Kunst, die (lat.: ars)

1) Wenn von der Muse geküsst, ist jedes Erschaffen Kunst. Die Visualisierung von Emotionen, Gedanken und Ereignissen. Doch nicht jedes Gekritzel ist auch Kunst. Ein Punkt von einem Laien ist nur ein Punkt, aber wenn der Punkt ein Ergebnis eines Künstlers ist, dann erzählt er eine Geschichte. Und das Wunderbare an der Kunst ist, dass es oft für jeden Betrachter eine andere Geschichte besitzt. Denn die wahre Kunst ist für alle und jeden gemacht. Manchmal wird Kunst nicht als das erkannt, was es ist. Dann liegt es aber nicht an dem Werk, sondern daran, dass man sich darauf nicht einlässt und die Komplexität oder auch Einfachheit nicht erkennt.

2) Produkt gelangweilter und frustrierter Menschen, welche ihrem Leben zwanghaft einen vermeintlich sinnvollen Gehalt geben wollen. So wie Körperausscheidungen in jeder Form und Farbe existieren, so gibt es auch alle möglichen Arten von Kunst. Häufig ist sogar beides identisch bzw. schwer voneinander zu unterscheiden. Die Nachfrage bestimmt in der Regel den Wert eines Kunstwerkes und weniger sein wissenschaftlicher, intellektueller oder gesamtgesellschaftlicher Mehrwert. Insofern ist Kunst der verzweifelte Versuch einem toten Gegenstand einen ideellen Wert zuzuschreiben – um damit den materiellen Preis und die Nachfrage des Kunstwerkes »künstlich« in die Höhe zu treiben.

3) Kunst ist ein ungenau definierter Begriff, der letztendlich als kleinste Komponente das von Menschenhand zu nicht substantiellem Zweck Geschaffene bezeichnet. Da die Schaffung von Kunst als nur vom Menschen praktizierbar betrachtet wird und somit als eines der Hauptkriterien zur Unterscheidung vom Tier herangeführt wird, wird ihr häufig ein Wert per se zugestanden.

Tatsächlich ist die grundsätzliche Differenzierung des Menschen vom Tier fraglich und eine Betrachtung des Menschen als hochentwickeltes Tier durchaus eher zutreffend. Somit kann Kunst auch durchaus als eine Form von geistigem Ejakulat betrachtet werden: Von Zeit zu Zeit muss sie ans Tageslicht treten, sie wird vom Erzeuger häufig als wertvoll betrachtet und ist gut geeignet andere zu befruchten, bzw. dient teilweise direkt einer Art »geistigen Reproduktion«.
Die tatsächliche Qualität allerdings ist nicht zwingend gegeben und häufig ist ihr einziger Zweck darin erfüllt, dem Schaffer ein Gefühl der Erhabenheit zu vermitteln. Teilweise benutzen deshalb Menschen den Begriff von »wahrer Kunst«, um gegebenenfalls genau diesen qualitativen Unterschied zu betonen, ob dieser Begriff immer sinnvoll genutzt wird, ist allerdings eine andere Frage.

4) Kunst ist schwer definierbar, aber vielseitig. Sie wird verwendet z.B. um ein Haufen Geld zu verdienen, indem man seine alten Mäntel und ranziges Fett ausstellt und verkauft (coole Sache eigentlich, sollte ich mal ausprobieren). Um prestigeträchtige Architekturwettbewerbe für neue Museumsbauten zu veranstalten (bitte, wen es interessiert...). Um Schüler zu Tode zu langweilen, indem man sie durch Kunstausstellungen schleust (nicht gut, ist kein fun). Damit sich »Künstler« als was Besseres fühlen und Kunsttheoretiker Begriffe wie Sukzessivkontrast erfinden können (bringt mir nichts, weil ich keins von beidem bin). Also, Kunst kann schon Spaß machen und viele Leute finden Kunst toll.

EdrW-Reloaded
Die komplette Enzyklopädie als PDF mit Bildern und Bunt.


1. Auflage (Sommer-Edition)



Startseite