Interessen

Im ersten Semester »Politikwissenschaft« lernt man, dass jeder Akteur, in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Interessen hat. Diese Erkenntnis mag auf den ersten Blick banal wirken, wird aber in der Analyse und Bewertung von Entscheidungen und Sachverhalten immer wieder ‑bewusst oder unbewusst- nicht mit einbezogen. Diese Interessen folgen leider eher selten übergeordneten oder zivilgesellschaftlichen Zielen, sondern sind häufiger mit persönlichen Vorteilen verbunden. Um diesen schnöden Sachverhalt zu vertuschen, wird getäuscht, getrickst ‑und ja- auch gelogen. Das ist weder Populismus, noch Verschwörungstheorie, sondern ganz normaler Alltag.

Kein Politiker wird jemals zugeben, dass er primär seine berufliche Karriere im Sinn hat, Entscheidungen nach persönlichen Vorteilen trifft und die Demokratieförderung bzw. der Wille des Volkes eher selten sein Entscheidungs-Kriterium sein wird. Journalisten werden selten zugeben, dass sie Selbstzensur betreiben müssen, wenn sie ihren Job behalten wollen. Auch Arbeiter und Angestellte werden aus ganz persönlicher Existenzangst, selten zugeben, dass sie bei Fällen von Betrug und Menschenverachtung auf ihrem Arbeitsplatz regelmäßig schweigen und wegschauen.

Interessen mögen per se ganz persönlicher und individueller Natur sein. Gleichzeitig sind sie es auch nicht. Denn jeder hat das Interesse nach Existenzsicherung, Anerkennung, Liebe, Wertschätzung und nach der Befriedigung aller Grundbedürfnisse. Darüber hinaus werden die Interessen der neoliberalen Machtelite, regelmäßig im Nebel des akademischen Wissenschaftsdiskurses, unsichtbar gemacht: »Wir leben in einer komplizierten Welt!«, heißt es dann. Nein, manchmal ist es auch ganz einfach.

Die Leidenschaften der Masse

masseinteresse_titelPolitischer und journalistischer Mainstream ist nicht nur neoliberaler Pragmatismus und machterhaltende »Realpolitik« im Sinne des Kapitals, sondern auch die überhebliche Behauptung, dass man ganz genau wissen würde, was die Mehrheit der Bevölkerung so denkt und will. Das wird regelmäßig von ganz rechten bis ganz linken Experten in den Äther gepustet (»uns«, »wir«, »die Deutschen«, »die Bevölkerung«). Häufig wird hier eine ganze Nation für eigene Partikularinteressen instrumentalisiert. Dabei ist es im Internet-Zeitalter gar nicht so schwer, ein halbwegs repräsentatives Bild von den Interessen der Masse zu zeichnen. Schauen wir uns doch einmal an, was die Deutschen wirklich lesen, kaufen und konsumieren. Auf einer rein medial-quantitativen Ebene. Weiterlesen

Kinder in Deutschland; Teil 41: Kinderwunsch

kinderwunsch_titelNoch lange bevor das Thema Erziehung eine Rolle spielt, gibt es den Wunsch nach eigenen Kindern. Nach einer eigenen Familie. Bei Frauen ist dieser in der Regel deutlich ausgeprägter als bei Männern. Viele Liebesbeziehungen werden hierbei auf eine harte Probe gestellt. Nicht nur beim ersten, sondern auch beim Wunsch nach einem zweiten oder sogar dritten Kind. Eltern‑, Mutti- und Frauen-Internetseiten sowie Foren sind voll mit Beiträgen von vermeintlich verzweifelten Frauen, die ihre Männer nicht dazu bringen können, so viele Kinder in die Welt zu setzen, wie sie gerne haben wollen. Und anstatt nach den Ursachen und Gründen zu fragen, warum sich so viele Männer im sogenannten Zeugungsstreik befinden, werden primär Taktiken und Strategien besprochen, um die eigenen Interessen durch zu setzen. Gleichzeitig wird den Männern pauschal eine Schuld zugesprochen, indem behauptet wird, sie seien für ein Kind nicht reif genug, sie wären egoistisch oder sie wollten einfach keine Verantwortung übernehmen. Weiterlesen

Nur für Sie!

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© epikur

»Wir überwachen diesen Laden: für Ihre Sicherheit!«
»Wir haben für Sie die Preise dauerhaft reduziert.«
»Wir wollen, dass Sie Ihre Träume realisieren!«
»Wir bauen für Sie um!«

Wir haben keine eigenen Interessen, Ziele oder Bedürfnisse. Wir sind ein selbstloser und altruistischer Lügenhaufen.

(P:S: Gibt es einen Grund, warum so viele Fußball-Spieler tätowiert sind und die gleiche Frisur haben, Seiten und hinten abrasiert? Werden die irgendwo geklont?)

