Presseblick (56)

Über sechs Jahre Kampagnen von »Emma«, BILD und Alice Schwarzer sowie medialer und existenzieller Rufmord gegen Jörg Kachelmann. Nun ist es amtlich: die Vorwürfe waren erstunken und erlogen! Genau wie bei Gina-Lisa Lohfink. Oder Horst Arnold. Das alles kümmert aber weder Hardcore-Feministinnen (wie die Journalistin Silke Burmester) noch Claudia D. Männer sind Täter und Frauen Opfer. Immer und überall. Basta!

Politik
Bisher gab es im Umfeld von Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton vier mysteriöse Todesfälle. Das Besondere: »Alle hatten entweder vor, gegen die Skandal-geplagte Präsidentschaftskandidatin als Zeugen auszusagen oder waren an investigativen Recherchen zu Clinton beteiligt.« Ein Verschwörungstheoretiker ist, der hier mehr als Zufall sehen will. Auch die fünf NSU-Zeugen sind schließlich alle zufällig gestorben. :jaja:

Nordkorea macht einen Atomwaffentest und die Bundesregierung bestellt darauhin den nordkoreanischen Botschafter ein. Alle NATO-Staaten dürfen jedoch testen, wie sie lustig sind. Da wird kein Botschafter einbestellt. Lächerlich. Und weil Afghanistan so ein sicheres Herkunftsland ist und dort noch immer deutsche Soldaten stationiert sind, werden bald mehr als 50.000 Menschen wieder dorthin abgeschoben: »Zurück ins Elend«.

Einen empfehlenswerten Artikel über den neoliberalen Putsch in Brasilien gibt es auf amerika24.de: »Brasilien nach dem Putsch.«

Banken
Die Banken rufen wieder nach dem Kapital-Staatssozialismus: Profite privatisieren, Verluste sozialisieren. Besonders dreist: die Deutsche Bank mit ihren Dutzenden Affären, Skandalen und Gerichts-Prozessen ruft nun wieder nach staatlichen Hilfsgeldern. Die Commerzbank, die rund 5 Millarden Euro aus dem Bankenrettungsfonds erhalten hatte, bedankt sich nun dafür bei ihren Mitarbeitern und will rund 10.000 Angestellte entlassen. Angesichts dessen, ist diese Werbekampagne zynisch, realitätsfremd und absurd:

Werbeplakat in Berlin. Fotografiert am 30. September 2016.

Arbeitsmarkt
Jeder fünfte Selbstmord in Deutschland ist durch Erwerbslosigkeit bedingt. Inwiefern die Agenda 2010 und die Hartz-Gesetze dazu beigetragen haben, kann und wird natürlich niemals genau geklärt werden können. Auf zeit.de stellt man sich sogleich die Frage: »Ist Leiharbeit wirklich so schlecht?« Nein, natürlich nicht. Ganz besonders nicht für die Leiharbeitsfirmen, die sich hierbei eine goldene Nase verdienen. Und natürlich auch nicht für die Unternehmen, die Löhne sparen, Tarife aushebeln, das Streikrecht unterlaufen und die Leiharbeiter schneller wieder feuern können, als festangestellte Mitarbeiter.

Wie man schlechte Bezahlung und prekäre Beschäftigungsverhältnisse in ein Arbeitsfetisch-Neusprech verpackt macht Spiegel-Online vor: »Millionen Deutsche wollen mehr arbeiten.« Natürlich nicht, weil sie alle zu wenig verdienen, sondern weil ihnen die Arbeit so verdammt viel Spass macht und Erfüllung bringt. Immobilienmakler, Unternehmensberater und Investmentbanker seien Bullshitjobs, behauptet der Anthropologe David Graeber. Und er hat Recht! Keiner würde sie vermissen. Lehrer, Erzieher, Feuerwehrleute, Hausmeister, Krankenschwester, Handwerker und Altenpfleger aber schon. Preisfrage: wer wird besser bezahlt? :pfeif:

Seit Frank Schirrmacher tot ist, kann man die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) nicht mehr lesen. Sie ist (wieder) ein reines Sprachrohr der Reichen, Manager, Vermögenden, Herrschenden, Eliten, Unternehmen und Arbeitgebern. Den kreativen Protest der Lohnarbeiter bei TUIfly (500 Arbeiter melden sich gleichzeitig krank) bezeichnet Corinna Budras in der FAZ als »illegal und asozial«. Kein Wort darüber, dass wohl die meisten Gewerkschaften mittlerweile handzahm und/oder gekauft sind. Oder wie asozial und verantwortungslos sich Manager mittlerweile verhalten.

Star für wen? Der "Young Leader" (und Plagiator) der Atlantikbrücke, Karl-Theodor zu Guttenberg, soll endlich wieder in die deutsche Politik zurückkommen, fordert die FAZ! (faz.net vom 23. September 2016) Eine neue, (also selbst geschriebene) Doktorarbeit hat er bisher nicht mehr abgeliefert.

Star für wen? Der »Young Leader« (und Plagiator) der Atlantikbrücke, Karl-Theodor zu Guttenberg, soll endlich wieder in die deutsche Politik zurückkommen, fordert die FAZ! (faz.net vom 23. September 2016) Eine neue, (also selbst geschriebene) Doktorarbeit hat er bisher nicht mehr abgeliefert.

Erwerbslosigkeit
Das nennt man dann wohl staatliche Enteignung: »Hartz-IV-Familie muss nach Auszug der Kinder Eigenheim verkaufen.« Die ständigen Hartz4-Horror-Meldungen in den bürgerlichen Massenmedien erfüllen indessen weiterhin ihren Zweck: die noch Erwerbstätigen in Angst und Schrecken versetzen, sie bei der Stange halten und sie mundtot machen. Denn wenn Ihr euch wehrt, vor das Arbeitsgericht zieht oder gar einen Betriebsrat gründen wollt, seht Ihr was euch dann blüht! Hartz 4‑Terror!

Medien
Ein Journalist des Stern-Jugend-Magazins »Neon« hat als Praktikant drei Wochen bei Russia Today (RT Deutsch) gearbeitet und wollte den Wallraff machen. Statt großer Skandal-Enthüllungen, gab es sachliche und mitunter sogar konstruktive Kritik. Mission gescheitert.

