Bipolare Moralisierungen

Eine Haltung. Eine Meinung. Eine Wahrheit.

Wichtige Merkmale und Kennzeichen einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung sowie einer funktionierenden Meinungs- und Pressefreiheit, sind Heterogenität, Pluralismus, Verhältnismäßigkeit und Differenzierung. Genau die scheint es immer weniger zu geben. Grau- und Zwischentöne weichen einer stromlinienförmigen Gleichheit des Diskurskorridors. Gerade bei den Themen: Corona, Ukraine und Klima. Es wird zwar allerorten von Diversität, bunter Vielfalt und Individualität gesprochen, gleichzeitig wird der öffentliche und zunehmend auch private Diskursraum, auf maximal zwei homogene Moral-Positionen festgelegt. Gut und böse. Dazwischen soll es nichts mehr geben.

Gut

  • Wer regelmäßig gendert, die Regenbogenflagge schwenkt, sich vegan ernährt und ausschließlich nachhaltige Bio-Produkte einkauft
  • Wolodymyr Selenskyj (Präsident der Ukraine)
  • Corona-Maßnahmen-Befürworter
  • Kriegsbefürworter
  • People of Color (PoC) und Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender (LGBT)
  • Mainstream-Medien
  • Corona-Impfbefürworter
  • Wer den Anweisungen der Regierung uneingeschränkt und unwidersprochen folge leistet
  • USA. NATO. EU.
  • Wer Waffenlieferungen als Instrument zur Friedenssicherung betrachtet
  • CDU/CSU. SPD. GRÜNE. FDP (außer bei den Corona-Maßnahmen).
  • Flüchtlingsbefürworter
  • Lohnarbeiter, die pünktlich und zuverlässig sind und niemals streiken
  • Digitales Geld
  • Ausgrenzung, Diffamierung und Diskriminierung von Ungeimpften
  • Erneuerbare Energien
  • Feminismus
  • Joe Biden
  • ...

Böse

  • Wer täglich Fleisch isst, nicht gendert und billig einkauft
  • Wladimir Putin (Präsident von Russland)
  • Corona-Maßnahmen-Kritiker
  • Pazifisten
  • Alte, weiße, heterosexuelle Männer
  • Alternative Medien
  • Corona-Impfgegner
  • Wer die Regierung kritisiert und ihre Entscheidungen in Frage stellt
  • Russland. China. Iran.
  • Wer Waffenlieferungen als Instrument zur Kriegstreiberei betrachtet
  • AfD. Die Basis.
  • Flüchtlingsgegner
  • Lohnarbeiter, die für bessere Arbeitsbedingungen und einen besseren Lohn kämpfen und streiken
  • Bargeld
  • Ausgrenzung, Diffamierung und Diskriminierung von Geimpften
  • Atomenergie
  • Maskulinismus
  • Donald Trump
  • ...

Sämtliche Personen, Sachverhalte, Ereignisse und Lebensbereiche werden mittlerweile so verortet und geframt. Wenn die gesamte Welt nur noch in gut und böse (auf-)geteilt wird, dann ist das eine totalitäre (und auch kindische) Betrachtungsweise. Jeder Autokrat und jeder Diktator in der Geschichte der Menschheit, hat moralinsauren Feindbildaufbau betrieben. Ja, Extremisten, Idioten und Spinner wird es immer geben. Egal auf welcher »Seite«. Nur, die sollten niemals das Kritierium für politische Entscheidungen in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung sein. Das hatten wir alles schon mal. Und wir sollten wissen, wohin das führt, wenn sich die »bürgerliche Mitte« radikalisiert.

»Das Schlimmste in den Medien ist, wenn es Zensur gibt und keiner merkt es.«

Robert Cibis, OVAL-Media

Es ist zudem kaum noch möglich ergebnisoffene und aufgeschlossene Diskussionen zu führen, wenn stets nur die Extreme ins Feld geführt werden. Es wird fast immer erst einmal die Haltung und Gesinnung zu den großen Themen abgeklopft. Dafür oder dagegen? Ja oder nein? War es kein zivilisatorischer Fortschritt, dass wir nicht nur gegensätzliche Ansichten ausgehalten, sondern auch Räume für Zwischentöne zugelassen haben? Ich dachte immer, wir hätten solche infantilen Polarisierungen überwunden? Oder haben wir diese banale Weltreduzierung maßgeblich auch dem digital-binären Algorithmus (0 und 1) zu verdanken?

12 Gedanken zu “Bipolare Moralisierungen

  1. Ein Spontispruch Ende der 70er persifliert diese infantilen Schwarz-Weiß-Denke recht gut: „Ich gehör‘ jetzt nicht mehr zur Norm. Ich trag jetzt die Nonkonformisten-Uniform“.

