Absurde Arbeitslogik

  • Wer raucht, hat mehr Pause. Wer nicht raucht, darf mehr arbeiten.
  • Wer mit seinen Kollegen nicht tratscht und lästert, mit dem wird weniger geredet.
  • Wer seine Arbeit schnell und effizient erledigt, bekommt als Belohnung noch viel mehr Arbeit.
  • Wer klüger, fleißiger und leistungsfähiger als der Chef ist, wird weg gelobt oder weg gemobbt.
  • Wer innovative oder kreative neue Vorschläge bringt, stört die etablierten Strukturen.

Leistungsgesellschaft. G‑e-n-a‑u.


»Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn«

Fördern. Fördern. Fördern.

Die Leistungs- und Wettbewerbsgesellschaft produziert nicht nur systematisch ein ausgegrenztes Prekariat, sie verdient auch an und mit der Angst. Insbesondere Eltern sind stellenweise ganz gezielt massiv verunsichert worden. Jahrzehntelang haben vermeintliche Erziehungsexperten durch allerlei mediale Kanäle (TV, Buch, Web, Radio, Zeitung etc.) die elterliche Intuition nachhaltig beschädigt. Man müsse und solle seine Kinder so und so erziehen, man solle das sagen, das unternehmen, sich so verhalten und so weiter. Dann wird wieder genau das Gegenteil erzählt und propagagiert. Hinzu kommt ein Dschungel an pädagogischen Konzepten, Haltungen und Werten, die sich nicht nur gegenseitig widersprechen, sondern alle von sich behaupten, dass sie die »einzig wahre Erziehungsmethode« betreiben würden.

Das Ergebnis sind pränatale Frühförderung (»Je früher desto besser!«), Kindergarten-Chinesisch sowie die Auffassung, dass alles Tun pädagogisch wertvoll, also Förderung sein muss. Es ist der Zeitgeist der uns sagt, dass Kinder und Jugendliche arbeitsfähig genormt werden müssen. Ihre ökonomische Verwertbarkeit und Funktionstüchtigkeit sollen hergestellt werden. Oder anders: »Unsere Kinder sind unsere Zukunft«. Eine Ware. Ein Rohstoff. Ein Objekt. Das soll eben bestmöglich optimiert werden.

Was häufig fehlt, ist eine subjektbezogene, ehrliche und authentische Seins-Haltung zu Kindern und Jugendlichen. Sie in ihrem Wesen so annehmen können, wie sie sein wollen und nicht, wie Unternehmen, Politiker oder Eltern sie nach ihren eigenen Vorstellungen formen wollen. Es ist insofern absolut nicht verwunderlich, dass psychische Kinderkrankheiten zugenommen haben: man behandelt sie allerorten wie Knetmasse.


»Elternängste«
»Familienkonflikte«
»Der pädagogische Happen«

Der Anschlag (56)

Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat in einer Pressemeldung betont, dass Weihnachten kein Konsumterror sei und es auch nicht darum ginge, den Leuten nutzlosen Plunder oder Zuckerbomben anzudrehen. Weihnachten sei ein christliches Fest der Nächstenliebe und der HDE freue sich ausschließlich über viele »leuchtende Kinderaugen«.

Die Lebensmittelindustrie hält Fett, Salz und Zucker für die wichtigsten Bestandteile von Getränken und Lebensmitteln. Vitamine und Mineralien werden »komplett überschätzt«, so ein Sprecher.

Die Verpackungsindustrie hat in einer repräsentativen Studie nachgewiesen, dass Plastik eine wertvolle Ressource für Mensch und Natur sei. Man könne aus alten Plastiktüten beispielsweise tolle Fahnen basteln.