Der transatlantische NATO-Versteher Jochen Bittner, titelt dreist und clickbait-geil (deshalb ohne Link) auf zeit.de:

zeit.de vom 13. Oktober 2016

zeit.de vom 13. Oktober 2016

Nur um dann später zu betonen:

»Bei allem Übel, das man Amerika und der Nato anlasten kann und muss – der Westen und Russland unterscheiden sich kategorial in der Beachtung sowohl des ius ad bellum (dem Recht zum Krieg) wie des ius in bello (dem Recht im Krieg).«

Von echter Selbstreflexion oder gar Selbstkritik ist im Artikel nichts zu finden. Ganz im Gegegenteil: »weil es noch immer zu viele matschbirnige Putin-Apologeten gibt.« Es ist und bleibt NATO-Kriegspropaganda von Atlantikbrücke-Journalisten. Positiv ist, dass die Leser diesen einseitigen Propaganda-Bullshit längst nicht mehr glauben. Die mehr als 800 Kommentare (!) sind überwiegend kritisch. Aus Sicht von ZEIT-Redakteuren sicher alles Putin-Trolle, Antiamerikaner, Verschwörungstheoretiker, Antisemiten, Populisten und sonstige Spinner. :rock:

Gegen diese Veröffentlichung sind Bittner und Joffe gerichtlich vorgegangen:

Religion
Mathias Bröckers hat auf heise.de das »9/11 Unser« veröffentlicht. Ein kurzer Auszug:

[...] Wir glauben
Dass zwei Flugzeuge drei Wolkenkratzer
Zum Einsturz bringen können
Auch wenn in der gesamten Baugeschichte
Niemals ein Hochhaus mit Stahlrahmen allein durch Feuer
Pulverisiert werden konnte
Während ein Ausweis aus Pappe und Plastik
Das Inferno überlebt.

Wir glauben
An den freien Fall
Der ausgelöst durch brennende Büromöbel
Das WTC 7 derart schnell zum Einsturz brachte
Dass die BBC
Den schon 20 Minuten vorher melden konnte

Darum lasset uns beten:
911 Unser
Du kamst aus heiterem Himmel
Geheiligt werde Dein Name
Der Great War On Terror ist gekommen
Sein Wille geschehe
Mit Drohnen vom Himmel
Und mit Krieg auf der Erde [...] :anbeten:

25 Gedanken zu “Presseblick (56)

  1. @rainer

    Ich bitte Dich, solche Äußerungen hier zu unterlassen! Wir, die ZG-Redakteure werden für solche Kommentare (auch strafrechtlich) verantwortlich gemacht, deshalb habe ich ihn gekürzt. Danke und nichts für ungut.

  2. Wo soll man anfangen, zu kommentieren?

    Da die FAZ seit Schirrmachers Tod wieder sehr auf Zeitgeist getrimmt wird — man verzeihe mir das Wortspiel;-) — kann man eigentlich nur noch das Feuilleton ohne Hirnkrampf lesen. Ganz so ist es nicht, aber seitdem ist die Zeitung ziemlich neoliberal ausgerichtet und das dünstet aus allen Poren heraus.

    Das läßt sich auf nahezu alle Medien in Bezug auf die aktuelle Lage und Politik Russlands beziehen. Kritik ist das schon lange nicht mehr und jeder Furz wird genutzt, um Russland über die Person Putin zu diskreditieren. Alleine die ewigwährenden Standardsätze nach ›mehr Sanktionen‹ bei jedem Zucker der russischen Seite ist zum Kotzen und sinnlos obendrein. Ausgerechnet diese Sanktionen haben der über alles geliebten ›Wirtschaft‹ mehr geschadet als Russland und das nicht nur hierzulande.

    Das Gender/Frauenfeindlichkeit und Gewalt gegen solche als Label allerspätestens seit Köln verbrannt ist und nur noch zur Selbstinszenierung taugt...

    ...wer härtere Strafen für Sexualtäter fordert und damit in erster Linie die ach so pösen Flüchtlinge mit ihrer patriarchalischen Lebenseinstellung meint und im selben Atemzuge nach 46 Jahren unserer ach so freien und demokratischen Bundesrepublik ein Gesetz bejubelt, welches gleichen Lohn für Männer und Frauen vorschreibt...

    ...HarzIV, Pomaden-Gutti und andere Themen sind nur noch die kleinen nadeln dieses großen Zorns, der einen beim Lesen des unseren-täglich-Hirnfraß-gib-uns-heute befällt.

    Die Bretter sind schon alle und die Wände auch bald, gegen die man angesichts der verordneten Verblödung dauernd berennen könnte!

  3. @epikur: Und wo ist in deinem Presseblick die alberne, inszenierte Farce um den sich am Ende dann mit einem T‑Shirt(!) selbst erhängt habenden syrischen »Terroristen«...!? :D

    @rainer: Solche gewaltverherrlichende Maulhelden wie du sind mir ja generell die Liebsten... Warum wartest du offenbar darauf, dass jemand anders für dich die Drecksarbeit erledigt...!? :P Wenn du natürlich schärfere »Sicherheits»gesetze und mehr Überwachung erreichen willst — nur zu; ich bin gespannt!

    Andererseits könnte man ja mal die Frage stellen, warum diese pöhsen »Terroristen« sich eigentlich NIE Politiker als Ziele aussuchen, sondern ausschließlich Hinz und Kunz...!?

    Zur Sache mit dem zu verscherbelnden Eigenheim: Das ist ja eine bedeutende(!) Komponente dieser Hartz-Fascho-Gesetze, bei der ich einfach nicht verstehe, warum das weder wirklich wahrgenommen — noch sich grade unter den Apologeten des »Leistung muss sich lohnen!« drüber aufgeregt wird. Um überhaupt in den »Genuss« dieser Leistungen zu kommen, sind ja schon derart viele Hürden aufgebaut, dass grade viele Kleinbürger, die meist noch wenigstens ein kleines Bisschen auf der hohen Kante oder eben ein Eigenheim haben, angesichts von Bedarfsgemeinschafts- und Vermögensanrechnungstatbeständen erst einmal dazu genötigt sind, wirklich alles an bisheriger Lebensleistung quasi ins Klo zu spülen. Die Krankenkasse kommt dann auch gleich und hält erstmal mit Fantasie-Mindestbeiträgen (171,40 Euro derzeit / Monat) die Hand auf, um die Enteignung noch zu beschleunigen. Bzw. den Druck, dann schnell wieder ins Hamsterrad zurückzukehren. Da kann man fast schon wieder verstehen, warum manch einer zum Schluss kommt, »Hauptsache Arbeit«! Bevor man den Kindern später nicht mal wenigstens ein kleines Haus vererben kann...

    Und wer profitiert am Ende wieder, wenn Menschen regelm. gezwungen sind von der Substanz zu zehren bzw. ihr Vermögen schnell, also: weit unter Wert(!) zu verkaufen...!? Da macht der ein oder andere Immobilienhai wieder ein »Schnäpple«...

    Man beachte auch den Zeitgeist bei den Gerichten: Es ist ungemein wichtiger, die Lasten einem jeden Einzelnen (und seiner Sippschaft) aufzuerlegen, als diese Last ggf. auf die Millionen Schultern einer Solidargemeinschaft zu verteilen... Ach, würden diese Prinzipen doch auch bei »notleidenden« Banken angewandt...!

  4. Zum verlinkten Artikel »[...]Ist Leiharbeit wirklich so schlecht?[...]« muss ich anmerken, dass die negativen Kommentare zum positiven Artikel über Leiharbeit, mit Bezug auf die neoliberale Organisation INSM, Bände sprechen.

