Nie wieder?

Verehrter Herr Harms, haben Sie irgendetwas aus der Geschichte gelernt?

  • Nie wieder Krieg!
  • Nie wieder wollen wir Menschen in wertvolle und weniger wertvolle Menschen einteilen!
  • Nie wieder wollen wir gleichgeschaltete Massenmedien!
  • Nie wieder wollen wir kritische, anders‑, alternativ- und freidenkende Menschen mundtot machen, sie bestrafen, kriminalisieren oder gar einsperren!
  • Nie wieder wollen wir durch Denunziation, durch Bespitzelung oder andere technische Möglichkeiten, einen Überwachungsstaat installieren!
  • Nie wieder wollen wir eine Willkür-Justiz, die nach Gutdünken sowie nach Haltung und Gesinnung »Recht spricht«.

»Das Berliner Amtsgericht hat den bekannten Berliner Friedensaktivisten Heiner Bücker zu einer vierstelligen Geld- oder ersatzweise 40-tägigen Haftstrafe verurteilt. Sein Vergehen? Er hatte bei einer Rede anlässlich des 81. Jahrestages des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 2022 erklärt, man müsse offen und ehrlich versuchen, die russischen Gründe für die militärische Sonderoperation in der Ukraine zu verstehen.« (Nachdenkseiten)

Was passiert hier? Was geschieht hier? Wie will man ein Wertesystem verteidigen, in dem man es abschafft? Wie will man die Meinungs- und Pressefreiheit verteidigen, wenn man cancelt, kriminalisiert und zensiert? Wie will man »die Freiheit verteidigen«, wenn man gleichzeitig autoritäre Methoden etabliert?

rp-online.de vom 25. Januar 2023

Hat die Jury den Film eigentlich selbst gesehen? Ja? Warum wird dann immer noch davon ausgegangen, dass es in einem Krieg einen »Sieger« geben kann? Gerade Deutschland müsste aus zwei Weltkriegen gelernt haben, dass es in einem Krieg niemals »Sieger«, sondern nur unendlich viel Leid und Elend geben kann.

»Man kann einen Krieg genauso wenig gewinnen wie ein Erdbeben.«

- Jeannette Rankin (Frauenrechtlerin und Friedensaktivistin)

tagesspiegel.de vom 26. Januar 2023

Eindeutiger geht es kaum noch. Viele scheinen sich keine Vorstellung über den Horror eines Krieges mehr machen zu können. Sie tun fast so, als wäre das Ganze ein Videospiel, bei dem derjenige gewinnen würde, der mehr »Material« aufs Schlachtfeld bringt. Ich fordere weiterhin, dass die großen Kriegstreiber, die eskalierenden Politiker und die Schreibtisch-Generäle sofort an die Front gehören!

»Der ungerechteste Frieden ist immer noch besser als der gerechteste Krieg.«

- Marcus Tullius Cicero (Schriftsteller und Philosoph)

Raider heißt jetzt Twix. Wir machen uns die Welt wie sie uns gefällt. Haltung vor Argument. Gesinnung vor Analyse. Hier: »die Guten«. Dort: »die Bösen«. Kontext, Geschichte und Zusammenhänge interessieren nicht. »Die Bösen« müssen vernichtet werden. Koste es, was es wolle. Auf diesem intellektuellen Niveau sind wir wieder angekommen. Auf diesem Bodensatz der »Argumente« kann es auch keine Diplomatie geben. Nur Gebrüll und Geschrei.

tagesschau.de vom 26.Januar 2023

Natürlich nie! Wir pumpen ein Land mit Waffen voll. Geben uns den täglichen Selenski auf allen Kanälen. Dämonisieren den Gegner, wo wir nur können. Berichten nur noch einseitig, voller Haltung, Hass und Gesinnung. Bilden ukrainische Soldaten aus. Verunmöglichen jede Form der Diplomatie. Aber Deutschland ist keine Kriegspartei. Weil es »der Experte« sagt. Wenn Deutschland dann plötzlich im heißen Krieg ist, will es wieder Niemand gewesen sein, der gehetzt und aufgestachelt hat.

Zum Schluss noch eine Durchsage vom Embedded Journalist Paul Ronzheimer: »Niemand in den USA hat sich diesen Krieg gewünscht!« Die US-Regierung hat ja auch keinerlei Vorteile dabei. Sie werden endlich ihr dreckiges Fracking-Gas los. Die US-Rüstungsindustrie boomt. Und zwischen Deutschland und Russland ist ein schwer zu heilender Keil getrieben worden, den sich US-Strategen schon immer gewünscht haben.

