Ein kleiner Urlaubsbericht

Ich bin zurück. So viel vorab: ich habe mich erholt und der Urlaub war fantastisch! Sommer. Sonne. Meer. Außerdem: alle Busse und Bahnen waren klimatisiert. Keine Schwitzhöllen wie die Deutsche Bahn und der ÖPNV. Da kann Deutschland noch viel von Spanien lernen.

Es ging auf die Balearen. Wir waren vier Erwachsene und zwei Kinder. Flughafen- und Reisechaos haben wir zum Glück nicht erlebt. Wir sind mit Ryanair hin- und mit Swiss zurückgeflogen. Während die irische Billigflug-Airline auf Maskenpflicht bestand, war das für die Schweizer kein Thema. Nirgends. Es wurde nicht einmal »empfohlen«. Sind die Schweizer jetzt alle Querleugner, Covidioten und Altenmörder? Und der Menschenschinder-und-Ausbeuter-Verein Ryanair ist jetzt »solidarisch«? Man weiß ja so wenig...

Digitalisierung. Überall drängen sie einen ‑auch im Urlaub- dazu, allesmögliche online zu erledigen und zu buchen. Info-Personal ist kaum vorhanden, Telefon-Hotlines gnadenlos überlastet und Internet-Cafes, wo man mal eben schnell was ausdrucken könnte, gibts nicht. Man soll eben schön alles mit smartphone im Web erledigen, damit man wiederum digitale Spuren und Daten hinterlässt, die man fein verwerten kann. Nur: es gab auch in Spanien immer wieder digitale Probleme, so dass am Ende doch wieder ein menschlicher Mitarbeiter eingreifen musste. Das ist also kein typisch deutsches Phänomen. Und auch wenn Big Tech weiterhin glaubt, in Zukunft alles mit Bots und KI’s erledigen zu können: träumt mal schön weiter! Wird nicht funktionieren.

Touristenfallen. Nun gut, für erfahrene Urlauber sicher nichts Neues, aber mein letzter Aufenthalt außerhalb Deutschlands war vor etlichen Jahren. Sonnencreme alle? Haben wir. Überall. Kein Problem. Ab 15 Euro aufwärts. Ihr wollt im Hotel nicht immer nur verchlortes Wasser zum Frühstück oder Dinner trinken? Soll es auch mal ein Saft, Kaffee oder Kakao sein? Kein Problem. Macht mindestens 5 Euro täglich extra. Pro Person. Kein Scherz! Das ist teilweise unmenschlich dreist, wie hier überall versucht wird, Touristen abzuzocken. Aber lächeln können sie.

Auf den spanischen Inseln ist mir immer wieder das bargeldlose Nudging aufgefallen. Ob in Shopping-Malls, bei Tickets für Events und Veranstaltungen oder beim ÖPNV — wer mit Kreditkarte, Visa, Paypall, smartphone oder anderweitig kontaktlos bezahlt, kommt stets günstiger weg, als wenn man cash bezahlen will. Hier siegt bei vielen Leuten abermals die naive Bequemlichkeit. Die Touristen verschenken regelrecht ihre Daten für Kontrolle, Überwachung und Profitverwertung. Ich habe überall cash bezahlt, auch wenn ich teilweise bis zu 30 Prozent mehr bezahlen musste. Und das werde ich auch in Zukunft so machen!

»Der Urlaub galt als die schönste Zeit des Jahres. An dieser Idealvorstellung halten viele Menschen fest und machen sich auf den Weg, jetzt erst recht nach Lockdown und all den Reisebeschränkungen. Man hat sich Strand und Berge verdient. Dabei wächst die Frustration. Und vielleicht auch die Einsicht, dass es keine saubere, abgeschirmte Zone gibt.«

tagesspiegel.de vom 18. Juli 2022

Manche LeiDmedien und Journalisten haben sich offenbar, in ihrer Katastrophen- und Apokalypsen- Berichterstattung, gemütlich eingerichtet. Wie immer, gibt es auch hier nur noch schwarz und weiß. Die egoistischen Urlauber und die woken Tagesstürmer, die angetreten sind, die Welt zu verbessern. Natürlich kann man weiterhin gegenüber vielen Entwicklungen kritisch sein — aber meine Güte, wollt Ihr den Menschen denn gar keine Lebensfreude oder (ja, auch mal dekadenten) Eskapismus mehr lassen? Nur noch »Krise« hält doch kein Mensch aus. Oder um es mit dem griechischen Philosophen epikur zu sagen:

»Genuß ist der Beginn und das Ende eines gesegneten Lebens.«

Perfekter Schnappschuss meiner Reisegefährtin: freilebende Delfine im Mittelmeer.

7 Gedanken zu “Ein kleiner Urlaubsbericht

  1. Wie schön für Dich, daß Du Dich so gut erholen konntest und dieses Positive über die negative weiter um sich gegriffen habende Digitalisierung und andere Unschönheiten stellen kannst! :-)
    Und sehr fein, daß Du bereit bist, mehr für unser aller analoges Leben zu bezahlen. Wir sind nicht mehr so viele und sollten umso mehr daran festhalten!
    In diesem Sinne: welcome back home und schönen Sonntag!

    P.S. Sehr schickes Delphinfoto! Kompliment an die Frau Gefährtin. :-)

  2. Epikur hat natürlich recht :-)
    Der Kampf gegen das Bargeld nimmt immer schärfere Konturen an. In Griechenland kosten 100 Euro am Automaten fast drei Euro (zusätzlich zu den Gebühren der eigenen Karte) trotzdem gilt es als positiv, wenn man bar bezahlt. Da muss wohl mal wieder eine Troika hin, um das Mindset zu ändern...

  3. Prof. Dr. Ulrike Guérot bringt es mal wieder voll auf den Punkt:

    »Einfach nicht mehr mitmachen, die Maske nicht mehr ertragen, den Kindern die Maske abnehmen. Denn gegen Unsinn anzudiskutieren ist eigentlich schon die Erosion von Intellektualität.«

    Wir haben gerade wahrlich andere Probleme, als Maske und Schnupfen. Und mit fanatischen Sektenmitgliedern sind Diskussionen ohnehin sinnlos. Ich trage seit Wochen keine Maske mehr im ÖPNV und warte ständig darauf, angemacht oder blöd angequatscht zu werden. Passiert aber nicht. Die Leute haben die Schnauze voll von dem Schwachsinn, trauen sich oft nur noch nicht, den letzten Schritt zu machen.

  4. Diese Guérot hat alles Andere als den Durchblick.
    Das zeigt sich schon alleine daran, das sie zwar ein Recht auf ein analoges leben proklamiert, was ich tatsächlich sehr bemerkenswert finde, aber andererseits vorschlägt sich ein Video bei Amazon zu besorgen.
    Diese Guérot ist nichts weiter, als ein Emporkömmling aus der konservativen Ecke, der bisher noch nicht aufgefallen ist welches, das eigentliche Problem darstellt.

  5. Epikur, gilt die Maskenpflicht im Bus, hast Du kleiner Mann sie zu tragen, Punkt! Kannst ja laufen, ich setze mich nur neben richtige Maskenträger. Im Spätherbst wird es strenger, kann Eure FDP weinen oder nicht!
    Du solltest nicht im Staatsdienst arbeiten, sorry!

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