    Meinen Fall — als Kurzzeitarbeitsloser — könnte ich noch, diesmal rein bezogen auf Arbeitsagenturen, angeblich »Ungelernte« und Trainingsmaßnahmedurchführung durch eine Organisation die verdächtig nach ZAF klinkt hinzufügen, sowie negative Erfahrungen mit Vermittlung, und Arbeit in Leiharbeit.

    Zunächst einmal:

    Ich bin auf Arbeitsuche, weil das elterliche Unternehmen vor dem Aus steht — dank Erbengemeinschaft, und Pflegebedürftigkeit der Geschäftsführerin und Witwe, die das meiste der Erbengemeinschaft trägt — Den Fall kennt mancher hier ja schon, sorry, nur zum näheren Verständnis noch einmal.

    Ich wurde, nach Überredung durch den Oberboss der Zweigstelle der hiesigen Arbeitsagentur, der mir eine schulische Umschulung verweigert — kein Bildungsgutschein dafür, in eine Trainingsmaßnahme gesteckt, die mir, nach einer Zeit der Teilnahme dubios vorkam. Warum? Die Hauptdozentin vermittelt überwiegend in Leiharbeit, wenn die meint, dass man sonst auf dem Arbeitsmarkt keine Chance mehr hat — Lt. ihr gelte ich offziell als »wieder Ungelernt«, weil ich jahrelang berufsfremd gearbeitet habe, und dies egal ob das Geschäft doch eine Nähe zum alten Lehrbüroberuf nachweist. Sie wollte mich unbedingt in Leiharbeit vermitteln, was ihr aber während des Kurses nicht gelang. Ich nahm lediglich am Probearbeiten bei einer Firma in einer anderen hiesigen Kurstadt an, in einer Chemie- und Pulverfabrik — ohne Rechtsfolgenbelehrung. Dies ist wichtig, denn im Auto meinte der Personaldisponent »Es wird schon klargehen, Herr xxxx« — ich dachte er meint den 1 Tag Probearbeit, und redet nicht, vor deutschunkundigen Zeugen (was auch wichtig ist) von einem Arbeitsvertrag. Ich bat mir nach dem Probetag Bedenkzeit aus, da ich immer noch dachte, dass es sich um eine Art freiwilliges Praktikum handelt — die Firma sagte mir nicht zu. Konsequenz bei Erscheinen in den Räumen der Trainingsmaßnahme, ich wäre angeblich an einer Sperrzeit wegen Arbeitsverweigerung vorbeigeschrammt — M.E. ein riesen Mißverständnis was ich auch klären konnte. Mittlerweile weiß ich auch warum die Frau so sauer war, denn pro Teilnehmer-Vermittlung erhält die eine, nicht unerhebliche, Provision. Die ist ihr, und der Leiharbeitsfirma flöten gegangen, die die hiesige Arbeitsagentur in die Maßnahme schickt — zumindest in meinem Fall.

    Nach Ende der Maßnahme war ich wieder allein auf Arbeitsuche, und so gehirngewaschen, dass ich freiwillig eine andere Firma in der hiesigen Kurstadt aufsuchte. Der Personaldisponent schickte mich in eine Fabrik, die für eine bekannte Schweizer Firma Büromöbel herstellt — die wollten mich nicht. Auch zum Probearbeiten, diesmal aber durch mich selbst organisiert. Fazit diesmal: Die wollten mich nicht »Ich bin kein Handwerker, dass merkt man sofort«

    Danach war ich wieder auf Suche, und nahm in meiner Verzweiflung Kontakt zu einer Leiharbeitsfirma auf, die in der 30km entfernten Großstadt hier ist. Der vermittelte mich tatsächlich in eine franz. Niederlassung auf dt. Boden, die eine einst florierende dt. Firma, mit gutem Ruf aufgekauft hat — als Maschinenbediener. Der Personaldisponent gab mir eine ausgedruckte Mail mit, am 1. Tag, worauf stand bei welchem Schichtleiter ich mich melden sollte. Als ich die Mail zum ersten mal las stand da eine Einsatzdauer von vier Wochen. Ich rief darauf dem Personaldisponenten an, da ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag hatte, der meinte ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen, dass würde nichts bedeuten, ich solle mir erst Sorgen machen wenn er mir anruft. Das tat er in der letzten Septemberwoche 2016, und teilte mir mit, dass der Auftrag beendet wäre, und die Leiharbeitsfirma so verfährt, dass die automatisch den Arbeitsvertrag kündigt. So, jetzt bin ich wieder auf Arbeitsuche, habe noch keine Arbeitsbescheinigung und keinen Lohn, denn erhalte ich erst 2 Monate nach Arbeitsbeginn, d.h. am 20. Oktober 2016. Die Firma ist bei mir unten durch, und Leiharbeit sehe ich mittlerweile nicht nur vom Hörensagen, sondern auch aus eigener Erfahrung, sehr kritisch, denn als ich andere Leihfirmen kontaktiert, und mich über meine Behandlung aufregte meinten die nur lapidar »Das ist normal bei Zeitarbeitsunternehmen«.

    Noch so ein verrücktes Erlebnis, dass ich hatte will ich zum Abschluß schildern. Ich bewarb mich bei einer hiesigen bekannten anderen Zeitarbeitsfirma, und wurde prompt gefragt »Wie stehen Sie eigentlich zur Leiharbeit« — neben den üblichen Stärken- und Schwächenfragen im Vorstellungstermin. Warum? Die wollten mich tatsächlich als Leiharbeitgeber (=Personaldisponent) einstellen — auf meine Gegenargumente gingen die nicht ein, aber ich lehnte höflich, und dankend ab.

    Auch wegen oben geschilderten Erfahrungen mit dieser Branche.

    Derzeit sieht es so aus, dass ich doch eine Umschulung machen könnte, aber evtl. über gesundheitliche Gründe — ich war schon beim Orthopäden, und habe einen entsprechenden Befund — muss nur noch die zuständige REHA-Stelle kontaktieren.

    Drückt mir mal die Daumen, dass es diesmal klappt ;-)

    Gruß
    Bernie

    PS: Nicht nur an diesem Artikel ist interessant, dass man immer wieder von »Ungelernten« »ohne Berufsausbildung« spricht, aber, typisch »Lückenpresse«, verschweigt, dass manche eben als »wieder Ungelernt« eingestuft werden, weil man sie beruflich degradiert bzw. sie so einstuft als hätten die nie, wenn auch vor Jahren, einmal einen Beruf im dualen Ausbildungssystem gelernt. Es wäre doch einmal interessant diese in .de verbreitete neoliberale Lebenslüge anzuprangern, denn wie heißt es so schön in neoliberalen Machwerken zur Arbeits- und Berufstätigkeit — »flexibel sein«, »andere Wege suche»n, auch »Abseits vom einst gelernten«, dennoch »zurückkehren können«....gilt wohl nur im angelsächsisch-amerikanischen Raum....in Deutschland wird man als »wieder Ungelernt« eingestuft, und erscheint in den besagten Arbeitsmarktstatistiken als »Ungelernter«, oder gar nicht. Übrigens, ich denke die Einstufung nach SGB III als »wieder Ungelernter« ist auch eine bürokratische Idiotie, denn, wenn ich die Sache richtig verstanden habe, war die Idee der Politik ursprünglich dazu gedacht einem eine Umschulung in einen neuen Beruf zu erleichtern, und nicht diese zu verweigern bzw. jemanden in Leiharbeit abzuschieben, frei nach Willkür der jeweiligen Arbeitsagentur- bzw. Jobcenterverwaltung.