19 Gedanken zu “Nie wieder?

  1. Typisch für die Zivi›s und Kriegsdienstverweigerer von damals.
    »Es war im Herbst 1994. Ich leistete in einem Operationssaal in einer ostdeutschen Großstadt meinen Zivildienst.«

    https://www.t‑online.de/nachrichten/id_87151112/organspende-was-nach-dem-tod-kommt-.html

    Ich war gegen meinen Willen zur Zeit von Able Archer bei der Bundeswehrmacht und bin nachfolgend dankbar für diese Erfahrung. Ich weiß seither was Militär bedeutet, an Krieg will ich erst gar nicht denken!
    https://de.wikipedia.org/wiki/Able_Archer_83

    PS: Danke für den guten Blog!!!

  2. .

    Wie will man ein Wertesystem verteidigen, [indem] man es abschafft? Wie will man die Meinungs- und Pressefreiheit verteidigen, wenn man cancelt, kriminalisiert und zensiert? Wie will man »die Freiheit verteidigen«, wenn man gleichzeitig autoritäre Methoden etabliert?

    Die wahrscheinlichste Antwort lautet da wohl: man will das alles gar nicht verteidigen...
    *Seufzer zum Sonntag*

  3. @Christoph Wetzel

    Ich weiß nicht, ob die Kriegslüsternheit und ‑Begeisterung mit der damaligen Wehrpflicht bzw. dem Zivilidienst irgendwie in einem relevanten Zusammenhang stehen.

    Ich gehöre zur Generation, die das auch noch absolvieren mussten. Ich war auch überzeugter Zivildienstleistender. Die meisten meiner Kumpels gingen zur Bundeswehr. Vor allem deshalb, weil sie keinen Bock auf das schwere Verfahren zur Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer hatten.

    Es war eben nicht so, dass man das nur irgendwo ankreuzen musste. Man widersprach einem Gesetz indem man sich auf ein anderes bezog. Der Gesetzgeber und die Regierung haben hier viele Hürden eingebaut. Das war viel Papierkram. Über Monate.

    Ich hatte jetzt nicht den Eindruck, dass meine Kumpels in den 10 Monaten Grundausbildung vom Krieg abgeschreckt wurden. Eher im Gegenteil. Abenteuer und Action erleben. Einer blieb sogar dabei und machte die Offiziersausbildung. Ich hingegen arbeitete 14 Monate (Zivildienst war mit Absicht auch noch länger!) in einer Nervenklinik. Was jetzt für 20-Jährige in der Regel »attraktiver« ist, kann sich jeder selbst denken.

    Fazit: ich denke, das hat alles viel mehr mit der inneren Einstellung zum Krieg zu tun. Mit Menschlichkeit, Empathie, Vorstellungskraft, Humanismus und Nächstenliebe. Seit den »Corona-Maßnahmen« haben wir ja gesehen, wie es darum in Deutschland bestellt ist.

    P:S: Danke für das Feedback! :-)

  4. Seit dem Vietnamkrieg, bei dem es massive Proteste gegen das Imperium gegeben hat, hat der Westen dazugelernt. Nun ist Protest strafbar, genauso wie das Widersprechen zu Kriegspropaganda.

    Schamlose Eigenwerbung:
    So will eine Vorzeigedemokratin „Delegitimierung des Staates“ verfolgen lassen, während in einer Nacht-und-Nebel-Aktion das Widersprechen zu Kriegspropaganda unter Strafe gestellt wird. Nochmal: Es ist jetzt strafbar, Kriegspropaganda zu widersprechen, das muss man sich mal klarmachen.

  5. Im Grunde berufen sie sich nur auf eines, was sie selbst öffentlich versuchen, zu Felde zu führen: »Sprache führt zu Taten«. Also verdrehen sie die Sprache derart, dass alles Gehandelte nicht als schon ausgeführte Tat deutbar ist. Und wenn Annalena sich wieder verspricht, war es natürlich nicht so, um das Offensichtliche, das Handeln, nicht mit den Worten in Verbindung zu bringen. Moral wird also auch durch die Wortwahl zur guten Tat, weil die nie wirklich beschreibt und gleichzeitig verleugnet, dass wir jetzt Kriegspartei sind.

  6. @uepsilonniks: feiner Text„ d’Accord! Den @epikur muss man ja nicht mehr hervorheben — eine menschliche Konstante in diesen Zeiten in Absurdistan! :-*

  7. @Sascha

    Ja, das sind die gleichen Radikal-Konstruktivisten, die mit Sprachregulierungen krampfhaft Alltagsrealitäten erschaffen wollen. Da werden Sachverhalte, Ereignisse und Menschen so umbenannt — damit es am Ende in die eigene Erzählung passt.

