Presseblick (26)

Frauen sind Opfer. Männer Täter. Männer führen Kriege. Frauen wollen den Frieden. So hören sich Hardcore-Feministinnen und Gender-Seminare in den Universitäten an. Zwei aktuelle Beispiele aus der Presse konterkarieren diese einseitige Weltsicht als realitätsfremde Ideologie. Auf taz.de gibt es einen interessanten Gastbeitrag der Amadeu Antonio Stiftung mit der Schlagzeile »Nazifrauen in Deutschland: Übersehen und unterschätzt«. Natürlich sind die Frauen auch hier stets Opfer, sie werden vom Patriarchat gezwungen, Ausländer zu hassen und gewalttätig zu sein (wie Beate Zschäpe). Und wer ist der Boss vom größten Mordmaschinenhersteller Friedensbringer auf Erden? Vom weltweit größten US-Rüstungskonzern Lockheed Martin? Eine Frau namens Marillyn Hewson. Auf welt.de spricht sie über die Ukraine-Krise.

In der Wirtschaftswoche gibt es von Ferdinand Knauß einen fast kritischen Beitrag über »Smartphone statt Freundschaft: die eingerollte Generation«. Es gebe keine halbwegs vernünftige zwischenmenschliche Kommunikation mehr und viele können einen nicht mehr länger als drei Minuten zuhören, ohne ständig auf ihr Tamagotchi zu glotzen. Smartphone-Junkies sind in der Tat extrem anstrengende Mitmenschen. Auch für Leute wie mich, die aus Überzeugung kein smartphone besitzen wollen und sich dann überall rechtfertigen dürfen (Kollektive Kommunikationspflicht!) und schief angeguckt werden (»mit dem stimmt doch was nicht!«). Knauß fasst zusammen: »Nie mehr ganz dem Nächsten zugewandt, und, was mindestens genauso traurig wäre, ohne Zeit, um mit den eigenen Gedanken und Empfindungen allein zu sein.« Die Angst, man könnte sich selbst spüren, wenn man einmal gerade nichts zu tun hat, dürfte der Hauptgrund für den weltweiten Erfolg der smartphones sein.

Die Nicht-Meldung des Monats ist: »Fußball-Nationalspieler Kevin Großkreutz soll Döner nach Fan geworfen haben«. Und zwar mitten in die Fresse. Nun erwartet den Nationalspieler eine Anzeige wegen Körperverletzung. Der Nachrichtenwert wird heute fast nur noch durch die vermeintliche Prominenz, den Namen und die Personalisierung der Meldung bestimmt. Vorschläge: David Hasselhoff mag Nudel-Schinken-Gratin mit Pellkartoffel, Hitler streichelte zweimal täglich seine Katze »Blitzkrieg«, bevor er eine Rede hielt und Angela Merkel trägt leidenschaftlich gerne Tennissocken.

Die WAZ titelt: »Die Nichtwähler werden die stärkste Fraktion« und interviewt hierbei den Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstitutes Forsa, Manfred Güllner. Wieso »werden«? Sie sind schon seit Jahren die stärkste Partei und zwar bei allen Wahlen. Wer alle Wahlberechtigten nimmt und dann ausrechnet, wieviel Prozent aller Wahlberechtigten in Deutschland, welche Partei oder eben nicht gewählt haben (wie es ad sinistram beispielsweise seit Jahren macht), bekommt bei allen Bundestags‑, Landtags- und Kommunalwahlen der letzten 10 Jahre die Nichtwähler als stärkste Partei. Die Wahlbeteiligung stets als separaten Wert zu berechnen, verharmlost drastisch die landesweite Politikverachtung.

Auf focus.de schreibt die sog. »Online-Expertin Sigrid Sonnenholzer« (Beratungspraxis in München) über »Bumerang-Kinder«, also über Kinder, die das Elternhaus bereits verlassen hatten und nun wieder zurück kommen möchten. Die Sprache des Artikels ist hierbei sehr abwertend gegenüber den Kindern: »steht der erwachsene Nachwuchs vor der Tür und bittet um Asyl [...] eines Tages verlässt auch das jüngste Kind das Hotel Mama [...] doch in die Ehe der Eltern bringt dieser Schritt plötzlich Unruhe.« Kinder werden hier deutlich als Belastung wahrgenommen und der Auszug als Befreiung für die Eltern. Wer einerseits seine Kinder stets als Bereicherung des eigenen (Familien-)Lebens behandelt und betrachtet hat und andererseits aber auch seine eigenen Interessen, Leidenschaften und Bedürfnisse sowie das Beziehungsleben nicht vernachlässigt hat, bei dem dürfte es auch keine sozial konstruierten Probleme geben, die vor allem der Beratungsindustrie nützen.

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