  5. Ergänzung:

    Interessant wäre auch einmal hier nachzufragen ob es, nach wie vor, Absprachen zwischen hoher Politik, Arbeitsagenturen und Leiharbeitsfirmen gibt denen Arbeitnehmer, mit allen miesen Tricks, die nur möglich sind, zuzuschanzen, und sich auch so die hohen Zahlen der Leiharbeitnehmer erklären lassen.

    Ich weiß, es klingt nach »Verschwörungstheorie«, aber war nicht Ex-Kanzler Schröder einst stolz auf den größten Niedriglohnsektor in Europa, den er geschaffen hat, bzw. ist Ex-Arbeitsminister Clement nicht immer noch bei der ZAF Adecco ein hohes Tier?

    Ich weiß übrigens auch, seit meinen kurzen Erfahrungen in Leiharbeit, dass ich kein Einzelfall bin, denn auch in der besagten letzten Firma waren viele tätig, die ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht haben, mit Aberkennung beruflicher Qualifikation usw. usf.

    Gruß
    Bernie

    PS: Die Trainingsmaßnahme an der ich »freiwillig« als sogenannter »Kurzzeitarbeitsloser« teilnahm war übrigens stolz drauf, die Arbeitslosenstatistik mit allen erdenklichen Mitteln zu bereinigen — was man dort auch, frei und frank, offen und ungestraft, als Dozentin äußern durfte — Das gibt doch zu denken? Oder?

  6. Zum »Fall Kachelmann«:
    Tja, da sieht man wieder zu was Frauen fähig sind, hier eine Geliebte.

    Ich selbst erlebe ähnliches, mit übler Nachrede wegen angeblicher Nichtbeteiligung an der Pflege meiner parkinson- und demenzkranken Mutter durch die eigene Schwester, die mir mir, einer polnischen Pflegerin sowie meiner Mutter im selben Haus lebt.

    Die hat doch neuen Nachbarn glatt erzählt, dass ich nicht um meine Mutter kümmere, das würde nur sie erledigen — Ist sowieso der Ansicht, dass sie alles alleine stemmt, und weder ich, noch meine beiden anderen Geschwister die Mutter pflegen helfen.

    Hätte ich Geld würde ich die wegen übler Nachrede anzeigen, so bleibt mir nur das Gegenteil der Aussagen meiner Nesthäckchen- Schwester vorzuleben, denn ich kümmere mich, meinen eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten nach, ebenso um meine Mutter.

    Was die Selbstmordrate bei Arbeitslosen angeht:

    Die Schweizer Studie bezieht sich auf mehrere Länder, was man erwähnen sollte, nicht nur auf ein Land, d.h. die Selbstmordrate in .de dürfte nicht so hoch sein, aber dennoch ist jeder einzelne Selbstmord tragisch. Übrigens, die Studie läßt das politisch gewollte Schüren von Vorurteilen seit den Hochzeiten des Neoliberalismus aus — Ich denke, dass genau dies der Hauptgrund für die psychischen Erkrankungen sowie die Selbstmorde unter Arbeitslosen ist — Die Täter sitzen in den neoliberalen Thinktanks, der neoliberalen Politik und der neoliberalen Wirtschaft — Eigentlich allesamt ein Fall für ein zweites »Nürnberger Tribunal«, aber dank Mainstream wohl eher nicht :-(

    Gruß
    Bernie

  7. @Bernie

    Möchtest Du gerne noch zwei Kommentare abgeben, so dass Du fünf hintereinander hast? ;) Bitte vorher überlegen, was Du schreiben möchtest und erst dann kommentieren, bevor Du drei mal auf Deinen eigenen Kommentar antwortest. Es sieht echt nicht schön aus! Danke.

  8. @epikur

    Sorry, mir fällt halt oft hinterher noch was ein, dass wichtig sein könnte ;-)

    Bin halt auch schon ein älteres »Semester«....und nicht so Techikbewandert wie manch anderer hier :-( ;-)

    Liebe Grüße
    Bernie

  9. Naja, mit Technik-Bewandtnis hat das jetzt nicht wirklich was zu tun, Bernie...! ;) Ich kenn das ja auch — dass einem hinterher noch was einfällt (oder man am Ausdruck / der Rechtschreibung noch etwas feilen will). Aber das sollten dann nur noch kleinere Ergänzungen sein — und dafür reicht die zeitlich begrenzte Editfunktion hier gut aus; in der Regel hab ich beim Posten auch im Kern schon das geschrieben, was ich sagen wollte.

    Und an der Stelle (angesichts der etwas abschreckenden Textmenge...) auch wieder der Rat: Überleg dir einfach mal bei deinem ausgeprägten Mitteilungsbedürfnis (mein ich überh. nicht negativ), ob ein eigener Blog nicht was für dich wäre!? Das ist wahrlich kein großer Akt... du bist freier als in irgendwelchen Kommentarbereichen und kannst editieren und ergänzen, wie du lustig bist. Und hier und da kannst du dann in anderen Blogs einfach nen Link setzen, wenn thematisch was passt.

  10. @Dennis 82

    Ich weiß ja nicht, aber »82« steht wohl für dein Geburtsjahr 1982? Oder? ;-)

    Ich bin Jahrgang 1970 — Ergo doch etwas älter ;-)

    Ich stamme noch aus einer Zeit wo »Internet«, ja sogar PC, im Bürobereich noch ein Fremdwort war — ich kenne noch die gute alte elektrische Schreibmaschine, von Band schreiben und Steno — Computer, Microsoft? Was ist das? Hieß es damals noch. :-) ;-)

    Was die Editfunktion angeht — Nein, die reicht mir nicht aus, da mir, wie bereits erwähnt, auch hinterher noch was dazu einfällt, nachdem ich nach meiner dementen Mutter, samt deren poln. Pflegerin, gesehen habe — Vielleicht liegt’s ja daran? Ich wohne mit denen im selben Haus, wie bereits erwähnt — die wohnt genau einen Stock unter mir, und ich wünsche keinem ein solches Golgatha im eigenen Wohnbereich.

    Was das ausgeprägte Mitteilungsbedürfnis angeht? Was meint ihr eigentlich zum Textinhalt — Stört euch daran was, lieber Epikur und Dennis82? Gar die Tatsache, dass hier jemand nicht aus der Theorie sondern aus der eigenen Lebenskrise schreibt? Das mit dem Blog werde ich mir überlegen. Ach übrigens, dank meiner Lebenskrise, aus der ich selbst keinen Ausweg finde werde ich ab Mitte November eine Gesprächstherapie beginnen. Da hatte ich bei der Terminvereinbarung auch so ein »nettes« Erlebnis, dass das Leben schreibt, die Sprechstundenhilfe meinte, dass dies so früh nicht geht, da sie erst einmal in Urlaub müssen — Aha? Wäre ich ein Selbstmordkandidat, was ich nicht bin, dann hätte die mich schon auf ihrem Gewissen *kleiner, zynischer Scherz am Rande*

    Nichts für Ungut, nur meine Meinung.....