»Der Anschlag«

Freiwillige Rückkehr

AfD-Wahlplakat zur Bundestagswahl 2017

»Refugees Welcome« war gestern, heute heißt es: returningfromgermany.de. Eine Kampagne vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. »Wir schaffen das« — oder doch nicht? Auf returningfromgermany.de kann man in einer Suchmaske sein Herkunftsland eingeben und entsprechende Beratung und/oder finanzielle Unterstützung erhalten, wenn man sich selbst abschiebt weiterwandern will. Wenn ich beispielsweise wieder nach Somalia zurück möchte, können mich drei »Programme« dabei unterstützen. Das ERIN-Programm bietet mir hier als somalischer Flüchtling verschiedene »Ankunftsunterstützungen« an.

Dein Land. Deine Zukunft. Jetzt!“

Beim REAG- und GARP-Programm kann ich beispielsweise die Kosten für Flug- oder Bustickets erstattet bekommen. Bei StarthilfePlus kann ich direkt Geld für den Neustart beantragen. Allerdings: »Sie müssen eine vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zur Verfügung gestellte Verzichtserklärung unterschreiben, in der Sie auf Ihren Schutzstatus, einer Fortsetzung des Asylverfahrens sowie auf weitere Rechtsmittel verzichten.«  Na dann ist ja alles gut. Eigenverantwortliche Entrechtung und Abschiebung. »Gute Heimreise«: war das nicht mal ein Plakat der NPD?

Da wird aber feucht-fröhlich im braunen Sumpf gefischt.


»BAMF: Option freiwillige Rückkehr«
»Innenministerium irritiert mit Plakat-Kampagne«
»Seehofers Rückkehrer-Kampagne geht nach hinten los«

Familienkonflikte

Der Großteil aller familiären Konflikte entstehen, weil die Eltern ihre Kinder nicht selbst entscheiden lassen. Weil sie den Sprung von der Erziehung zur Beziehung nicht geschafft haben oder ihn bewusst nicht machen wollten. An der familiären Hierarchie will man unbedingt festhalten. Wir (Eltern) hier oben und Ihr (Kinder) dort unten. Die Kinder haben womöglich andere Vorstellungen von der Partner‑, Berufs‑, oder Lebensmittelpunktwahl, als die Eltern. Sie haben eventuell eine andere Vorstellung davon, was ihnen Spaß macht, was sie als wichtig und erstrebenswert erachten. Sie haben vielleicht eine andere sexuelle Orientierung. Oder sehen einen anderen Sinn in ihrem Leben. Dabei wäre es so einfach, sämtliche Konflikte und Missverständnisse in allen Familien auf ein Minimum zu reduzieren. Weiterlesen

Trash-Dating

Es war einmal...

Es begann mit Helmut Kohl, Leo Kirch und RTL: die ersten Kulturpessimisten beschworen den Untergang des kulturellen Abendlandes. Dann folgten »Tutti Frutti« und später »Big Brother«. Danach wurden wir mit »Dschungelcamp«, Casting-Formaten sowie inszenierten Nachmittags-Talk-Shows beglückt. Heidi Klum punktete zwischendurch mit »Germanys Next Kotzmodel«. Jedes Mal arbeiteten sich sog. »Medienexperten« an den Phänomenen der massenmedialen Verblödung ab und waren sich sicher: noch niedriger kann das Niveau nicht mehr sinken. Sie alle wurden eines Besseren belehrt. Billig produzierte »Pseudo-Dokusozialsoaps« fluteten die Nachmittags- und Abendprogramme der privaten TV-Sender. Der Fremdschämfaktor hat aktuell einen neuen Höhepunkt erreicht: »Trash-Dating-Shows«. Inszenierte Formate bei denen man nicht nur viel nackte Haut sieht (geil, geil, geil, sabber! :sick: ), sondern wo sich die Protagonisten auch ‑in aller Öffentlichkeit- angraben und miteinander rum machen sollen:

»Naked Attraction«
»Adam sucht Eva«
»Bauer sucht Frau«
»Love Island«
»The Bachelor«
»Undressed«

Ich freu mich schon auf die kommenden TV-Highlights: »Natursekt und Kaviar«, Pimmel-Battle« sowie »Rent a Slut«. :shock:

Presseblick (77)

Fake-News des Tages: »Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt auf Rekordwert.« Seit Jahren, ja seit Jahrzehnten (lange bevor es den Begriff »Fake News« gab) belügen uns die Hofberichterstatter mit ihren Statistik-Spielchen. Aber echte Fake News machen natürlich nur die Anderen! Die Bösen! Diese VT-Blogger!

