Samtweich-verschmierte Illusionen ohne Dornen der Wahrheit. Erkenntnis-Verdrängungswettbewerbe als Leistungssport. Schmerzbefreite Unterwürfigkeit als vorzeigbare Tugend. Glatt gebügelte Kleinbürger-Idole der wahrhaftigen Verlogenheit. Romantisch verklärte Gefühlsamöben zelebrieren die öffentliche Zwangsharmonie. Als aufklärungsresistentes Massenindividuum die Gemeinschaft zersetzen. Obrigkeitshörig in die Weltvergessenheit ejakulieren. Sich vorwärts im Kreis drehen und dabei still stehen. Bilder fressen. Emotionen saufen. Im Versinken ertrinken. Ist das Charakter?
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Presseblick (37)
Das bargeldlose Bezahlen ist auf dem Vormarsch: »Kunden begleichen im stationären Handel bereits 42,6 Prozent des Umsatzes bargeldlos mit Karte.« Da lassen Banken, Politiker und Konzerne aber die Sektkorken knallen. Man kann schön sehen, wann und für was Geld ausgegeben wurde, die Werbung noch weiter personalisieren und im Notfall per Mausklick Konten sperren oder bei der nächsten Bankenkrise eine kleine Steuer erheben und sich an dem Geld bedienen. Und umso weniger Bares abgehoben wird, umso besser können die Finanzinstitute damit »arbeiten«, es also verzocken. Ein Grund mehr, meine Bank nur für die wichtigsten Rechnungen zu benutzen, und ansonsten überall nur mit Bargeld zu bezahlen. Natürlich ohne die subversiven Datensammler, wie Payback und die diversen Kundenkarten. Weiterlesen
Schizophrene Zwangsentfremdung
Nun ist es wieder soweit. Ab sofort darf ich mich erneut dem absurden Spiel der Selbstvermarktung hingeben. Beim Bewerbungstheater gilt wie immer: sei ganz Du selbst, also genau so authentisch, wie Dich Unternehmen, Institutionen und Organisationen haben wollen. In Personaler-Deutsch heißt das primär: flexibel, belastbar, kommunikationsstark, berufserfahren, eigenverantwortlich und zugleich teamfähig. Deine Persönlichkeit und deine Charaktereigenschaften interessieren nur insofern, als dass sie für das Unternehmen nützlich, also monetär verwertbar sind. Hat man diesbezüglich sein gesamtes Wesen auf Personaler- und Unternehmerinteressen reduziert, die eigene Selbstentfremdung verleugnet und definiert sie obendrein als geistige Reife, so steht der eigenen Karriere nichts mehr im Weg. Außer vielleicht die Mechanismen des Neoliberalismus und die Massenerwerbslosigkeit. Aber die sind ja gottgegeben und alternativlos. Weiterlesen
Die vernachlässigte Frau
In Literatur, Popkultur sowie in der Serien- und Filmbranche gibt es eine immer wiederkehrende Erzählung, wenn es um Konflikte in der Familie oder in der Ehe geht: der karrieregeile Ehemann, der seine Arbeit mehr liebt als seine Frau und seine Kinder. Er ist kaum noch zuhause und wenn, dann redet er nur von seiner Arbeit, wirkt ständig abwesend, springt jedoch sofort an sein Telefon, wenn sein Vorgesetzter nach ihm verlangt. Frau und Kinder fühlen sich vernachlässigt, sie lässt sich irgendwann scheiden (er/sie gehen fremd) und es folgen nicht selten längere Konflikte, Sorgerechts- und Psychokriege. Schuld an allem ist –wie könnte es auch anders sein- vor allem der Mann. Weiterlesen
Der Anschlag (16)
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) schlägt in einem Positionspapier vor, dass die Bundesregierung für Unternehmen neue Regelungen schaffen müsse, damit sie über 40-jährige Mitarbeiter noch besser und schneller kündigen können: »Firmen sollten dafür belohnt werden, unproduktive Arbeitskräfte, frei zu stellen, denn das würde dem Wirtschaftswachstum zugute kommen«, so der BDA Präsident Ingo Kramer.
Wer in Deutschland zum Islam konvertiert oder dunkle Haare mit Vollbart hat, bekommt ab sofort im Personalausweis einen deutlich sichtbaren Vermerk (Halbmond-Stempel) und wird vom Bundeskriminalamt (BKA) und vom Verfassungsschutz »genau und intensiv beobachtet« werden, so das Bundesinnenministerium.
Ab dem 30. Juni 2015 gibt es keine staatliche Rente mehr. »Die Kassen sind leer«, meinte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer Veranstaltung der Deutschen Bank. Sie rate jedem Bundesbürger ab sofort privat vorzusorgen. Wer dies nicht machen würde, habe zu wenig Eigenverantwortung gezeigt und sei dann für seine Altersarmut selbst schuld.
Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn (Teil 5)
[Im Büro vom Chef]
Frau Hein: Herr Schabanowski, entschuldigen Sie bitte die Störung, ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich mit meiner Aufgabe heute schon fertig bin, da ich ohne Pause daran gearbeitet habe. Könnte ich dafür vielleicht meinen Mann im Krankenhaus...
Chef: (unterbricht) Hervorragend, Frau Hein! Dann können Sie ja Frau Sonntag bei ihrem Projekt unterstützen.
Frau Hein: Aber...
Chef: (unterbricht wieder) Worauf warten Sie noch? Zeit ist Geld!
Frau Hein: (verlässt resigniert das Büro) Alles klar. Weiterlesen
Presseblick (36)
In Zypern und Bulgarien wurden die Menschen geschröpft, damit die Banken und Vermögenden gerettet werden konnten. Ähnliche Szenarien und Ideen lauern bereits in der Giftschublade der EU: »Bundesbank stimmt Zwangsabgabe auf Sparguthaben zu.« Außerdem soll Bargeld zunächst diffamiert und dann irgendwann abgeschafft werden, damit man die Bürger leichter kontrollieren kann: »Der entscheidende Vorteil für die Staaten bei der Einhebung einer solchen Zwangsabgabe ist heute, dass alle Bankgeschäfte online durchgeführt werden.« Die Enteignung der EU-Bevölkerung hat gerade erst begonnen. Der Cyberpunk ist eine ganz reale Dystopie geworden. Weiterlesen
Presseblick (35)
Auf heise.de traut sich der Redakteur Sascha Pommrenke über »Der Terrorismus der westlichen Welt« zu schreiben und betont hierbei: »Die Geschichte des Westens ist eine Geschichte des massenhaften Tötens.« Er fährt fort mit: »Überall auf der Welt, in allen europäischen Kolonien, wurden die indigenen Bevölkerungen unterdrückt, ausgebeutet, gefoltert und massakriert.« Aber das widerspricht ja allem, was ich in der Schule über unsere überlegene westliche Wertegemeinschaft gelernt habe? Und allem, was mir täglich in den Massenmedien eingeimpft wird über Demokratie, Freiheit und Menschenrechten? Der Autor ist bestimmt so ein Verschwörungstheoretiker. Eine andere Erklärung kann es nicht geben. Weil es nicht sein darf. Wir sind doch die Guten, oder nicht? :shock: Weiterlesen
Presseblick (34)
Die Bundeskanzlerin hält Reden gegen die PEGIDA und der Kölner Dom lässt als »großes Signal« für einen Tag das Licht aus. Ja, solange das alles nichts kostet, sind auf einmal alle aufrechte Demokraten. Wie sieht es aber mit den Kürzungen im Bereich Jugend, Kultur, Bildung und Soziales aus? Oder mit Projekten und Initiativen gegen den Rechtsextremismus, die chronisch unterfinanziert sind oder komplett zusammengestrichen werden? Dafür ist kein Geld da. Der BER-Flughafen und Zocker-Banken sind einfach systemrelevanter. Weiterlesen
Meine guten Vorsätze für das Jahr 2015
- Alles glauben und nachplappern was mir BILD und RTL sagen.
- Keinen Sport treiben, weiter rauchen, saufen und auf der Couch rumlümmeln sowie fleißig Junk Food und Zuckerbomben fressen.
- Meine Lohnarbeit als mein größtes Hobby und als meine größte Leidenschaft verinnerlichen und keine Zeit für schöpferische Tätigkeiten verwenden.
- Weiter in meinem mental-emotionalen Biedermeier-Glasbunker leben; weltweite Armut, Ausbeutung und Kriege verleugnen.
- Mir ganz viel neues Zeug kaufen, was ich gar nicht brauche. Und es dann nach zwei Wochen wieder wegwerfen. Mindestens drei neue smartphones zulegen.
- Kinder, Migranten und alte Menschen ordentlich verabscheuen und hassen.
- Einen großen Bogen um Gesellschafts‑, Medien- und Wirtschaftskritik machen. Und jeden, der sich damit beschäftigt als nervigen Spinner beschimpfen.
- Auf Facebook viele Katzenbilder posten und teilen, fleißig Familienbilder hochladen und mein Profilbild öfter wechseln, um Bestätigung zu bekommen.
- Mir im Fernsehen sämtliche Pseudo-Doku-Sozialsoaps reinziehen.
- Weiterhin den Neoliberalismus als alternativlose Wahrheit anbeten.
Ich muss nichts verändern. Ich bin Deutschland. Ich bin perfekt.
P:S: Meine 10 Wünsche für das Jahr 2014 sind natürlich nicht in Erfüllung gegangen.