    Gruß
    Bernie

    PS: Was passt hier eigentlich thematisch nicht? Hast du den Presseblick (56) gelesen? Oder kommentierst du nur? :-) ;-)

  11. @ Bernie
    Bei Therpiesuche mach dir nichts daraus. Es ist überall so.
    Das liegt daran, dass dieses System so viele kaputte Menschen produziert und wiederum schon kaputten Menschen eine Zeit lang viele gute Ausflüchte liefert. Für die Behandlung derer gibt es viel zu wenig Ärzte, und dann ist unter den bestehenden auch noch eine gute Quote von Viehdoktoren, die eigentlich völlig fehl an ihrem Platze sind.
    Noch nich mal zu erwähnen: Die ganze Maschinerie, die die Leute nicht gesund kriegen will, oder soweit, dass sie mit ihrem Leben klarkommen, sondern sie nur wieder zurück in die Arbeitsmachinerie oder selbst nur Subventionen abgreifen will und dann war’s das.
    Nichts für ungut — aber lass dir das von jemandem gesagt sein, der durch Verständnis der Materie dabei inhaltlich etwas mitkommt.

  12. @matrixmann

    Bezgl. »Therapiesuche« — Da geb ich dir uneingeschränkt recht.

    Seh ich ganz genauso, zumal ich im Frühjahr schon einmal beim Psychotherapeuten war, der mir damals ein bißchen weiterhelfen konnte, aber mein größtes Problem, eigenen Worten nach, nicht bewältigen helfen kann. Da will ich, insofern ich noch dran denke im November, ihn dran erinnern, und fragen ob er mir einen Kollegen/-in empfehlen kann.

    Ich denke die Lösung meines Problems ist ganz einfach, aber da muss ich schon skrupellos sein, gegenüber meinen Angehörigen, nämlich ausziehen, und den Kontakt zu meiner Familie radikal, und für immer, abbrechen.

    Vor Jahren einmal, als Student, der sein Studium aber nicht durchzog, war ich einmal fort von all meinen Angehörigen, und ich erinnere mich daran immer noch an eine sogenannte »glückliche Zeit«.

    Sollte ich es schaffen, und meinen Lebensunterhalt sichern können, auch durch eine Umschulung aus gesundheitlichen Gründen, dann bin ich wohl ein »anderer Mensch«, da ich endlich frei bin von allen hier.

    Gruß
    Bernie

  13. @Bernie

    Wenn ich in meinen näheren und weiteren Umfeld sehe, wer alles eine Therapie macht und/oder machen will und mit welchen »Problemen«, dann muss ich aber auch zu dem Schluss kommen, dass es in manchen Kreisen, fast schon trendy ist, wegen jedem Fliegenschiss eine Therapie machen zu wollen. Ich will damit sagen, dass dies sicherlich auch ein Grund dafür ist, dass die Therapeuten völlig überlastet sind bzw. wieso man so schwer einen Therapieplatz findet. Und natürlich was matrixmann schon angesprochen hat: unsere Gesellschaft produziert soziopathische, empathisch verkrüppelte und asoziale Individuen, die sich körperlich und geistig kaputt schuften, saufen, konsumieren etc.

    Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass viele in Therapien so etwas wie »Werkstätten« sehen. Frei nach dem Motto, ich lass mich dort mal reparieren. Das ist bequemer und denkfauler Zeitgeist. Denn ähnlich wie mit dem »Tabletten einschmeißen« — die Leute wollen eigentlich gar nicht richtig über sich selbst (oder gar andere) nachdenken, sondern nur wieder ordentlich »funktionieren«. Und genau da liegt der Hund begraben: eine Funktion erfüllen ohne erfüllt zu sein, kann auf Dauer eben nicht gut gehen. So tief gehen die meisten Psychologen aber leider auch nicht. Stattdessen gibt es Zeitmanagement, Selbstoptimierung und autogenes Training.

  14. @epikur

    Mag schon sein, dass du recht hast, aber bei mir ist es nicht »Zeitgeist« und es gibt auch keine eingebildeten Probleme, die sind real, und wie bereits mehrmals erwähnt, ich wünsche die keinem.

    Mit »Werkstätten« hat es bei mir auch nicht zu tun, sonder mit einer realen Lebenskrise aus der ich, auch mangels echten Freunden, keinen Ausweg sehe — daher die angestrebte Psychotherapie.

    Ich wünsche dir, und anderen hier, nie der Erfahrung zu machen von »Freunden«; Nachbarn, den eigenen Geschwistern, Verwandten und Bekannten ausgegrenzt zu werden — erst wenn jemand pflegebedürftig wird, und dann auch noch so schlimm wie meine Mutter, das Geschäft deswegen geschlossen werden muss, trotz 50jährigem Jubiläum, das eigene Haus sich in einen regelrechten Pflegestützpunkt verwandelt, wo sich Caritas, alle 3 Monate nicht-deutschsprachige polnische Pflegerinnen sowie Krankengymnasten die Türklinke in die Hand geben weiß man wie wertvoll eigene Privatsphäre, und eine gute Freundschaft, ist, die auch dann noch hält, aber wie bereits erwähnt, ich wünsche es keinem, und bei mir handelt es sich um eine echte Lebenskrise, nicht um eine Mode weswegen ich zum Therapeuten gehe (Obwohl ich dir zustimme, es gibt solche Typen die du beschreibst, aber ich zähle mich nicht dazu).

    Dazu kommt noch das schäbige Verhalten der Arbeitslosenverwaltung, denn statt mir zu helfen werfen die mir, bei meinem Plan eine Umschulung aus nicht-gesundheitlichen Gründen zu machen, einen Stein nach dem anderen in den Weg und schicken mich in Leiharbeit....

    Noch Fragen, Herr Kienzle....?

    Ich mache auch mit Aussagen, dass die Leute im Dorf gerne generell helfen so meine Erfahrungen, denn wie bereits erwähnt, die Pflegebedürftigkeit meiner Mutter, die Parkinson‑, und darauf, im Zusammenhang auftretende, unheilbare Demenzerkrankung meiner Mutter zeigen wie alleine man letztendlich auch in einem 3000 Seelen-Dorf ist. Keiner Hilft, nicht einmal der Ortsvorsteher, von dem meine Geschwister immer dachten der kennt meine Familie schon lange, und hilft bestimmt....Pustekuchen!.....

