Oskar Lafontaine

Seine letzte Rede im saarländischen Landtag. Hört sie euch an! Diese Ehre sollte man ihm wirklich erweisen! Er hat die Partei, die Linke, verlassen. Ja, darüber haben die Medien berichtet. Aber seine Motive haben sie, wie üblich, unterschlagen. Inhalte, Argumente, Kontexte und Hintergründe interessieren im Befindlichkeits- und Haltungszeitalter Niemanden mehr. Dabei wäre es ein Leichtes gewesen. Denn er hat auf seiner Homepage seine Gründe ausführlich begründet.

Für ihn ist die Linke keine friedenspolitische Partei mehr, nachdem die Parteiführung angekündigt hat, dem militärischen Aufrüstungsprogramm der Bundesregierung zuzustimmen. Die Linke sei auch keine Partei der Rentner, Geringverdiener und »kleinen Leute« mehr, sondern verliere sich in »woken Themen«, welche eher die grüne Anhängerschaft bewegt. Gender statt Soziale Gerechtigkeit.

Oskar Lafontaine ist auch für mich (Liebe Grüße an den Maschinisten!) einer der letzten aufrechten, linken Politiker in Deutschland. Ein echter Nachkomme von Willy Brandt. Jemand, mit Charakter, Prinzipien, einer friedlichen Vision und dem festen Willen, dem Volk zu dienen. Bei den gruseligen Gestalten der aktuellen Ampel-Regierung oder auch bei der Mister-Blackrock-Merz-CDU-Opposition, wird mir dagegen speiübel.


Visionäre Rede von Lafontaine zum Afghanistan-Einsatz (2009)

15 Gedanken zu “Oskar Lafontaine

  1. Der Zeitpunkt, an welchem ihn (»der gefährlichste Mann Europas«, The Sun) seine eigene Partei (SPD) und die Massenmedien in Gestalt einer widerlichen Kampagne 1999 vom Posten des Bundesfinanzministers mobbten, war im Grunde der entscheidende Durchbruch für die menschenfeindliche, antisoziale, neoliberale, marktradikale und kriegstreiberische Politik der kommenden > 20 Jahre.

    Und leider musste Oskar binnen weniger Jahre auch ein weiteres Mal miterleben, wie sein eigenes Kind (die aus WASG und PDS hervorgegangene »Linke«) auf die schiefe Bahn geriet, durchsetzt wurde mit Karrieristen und U‑Booten. Die schneller im System ankam, als die Grünen damals. Der Linken kann ich insb. niemals das verzeihen, was sie alles in Sachen Corona mit verbrochen hat. Hier hätte eine historisch einmalige Gelegenheit bestanden, sich von neoliberalen Einheitsbrei abzusetzen und eine sozialliberale Politik anzumahnen. Und was erlebten wir? Mit Ramelow einen der übelsten Hetzer überhaupt.

  2. Ich muß sagen, eine hervorragende Rede. Ich habe Oskar Lafontaine nie gemocht, aber seinen Geist immer respektiert. In der deutschen Politik hatten wir selten Menschen, die so präzise analysieren und denken konnten. Er hatte und hat in vielem Recht und seine Aussagen zum Krieg kann ich gut unterschreiben. Ich war Soldat in der Zeit des Kalten Krieges und eines hatten wir damals gewußt — wir als Soldaten wollten keinen Krieg. Es gibt keine Ehre, schon gar nicht im Tode. Wer durch einen Krieg stirbt, der verreckt!
    Wir alle müssen lernen, NEIN zu sagen. Nein zu einem Olaf Scholz, der dieses Land zu Gunsten seiner Lobbyfreunde in eine tiefe Verschuldung stürzt. Wir müssen nein sagen, zu einer NATO, die hochgefährliche Biolabore und Atomwaffen in Drittländer unterhält, wir müsen nein sagen zu denen in Deutschland und der Welt, die sich weigern zu reden und zu verhandeln.
    Oskar Lafontaine hatte den Ogliarchen-Kapitalismus als Ursache benannt. Leider ist das Wort Ogliarch für die Mehrheit der Menschen die Bezeichnung für einen russischen Superreichen. Nein, die wahre Ursache von Krieg und Elend ist der Finanzkapitalismus! Es sind die Finanzinstitute, die Kriege befeuern. Ich habe die Geschichte des I. und II. Weltkrieges studiert und beide Kriege hätten nicht geführt werden können, wenn nicht vor allem angloamerikanisches Geld an die Kriegsparteien geflossen wäre. Ein britischer Aristokrat hatte als Begründung für den I. WK sinngemäß gesagt, daß das Deutsche Reich vernichtet werden müsse. Es sei wirtschaftlich zu erfolgreich. Um damit gleichzuziehen müsse die britische Aristokratie »arbeiten«, das dürfe nicht sein! Überspitzt ausgedrückt ist der wahre Grund für den I. WK die Weigerung der britischen Aristokratie ehrlich zu arbeiten!

