Presseblick (25)

SpiegelOnline veröffentlicht einen Artikel mit dem Titel »Geldvermögen: Deutsche sind so reich wie nie«. Im entsprechenden Forum gibt es verständlicherweise große Kritik zu dem armutsrelativierenden Beitrag. Bei ausufernder Leiharbeit, Dumping-und sinkenden Reallöhnen, gestiegenen Lebenshaltungskosten, steigenden Miet- und Energiepreisen, Massenerwerbslosigkeit und mindestens acht Millionen ALG 2 — Empfängern, von den »Deutschen« zu sprechen ist schon krass realitätsverweigernd und dreist. Es gibt auch keine Schere zwischen arm und reich (wie man immer wieder betont), denn Scheren sind am Ende miteinander verbunden. Millionäre, Reiche und Vermögende leben jedoch schon längst in einem Parallel-Universum. Weiterlesen

Einverleibte Scheinheiligkeit

Wenn die Massenmedien in China, Iran, Russland, Irak, Saudi-Arabien oder Nordkorea alle das Gleiche bzw. nur eine Ansicht veröffentlichen, ist das Propaganda. Wenn in Deutschland alle großen (Leit-)Medien gleichzeitig massenhaft von den Nachrichtenagenturen ab- und umschreiben und keine alternativen Sichtweisen zulassen, ist das keine Gleichschaltung, sondern kostenneutraler Journalismus.

Wer die Politik, die Regierung oder die Mentalität der USA oder von Israel kritisiert, ist antiamerikanisch und antisemitisch. Wer die Politik des Iran, Venezuela, China oder Nordkorea hinterfragt, ist weder antiiranisch noch antichinesisch, sondern ein aufgeklärter Demokrat.

Wer in Deutschland demonstriert, ist ein Krawallchaot, Vandale, Sozialträumer, Ewiggestriger und Verkehrsblockierer. Wer in Saudi-Arabien, China, dem Iran, Nordkorea, der Türkei oder Venezuela für seine Rechte eintritt, ist ein Humanist, Bürgerrechtler und Menschenrechtsaktivist.

Alles Verschwörungstheorie?

überwachung_titelEin beliebter Vorwurf von Rechten, Konservativen, (Neo-)Liberalen, Bürgerlichen und Fatalisten gegenüber linker Wirtschafts‑, Politik‑, Medien- oder Gesellschaftskritik, ist die sogenannte Verschwörungstheorie. Sie soll jedwede Theorie, These und Argumentation lächerlich machen und als realitätsfremde Übertreibung diffamieren. Viele werden jedoch ganz schnell still, wenn sich vermeintliche Sachverhalte, die teilweise seit Jahren von linken Kritikern angemahnt wurden, plötzlich als wahr herausstellen. Mittlerweile überholt sogar die Realität fast jede Satire. Aber selbst dann werden diese Ereignisse relativiert, verharmlost oder schlicht ignoriert. Denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. Einige Beispiele. Weiterlesen

Kopfscheren

»Auch in der Bundesrepublik darf man nicht alles sagen, und das obwohl alles Gesagte so gut wie keine Wirkung hat.«

- Daniela Dahn, »Hier bin ich Mensch, hier greif ich ein«, Blätter, Dezember 2013.

Anmerkung: Das wird immer wieder, auch und gerade von liberalen Linken, vehement geleugnet. Ob in der Politik, in den Redaktionsstuben der Massenmedien oder in Unternehmen: vorauseilender (Gedanken-)Gehorsam, kultivierte Kopfscheren, Tabu-Themen und verordnete Denkverbote sind auch bei uns Alltag. Sie sind letztlich auch nichts anderes als Zensur. Aber die gibt es  natürlich nur in autoritären Staaten und nicht in Deutschland.

Presseblick (20)

Respekt verdient hat Sahra Wagenknecht, die in der Markus Lanz — Sendung vom 16. Januar 2014 Ruhe bewahrt hat, obwohl sie von allen Seiten, und besonders auch vom Moderator selbst — Markus Lanz‑, verbal nieder geknüppelt wurde. Sie wurde angebrüllt, ihr wurden subversive Fragen gestellt, Vorwürfe gemacht und von Ausreden lassen konnte auch keine Rede mehr sein. Das ZDF, oder ferner die Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten beweisen hier wieder einmal deutlich, dass sie politisch nicht neutral, sondern ganz eindeutig neoliberal-propagandistisch geprägt sind. Als Frau Wagenknecht wiederholt von den Verfehlungen von Banken, Konzernen und Vermögenden sprach, blaffte Lanz sie an: »Jetzt will ich aber nichts mehr von den Reichen hören«. Stefan Rose von den »fliegenden Brettern« hat hierzu einen schönen Beitrag verfasst. Weiterlesen

Presseblick (18)

