Kinder in Deutschland; Teil3: Erziehung

Die Diskussion über die vermeintlich richtige Erziehung von Kindern, ist ein beliebtes Streitthema. Viele Elternteile beanspruchen für sich die Weisheit darüber, wie man Kinder am besten erzieht. Tips, Ratschläge oder auch nur Anmerkungen in diese Richtung werden schnell persönlich genommen oder sogar als Vorwurf gewertet. Erzieher, die in Kitas arbeiten, wissen genau wovon ich rede. Die Zusammenarbeit mit Eltern gestaltet sich nicht immer einfach. Als Elternteil will man sich nicht reinreden lassen. Meine grundlegenden Gedanken zur Erziehung von Kindern werde ich im folgenden nun erläutern.

Meine persönliche Einschätzung ist, dass es zwei große Blöcke bedenklicher Kindererziehung gibt. Der eine ist die Verwahrlosung, Ausgrenzung und Benachteiligung von Kindern. Das Kinderarmut Chancen verhindert steht außer Frage. Ich meine aber, den Erziehungsstil des ständigen Ge- und Verbotes. Kinder werden bei diesem Erziehungsstil ständig an ihre Grenzen erinnert. Ihnen werden hauptsächlich Ge- und Verbote klar gemacht. Sie werden wenig bis gar nicht gelobt oder motiviert, neue Dinge auszuprobieren. Außerdem werden bei dieser Erziehung häufiger Verbote ausgesprochen, als den Kindern Liebe entgegengebracht wird. Kinder möchten aber die Welt erfahren und erleben.  Dieser Erziehungsstil geht davon aus, dass Kindererziehung hauptsächlich darin bestehe, Kindern Grenzen aufzuzeigen.  Kindern wird so systematisch das selbstständige Denken und Handeln abtrainiert. Sicherlich ist Grenzen aufzeigen wichtig, die Erziehung sollte sich aber nicht darin erschöpfen.

Der zweite fragwürdige Erziehungsstil ist der des Verwöhnens. Ich glaube, viele Eltern sehen es als eine Art von Kavaliersdelikt an, wenn sie ihre eigenen Kinder verwöhnen. Ist es in meinen Augen aber nicht. Und es geht mir nicht mal um das konservative Denken des materiellen Verwöhnens, sondern um die emotionale Verwöhnung. Kinder brauchen Liebe, Aufmerksamkeit und Bestätigung. Man kann sie damit aber auch ersticken bzw. unselbstständig machen. Kinder die emotional verwöhnt werden, ständig alles bekommen und selbst wenn sie Mist gebaut haben, keine Konsequenzen erfahren, werden kleine (und später große) Tyrannen. Kinder die sich niemals eine emotionale Nähe erarbeitet haben, sondern immer und überall von jedem emotionale Nähe erfahren, werden später davon ausgehen, dass die ganze Welt sie liebt. Folglich wird es ihnen sehr schwer fallen, um die Liebe eines anderen Menschen zu kämpfen. Und sie werden mit Ablehnung schwer umgehen können. Emotionale Unselbstständigkeit ist meines Erachtens die große Folge des Verwöhnens der Eltern.

Die wichtigste Tugend der Erziehung ist, meiner Meinung nach, die Geduld. Jemand der keine Geduld hat, alles persönlich nimmt und schnell impulsiv wird, sollte sich sehr genau überlegen, ob er Kinder in die Welt setzen möchte. Das könnte für alle Beteiligten eine schlimme Katastrophe werden. Auch sollte man mit Kindern viel reden. Kindern zu erklären wieso, weshalb, warum man sich so oder so in dem Moment verhält, empfinde ich als sehr wichtig. Davon auszugehen, man müsse sich gegenüber Kindern nicht erklären, halte ich für fahrlässig und führt oft zu Missverständnissen.

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass gerade das Thema der Erziehung in Deutschland, nicht nur emotional aufgeladen ist, sondern auch mit etlichen Idealen sowie Klischees und Vorurteilen verknüpft wird, die letztlich Druck ausüben. Manche Eltern haben einen viel zu hohen eigenen Erziehungsanspruch und verzweifeln daran. Andere haben gar keinen und nehmen auch keine Ratschläge an.

—»> Kinder in Deutschland; Teil1: Kinderfeindlichkeit

—»> Kinder in Deutschland, Teil2: Sachzwang Kind?

 

5 Gedanken zu “Kinder in Deutschland; Teil3: Erziehung

  1. »Erziehung«? Eltern und sämtliche andere »Erzieher« schmeicheln sich, wenn sie glauben, dass sie den Kindern etwas beibringen können. Tatsächlich ist es eher so, dass die Kinder den »Erziehern« etwas beibringen könnten. Aber gewöhnlich sind diese taub auf beiden Ohren und versuchen, ihr Gelerntes und Ererbtes, das im hohen Maß begrenzt ist, den Kindern aufzubürden.

