Manifest für Frieden

Kontaktschuld. Beifall von der falschen Seite. Ad Hominem. Querfront. Diffamierung. Framing. Haltungsjournalismus. Die Massenmedien sowie die Politiker haben in den letzten Jahren, bei jeder regierungskritischen Demonstration, den Pfad der neutralen Berichterstattung verlassen und aus allen Rohren gefeuert. Es wird abgewertet und ausgegrenzt. Dabei gab und gibt es nur sehr selten eine echte inhaltliche Auseinandersetzung.

Und das geht so: wenn beispielsweise Mitglieder der AfD sagen würden, das sie Waldspaziergänge, Erbsensuppe oder eben den Frieden mögen — dann wird jeder, der das auch sagt (oder denkt), in die Nähe von Rechten gerückt. Es ist eine ständige Beleidigung eines jeden intellektuellen Geistes. So auch geschehen bei der großen Demonstration vom »Manifest für Frieden« am 25. Februar 2023 in Berlin.


Zunächst einmal: das Wetter war wirklich beschissen. Es war sehr kalt, es gab starken Schneeregen sowie sehr unangenehmen Seitenwind. Und trotzdem waren riesige Menschenmassen auf der Demonstration. So viel zum Thema, der Deutsche sei ja nur ein Schönwetter-Demonstrant. Nein, ist er nicht!

Zur großen Bühne und zu den Promis auf dem Pariser Platz bin ich leider nicht gekommen, da die Polizei ‑wieder einmal- viele Wege abgesperrt und verkleinert hat. Diese Taktik kennen wir ja schon aus den diversen Anti-Corona-Maßnahmen-Demonstrationen: Wege und Räume werden künstlich verkleinert, um alles besser kontrollieren und gegebenenfalls schneller absperren zu können. Außerdem kann so die Teilnehmerzahl niedrig gehalten werden. Es wurde sogar ein U- und S‑Bahnhof komplett gesperrt. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Warum eigentlich? Ich habe nur friedliche Menschen jenseits der 30 Jahre gesehen.

Interessant war, dass die Journalisten einen eigenen abgesperrten und eingezäunten Bereich hatten und von einer großen Polizei-Mannschaft beschützt wurden. Die Begründung ist natürlich, dass es in der Vergangenheit körperliche Auseinandersetzungen von Demonstranten mit der Presse gab. Das Vertrauen der Bürger in die Presse ist auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Das hat natürlich rein gar nichts damit zu tun, dass die Journalisten seit Jahren jede regierungskritische Demo niederschreiben und jeden Teilnehmer als rechts-rechts-nazi-nazi verunglimpfen, sondern nur und ausschließlich damit, dass auf diesen Protesten nur Vollidioten sind. Beispielsweise solche, die Frieden fordern.

Am Rande gab es dann noch die üblichen »Gegendemos«, die es seit den Corona-Protesten seltsamerweise auch bei jeder regierungskritischen Demonstration gibt. Es waren wieder die gleichen Leute, die sich bei den Corona-Protesten als »Antifa« tarnen. Man erkennt sie primär an einem sehr aggressiven Auftreten. Sie verteidigen stets sämtliche Regierungsnarrative und framen jede Kritik daran als rechts-rechts-nazi-nazi. In meiner eigenen Jugend, war »Antifa« noch Punk. Diese Typen hatten alle eine FFP2-Maske auf. Draußen. An der frischen Luft. Sie haben wohl Lauterbach nicht verstanden, als er meinte, dass alle Corona-Maßnahmen draußen »Schwachsinn« waren.

Diese Personalisierung auf Putin bleibt mir weiterhin völlig suspekt. Wer sagt uns denn, dass ein etwaiger Nachfolger von Putin anders handeln würde? Kämpfen hier etwa nur Putin und Selenskyj gegeneinander? Was ist mit den Tausenden von Soldaten und Zivilisten, die auf beiden Seiten täglich sterben? Es ist sehr bequem, alles auf eine Person abzuwälzen, anstatt über geschichtliche Zusammenhänge, Kontext und Ursachen zu sprechen. Fun Fact: ich hätte niemals gedacht, dass eine vermeintlich »linke Antifa« den US-Wunsch eines »Regime Change« auf einer Großdemo lautstark fordern und dabei noch von der Polizei beschüzt werden würde.

»Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.«
— Willy Brandt

Immerhin wurde die Demonstration nicht frühzeitig — wegen »Infektionsschutzmaßnahmen der Bundesregierung« — von der Polizei abgebrochen. Auch diesen verfassungswidrigen Irrsinn haben wir jahrelang in Deutschland erlebt. Nur deshalb gab es auch die »Spaziergänge«. Falls das schon wieder Jemand vergessen haben sollte.


Waffenstillstand
Die Gegner von Friedens-Verhandlungen wiederholen stets, dass man mit Putin nicht verhandeln könne. Die Alternative sei also, weiter Krieg zu führen, weiter Menschenleben zu opfern, bis dann endlich irgendwann, hoffentlich, vielleicht in naher oder ferner Zukunft die Ukraine weiter Land gewinnen kann, um dann eine bessere Ausgangslage für Verhandlungen zu haben. Dazu habe ich folgende Fragen:

  • Wollen denn Biden, Baerbock, Scholz und Selenskyj verhandeln? Nein? Warum nicht? Wollen sie es überhaupt? Ja? Wann denn?
  • Wie viel Geld, Material und Menschenleben sind euch diese strategischen Spielchen eigentlich wert?
  • Ist nicht jeder Waffenstillstand und jeder Frieden zunächst einmal besser als jeder Krieg?
  • Funktionieren echte diplomatische Verhandlungen nicht so, dass man kompromissbereit ist, sowie die (Sicherheits-)Interessen und Bedürfnisse seines Gegenübers ernst nimmt?
  • Glaubt man ernsthaft eine Atommacht in die Ecke treiben zu können, um dieser dann Bedingungen zu diktieren?
  • Seit wann gibt es in einem Krieg überhaupt »Sieger«? Haben wir denn nichts aus zwei Weltkriegen gelernt?

Hier noch ein paar weitere Eindrücke:


Nie wieder?

11 Gedanken zu “Manifest für Frieden

  1. Welchen Wert haben denn noch Verhandlungen?
    Wie soll eine russische Regierung jemals wieder dem Sachwertewesten auch nur eine Fingerbreite trauen, wenn Versprechungen oder Verträge des Sachwertewestens nicht mal den Schmutz unter den Schuhsohlen der Unterzeichner wert sind? Wenn die Europäer sofort wieder die Hacken zusammenknallen, wenn das Imperium mit dem Finger schnippt?
    Wenn die westlichen Scheinverhandler und Politmarionetten nur ehrlose Lumpen sind?

    Frieden wäre toll. Verhandlungen wären auch toll.
    Nur... unsere Seite ist einfach nicht vertrauenswürdig.

  2. Danke für Artikel und Bilder. Schön, daß Du dabei warst. Meine Wenigkeit hat es nicht nach Berlin geschafft, aber hier vor Ort war ein kleiner Spaziergang (100 Leute?). Dort erzählte mir eine Frau, in Berlin seien 50’000 Demonstranten. Ich so: »Da machen sie dann sicher 5’000 draus.« Und was haben sie draus gemacht? 13’000. Keine schlechte Schätzung also... ;-)

    Bei multipolar haben sie die Rede von Jeffrey Sachs übersetzt und veröffentlicht, da wird endlich auch mal Tacheles zu diesem Krieg geredet. Lesenswert.

    Schönen friedlichen Sonntag allerseits!

  3. @Tiffany

    Na gut, diese Spielchen gab es schon immer. Polizei und Politik rechnen die Zahlen klein und die Veranstalter groß. Die Polizei gab 13.000 an und die Veranstalter 50.000. Journalisten, welche diese Methode kennen (also alle!) und sich der Neutralität verpflichtet fühlen, müssten nun von ca. 20.000 — 25.000 Teilnehmern ausgehen. Aber nein, sie übernehmen alle die Zahlen der Polizei.

    EDIT: Hier ein weiteres Video zur Kundgebung.

  4. Am Ende ihres lebenslangen »linken Kampfes« stehen Lafontaine, Wagenknecht und Schwarzer zusammen mit einem Ex-Merkel-Militär auf einer Bühne und lassen sich von einer Menschenmenge bejubeln, der man verbieten musste, faschistische Symbole zu tragen. Einer Menschenmenge, die auf dieses Verbot mit Hohngelächter und Buhrufen reagierte. Und in der Nähe baumelte ein Nachdenkseiten-Banner von einer Stange. Diether Dehm war auch dort, er will über 50’000 Teilnehmer gesehen haben...

