-Überforderung-
Immer mehr Eltern scheinen mit ihren Kindern überfordert zu sein. Wie ich zu dieser anekdotischen Analyse komme? Zahlreiche Erlebnisse und Elterngespräche aus rund 10 Jahren Schulalltag. Wie äußert sich diese »Überforderung«? Im folgenden einige Beispiele.
Abholsituation
In profanen Dingen, wie der Abholsituation in der Nachmittagsbetreuung (Hort), sieht man ganz deutlich die Überforderung. Das Kind befindet sich noch im Spiel und signalisiert den Eltern, dass es noch nicht gehen will. Zahlreiche Eltern verharren dann mitunter bis zu 30 Minuten und warten, bis sich das Kind begnügt zu gehen. Ich habe aber auch schon öfters »nachgeholfen«, indem ich zu dem Kind gesagt habe, dass es selbst ja auch nicht unnötig lange warten wollen würde und es höflich nach draußen geleitet. Die Eltern (oder Großeltern) haben sich dann bei mir für die »Hilfe« bedankt.
Konsequenzen
Wenn Kinder vereinbarte Regeln nicht einhalten, gibt es immer häufiger keine entsprechenden Sanktionen oder Konsequenzen. Selbst wenn diese vorher Teil der Abmachung waren. Die Folge ist, dass Kinder ihre Eltern immer weniger ernst nehmen. Warum sollten sie auch, wenn sie ‑faktisch- machen können, was sie wollen, ohne irgendeine Form von Verantwortung dafür übernehmen zu müssen?
Werteerziehung
Viele Eltern sind total überrascht und wundern sich, dass ihre Kinder keine Vorstellung davon haben, was Rücksichtnahme, Empathie, Verständnis, Toleranz und Gerechtigkeit (jenseits von »ich, ich, ich«) im Alltag bedeuten. Viele glauben immer noch, dass ihre Kinder das irgendwie ‑so nebenbei- lernen, ohne hier selbst aktiv werden zu müssen. Gerade diese Eltern fallen dann in Elterngesprächen aus allen Wolken, wenn sie sich anhören müssen, wie aggressiv, rücksichtslos und/oder egoistisch sich ihre kleinen Engel im Schulalltag verhalten.
Konfliktfähigkeit
Wenn es um die Lösung von Konflikten geht, sind viele Eltern überfordert. Seien es Konflikte mit den eigenen Kindern, mit Erziehern, Lehrern oder anderen Eltern oder bei Konflikten zwischen Kindern. Statt klarer und direkter Ansagen, bei denen die Regeln und der Rahmen der Konfliktlösung vorgegeben werden, wird allzu häufig diskutiert, emotionalisiert und/oder moralisiert. Besonders Kinder sind damit ebenso überfordert.
Konsequent wäre es daher, das Wahl-Alter auf 55 Jahre festzusetzen oder ein Sozialkreditsystem einzuführen — Eltern erben von ihren Kindern.
Die sind eher selten überfordert. Die haben einfach keinen Bock auf ihre Nachzucht. Narzissen halt. Seit einer Generation gibt es nix Wichtigeres, als das Handy. Vielleicht noch das Auto. Narzissten halt. Hat der Anteil der Kinder zugenommen, due die Schleife und ähnliche Basics von anderen in der Schule lernen müssen?
@Juri Nello
Schleifen? Wenn das mal alles wäre. Analoge Uhr lesen. Soziale Grundkompetenzen. Frustrationstoleranz. Zwischenmenschliche Werteerziehung. Regelbewusstsein. Zuhören können. Da gibt es immer mehr, was an elterlicher Erziehungsverantwortung an Kitas und Schulen ausgelagert wird.
Die sollen mal schön das Kind formen und »reparieren«. Und wenn das nicht so klappt, wie man will, wissen wir auch, wer »schuld« ist.
Gespräch über Süßigkeiten:
A: naja, wir essen wenig Süsses, zwei drei mal in der Woche, dann eher was Gutes, aber auch mal Gummibärchen, aber nicht täglich.
B: Aber wie machst du das?
A: Wie, ich verstehe deine Frage nicht. Was soll ich da besonderes machen?
B. Ich mein, bei uns würde das nie gehen. Wie soll ich das machen? Sie wollen immer was! Wollen deine das nicht?
A. Kann schon sein, sicher wollen die Kinder öfter was. Ich gebe es ihnen halt nicht. Ich kaufe es nicht. Und es wird auch verstanden irgendwo.