    Gruß
    Bernie

  15. @ epikur
    Ich rede noch nicht einmal von denjenigen, die in ihren Verhaltensweisen kein Problem sehen, aber faktisch eines für ihre Umgebung und für andere sind.
    Beziehe mich vielmehr auf diejenigen und die Veränderungen, die mit ihnen geschehen, wenn sie sich auf Dauer verbiegen müssen zu einem Charakter, der sie von Natur aus nicht sind, sie aber ihren Frust und ihre Wut darüber nicht dort ablassen können, wo er hingehört, wegen den Konsequenzen, die daraus für sie erfolgen würden (z. B. Entlassung).
    Der eine fängt an, am Wochenende den Hooligan zu mimen, um durch Prügeleien seinen Frust abzureagieren, der andere setzt sich allein hin und trinkt bis er fertig davon ist, wieder andere gehen Samstag Abend auf die Piste und machen Party bis in den Morgengrauen, weil dieser eine Abend der Woche mal ihnen allein gehört, andere sind auch in ihrer Freizeit so auf Achse als würden sie vor etwas davonrennen (oder sie kopieren nur das Tempo, was sie von Job gewohnt sind), andere sind wiederum das Wochenende Zuhause und sind vor Erschöpfung nur am Schlafen, machen nicht viel, und heulen allein vor Frust, weil man aus dieser ständigen Verbiegungssituation nicht rauskommt.
    — Im Großen und Ganzen: Die Folgen, die kommen, auch wenn du dieser Art zu Leben und dieser Art zu Wirtschaften wie es heute üblich ist nicht wohlwollend gegenüberstehst, dich aber auch nicht einfach so der generellen Frage »Job — haben oder nicht haben?« nicht mit einem schlichten »Nein« entziehen kannst (wegen Sperre bei Hartz, wegen Familie etc.), und du gezwungen bist mitzumachen wie die das haben wollen (die Arbeitsbedingungen in den Betrieben sind ja annähernd ähnlich, sich einfach eine andere Stelle suchen hilft nicht unbedingt, um seine Lebensbedingungen zu verbessern).

  16. @Bernie — ich schrieb von der Textmenge — und nicht dem ‑inhalt. ;) Wobei ich in dem Punkt dann auch wieder schreiben muss, dass wir deine persönliche Situation inzwischen ja (aufgrund vieler, vieler Wiederholungen...) mehr oder weniger »kennen«. Auch ich habe mehrfach durchschimmern lassen, dass ich in meinem kaum mehr vorhandenen »sozialen Umfeld« ein »Ausgestoßener« bin. Das betrifft denke ich aber alle »Querdenker«, die nicht grade in ner Großstadt leben und Zugang zu »alternativen Szene« haben. Verlassenheit und Einsamkeit ist sicher nicht schön — aber man kann sich in dieser auch irgendwie einrichten, ohne sich selbst die Schuld an seinem Eremitendasein zu geben. ;)

    Das Ganze hat aber auch deshalb wenig mit vermeintlich schöner »Theorie« und brutaler »Praxis« zu tun; ich bin / war ja auch nicht grade glücklich drüber, dass wenn man mal persönlichere Bezüge herstellt, auch in kritischerem Umfeld kaum wirklich drauf eingegangen wird. Das liegt / lag dann aber auch regelm. an meinen falschen Erwartungen. Und in dem Punkt bin ich dir denke ich einfach einen Schritt voraus; auch an anderer Stelle hatte ich es schon mal geschrieben: Du erwartest Dinge, die du nun einmal in dieser (in der grade ja »theoretisch« in Blogs kritisierten und beschriebenen) »Gesellschaft« eben nicht mehr geliefert bekommst. Und auch im systemischen Zusammenhang frage ich mich, warum dich allen Ernstes das »schäbige Verhalten der Arbeitslosenverwaltung« wundert? Das ist nun einmal Gesetz, so gewollt — und betrifft Hunderttausende andere auch. Die sind nicht da, um dir »zu helfen«! Also warum erwartest du da offenbar immer noch sowas wie Hilfe / Menschlichkeit, warum sollte das System grade bei dir ne Ausnahme machen...!? Nichts ist sinnloser, als Hoffnungen darauf zu verschwenden, ein faschistisch angehauchter Apparat würde im Einzelfall Gnade walten lassen...!

    Daran kannst du nun zerbrechen — oder deine (berechtigten) Erwartungen (hinsichtlich mangelnder Menschlichkeit) an Gesellschaft und Staat auf ein gesundes(!) Maß runterschrauben — indem du grade auch den »analytischen Überbau« (den du in Blogs wie diesem geliefert bekommst) auf deine individuelle Ebene herunterbrichst.

    Eine »Therapie« wird dir da auch nix nützen; zu 90 % wirst du auf einen systemkonformen »Therapeuten« treffen, der dir einzureden versucht, dass du am Ende selbst Schuld daran bist, die Lösung darin läge, dich anzupassen. Der wird sich (im Gegensatz zu den Leuten hier) mehr oder weniger über deine Erwartungen lächerlich machen — und dich auffordern, selbst die Ellenbogen auszufahren. Was ist das Ergebnis? Du bist am Ende entweder hirngewaschen (und »glücklich«) — oder noch frustrierter als zuvor...! ;)

  17. Lieber Dennis82,

    bei aller Zustimmung zu dem von dir geschriebenen bitte ich dich einmal meine Situation, die durch die Arbeitslosigkeit wegen Geschäftsaufgabe entstanden ist entstanden ist, auszuklammern.

    Jetzt mal rein auf die Situation mit schwer pflegebedürftiger Mutter, polnischen Pflegerinnen (die selbst teilweise schwer zu kämpfen haben mit meiner Mutter, die auch für diese Frauen sehr anstrengend wird), meinen Geschwistern (die auch mit dieser Situation zu kämpfen haben), und mir bezogen:

    Verstehst du wirklich nicht warum hier eine Therapie sinnvoll sein kann?

    Ich wäre auch soweit wenn ich nicht arbeitslos wäre, denn psychisch kann auch einen Nichtarbeitslosen eine solche Lebenssituation fertig machen.

    Nichts für ungut, aber ich schreib jetzt wirklich mal die Thematik Leiharbeit, Vera.... durch’s Arbeitsamt ausgeklammert.....

    Der Grund warum ich zum Therapeuten gehe, um es noch einmal zu wiederholen ist nicht meine Arbeitslosigkeit sondern die unmögliche Situation, die auch unmöglich wäre wenn ich noch eine Beschäftigung hätte....eine Lebenskrise eben, die ich keinem hier wünsche....

    Ich könnte jetzt noch mehr schreiben, aber das lasse ich lieber, denn rein auf die Lebenslage hier bezogen, die versteht nur jemand der dasselbe durchmacht wie ich, meine Mutter, die polnischen Pflegerinnen (von der aktuellen habe ich auch das Gefühl, dass die auch sehr bald durchdrehen wird), meine Geschwister, und sonstigen Angehörigen.....

    Ich denke einmal eine Therapie ist für mich schon sinnvoll, aber noch sinnvoller wäre wohl ein Angehörigen-Treffen, denn ich denke, dass es auch in meiner Wohngegend Gleichbetroffene gibt, die sich aber eben nicht an die Öffentlichkeit wagen.

