Marketing ist...

...wenn man nicht mehr von einer Rolltreppe zur nächsten laufen kann, sondern immer erst durch den halben Laden rennen muss, weil sie absichtlich so gebaut wurden, dass man weder schnell nach oben, noch schnell wieder nach unten fahren kann.

...wenn still und leise aus einer 500 Gramm Packung 400 Gramm gemacht werden und dann einige Zeit später mit einer 450 Gramm Tüte großflächig geworben wird: »Jetzt 50 Gramm gratis!«

...wenn aktuelle Videospiele nur noch einen einzigen Speicherstand (Savegame) zu lassen, der immer wieder überschrieben wird. Damit auch ja nicht, der Bruder, die Schwester, der Nachbar oder der Freund auf die Idee kommen, das Spiel zu spielen, ohne es gleich komplett neu zu kaufen oder zu warten, bis man es durch gezockt hat.

Schließlich haben tolle Marketing-Studien-Umfragen-Erhebungen gezeigt, dass man mit all diesen kundenfeindlichen Methoden mehr Umsatz generieren kann. Marketing ist eine kapitalhurige Pseudo-Wissenschafts-Industrie, die hauptsächlich damit beschäftigt ist, uns bestmöglich (!) die ganze Zeit zu belügen und zu betrügen.

In eigener Sache: Geld linkt

Geld linkt_titelMit zunehmender Reichweite und einer über achtjährigen Blog-Ausdauer, mit rund 1.500 Artikeln, nisten sich nun zunehmend mehr Werbetrolle, SEO-Beauftragte und PR-U-Boote ein, die entweder unseren Blog als Werbeplattform benutzen oder die Inhalte für ihre eigenen Verdienstmöglichkeiten verwenden wollen. Ob Amazon-Links, journalistische Anfragen zur Verwendung von Inhalten, Nebenbei-Hinweise zu kommerziellen Anbietern und Produkten oder SEO-Link-Kooperationen – es kann nicht angehen, dass wir unseren Blog mit ehrenamtlichen Herzblut betreiben, während andere ihn nur benutzen wollen, um zusätzlich an ein paar Brotkrumen zu kommen. Weiterlesen

Der böse Russe

Claire Danes als CIA Agentin Carrie Anne Mathison

Claire Danes als CIA Agentin Carrie Anne Mathison

In den 80er Jahren sorgte der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion auch dafür, dass Hollywood-Produktionen für ideologisch motivierte Filmmotive genutzt wurden. Dutzende Filme und Serien zeigten den Russen als Untermenschen und die Sowjetunion als barbarisches Feindesland. Heute hat dieses Klischee längst wieder die Popkultur und den Film erreicht. In der aktuellen fünften Staffel von Homeland und in der vierten Staffel von House of Cards beispielsweise, sind es vor allem (wieder einmal) die vermeintlich hinterhältigen Russen, die für Ärger sorgen. Also selbst innovative TV-Serien, die Golden Globe und Emmy Awards einheimsen, werden nicht von politischer Propaganda verschont. Man sollte den politischen Subtext solcher Produktionen nicht ignorieren oder gar unterschätzen.

Der pädagogische Happen (2)

_happen_»Du Tante? Ich habe heute in der Schule gelernt, dass die Würde des Menschen in Deutschland unantastbar sei. Warum leben dann so viele Menschen auf der Straße und betteln?«

»Die sind alle selbst schuld. Sie trinken Alkohol oder nehmen andere Drogen. Viele tun auch nur so, weil sie Dein Geld wollen. Sie haben ihre Würde verspielt und sind selbst schuld.«

Hätte. Könnte. Müsste.

Man müsste nur...wenn man könnte, wollte und sollte.

Man müsste nur...wenn man könnte, wollte und sollte.

Im akademischen und wissenschaftlichen Betrieb ist es üblich, dass am Ende einer Meinung, eines Essays, einer Abhandlung, eines Kommentars oder einer Analyse eine Handlungsempfehlung stehen muss. Lösungsvorschläge und Alternativen sollen formuliert werden. So haben es Akademiker und Wissenschaftler gelernt und so liest man es auch in etlichen Magazinen, Zeitungen und Fachpublikationen. Sie kommen damit der vielfach geforderten konstruktiven Kritik nach. Diese impliziert, dass alleine das Erkennen und Analysieren eines Sachverhaltes, noch keine Kritik mit Mehrwert sei. Zwar ist es richtig und wichtig, Alternativen und Lösungen zu formulieren und anzubieten, oft verbleiben diese jedoch im absurd-fiktiv-konjunktiven Paralleluniversum, weil sie realpolitische und tatsächliche Machtverhältnisse komplett ignorieren und an den guten Willen glauben und appellieren wollen. Weiterlesen

Wer anständig ist, der fliegt

»Sie spürten die Proteststimmung, weigerten sich aber, die Schwachen gegen die Schwächsten auszuspielen. Anständig, aber wenig erfolgreich.«

