach ähnlichen Mustern. Mit Einführung von Parlamentarismus und Geldwirtschaft wurden diese anonymisiert und unsichtbarer.

    * Der Begriff »Neoliberalismus« streut Sand in die Augen. Eine (gewollte) Irreführung. Denn er macht glauben, dass Kapitalismus irgendwann anders war. Dem ist nicht so. Die Zuspitzung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Probleme war vom Beginn der kapitalistischen Ära programmiert. Ein schwerwiegender Konstruktionsfehler. Ehrlicher wären vielleicht Begriffe wie Neokapitalismus oder Monopolkapitalismus oder Konzernkapitalismus. Voraussetzungen sind nämlich Eigentums- und Kapitalkonzentrationen und nicht Liberalismus.

  4. Man kann von diesen sog. Ökonomen vermutlich nicht erwarten, dass sie das kapitalistische System grundsätzlich hinterfragen, aber es ist schon traurig, dass es meist nicht einmal zum Erkennen der elementarsten Zusammenhänge reicht: Ohne breite Nachfrage (sprich auskömmliche Löhne und Renten) KANN es nicht funktionieren. Selbst dem kapitalistischste aller markthörigen Kapitalisten sollte daher klar sein, dass hohe Kapitalkonzentrationen eine Gefahr darstellen (selbst wenn man Klima, Ressourcen etc. überhaupt nicht auf dem Schirm hat). Wenn man diese Kurve nicht kriegt (hat bisher noch nie geklappt), bleibt genau eine »Lösung« für das Problem. Nämlich Krieg. Der wirkt dann allerdings ziemlich »korrosiv«

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.