    Wie bereits mehrfach erwähnt, auch wenn es sehr traurig ist, aber erst wenn man selbst von solch einer Situation betroffen ist (noch mal sei erwähnt: Arbeitslosigkeit bitte ausklammern) weiß man wie alleine man letztendlich in .de, und jedem anderen x‑beliebigen Ort auf dieser Welt, ist.

    Übrigens, der einzige Grund warum ich noch nicht an einem Baum hänge, oder vor ein Gleis springe ist der Gedanke daran, dass es eben nichts mehr gibt, dass dann kommt, d.h. ich hänge doch noch an meinem Leben...wenn auch nur an einem sehr seidenen Faden....und da ist doch wohl eine Therapie wohl eindeutig die bessere Lösung?

    Gruß
    Bernie

  18. @Bernie — so sehr ich dir irgendwie helfen würde. Ich kann’s nun mal nicht! Du suchst in Blogs und den Kommentariaten regelm. recht verzweifelt nach Hilfe und Unterstützung bzgl. einer ganz individuellen, verzwickten (ausführlich geschilderten) Lebenssituation — nur die kann dir nun einmal keiner so wirklich geben! Weil das eben auch nicht die »Aufgabe« von gesellschaftsanalytischen und ‑kritischen Blogs ist, auf jedes ganz individuelle Einzelschicksal eine passgenaue Lösung zu finden. Manchmal gibt es halt leider im Rahmen des Systems auch eben: keine. Kobayashi Maru. Meine »Familie« und mein Umfeld ist eigentlich auch ein einziger abstoßender Sauhaufen, auch mit Demenz habe ich über die Großmutter persönlich zu tun. Aber ich seh auch keinen Grund, das alles bei jeder Gelegenheit im Internet auszubreiten — weil es nix bringt, mir da keiner helfen kann! Ich hab es aber akzeptiert, dass es in dieser Welt im Grunde jedem anderen auf der Welt Scheißegal ist, ob ich noch da bin oder nicht. Das ist primär nicht schön — aber daraus kann man auch eine gewisse Form von Stärke und Lebensmut ziehen... Du musst im Grunde nur mit dir allein im Reinen sein; was die Gesellschaft über dich denkt, ob du »arbeitest« oder nicht; wie sie dich »bewertet« — kann dir völlig am Arsch vorbei gehen. Du bist doch wegen sowas wie »Arbeitslosigkeit« nicht weniger wert — ist das dein Selbstbild...!? Bau dir eine Rüstung, lass den Unsinn abprallen und leg dir eine LmaA-Mentalität zu...!

    Für Einzelschicksale gibt es (wenn überhaupt; anonyme) Selbsthilfegruppen. Oder halt die kommerzielle Psychotherapie... Wenn du meinst, eine »Therapie« würde dir helfen — tu es einfach; vielleicht hast du Glück und der Psychologe taugt ja doch was! ;)

    Soll jetzt reichen. Viel Glück — und die besten Wünsche!

  19. @Dennis82

    Danke für deine Antwort.

    Du schreibst:

    »[...]Du suchst in Blogs und den Kommentariaten regelm. recht verzweifelt nach Hilfe und Unterstützung bzgl. einer ganz individuellen, verzwickten (ausführlich geschilderten) Lebenssituation — nur die kann dir nun einmal keiner so wirklich geben! Weil das eben auch nicht die »Aufgabe« von gesellschaftsanalytischen und –kritischen Blogs ist, auf jedes ganz individuelle Einzelschicksal eine passgenaue Lösung zu finden[...]«

    Seh ich ganz genauso, und sorry wenn ich einen gegenteiligen Eindruck vermittle — auch deswegen suche ich ja die Hilfe eines Psychologen, der mir im Real Life helfen kann ;-)

    »[...]Meine »Familie« und mein Umfeld ist eigentlich auch ein einziger abstoßender Sauhaufen, auch mit Demenz habe ich über die Großmutter persönlich zu tun. Aber ich seh auch keinen Grund, das alles bei jeder Gelegenheit im Internet auszubreiten — weil es nix bringt, mir da keiner helfen kann! Ich hab es aber akzeptiert, dass es in dieser Welt im Grunde jedem anderen auf der Welt Scheißegal ist, ob ich noch da bin oder nicht. Das ist primär nicht schön — aber daraus kann man auch eine gewisse Form von Stärke und Lebensmut ziehen... Du musst im Grunde nur mit dir allein im Reinen sein; was die Gesellschaft über dich denkt, ob du »arbeitest« oder nicht; wie sie dich »bewertet« — kann dir völlig am Arsch vorbei gehen. Du bist doch wegen sowas wie »Arbeitslosigkeit« nicht weniger wert — ist das dein Selbstbild...!? Bau dir eine Rüstung, lass den Unsinn abprallen und leg dir eine LmaA-Mentalität zu...![...]«

    Mein Mitgefühl hast du als Mitbetroffener, aber bei mir ist die Lage etwas verzwickter — Ich habe bei weitem nicht alles erzählt, wie du meinst, was ich die letzten 10 Jahre, und davor schon, in meinem Umfeld so erlebt habe mit »Freunden«, Bekannten, Gästen (das Unternehmen das ich mitleiten durfte war im Campingbereich), Handwerkern usw. usf. — Mein Problem ist nicht nur die Demenzerkrankung meiner Mutter sondern alles was damit zu tun hat, da die Geschäftsauflösung z.B. hier nicht geregelt ist, um nur ein aktuelles Beispiel von vielen zu nennen. Die »LmaA-Mentalität« hätte ich mir schon vor 10 Jahren zulegen sollen, denn eigentlich ist das Problem mit dem furchtbaren Krebstod meines Vaters entstanden — auch damals schon kein Verständnis von nahe stehenden Menschen. Eigentlich habe ich nämlich eine »Mehrfach-Arschkarte« gezogen, und nicht nur eine, aber meinen Fall hier ganz zu schildern, dass habe ich nicht vor, dass tue ich beim Psychologen, insofern es ein Qualifizierter ist....

    Danke für deine besten Wünsche, und die Glückwünsche, die ich gerne annehme.....

    Übrigens, eigentlich wäre eine Familientherapie genau die richtige für uns alle, aber ich bin der Einzige aus meiner Familie der aus oben geschilderter Situation heraus psychologische Hilfe sucht. Die anderen Familienmitglieder hätten es ebenso notwendig, aber die tun es einfach nicht — Die von dir geschilderte »LmaA-Mentalität« haben meine Geschwister auch, aber in unserer Lebenslage hier (=Geschäftserbengemeinschaft mit aufzulösendem Unternehmen) kann die regelrecht Existenzbedrohend sein, nur mal so am Rande erwähnt.

    Wohnhaus, Geschäftsgelände, Geschäftskonten etc. usf. gehört alles finanziert, um- bzw. abgemeldet, oder aufgelöst, da ansonsten Schulden, oder sogar Obdachlosigkeit, drohen....und dies schreibe ich jetzt nicht weil ich Hilfe suche sondern, weil ich deswegen jede Nacht nicht schlafen kann, weil ich mir berechtigte Sorgen mache, wie es hier weitergehen soll....nicht nur mit mir, sondern auch mit meiner Mutter, dem riesigen Eigenheim....usw. usf...

