Sicherheit, die (lat.: securitas)

1) Ein Grundbedürfnis der Menschen. Im Mutterleib können wir den Zustand der vollkommenen Sicherheit erfahren. Mit dem Vergehen der Zeit wird das Bedürfnis, es körperlich zu spüren, immer kleiner, aber es leitet weiter unser Handeln. Unsicherheit lässt uns zweifeln, zu Fehlern verleiteten, uns stillstehen. Doch auf dem sicheren Pfad schreiten wir leichten Schrittes. Hier kann einem nichts passieren, hier kann man entspannen, loslassen, ohne Angst.

2) Für Sicherheit in der Welt sorgen vor allem:
Große Konzerne, welche Diktaturen unterstützen und Kinder im Auftrag ihrer Subunternehmen arbeiten lassen. Hochtechnisierte Armeen, welche Länder von bösen Buben »befreien« und »friendly fire« zum obersten Prinzip erheben. Die Todesstrafe, weil sie total abschreckend wirkt und das auch niemand wissenschaftlich fundiert belegen kann. Und schließlich Fingerabdrücke, Rasterfahndung, Videokameras, Alarmanlagen und Passkontrollen, da sie die Täter identifizieren und die Opfer vergessen machen. Sicherheit bezeichnet die Abwesenheit von Gewaltlosigkeit.

3) Sicherheit an sich ist das konkrete Maß an Möglichkeiten, sich gegenüber Gefahren zu schützen, während das Sicherheitsgefühl die subjektive Wahrnehmung ist, die beschreibt, wie gefährdet und wie gewappnet man sich vor Gefahren fühlt.

Die Sicherheit des Individuums oder einer Gruppe kann eingeschränkt auf einzelne Gefahren betrachtet durchaus als gegeben angesehen werden, ist aber global betrachtet vor allem eine Illusion, die gebraucht wird, um dem modernen Menschen zu narkotisieren oder zu motivieren.
Der Glaube an oder die Hoffnung auf Sicherheit sind letztendlich Vorrausetzung für annähernd alle Entwicklungen, wie z.B. für moderne Wirtschaftsformen, die auf mehr als auf einfachen Warentransaktionen beruhen oder die Bildung sozialer Strukturen.
Da Sicherheit allerdings feste Strukturen voraussetzt, bedeutet ein Mehr an Sicherheit auch immer ein Weniger an Freiheit (siehe Freiheit), deshalb sind Sicherheit und Freiheit die beiden mit am häufigsten genannten, und missbrauchtesten Begriffe zur Legitimation von gesellschaftlichen und politischen Entscheidungen.
Auch wenn totale Sicherheit nicht erreichbar ist und vor allem nicht erstrebenswert, so scheint die tatsächliche Sicherheit in modernen, meist demokratischen Industrienationen vor allem im historischen Kontext doch relativ hoch zu sein. Da aber sowohl ein zu hohes allgemeines Sicherheitsgefühl als auch ein zu niedriges die Produktivität der Bevölkerung mindert, muss durch Manipulation selbiges reguliert werden, so dass vor allem in politisch relativ stabilen Nationen oft eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Sicherheitsgefühl und dem tatsächlichen Sicherheitsstand herrscht. Die Manipulation des Sicherheitsgefühles sollte somit für moderne Demokratien auf Grund der nur begrenzt möglichen Nutzung repressiver Methoden als eines der primärem Elemente zur Kontrolle der Bevölkerung betrachtet werden.

4) Sicherheit ist kein Gegenpol zu Freiheit, sondern die Voraussetzung. Ich brauche Sicherheit, damit ich, wenn ich mache, was ich will und wozu ich Lust habe, keins auf die Rübe bekomme (siehe Freiheit). Damit ich glücklich werden kann, muss ich Sicherheit haben und der Staat und die Gesellschaft und alle anderen sollen meine Sicherheit garantieren. Das ist doch ganz einfach.

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