    Zeitenwende statt Krise. Long Covid statt Impf-Nebenwirkungen. Sondervermögen statt Schulden. 2G statt Ausgrenzung. Und so weiter.

    Wann wird eigentlich George Orwell’s »1984« verboten? Das könnte unsere Jugend verunsichern! Krieg ist Frieden. Doppeldenk. Neusprech. Hasswochen. Unpersonen. Die Paralellen sind erschreckend. Wer das Buch verpasst hat: unbedingt lesen!

    Edit: @M. Sobol :-)

  8. Na hoffentlich ist Cicero kein gutes Beispiel. Im Zuge der Abschaffung der demokratischen Strukturen im Römischen Reich wurde er ermordet.
    »1984« wird natürlich nicht verboten. Die Herrschenden haben Orwell verstanden. »1984« wird umgeschrieben. Der »Volksverpetzer« arbeitet bereits an einer »faktenbasierten« Version.

  9. Natürlich gibt es Gewinner im Krieg. Die Spekulanten und Ihre Finanziers.
    Das gilt auch für Wirtschaftskriege. Insiderhandel wo man nur schaut

  10. Nochmal für alle!!!
    Krieg, ist ein immanenter Bestandteil des Kapitalismus!
    Aber eben nicht ausschließlich.
    Auch andere Strukturen brauchen ihn.
    Im Kapitalismus, verhilft der Krieg, den Reset herbeizuführen, vorher nochmal fein abzusahnen, um dann wieder von vorne anzufangen.
    Bei fast allen zivilisatorischen Errungenschaften geht es letztendlich um Besitzstandswahrung der Reichen.

  11. Der Ukrainekrieg ist aus meiner Sicht kein Krieg »arm gegen reich« sondern das das Streiten zweier Eliten über Macht und Geld (hier: Kontrolle der Ukraine). Deshalb ist es auch so egal, wer das Ding gewinnt. Nicht egal sind die täglichen Opfer. Wenn die Herrschenden sich streiten, leiden die anderen.

  12. »ihr dreckiges Fracking-Gas«
    Vielleicht werden zukünftige Historiker — falls es sie geben sollte — diesen Krieg (und diverse Vorgänger) in erster Linie als Kampf um Rohstoffe bzw. das Monopolisieren von Absatzmärkten sehen und das ganze Geschwätz von allerwertesten Werten oder Freiheit achselzuckend in die gleiche Schublade stecken wie die Vogelschau der alten Römer (https://de.wikipedia.org/wiki/Auspizien).

  13. Jeder große Krieg ist ein Krieg reich gegen arm!
    Im Fall der Ukraine streiten sich zwar auch 2 Machtblöcke um die Vorherrschaft, aber er verhilft beiden zur Umverteilung des Kapitals, von unten nach oben.
    Krieg ist eine prima Legitimation um gewisse Wirtschaftszweige weiter anzukurbeln, den man ansonsten nicht so auffällig betreiben könnte.
    Der ganze Profit, den sich dann die ganzen Trittbrettfahrer einfahren, geht ja dann zu Lasten des Volkes.
    Sieht man ja jetzt schön, was die Sachen so kosten und die Inflation nach vorne treibt, was ja so gewollt ist, Great Reset, kein Bargeld mehr, digital ID und viele andere Dinge auch noch.
    Der Krieg in der Ukraine ist sehr willkommen, weil es gerade für die schmachtenden Amis zumindest kurzfristig eine Win win Situation darstellt.
    Aber, wenn bspw. der Petrodollar fällt, ist dieser Vorteil mehr als verspielt, damit haben die Amis nämlich nicht gerechnet.

  14. Ausgerechnet Baerbock, nur Zufall? Schon Hillary Clinton fiel auf durch militärische Pläne in Syrien, die sogar US-Militärs erschraken, und auch bei uns mangelt es nicht an (oft auffällig jungen) Frauen, für die es jetzt den schönen Ausdruck der »Panzerfeministin« gibt.
    Denke nicht, daß man das trennen kann, Idenditätspolitik und Kriegsgefahr, wer durch Herkunft bevorzugt wird, ist selten distanziert und kritisch zum eigenen System, außerdem ist Ideologie immer aggressiv und expansiv nach außen, insbesondere wenn sie, wie in diesem Fall, dem Sozialdwarwinismus zuneigt.

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