B. Also das würde bei uns nicht funktionieren. Ich könnte nie in einen Supermarkt gehen.
A. Komm, das ist doch nicht so schlimm. Gibts halt mal keine Schokolade.
B. Nein, also da hast du Glück mit deinen Kindern, sonst kann ich mir das nicht vorstellen.
@flavo
Welcome back!
Dein Fall ist klassische Konfliktvermeidung. Wie oben beschrieben, ist »Konfliktkultur« auch etwas, was immer mehr verloren geht. Insbesondere Eltern sollten (und müssten) sich aber darin täglich üben.
Stattdessen werden eine heile Welt inszeniert und Konflikte vermieden, die pädagogisch und langfristig, immer in einer Katastrophe enden. Denn »Probleme« und »Konflikte« ignorieren, haben noch nie dazu beigetragen, dass sie irgendwann von alleine verschwinden.
@flavo.
Dazu von mir: eine entfernte Bekannte erzählte mal, daß sie ihren Kindern drei verschiedene Essen vorsetzen könnte, und sie würden es immer noch nicht mögen.
Ich so ganz trocken: hier reicht eins. Wer’s nicht mag, hat halt keinen Hunger.
Aber ich glaube, die Dame hat es nicht verstanden...
Irgendwo habe ich mal einen sehr guten Artikel darüber gelesen, was für ein Schwachsinn dieses »mit seinen Kindern auf Augenhöhe umgehen« eigentlich ist. Kinder sind Kinder, und Erwachsene sind Erwachsene. Da gibt es keine Augenhöhe. Punkt. (Was Respekt natürlich nicht ausschließt, aber schade, wenn man das dazusagen muß.) Aber alles ausdiskutieren? Mit Kindern? No Way.
@ Tiffany
»Kinder sind Kinder, und Erwachsene sind Erwachsene. Da gibt es keine Augenhöhe.«
Stimmt, statistisch gesehen wohl äußerst selten.
Soeben fällt mir ein, das so natürlich der kinderliebe Staat dieselben leichter an sich reißen kann, aus den Kinderbetten heraus — weil er sie so lieb hat natürlich. Wie praktisch auch dafür das neue Sozialkreditpunktesystem sein wird…
Die Vollzeitfremdbetreuung fängt ja schon viel früher an: statt der Mutter nimmt der Vater die Elternzeit, sprich Mutti geht nach der Geburt gleich wieder arbeiten, dann wird so schnell wie möglich in die Kita-Uni abgeschoben, dann der Kindergarten, natürlich inzwischen auch ganztags, und in der Schule ... haben die Eltern nie wirklich gelernt ihr Kind zu begleiten (von frühkindlicher Traumatisierung ganz abgesehen). Mit dem Feminismus der 3. Generation wird den Frauen eingetrichtert, dass sie nicht nur alles haben können, sondern es auch müssen: Beruf, Karriere, einen vorzeigbaren Ehemann, schöne, teure Wohnung in guter Lage und dann auch Kinder. Verschärfend kommt dazu, dass nicht wie in der Landwirtschaft oder seit neustem im Bundestag es normalerweise keine Oyako-Arbeitsplätze für junge Mütter gibt. Und wenn man (pardon: frau) sich den Ehemann vor allem nach materialistischen Gesichtspunkten aussucht (MORE-Syndrom), dann ist es mit der Ehe schnell wieder vorbei, wenn die Gegenleistung nicht stimmt. Alleinerziehend wird für einen gehobenen Lebenstil der finanzielle Druck noch größer und ebenso für die Fremdbetreuung. Womenomics und Hungerlohnland Deutschland tun ihr übriges. Dass da am Ende nur kleine Psychopathen heranwachsen, die dann irgendwann zu großen Psychopathen werden ... wen wundert das noch?
»Vollzeitfremdbetreuung«.
Das Erziehungsthema ist doch nicht neu und wird seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Und natürlich würde ich als Vater gerne eine adäquate Elternzeit nehmen, was rein gewohnheitsmäßig/traditionell von den Frauen erwartet wird.
Aber die Geburtenrate ist längst (wie in anderen hoch industrialisierten Staaten) unter die Reproduktionsrate gesunken, was nach letzten Berechnungen für D. 600.000 Einwanderer jährlich bedeuten würde, wovon ›wir‹ weit entfernt sind.
»Beruf, Karriere, eine vorzeigbare Ehefrau, schöne, teure Wohnung in guter Lage und dann auch Kinder.«
Wobei letzteres möglichst einer idealen Frau entsprechen sollte, die den Spagat traditioneller Familienaufstellung entspricht und gleichzeitig der Wirtschaft möglichst flexibel noch zur Verfügung steht.
Da würde ich als Frau eher keine feste Bindung mehr eingehen, geschweige Kinder in diese Welt setzen!