    Na ja, sorry, ich will hier ja nicht meine ganze Sch... Situation schildern, in die mich das d.... Verhalten meiner Geschwister bringt....

    Bei uns ist man aber wegen »Arbeitslosigkeit« schon weniger wert, da man hier alles über »Arbeit« definiert — Nein, es ist nicht mein Selbstbild, aber die Gesellschaft drückt einem das ja regelrecht auf, zumindest hier in meinem Umfeld — Solltest du ein anderes haben, dann bist Du besser dran als ich.....

    Eigentlich setzen unsere familiären Probleme schon viel früher an, aber wie bereits erwähnt, ich will hier nicht alles schildert. Ich beneide übrigens jeden, der ohne elterliches Unternehmen im Umfeld aufwächst — Hier sind die Probleme irgendwann schon vorprogrammiert, und zwar spätestens wenn es darum geht wer das Geschäft weiterführt, ob es sich rentiert usw. usf...... Mein Vater hatte mal einen schönen Spruch, den er kurz vor seinem, auch für ihn selbst unvorhersehbaren komatösen Tod durch Krebs, äußerte: »Am besten du hast nichts, dann hast du keine Existenzsorgen«....mit »nichts« meinte der übrigens nicht arm bzw. kein Geld sondern einfach kein selbständiges Unternehmen und die damit zusammenhängenden Probleme....

    Jede Lebenslage ist anders, und auch ich wünsche dir mehr Glück im Leben, und ein besseres Umfeld als du derzeit hast....und auch ich betrachte jetzt die Diskussion als beendet...mehr beim Psychologen, denn ich, im Gegensatz zu meinen Geschwistern, die ihn wie bereits erwähnt als jahrelang Mitbetroffene oben erwähnter »Mehrfach-Arschkarte« (die weitaus mehr umfaßt als meine geschilderten Probleme hier im Netz) auch aufsuchen sollten, sicher aufsuchen werde....

    Gruß
    Bernie

  20. @Dennis82

    »Du musst im Grunde nur mit dir allein im Reinen sein; was die Gesellschaft über dich denkt, ob du »arbeitest« oder nicht; wie sie dich »bewertet« — kann dir völlig am Arsch vorbei gehen. Du bist doch wegen sowas wie »Arbeitslosigkeit« nicht weniger wert — ist das dein Selbstbild...!? Bau dir eine Rüstung, lass den Unsinn abprallen und leg dir eine LmaA-Mentalität zu...!«

    Sehe ich im Grunde auch so! Aber natürlich hat Bernie auch recht, wenn er sagt, dass jeder nun mal in einem anderen sozialen Umfeld mit völlig unterschiedlichen persönlichen Anlagen, Fähigkeiten und charakterlichen Ausprägungen aufwächst.

  21. »Männer sind Täter und Frauen Opfer. Immer und überall. Basta!«

    Wenn jemand,egal ob Mann oder Frau,irgendjemandem Gewalt antut,dürfen die Betroffenen ja wohl darüber reden und sich beklagen!!!
    Selbst wenn sich in bestimmten Fällen herausstellen sollte,dass man jemanden zu Unrecht beschuldigt hat,heißt das NICHT,dass das für ALLE Fälle gilt
    UND außerdem frage ich mich,woher manche Menschen das denn so genau wissen wollen,dass zB die Vorwürfe gegen den Kachelmann oder im Fall Gina-Lisa Lohfink nicht stimmen?Und warum mischen sich da überhaupt alle ein,wenn doch NUR die Betroffenen wissen können,was passiert ist?Andere Menschen waren ja nicht dabei und können im Prinzip überhaupt nichts dazu sagen.
    Aber zu differenzieren ist anscheinend manchen Menschen zu hoch,deswegen gibt’s ja auch überall in der Welt diese scheiß Gleichmacherei...

  22. @Verena: Stimmt, zu 100 Prozent »wissen« immer nur die, die dabei waren, was passiert ist. Lassen wir dabei mal psychotische Wahrnehmungsstörungen großzügig beiseite...

    Womit du offenbar kein Problem hast ist, dass eine simple Behauptung / ein Vorwurf bereits dazu führen kann, das (gesellschaftliche und soziale) Leben eines Menschen (vorwiegend Männern) quasi komplett zu zerstören. Folglich zwingt mindestens eine Seite »andere Menschen« dazu, sich (in zivil- und strafrechtlicher Form) »einzumischen«. Bei »Prominenten« mit allen dazugehörenden Begleiterscheinungen. Wo ist also dein Problem...!?

    Die beiden von dir genannten Fälle wurden gerichtlich detailliert aufgearbeitet. Und nach rechtstaatlichen Grundsätzen (in dubio pro reo) entschieden! Ich wüsste nicht, was es da noch zu »differenzieren« gäbe?

    BTW — ich hatte letztens Abends durch die TV-Landschaft gezappt und bin bei einer clipshow hängen geblieben. Dabei wurde vor laufender Kamera ein Mann von seiner fuchsteufelswilden (Ex-)Freundin mehrmals teils brutal mit den Fäusten geschlagen, getreten, geboxt, geohrfeigt und verbal mit aller Kraft beleidigt. Er nahm das alles widerstandslos hin und schleppte seinen Fernseher aus der ehemaligen gemeinsamen Bude. Beim Rausgehen schmiss sie dann noch schwere Gegenstände nach seinem Auto. Kommentiert wurde das ganze »Spektakel« vom Sprecher nicht; das schien so »normal« zu sein. Man stelle sich vor, die Rollen wären gar gänzlich vertauscht gewesen...! »Häusliche Gewalt« geht bekanntermaßen (in den Augen der Radikalfeministinnen und ihrer lila Pudel) ja immer nur von einer Seite aus. Hätte der Typ um sich angemessen gegen seine Xanthippe zu wehren(!) in irgendeiner Form zurückgeschlagen... Auwei, »die arme Frau«!

  23. @Verena

    Mein ‑zugegeben etwas ironisch-gemeinter-provokanter Satz: »Männer sind Täter und Frauen Opfer. Immer und überall. Basta!«- bezog sich vor allem darauf, dass gerade Radikal-Feministinnen pauschalisieren. Für sie sind Männer immer Täter und Frauen immer Opfer. Das ist auch keine Übertreibung von mir, sondern Tatsache. Kannst Du wirklich überall nachlesen, ob bei Alice Schwarzer, Silke Burmester, der »Mädchenmannschaft« und vielen anderen.

    @Dennis82

    »Die beiden von dir genannten Fälle wurden gerichtlich detailliert aufgearbeitet. Und nach rechtstaatlichen Grundsätzen (in dubio pro reo) entschieden! Ich wüsste nicht, was es da noch zu »differenzieren« gäbe?«

    Genau das ist der Punkt! Aber scheinbar sind selbst Gerichtsurteile in einem Rechtsstaat absolut nichts wert, wenn sie nicht dem eigenen Glaubens-und-Werte-System entsprechen.

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