Geldkrieger

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»Kein Mensch bei Verstand würde im Privatleben einen solchen Vertrag unterschreiben (Anm.: TTIP), mit dem er sich künftig allen noch nicht bekannten Befehlen von ihm ebenso unbekannten Organisationen unterwerfen würde.«

- Fritz Glunk. »TTIP: Die Selbstaufgabe des Staates«. Blätter. Ausgabe November 2015. S. 14

Anmerkung: Und warum zum Teufel findet unsere Bundesregierung das Konzerninteressenabkommen dann so toll? Alle nicht bei Verstand? Oder werden sie etwa doch gekauft, bedroht und/oder erpresst? Aber das ist ja wieder Verschwörungstheorie, nicht wahr?

Ursachen interessieren nicht

ursachen_titelDie Leute meckern, nörgeln und motzen, was das Zeug hält. Sie arbeiten und mühen sich an Folgen, Konsequenzen und Symptomen des Kapitalismus ab, ohne ihn zu kritisieren oder gar in Frage zu stellen. Während die Systemfrage in der politischen und medialen Öffentlichkeit einem Tabu unterliegt, (und man sofort wahlweise als Verschwörungstheoretiker, Antisemit oder Populist beschimpft wird, sollte man es dennoch wagen), wird im Privaten auch selten darüber nachgedacht, warum, wieso und weshalb die Dinge so sind, wie sie sind. Es ist eben so. Alternativen gibt es nicht. Darüber nachzudenken bringt ja nichts. Schließlich muss alles Nachdenken einen persönlichen Nutzen haben. Weiterlesen

Die Wahrheit ist eine Studie

Umfragen, wissenschaftliche Untersuchungen, Statistiken, Fachbücher und Studien sollen das Denken ordnen. Sie wollen uns Thesen als Tatsachen einimpfen, Diskurse lenken und Meinungen beeinflussen. Gesamtzusammenhänge werden selten thematisiert, stattdessen wird die Welt in Millionen kleiner Fragmente zergliedert. Zahlen und Daten sollen dem Ganzen einen objektiven, sachlichen und unvoreingenommenen Anstrich verleihen. Dabei gibt es kaum wirklich unabhängige Studien. Fast alle sind Auftragsarbeiten, hinter denen gezielte Interessen stehen.

Selber denken und eigene Erfahrungen machen gelten nicht mehr. Wer beispielsweise ein Leiden oder eine Krankheit mit einem Produkt oder Lebensmittel geheilt hat, wozu es keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt, der wird wahlweise als Einzelfall oder als ein unglaubwürdiger Spinner abgetan. Die westliche Wissenschaft agiert somit als ein Instrument der Wahrheitsdiktatur. Zwar gibt es auch vermeintlich unseriöse oder nicht repräsentative Studien (wer definiert das?), aber Aussagen komplett ohne wissenschaftliches Fundament gelten von Anfang an als belanglos. Es sei denn, man ist ein Experte (für was auch immer).

Problembeschäftigungstherapie

Unsere sozialen Lebenswelten scheinen aus der täglichen Beschäftigung mit vermeintlichen Problemen und ihren Lösungen zu bestehen. Der Lebenssaft, der uns daran erinnert, am Leben zu sein. Denn Leben ist leiden, motzen, meckern, klagen, schimpfen, jammern, heulen und nörgeln. Wer von sich behauptet wenig bis keine Konflikte oder Probleme in seinem privaten Umfeld zu haben und mit sich selbst im großen und ganzen zufrieden ist, der ist langweilig und hat nichts zu erzählen. Der Klatsch-und-Action-Sender RTL mit seinen Pseudodokusozialsoaps zeigt uns auf, was als wichtiges Problem zu gelten hat:

Welche Couch soll ich mir kaufen? Was koche ich mir morgen? Warum hat Person X so schlecht über mich gesprochen? Welche Pflanzen sind für meinen Garten geeignet? Welches Iphone passt am besten zu meinem Charakter? Weiterlesen

Interessen

In vielen Analysen, Betrachtungen und Erklärungen kommt ein, für mich sehr zentrales Element, oft zu kurz: die Interessen. Man kann es nicht oft genug betonen: alle Menschen, Institutionen und Organisationen haben Interessen und jeder versucht sie durchzusetzen.

Freilich gibt es viele verschiedene Methoden und Vorgehensweisen, die eigenen Interessen durchzusetzen. Gerade in Politik und Wirtschaft wird oft versucht, die eigenen Interessen als das Ziel aller auszugeben, denn so wird die Akzeptanz für Entscheidungen erhöht. Die eigenen Interessen als uneigennützig, sozial und gesellschaftlich relevant zu verkaufen – damit beschäftigen sich viele PR-Firmen, Medien- und Werbeagenturen. Denn nichts ist hässlicher und abstoßender, als die Fratze des Egoismus und des Eigennutzes. Genau die wird nicht selten hinter schönen Worten und tollen Bildern versteckt. Weiterlesen