Vom Geld-Selbstwert

selbstwert_titelArmut und Arbeitslosigkeit machen krank und depressiv. So lautet das allgemeine Narrativ und das öffentliche Dogma. Und das heißt eben auch: wer arm und/oder krank ist, soll möglichst nicht glücklich und zufrieden sein. Denn das würde ja Stillstand und mangelnden Veränderungs‑, Ehrgeiz- und Verbesserungswillen bedeuten, so der industriell-neoliberale Habitus. Immer in Bewegung sein, unendlich viele Bedürfnisse haben und niemals mit dem Ist-Zustand zufrieden sein, erzeugt jedoch chronisches Unglücklichsein. Und nein, das bedeutet freilich nicht, politisch erzeugte Massenarmut als fatalistisches Schicksal bedingungslos und devot zu akzeptieren.

Die eigene innere Zufriedenheit und das Selbstwertgefühl sollen an eine Lohnarbeit-Selbstverwertung und an den eigenen Kontostand gebunden sein. So will es der moderne Zeitgeist. Und so wollen es die Eliten aus Politik und Wirtschaft. Sie produzieren damit ‑neben ökonomischen und strukturellen Abhängigkeiten- auch eine mental-emotionale Hörigkeit. Ich halte es für elementar, das Selbstwertgefühl eben nicht an vergängliche Konsumgüter, an das eigene Aussehen oder an die eigenen Finanzen zu knüpfen. Das erzeugt langfristig nur Depressionen.

Und ja, ich höre schon die Einwände: natürlich sollten elementare Grundbedürfnisse, wie Wohnen, Essen oder auch mal Urlaub, stets gedeckt sein. Es ist für das eigene, langfristige Wohlbefinden jedoch deutlich gesünder, seine innere Zufriedenheit aus den eigenen Leidenschaften, Interessen und kreativen Ideen ‑jenseits von monetärer Verwertung- zu ziehen.

4 Gedanken zu “Vom Geld-Selbstwert

  1. Der wohl mächtigste Hebel dazu ist das konsequente Hinterfragen der eigenen Bedürfnisse — insbesondere die Frage, ob es wirklich meine eigenen sind oder inwieweit sie fremdbestimmt sind durch ausgerechnet die ›Kultur‹, die mich faktisch und praktisch an ihrer Befriedigung hindert. Das gilt im übrigen auch für die ›elementaren Grundbedürfnisse‹, denn auch die Art und Weise, wie diese befriedigt werden wollen — bzw sollen — ist gesellschaftlich vorgegeben und der Kritik und der Veränderung durch eigene Maßstäbe durchaus zugänglich.

    Was die ›eigenen Leidenschaften, Interessen und kreativen Ideen‹ angeht, so sind aber leider auch dort oftmals monetäre Barrieren zu überwinden — schon was die Materialien und Werkzeuge betrifft. Selbst zum Lesen braucht man Bücher. Gerade da lassen sich dadurch aber auch wieder Spielräume gewinnen.

    Nicht als unglücklich ›abgehängt‹ sollte man sich so begreifen, sondern vielmehr als glücklich ›entkoppelt‹. Von Strukturen, deren selbstzerstörerischer Charakter inzwischen auch schon fast dem Vorletzten schwant. Auch wenn die Letzten uns insgesamt wohl noch eine Weile beherrschen werden — nicht zuletzt aber auch durch ›unsere‹ Bedürfnisse und die Vorgaben zu ihrer Befriedigung.

  2. wer die macht der eigenen/angenommenen glaubenssätze erkannt hat kann gezielt die angenommenen glaubenssätze durch eigene erfahrungen/wissen ersetzen, so dass man immer zufrieden/glücklich und zuversichtlich bleibt, egal was die anderen/gesellschaft versuchen einem einzureden—-wissen ist macht, deshalb immer die so genannten experten und deren aussagen dahingehend beleuchten: wem nützt das ?

  3. So lange es das Zinseszins Schuldgeldsystem in den Volkswirtschaften seinen Terror pflegt, werden Verarmung und Auspluenderungen von Volkswirtschaften sein Handwerk sein.
    Die Pflege von Egoismus und Kapitalismus muss ersetzt werden mit Kreativitaet und Partizipation.
    Doch um dieses zu begreifen, muessen als erstes die Oekonomen einer Reedukation unterworfen werden.

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