    Was sollen denn die Kinder lernen? Dass es gut ist, Angriffskriege zu führen, sozial schwache Menschen zu verachten, die Alten in Heime abzuschieben, sich im Konkurrenzkampf zu erschöpfen, korrupte Politiker zu wählen und dem Raubtier-Staat zu dienen... ?

    Das ist der status quo der bisherigen und der aktuellen Erziehungsbemühungen. Ich sehe NICHTS Wünschenswertes in dieser Art von »Erziehung«!

    Von den Kindern

    Und eine Frau, die einen Säugling an der Brust hielt, sagte: Sprich uns von den Kindern.
    Und er sagte:
    Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
    Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
    Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
    Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.

    Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken,

    Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
    Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen,
    Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.

    Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.

    Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.
    Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
    Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit, und Er spannt euch mit seiner Macht, damit Seine Pfeile schnell und weit fliegen.
    Lasst euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
    Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

    Khalil Gibran

  2. Na, da erlaub ich mir jetzt ganz frech mal einen Link zu einem meiner Lieblingsblöggle zu legen. (Der/die große Unbekannte aus dem Reich des Arbeitslebens) Kinderwarte

    Ich finde, das hat so etwas .... mitten aus dem Leben. So gesehen hat @bl recht, aber irgendwie doch nicht. Sagen wir, den Erziehern geht es nicht besser wie den Kindern.

  3. @antiferengi

    Treffender Abschiedsbrief mit einer etwas lahmen Empfehlung, Mut zu eigenermächtigten Handeln zu zeigen. Aber das ist ja die Krux. Da ist das Kind nämlich schon in den Brunnen gefallen und glaubt undifferenziert, was man ihm einredet. Erst werden die Kinder jahrelang gehirngewaschen und dann sollen sie den Mut aufbringen, den ihre »Erzieher« nicht haben.

    »Erzieher« ohne diesen Mut können den Kindern sowieso nichts geben. Gar nichts. Selbst ihre Zuneigung ist kraftlos.

    Aber es gibt einen Lichtblick. Seit geraumer Zeit gibt es doch mehr und mehr Kinder, welche den Schwach-sinn der »Erziehung« nicht mehr glauben...

  4. @bl
    Da kann, .. und will ich dir nicht widersprechen ;-)
    (Deshalb ja auch der Link, ... die Lichtblicke muss man hochhalten)
    Und was die Kinder betrifft, volle Zustimmung. Die werden uns noch den Kopf abreißen. Und das zu Recht.

  5. »Was sollen denn die Kinder lernen? Dass es gut ist, Angriffskriege zu führen, sozial schwache Menschen zu verachten, die Alten in Heime abzuschieben, sich im Konkurrenzkampf zu erschöpfen, korrupte Politiker zu wählen und dem Raubtier-Staat zu dienen… ?«

    Erst derjenige, der verinnerlicht hat, daß die Gesellschaft nicht einfach durch Autorität zu Grunde gerichtet wird, sondern es in der »Natur« des selbstentfremdeten psychisch kranken Menschen liegt. Erst mit dieser Erkenntniss wird es möglich sein, ein Kind mit sich Selbst und mit der Autorität in der Familie und Gesellschaft zu versöhnen. Dann hat der ewige Rebell keine Aufgabe mehr und es findet keine zwanghafte despotische Unterwerfung mehr statt. Denn eine Autorität, die auf Liebe und Respekt voreinander gründet, fordert weder unbedingten Gehorsam, noch bedient sie sich der Mittel der Unterdrückung.

    Wäre es denn gerechtfertigt das Kind mit der eigenen Weltsicht zu indoktrinieren, weil man GEGEN das Establishement ist?

    Vielleicht möchte das Kind dafür sein? Sich einordnen, unterordnen, teilnehmen und im Kollektiven aufgehen. Was dann? Bedient man sich dann der üblichen Diskriminierungsmethodik schwarzer Pädagogik weil das Kind mißraten sei?

    Nein, die Pflicht der Eltern ist es, ihre Kinder zu lieben und zwar bedingungslos. Das ist für viele insbesondere deshalb schwer, weil sie sich nicht selbst lieben können, da sie unter Ablehnung und Leid sich selbst nicht bedingungslos annehmen gelernt haben.

    Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

    Daran scheitert eine bessere Welt.

    Die Weltprobleme kann niemand von uns lösen. Aber sich selbst lieben lernen und seine Kinder entsprechend behandeln, das kann man erlernen und anwenden. Ein erster Schritt wäre die Überwindung des Glaubens, ein materialistischer Lebensstil würde Kindern etwas geben. Er dient nur als Ersatz oder Entschuldigung für Liebe, die man nicht geben kann aber doch eigentlich ausdrücken will. Im zweiten Schritt öffnen wir uns unserem eigenen Seelenleiden, damit wir unsere Kinder vor unseren eigenen Traumata und Ängsten schützen können.

    MFG

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