Lacher des Tages: »Jobcenter helfen Behinderten und Kranken zu wenig.« Helfen Sie überhaupt irgendjemanden? Außer den Statistikfälschern, Niedriglohn-Unternehmen und Leiharbeitsfirmen?

Normalität des Tages: »Wall Street Profite steigen um 13 Prozent, Löhne der Arbeiter stagnieren.« Und interessiert das irgendjemanden? Solange Facebook, WhatsApp, Instagram, RTL, BILD und die Konsole laufen, ist doch alles in Butter. Weitermachen! Hier gibt es nichts zu sehen! Weiterlesen

Interessen

Im ersten Semester »Politikwissenschaft« lernt man, dass jeder Akteur, in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Interessen hat. Diese Erkenntnis mag auf den ersten Blick banal wirken, wird aber in der Analyse und Bewertung von Entscheidungen und Sachverhalten immer wieder ‑bewusst oder unbewusst- nicht mit einbezogen. Diese Interessen folgen leider eher selten übergeordneten oder zivilgesellschaftlichen Zielen, sondern sind häufiger mit persönlichen Vorteilen verbunden. Um diesen schnöden Sachverhalt zu vertuschen, wird getäuscht, getrickst ‑und ja- auch gelogen. Das ist weder Populismus, noch Verschwörungstheorie, sondern ganz normaler Alltag.

Kein Politiker wird jemals zugeben, dass er primär seine berufliche Karriere im Sinn hat, Entscheidungen nach persönlichen Vorteilen trifft und die Demokratieförderung bzw. der Wille des Volkes eher selten sein Entscheidungs-Kriterium sein wird. Journalisten werden selten zugeben, dass sie Selbstzensur betreiben müssen, wenn sie ihren Job behalten wollen. Auch Arbeiter und Angestellte werden aus ganz persönlicher Existenzangst, selten zugeben, dass sie bei Fällen von Betrug und Menschenverachtung auf ihrem Arbeitsplatz regelmäßig schweigen und wegschauen.

Interessen mögen per se ganz persönlicher und individueller Natur sein. Gleichzeitig sind sie es auch nicht. Denn jeder hat das Interesse nach Existenzsicherung, Anerkennung, Liebe, Wertschätzung und nach der Befriedigung aller Grundbedürfnisse. Darüber hinaus werden die Interessen der neoliberalen Machtelite, regelmäßig im Nebel des akademischen Wissenschaftsdiskurses, unsichtbar gemacht: »Wir leben in einer komplizierten Welt!«, heißt es dann. Nein, manchmal ist es auch ganz einfach.

»Arbeitsplätze!«

»Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen.»
Jean Jaurès (1859−1914)

  • Wir beliefern Steinzeit-Diktaturen mit hochmodernen Waffen, aber wir schaffen doch Arbeitsplätze!
  • Wir zerstören die Umwelt und vernichten unsere Existenzgrundlagen, aber wir schaffen doch Arbeitsplätze!
  • Wir produzieren systematisch depressive und ausgebrannte Menschen, aber wir schaffen doch Arbeitsplätze!
  • Wir produzieren auf der ganzen Welt Müllberge, aber wir schaffen doch Arbeitsplätze!
  • Wir verkaufen auf der ganzen Welt Gift, aber wir schaffen doch Arbeitsplätze!
  • Wir verdienen an Krankheit und Tod, aber wir schaffen doch Arbeitsplätze!

A‑R-B-E-I-T-S-P-L-Ä-T-Z‑E.