Presseblick (27)

Die prekäre Beschäftigung steigt überall rasant (Leiharbeit, Praktika, Minijobs, Ein Euro Jobs etc.), Miet‑, Strom- und Gaspreise explodieren, Lebensmittel werden teurer, die Reallöhne sinken, die Eintrittspreise für Museen, Kinos, Schwimmbäder, Konzerte, Ausstellungen werden angehoben, wir werden von der NSA total überwacht, bei Bildung, Soziales und Kultur wird seit Jahren gekürzt, die Tarife für Bus, Bahn und den öffentlichen Nahverkehr gehen seit Jahren nur nach oben, die Politik kriecht den Konzernen und Banken immer tiefer in den Rektus (Freihandelsabkommen) und spuckt gleichzeitig auf die Interessen der Bevölkerung, die Alters- und Kinderarmut in Deutschland steigt, Burnouts und Depressionen werden zahlreicher, jeder Zweite hat bei seiner Lohnarbeit innerlich gekündigt, wir werden überall belogen (Medien), betrogen (Werbung) und ungefragt finanziell ausgequetscht (GEZ) — und was schreibt die WELT? »Die Deutschen sind happy wie schon lange nicht mehr« — das ergibt eine Befragung von 20.000 Menschen in Deutschland. Selten so eine dreist-dämliche Jubelpropaganda gelesen.

Banken
In Bulgarien hat es einen Bankenrun gegeben. Orf.at titelt: »Kunden hoben 400 Mio. Euro ab.« Angeblich haben User über Facebook und Youtube die Menschen dazu aufgerufen, ihre Kohle von der Bank zu holen, da man den Banken nicht mehr trauen könne. Um das zu kriminalisieren und um die entsprechenden User festnehmen zu können, wird das nun als »Cyberattacke« bezeichnet: »Nach Angaben des Innenministeriums forderten auch hier Kriminelle über Soziale Netzwerke Bürger dazu auf, ihre Guthaben abzuheben.« Wer sein Erspartes von der Bank holt, gilt als kriminell. Schließlich haben die Banken dann weniger Geld, womit sie »arbeiten« (also zocken) können. Nach Zypern sollte aber jedem klar sein, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis man auch unsere Ersparnisse für das Casino der Reichen einsackt.

Cyberpunk ist Realität. Konzerne und Banken regieren die Welt und die Justiz ist komplett gekauft. Gustl Mollath ist hier kein Einzelfall, sondern Symptom eines ungerechten Justizsystems, in dem das »Krähenprinzip« vorherrscht. Richter und Staatsanwälte decken sich gegenseitig, Sachverhalte werden gefälscht, Strafbefehle manipuliert, Zeugenaussagen als unwichtig erachtet, Falschaussagen herangezogen und vieles mehr. Der NSU-Prozess ist ein weiterer Beweis hierfür. Wir können das alles aber natürlich gerne weiter als »Übertreibung« verharmlosen, wegschauen oder ignorieren. Solange bis es zu spät ist.

Geld
Wer immer noch nicht gecheckt hat, das kostenlos und gratis häufig nur bedeuten, dass man statt mit Euros mit seinen Daten bezahlt (Payback, Facebook, Google, Whatsapp etc.), die dann wiederum geschäftsträchtig vertickt werden, der darf sich gerne mal ein Zitat von Achim Berg, Chef vom Technologie-Dienstleister Arvato, zum Thema Kundendaten reinziehen:

»Wir verschaffen uns gerade einen Überblick, auf welchem Schatz wir da sitzen, wie wir diese Daten verknüpfen können und welche Restriktionen für die Nutzung existieren.«

- südkurier.de vom 15. Juni 2014

Russland
Der Begriff »Verschwörungstheorie« entpuppt sich immer offener als Kampfvokabel der neoliberalen Konzernpolitmafia. Denn während noch vor einigen Jahren die weltweite Totalüberwachung als lächerlich, die weltweiten CIA-Putsche als absurd und die USA sowie der Westen als das demokratische Paradies auf Erden bezeichnet wurden, glauben heute immer weniger an die massenmedialen Lügen. Aktuell wird behauptet, Russland würde Greenpeace unterwandern, um das Thema Fracking kritisch in die Öffentlichkeit zu tragen.  Will man uns weismachen, dass deutsche Spione, Agent Provocateurs und Schnüffler nicht die deutschen und internationalen Organisationen ausspähen und bestimmte Themen mit-anheizen würden? Außerdem ist diese absurde Behauptung völlig irrelevant, denn Fracking gehört wegen der starken Verunreinigung des Grundwassers sowieso verboten.

Arbeitsmarkt
Auf zeit.de wird über den Mindestlohn geschrieben. Diesmal geht es um die Praktikanten. Demnach sollen auch Praktikanten den Mindestlohn von 8,50 Euro erhalten. Nun wird natürlich wieder herumgeheult, dass viele Firmen sich das nicht leisten könnten und ‑das ist das Totschlagargument schlechthin- es würden Arbeitsplätze bzw. Jobs verloren gehen. Dabei sind Praktikastellen keine Arbeitsplätze, sondern Ausbeutungsplätze. Und ganz allgemein: sollen doch endlich alle vermeintlichen »Jobs« wegfallen, die den Mindestlohn nicht bezahlen können oder wollen. Wer sein Unternehmen nur dadurch aufrecht erhalten kann, indem er Menschen ausbeutet, mies oder gar nicht bezahlt, der darf ruhig auch pleite gehen.

2 Gedanken zu “Presseblick (27)

  1. Zitat:

    Wir können das alles aber natürlich gerne weiter als »Übertreibung« verharmlosen, wegschauen oder ignorieren. Solange bis es zu spät ist.

    Es ist schon zu spät! Wir haben einen Krieg reich gegen arm und reich gewinnt — und wir sind mittendrin. Nur, dass es die Meisten gut so finden, selbst wenn sie arm sind.

  2. Das klingt resignativ. Reflektiert nur am Grund-gesetz, insbesondere den Grundrechten, befinden sich diese Säulen der fdG tatsächlich in einem desolaten Zustand. Die verluderten Kader dieser Organisationen bezeugen dies selbst in immer schnellerer Abfolge.
    Aus dieser Lage ergeben sich Möglichkeiten, die konstruktiv zu durchdenken lohnen.
    Ohne gründliche Bestandsaufnahme geht gar nichts.
    Ewigkeitsanspruch des Kapitalismus ist nirgends garantiert.
    Auch nicht im Grundgesetz.

    Vorstehenden Text kommentierte ich gerade bei:
    http://klausbaum.wordpress.com/2014/07/01/santander-bank/#comment-19391

    Anlaß war ein Hinweis auf Robert Kurz, Schwarzbuch Kapitalismus. Außerordentlich empfehlenswert!
    http://www.exit-online.org/text1.php?tabelle=buecher&index=2

    Der Presseblick ist wichtig, die bösen Seiten unseres Medienalltags schonungslos darzustellen. Ein aufrüttelnder Anlaß, Änderungen zu durchdenken.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.