Die FAZ spricht von »Armutseinwanderer« in Deutschland und meint damit Rumänen und Bulgaren: »Sorgen wegen Einwanderung in die Sozialsysteme machen sich auch im europäischen Ausland breit. 50.000 Einwanderer aus Rumänien und Bulgarien werden in einem Jahr nach Großbritannien kommen, schätzen die Briten.« Klingt ganz nach »Überfremdung« — dem Unwort des Jahres 1993. Als Krönung wird dann noch der unsägliche Hans-Werner Sinn zitiert: »Wer Sozialleistungen in seinem Heimatland in Anspruch nehmen kann, kann nicht in einem anderen Land die Hand aufhalten – aber er darf die Leistungen seines Heimatlandes konsumieren, wo er will.« Aha, aber Unternehmen dürfen sämtliche Infrastrukturen und staatliche Leistungen eines Landes in Anspruch nehmen, während sie gleichzeitig keine Steuern zahlen (Steuerflucht)? Weiterlesen

Hofberichterstattungsvertrag

Der Koalitionsvertrag von CDU/SPD ist und wird das Papier nicht wert sein, so wie alle Koalitionsverträge vorher. Wann hat sich jemals eine Regierung exakt an das gehalten, was sie dort hineingeschrieben hat? Alle Jahre wieder üben sich Politik und Medien in Geschichtsvergessenheit, Inszenierung, Lügentheater und Kumpanei. Unsere sog. Leitmedien sind nur noch erbärmlich. Kritik oder eigene Gedanken finden nicht mehr statt. Die aktuelle Berichterstattung zum Koalitionsvertrag ist leider keine Satire, sondern ernst gemeint. Für diesen einseitigen, von vorauseilenden Journalisten geschriebenen, Hofberichterstattungs-und-Propaganda-Sermon soll ich den Niedergang der Presse beweinen?

»Nein, es ist nicht fair, diese Koalition gleich am ersten Tag ihres Entstehens schon als Fehlkonstruktion zu bezeichnen.«
- spiegel.de

»Doch aus inhaltlichen Gründen kann kein SPD-Mitglied den Vertrag jetzt ablehnen.«
- sueddeutsche.de

»Deutschland wird durch die Neuauflage von Schwarz-Rot wieder etwas sozialer werden.«
- zeit.de

Presseblick (15)

In einer Pressemitteilung schreibt das statistische Bundesamt: »In 50 Jahren vom Luxus zum Standard« und vergleicht die Lebensverhältnisse in Deutschland von vor 50 Jahren (Nachkriegszeit) mit den heutigen. So kann man auch die Alters- und Kinderarmut, die sinkenden Reallöhne und die krasse Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von unten nach oben relativieren helfen: »Was vor 50 Jahren noch kostbarer Luxus war, ist inzwischen für die meisten Haushalte zum Standard geworden.« Weiterlesen

Presseblick (6)

Auf faz.net wird behauptet, dass Unternehmen um die Gunst von Familien buhlen würden. Es gebe bereits 584 Betriebskindergärten und jedes dritte Unternehmen unterstütze seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Kinderbetreuung, sagt Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt. Die Lügen-Propaganda der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) hat jedoch einen Freud’schen Versprecher: »Bestehende Hindernisse für eine stärkere Berufstätigkeit beseitigen, sei in jedem Fall ein wichtiges Ziel, betonte Hundt«. Kinder als »Hindernisse«, die »beseitigt« werden müssen.

Auf gamestar.de wird über die kommende Fortsetzung der Thief-Reihe geschrieben. Der Producer Stefan Roy erklärt: »Wir müssen eng mit dem Marketing zusammenarbeiten um sicherzugehen, dass die Botschaft des Spiels klar ankommt«. Genau das ist das fundamentale Problem der mangelnden Qualität vieler PC- und Konsolenspiele sowie vieler anderer (Medien-)Produkte: statt in die Produktentwicklung zu investieren und auf sie zu hören, wird in die Werbung und in die Öffentlichkeitsarbeit Geld gepumpt. Es ist eben nicht wichtig, ob das Produkt qualitativ hochwertig ist, wichtig ist, es als »gut« verkaufen zu können. Weiterlesen

Von wegen Fachkräftemangel

Am 13. Juni 2013 gab es auf SpiegelOnline einen Artikel mit dem Titel: »Jobsuche: Der ganz normale Bewerbungswahnsinn«. Der Beitrag beschreibt die schwierige und aufwändige Suche eines Wirtschaftsingenieurs (Master of Science, Note: sehr gut). Er habe rund 60 Bewerbungen geschrieben, sich etlichen Rollen- und Psychospielchen von Personalern reinziehen und auch mehrfache Gespräche beim gleichen Arbeitgeber unterziehen müssen, um eine Stelle zu bekommen:

»In diesem Jahr gibt es 700 Bewerber für vier freie Plätze.«

Es ist die Rede von einem Ingenieur und keinem Geisteswissenschaftler. Hier wird die Lügen-Propaganda vom Fachkräftemangel sehr deutlich. Weiterlesen