    Eigentlich ging es mit dem Verfall der Logik und der Verächtlichmachung der Vernunft mit den Hippies los. Der Hippie-Traum basiert ja auf der Pippi-Langstrumpf-Doktrin („Ich mach mir die Welt, …“) und ersetzt Ratio durch Gefühl (Feeling).

    Dieses Ponyhof-Weltbild, das von „interessierten Kreisen“ in einer seitdem stetig mehr verdummten (westlichen) Gesellschaft erfolgreich als geistiges Leitbild implementiert wurde, kommt nun voll zur Blüte.

    Resultat: Man kann zusehen, wie sich die tatsächliche Realität sukzessive gegen die schöne, rosa Traumwelt durchsetzt.

    Das Blöde ist nur, dass das in Form eines katastrophalen Desasters geschieht, sprich im Untergang des allerwertsten Wertewestens auf allen Ebenen enden wird.

    Alles fällt. Volk, Land, Euro, Stolz …, nur der Groschen nicht.

  2. Ah, die Hippies sind jetzt schuld
    Einfach Klasse.
    Dabei waren es die die einzigen Menschen mit echten Visionen.
    Kein Kapitalismus , keine Religionen und hat den Fisch!

  3. @Publicviewer
    Eben. Visionen, besser Ponyhof-Träumereien, die möglichst weit weg von der Realität stattfinden, alles legitim.

    Nur wenn diese Phantasien dann zur Realität erklärt werden a la 2+2=5, wie derzeit, dann wird das krachend scheitern.
    Und der Beginn dieser Entwicklung ist halt meiner Meinung nach bei den Hippies zu verorten.

    Wenn Sie vielleicht auch noch an was anderes außer Schuld-Zuweisungen interessiert sind, dann können Sie ja gerne auch einen eigenen konstruktiven Gedanken zur Ursachenanalyse der gegenwärtigen Situation beitragen.

  4. Kein Kapitalismus und keine Religionen ganz einfach.
    Wir haben ja gerade durch Corona gelernt wie manipulierbar das Volk sich an jeden Scheiss anpassen kann und auch tut.
    Die technischen Möglichkeiten sind jedenfalls vorhanden den Menschen ein wirklich besseres Leben zu ermöglichen.
    Wenn wir mit Profit und Wachstum weitermachen werden wir so oder so untergehen.
    Das haben die Transhumanisten schon ganz richtig erkannt um ihre Pfründe zu sichern.

  5. Ich habe da eine Hypothese:
    Im Grunde genommen weiß die Mehrheit bei uns, dass die Gesellschaft immer enger, intoleranter und unterdrückender wird. Um dieses schlechte Gefühl zu bekämpfen, gibt es den Hype über immer kleinere Minderheiten. Freiheit die den Eliten nichts kostet.
    Dazu die Aussage eines eines Siebenjährigen auf die Frage, was Schwule seien: »Das sind die, die Sex haben dürfen!«

  6. Bei dem Pro und Kontra bin ich immer versucht, das Schlechte für mich anzunehmen, bremse mich aber dann immer ein wenig selbst aus. Gerade bei Reizthemen gibt es bei mir kein Schwarz und Weiß, und das will ich auch so kommentieren, wenn möglich. Aber ich habe auch Tage, da lasse ich schon mal die Sau raus, weil tagesaktuelle Meldungen einem die Zornesröte ins Gesicht zaubern.

  7. @Sascha

    »Gerade bei Reizthemen gibt es bei mir kein Schwarz und Weiß, und das will ich auch so kommentieren, wenn möglich.

    Gerade das ist kaum noch erlaubt. Differenzieren? Beide »Seiten« verstehen? Grau- und Zwischentöne erkennen? Nichts da! Stellung und Haltung beziehen!

    Meine Vermutung ist weiterhin, dass dafür auch Big Tech verantwortlich ist. Algorithmen. Zuordnungen. SEO. Binäres Denken. Das ist mit einer differenzierten Analyse/Meinung kaum »verwertbar«.

  8. @epikur

    Klar, aber ob das algoritmisch gedacht oder schlicht Dumpfbackmentalität, ist mir dabei herzlich wurscht. Ich rede so, und wenn das jemand befremdlich oder doof findet, mir auch egal. Natürlich gerät man da zwischen die Stühle und wird zum Verständnisheuchler gemacht (von beiden Seiten), aber ich denke, ich komme damit gut klar. Auch weil mir die Extremmeinungen manchmal nicht behagen.

  9. Wie seit 15 April 2020 sage:
    »Es wird nie wieder aufhören und »Es gibt nur wir oder die«!
    Wie schon des öfteren erwähnt, mache ich seit Dekaden nichts anderes...

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