Kinder in Deutschland, Teil8: Weihnachtsmaterialismus

Weihnachten für Kinder wird maßlos überschätzt. Sicher ist es für viele Kinder eine sehr harmonische Familienzeit. Mit Weihnachtsbaum, Leckereien und harmonisches Beisammensein der Familie. Dennoch folgt gerade auch das christliche Weihnachtsfest dem kapitalistischen Markt- und Konsumprinzip. Es wird viele Weihnachtsgeschenke für Kinder geben, die Unternehmen und Konzerne natürlich nicht an Kinder verschenken, sondern kräftig daran verdienen. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) nennt das: Konsumklima zum Weihnachtsgeschäft. Kinder werden durch Weihnachten eben nicht nur durch Familienharmonie geprägt, sondern schon früh mit einer Gesellschaft, die auf Konsum und Materialismus aufbaut, vertraut gemacht.

Viele Erwachsene geben als Motiv zum schuften an, sie würden es für ihre Kinder machen. »Kinder kosten eben Geld und irgendwo muss es ja herkommen, nicht wahr?«, ist eine typische Redewendung von Eltern. Sicherlich ist unser Gesellschaftssystem so aufgebaut, dass Geld als universelles Tauschmittel zum Überleben notwendig ist. Die übermäßige Konzentration auf Geld, Konsum und Materialismus, wie sie weit verbreitet ist, macht jedoch Kinder zu Kostenfaktoren, statt zu eigenständigen kleinen Menschen. Und gerade Weihnachten scheint für viele Eltern die ideale Bühne zu sein, allen Verwandten, Bekannten und Freunden zu zeigen, wie man seine Kinder materiell verwöhnen kann. Wie man das ganze Jahr für die eigenen Kinder hart gearbeitet hat, um ihnen dieses oder jenes schenken zu können. Weihnachten ist eine perfekte Zeit, um sich als Elternteil über die eigenen Kinder zu produzieren, sie als Instrument zu benutzen, um zu zeigen, was für ein gutherziger und kinderfeundlicher Mensch man ist. Und dafür muss man ihnen nur etwas teures schenken.

Bei dem ganzen Spiel geht es einzig und allein um die Eltern. Fragt man Kinder, was sie sich wohl am meisten zu Weihnachten wünschen, würden die meisten sicherlich antworten, dass sie mehr Zeit mit Mama und/oder Papa verbringen möchten, dass sie sich mehr Liebe und mehr Aufmerksamkeit ihrer Eltern wünschen. Oder dass man ihnen richtig zuhört und sie ernst nimmt. Und auch, dass man ihre persönlichen Grenzen respektiert, denn viele Eltern stülpen ihre eigenen Bedürfnisse (und ihre Schwächen!) den eigenen Kindern über. Kinder würden sich wünschen, dass man ihnen mehr Geduld und mehr Verständnis entgegenbringt und dass sich die Eltern, sofern sie noch zusammen sind, weniger streiten mögen. Viele würden sich auch wünschen, mal gelobt zu werden, statt nur gemaßregelt. All die nicht-materiellen Wünsche und Bedürfnisse, die Kinder erst zu reifen, selbstbewussten und einfühlsamen Erwachsenen werden lässt. Nur das haben der Weihnachtsmann und viele Eltern natürlich nicht im Geschenkepaket. Da gibt es nur Schokolade, Kekse und vielleicht eine Kinder-DVD.

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5 Gedanken zu “Kinder in Deutschland, Teil8: Weihnachtsmaterialismus

  1. Naja. Ganz so hart, »möchte« ich es nicht sehen. Aber mir fehlen auch entsprechende Vergleichsmöglichkeiten. Wir haben Weihnachten immer zelebriert. Und speziell für die Kinder. Die Spannung, das Gefühl und ganze Brimbamborium mit Kleinkindern gemeinsam zu gestalten und dabei ununterbrochen leuchtende Kinderaugen zu sehen, hat schon was tolles. Es hätte aber auch jedes andere Fest mit ausreichend Phantasie und verwendbaren Märchen und Ambiente sein können. Kinder ohne Märchen, Geschichten und Geheimnisse groß zu ziehen, hat etwas funktional kaltes an sich. Und zur Not, tuts halt auch ein Weihnachtsmann, den man selber ausreichend vertreten kann ;-) Hätte aber auch ein Pirat sein können.

    Irgendwann, und mit steigendem Alter der Kinder, verkommt es dann zur Pflicht. Zum Regelwerk und damit zum Stress. Sich selber und Kinder von Konsumgedanken dabei zu befreien, ist ein hartes Stück Isolation vom üblichen Regelwerk, denn auch von den früheren Kleinkindern, wird es dann lediglich als Zeitpunkt fürs Annehmen von Geschenken empfunden.

    Für Eltern, hat Weihnachten eine Jugend und ein Erwachsenenalter. Ohne Kleinkinder, — wäre es wahrscheinlich nichts. Ein Fest ohne Substanz. Ein reiner Konsumtermin.

    Wie will man einem christlichen Fest, begangen von unchristlichen Christen, die christliche Händlerseele nehmen?

  2. Seit wann ist Weihnachten ein christliches Fest?
    Wo steht denn in der Bibel was vom Weihnachtsmann, der immer durch den Schornstein kommt und heimlich die Geschenke unter den Tannenbaum legt?

  3. @ jtheripper

    Weihnachten und Ostern sind germanische Feste. Die neue Sonne, das Licht der Welt wird neu geboren usw. Man hat dann irgendwann aus diesen heidnischen Festen Christliche gemacht, als Deutschland zwangschristianisiert wurde. Weihnachten ist eigentlich das Julfest.

    Der Name Ostern kommt von der germanischen Fruchbarkeitsgöttin (mit Hase) Ostera.

  4. Gemeinsame Zeit....das ist das Stichwort...wieso weshalb wir Weihnachten oder Ostern feiern ist hierbei unerheblich...Familienfeiern- das feiern einer Familie , das kann kaum noch jemand wirklich. Die Ansprüche sind hoch ‑materialistisch (für viele zu hoch) Und geschweige die Ansprüche auf der Gefühlsebene. Es ist zu laut in unserer Welt...wir hören den anderen Menschen nicht mehr. Besinnlichkeit tut gut ‑aber dazu kommt kaum noch einer- durch Vorgaben unserer Eltern sind wir das, was wir jetzt sind! (sei es , dass diese die Leistungsgesellschaft in den 50ern gegründet haben, sei es unsere Eltern kommen aus den 60–70er Jahren und bevorzugten die Laissez-faire Anti-Autoritäre Erziehung, oder die 80–90er Jahre, in der die Selbstverwirklichung und der Egoismus hoch im Kurs standen. Wundert Euch nicht, wenn Eure Kinder krank,depressiv und überlastet sind und zu Tyrannen und Dummköpfen werden. Ihr habt sie doch so erzogen! Es sei denn jeder erkennt für sich, das Elterneigenschaften nicht mit der Geburt des Kindes da sind — die müssen wir uns erarbeiten und erlernen- wer fördern und fordern will muss wissen wohin er will = dann werden Eure Kinder Euch folgen- (sein Ziel kennen und Vorbild sein)

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