  5. @André

    Den Opener oben gelesen? Vielleicht nur die ersten Zwei Absätze?

    Ihr schäbiger Kontaktschuld und Ad Hominem Versuch inklusive dem langsam ausgelutschten rechts-rechts-nazi-nazi-Framing wird langsam langweilig. Das ging schon die letzten drei Jahre so.

    Sind jetzt eigentlich Menschen, die für Frieden und sofortige Verhandlungen sind »rechts«?

    Und alle, die noch solange weiter töten lassen wollen, bis es eine »günstige Verhandlungsposition« gibt, sind jetzt »links«?

    Und jetzt kommen Sie mir nicht mit: »Aber Puuuutin will gar nicht verhandeln!« Danke, schön weiter nachplappern! Wenn Verhandlungen so aussehen sollen, dass er gefälligst das machen soll, was der Westen, die USA, die EU, die NATO und die Ukraine wollen und er keine eigenen Interessen haben darf — klar, wer will dann verhandeln? Niemand.

  6. Sündenböcke umdeuten, Verantwortung abschieben, und das alles in einem Ton, der normalerweise für zwei Ohrfeigen reicht. Wie passend alles wieder angewandt wird — die Höcke-Rechtskeule vom Hufeisen etwa, der Faktenfinder, der sich wieder liest wie ein trotziges Kind. Und Twitter läuft wieder grün und rot an. Da kann man echt nur noch abwinken, aber auch deswegen, weil die Rollenverteilung nicht ganz so eindeutig ist. Beim Impfen hat das ja wirklich funktioniert, beim Krieg jetzt eher weniger und deren Gehetze klingt nicht annähernd so glaubwürdig als bei Corona.

  7. Zur Teilnehmerzahl:

    Laut Polizei waren es 13.000 Teilnehmer. Nach Informationen der Berliner Zeitung stimmt jedoch die Veranstalterangabe von mehr als 50.000 Demonstranten.

    Quelle: Berliner Zeitung.

  8. @Tiffany
    Holger Friedrich, der Eigentümer der Berliner Zeitung, ist Erstunterzeichner des sogenannten »Manifestes für Frieden«. Das scheint in ihrer Berichterstattung über b2502 eine Rolle zu spielen — diplomatisch ausgedrückt.

  9. die berliner zeitung hat übrigens nach »eigenen recherchen« die anzahl von 5o.ooo bestätigt!

    ja klar doch, @André...die menge hat (also kwasi geschlossen, nicht wahr?) mit buhrufen auf das verbot rechter symbole reagiert.

    ich war dort, gut placiert, und habe in dem moment, als dies von der bühne aus angesprochen wurde, in der tat einige — vllt waren es einige dutzende, wenige hunderte gar — maulen hören.
    die absolut überwiegende masse jedoch hat mit verständnis und zustimmung reagiert!

    die frage, die ich an sie hätte, wäre nun:
    wenn sie *also* (TM prof. lauterbach) selbst vor ort waren und dies so nicht wahrgenommen haben...

    leiden sie a):
    unter bestimmten wahrnehmungsdefiziten oder aber

    sind sie b)
    einfach nur einer dieser geschäftmäßigen und/oder aber auch ideologiegetriebenen diffamierer, denunzianten und lügner?

    p.s.
    zitat André:

    »Früher demonstrierte die Friedensbewegung wenigstens noch gegen den Aggressor...«

    wir demonstrierten machtvoll FÜR mehrere dinge:
    verhandlungen, diplomatie, waffenstillstand und vor allem FRIEDEN!

  10. »Diese Typen hatten alle eine FFP2-Maske auf«
    Ich kann mich dunkel an ein sogenanntes VermummungsVERBOT erinnern, wurde teilweise sehr weit ausgelegt...

    @Andre »zusammen mit einem Ex-Merkel-Militär auf einer Bühne«
    Viele Militärs wollen keinen Atomkrieg (riskieren) und beurteilen die Lage pragmatischer als die Sofakrieger von Lobos Gnaden. Angesichts extremer Gefahr habe ich kein Problem damit, jemanden wie Vad in einer möglichst großen Anti-Atomkriegs-Koalition zu haben. Wenn es darum geht, die Bundeswehr möglichst auf Sparflamme köcheln zu lassen, ist er dann vielleicht wieder ein politischer Gegner — Das wechselt eben.

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