Presseblick (25)

SpiegelOnline veröffentlicht einen Artikel mit dem Titel »Geldvermögen: Deutsche sind so reich wie nie«. Im entsprechenden Forum gibt es verständlicherweise große Kritik zu dem armutsrelativierenden Beitrag. Bei ausufernder Leiharbeit, Dumping-und sinkenden Reallöhnen, gestiegenen Lebenshaltungskosten, steigenden Miet- und Energiepreisen, Massenerwerbslosigkeit und mindestens acht Millionen ALG 2 — Empfängern, von den »Deutschen« zu sprechen ist schon krass realitätsverweigernd und dreist. Es gibt auch keine Schere zwischen arm und reich (wie man immer wieder betont), denn Scheren sind am Ende miteinander verbunden. Millionäre, Reiche und Vermögende leben jedoch schon längst in einem Parallel-Universum.

Unfreiwillig realsatirisch wird es im Artikel »Textilbranche hält Gütesiegel für falsches Zeichen« in der Berliner Morgenpost. Der Hauptgeschäftsführer der Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels (AVE), Jan Eggert, verleugnet die Verantwortung der deutschen Unternehmen. Im Artikel heißt es: »Eggert sieht die Hauptverantwortung für die Einhaltung ethischer Mindeststandards bei den betroffenen Ländern selbst. Die Regierungen vor Ort müssten Gesetze zum Baurecht oder zum Arbeitsschutz durchsetzen.« Und sobald die südostasiatischen Länder die entsprechenden Gesetze, Arbeitnehmerrechte und existenzsichernden Löhne durchsetzen, wandern die Textil-Konzerne weiter in das nächste Land. Verarschen kann ich mich auch alleine, Herr Eggert!

In der Süddeutschen Zeitung gibt es ein »Job-Coaching« für eine Führungskraft, dass dem üblichen Prinzip der Eigenverantwortung frönt und jegliche systemische Massenerwerbslosigkeit negiert. Diesmal wird die Frage gestellt: »Bewerbung mit 59 — habe ich überhaupt Chancen?«. Die vermeintliche Berufs-Expertin Christine Demmer leugnet den latent vorhandenen Altersrassismus in Deutschland und begründet stattdessen die »hohen Hürden« damit, dass Arbeitgeber und Unternehmen »fürchten«, dass solche Bewerber zuviel Gehalt verlangen und zu unproduktiv sein würden. Wenn man sich ordentlich Mühe gebe (d.h. sich anständig verkauft und inszeniert), habe man aber auch Chancen mit 59 Jahren, so Demmer. Und ich kann Euros scheißen.

Konzerne beherrschen nicht nur die weltweite Politik, sondern auch die Medien sowie die Inhalte der Presse. Lässt ein Konzern einen Furz, dann berichten sofort die Nachrichtenagenturen und die bürgerlichen Medien darüber. Ökonomisch eher unrelevante Themen, kommen dagegen so gut wie nie vor. Die ganze Welt ist nur noch Wirtschaft.  Exemplarisch lässt sich das an der explosionsartigen Meldungsmenge folgender Nachricht zeigen:

Siemens beschließt Angebot für Alstom
Der Siemens-Konzern will ein Angebot für den französischen Energie- und Verkehrstechnikanbieter Alstom unterbreiten. Damit tritt er in einen Übernahmekampf mit dem US-Rivalen General Electric ein. [...]

Quellen (unter anderem!): Frankfurter Allgemeine Zeitung 30./S. 18, Süddeutsche Zeitung 30./S. 1, Handelsblatt, Börsen-Zeitung 30./S. 1, Neue Zürcher Zeitung 30./S. 27, Financial Times (Europe) 30./S. 15, Frankfurter Rundschau 30./S. 15, die tageszeitung 30./S. 9, Der Tagesspiegel 30./S. 15, Die Welt 30./S. 10, Die Zeit 30./S. 21, Abendzeitung München 30./S. 4, Berliner Zeitung 30./S. 12,  BILD (bundesweit) 30./S. 2, Focus Money 30./S. 6,  The Wall Street Journal 30./S. 1,18, The Guardian 30./S. 28, welt.de, zeit.de, spiegel.de, handelsblatt.com und viele mehr.

Ein Gedanke zu “Presseblick (25)

  1. München Flughafen:
    Keine 3. Startbahn! Warum eigentlich nicht nur keine 3. Startbahn, auch auf die 1. und die 2. können wir verzichten.
    Das Schliessen solcher Einrichtungen ist das Gebot der Stunde.
    Thema verfehlt, na und!?
    Gruß

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.