Spiegel Online vom 15. März 2016

Anmerkung: Das ist der Kern der Analyse von Wolf Wiedmann-Schmidt auf Spiegel Online zu den Ergebnissen der Linkspartei bei den Landtagswahlen. Wer Flüchtlinge willkommen heißt, nicht menschenverachtend ist, nicht hetzt, zündelt und nicht seinen rassistischen Schrebergarten-Biedermeier-Weltverleugnung-Habitus kultiviert, der hat derzeit politisch keine Chance. Bei dem ganzen Geschreibse über die vermeintlichen »populistischen Extreme« von links und rechts, wird vor allem vergessen, dass es die politische Mitte ist, welche die Demokratie demontiert. Die große Koalition mit Hartz-Terror, Kriegseinsätzen, verfassungswidrigen Gesetzen, Überwachungsstaat, NSU-Sumpf, BND/NSA Skandal etc. sind ebenso die Hauptverantwortlichen, wie die angebliche Mittelschicht, die ihre demokratiefeindliche und rassistische Haltung jetzt erst öffentlich auslebt, die aber schon immer vorhanden war.

Ausverkauf der Wahrheit

Spiegel Online vom 12. März 2016 (ohne Link)

Spiegel Online vom 12. März 2016 (ohne Link)

Die Nachdenkseiten hatten mal den Verdacht geäußert, dass die Flüchtlingskrise auch eine Imagekampagne der Bundesregierung sein könnte. Der Schaden, welche die Troika mit der Sparzwang- und Ausverkauf-Politik Griechenlands im Sommer 2015, an der EU verursacht hatte, sollte damit verdeckt werden. Und während Griechenland den Investorhaien zum Fraß vorgeworfen wird, Renten und Sozialleistungen gekürzt werden, die medizinische Versorgung katastrophal ist, Massenentlassungen stattfinden ‑und dafür die Bundesregierung mit ihrer neoliberalen Sparzwang-Haltung maßgeblich mit verantwortlich ist- soll Bundeskanzlerin Merkel wegen der Flüchtlingskrise auf einmal eine »Humanistin« sein? Sie ist und bleibt eine Sprechpuppe von Konzernen, Banken und Kapital. Deshalb ist sie für die Massenmedien und die Wirtschaft auch die perfekte Kanzlerin. Etwas anderes zu glauben, wäre naiv.

Presseblick (50)

»Uns geht es gut!« ist weiterhin das offizielle Credo. Armut und Massenerwerbslosigkeit werden schön- oder weggerechnet, für Mobbing, Burnout und Depressionen sind die Betroffenen selbt schuld und der größte Niedriglohnsektor Europas sei doch ein Segen. Denn auch wenn man von den Brotkrumen nicht leben oder an der Gesellschaft teilhaben könne: »Hauptsache Arbeit — Egal welche!«. Nun behauptet die BWL-Professorin Evi Hartmann: »Jeder von uns hält 60 Sklaven und zwar durch ganz normalen Konsum.« Und Peggy Gallmeister fragt sich: »Warum gibt es Obdachlose in Deutschland?« Pessimisten, Miesmacher, Nörgler. Uns geht es doch gut! Weiterlesen

Business Intelligence

Die gewerkschaftsnahe Hans-Boeckler-Stiftung behauptet im Böckler Impuls 03/2016: »BWL-Studium: Betriebsräte sind kein Thema.« Die Ausbildungsinhalte von mehr als 50 Studiengängen an 25 Hochschulen wurden hierzu untersucht. Das Ergebnis: Mitbestimmung, Betriebsräte und Gewerkschaften kommen zwar am Rande vor, sind aber kein integraler Bestandteil des BWL-Studiums. Denn:

»Statt kollektiver Verhandlungen sind marktförmige Beziehungen zwischen Individuen vorgesehen.«

Ich kann das nur bestätigen. Während meines Studiums hatten wir öfter mal lebhafte Diskussionen mit BWL-Studenten. Für die meisten sind Humanismus, Menschenrechte und ethische Standards nicht nur Fremdworte, sondern auch moralische Handelshemnisse gewesen. Für so einige BWL-Schnösel ist die Welt ein großer Apfelbaum, bei dem jeder so viele Äpfel wie möglich pflücken will. Nur für sich, versteht sich. Soziale Interaktionen werden als Kosten-Nutzen-Matrix, Menschen als Humankapital und Verbraucher- sowie Arbeitsrechte als profitstörende Faktoren betrachtet. Für sie besteht die bessere Welt darin, dass der eigene Geldbeutel prall gefüllt wird.

Neusprech: Wirtschaftsflüchtling

»Niemand setzt alles aufs Spiel, lässt alles los – die Heimat, Besitz, Familienangehörige, vielleicht sogar Kinder – und das alles nur in der Hoffnung auf den Bezug von Sozialleistungen.«

- proasyl.de vom Juli 2015

ZG-Artikel: Neusprech HeuteAls Wirtschaftsflüchtlinge werden Aussiedler bezeichnet, die nicht wegen Krieg oder politischer Verfolgung ihr Land verlassen hätten, sondern primär aus ökonomischer Not heraus, die beschwerliche Reise angetreten sind. Der Begriff steht damit in direkter Abgrenzung zum Kriegsflüchtling. Weitere negativ konnotierte Wörter in diesem Zusammenhang sind: Elendsflüchtlinge, Sozialtouristen (Unwort des Jahres 2013), Integrationsverweigerer oder Armutszuwanderer. Weiterlesen