    Der Krieg in der Ukraine ist schlimm. Aber es gibt auch ein Recht auf Verteidigung. Wenn die USA, NATO, Israel dieses Recht auch ohne UN-Mandat in Anspruch nehmen, so ist das legitim. Wenn Russland das gleiche tut, ist es auf einmal furchtbar. Nein, in beiden Fällen gilt das Gewaltverbot! Wir können jetzt nicht auf Empörung machen und haben die USA mit dem Vielfachen an Opfern ihrer Kriege vergessen. Der Vorteil ist aber, daß jetzt die wahren Strukturen an das Tageslicht kommen. Wir sehen (wenn wir wollen), wie leicht ein Land vom Zahlungsverkehr abgeschnitten werden kann, wie die Mächtigen des Westens russische Konten einfach sperren, wie die russische Wirtschaft sanktioniert werden und russische Medien abgewürgt werden. All das sollte uns Bürger klarmachen, daß, wenn sie das mit einem Land wie Russland machen können, was können sie dann erst mit den Bürgern in den westlichen Ländern machen??? Jetzt haben die Regierungen Blut geleckt und sie werden ihr miesen Praktiken auch auf die Bürger anwenden. Ein Grund wird sich schon finden, z.B. Impfverweigerer müssen gemaßregelt werden.
    Die Krise zeigt uns überdeutlich, was unsere Rechte den Regierenden wert sind — nämlich gar nichts. Vereinbarungen und Verträge werden einseitig gebrochen. Die westliche Justiz versagt erbärmlich. Die Exekutive versagt genauso. Es sind alles Schönwetter-Werte, die nichts mehr gelten, wenn der Wind mal rauer wird. Menschenrechte — wo kommen wir denn da hin! Die Bürger sollen es als ehrenvoll empfinden, zu leiden (Gauck). Nein, es ist nicht ehrenvoll, wenn Menschen leiden. Die, die dafür verantwortlich sind, leiden nämlich nicht mit! Das sollten wir als Bürger immer Bedenken.
    Es ist etwas länger geworden — genau wie Oskar Lafontaines Rede.

  3. Mit kurzen klaren Worten belegt Oskar eindeutig, warum die Partei »Die Linke« überflüssig geworden ist. Leider fehlt mir die Perspektive, wie es weiter gehen soll. Die gesamten progressiven Kräfte wirken besiegt. Wer noch nicht das »Endspiel des Kapitalismus« von Norbert Häring gelesen hat, sollte dies dringend tun. Aber Vorsicht, die dort aufgezeigte Zukunftsperspektive (vorletztes Kapitel) zieht einen schon gewaltig herunter.

  4. @Dennis82

    Lafontaine hat jahrelang immer wieder betont, warum er als Finanzminister zurückgetreten ist. Er wollte die neoliberale Schröder-Agenda 2010 nicht mittragen. Die Massenmedien haben ihm jedoch immer wieder »Verantwortungslosigkeit« vorgeworfen. Dabei war das mutig und zeugte von einem starken Charakter, der eben nicht sämtliche Prinzipien über Bord wirft, um an den Fleischtöpfen zu bleiben.

    @Gerhard

    Ja, vor allem ein Politiker der Brücken bauen und deeskalieren will. Davon sehe ich in der Ampel-Regierung gar nichts.

    @Publicviewer

    Stimmt so nicht! Er hat sich schon sehr kritisch über Lauterbach (»Heulboje«), die Einseitigkeit der Medien sowie der Wissenschaft und den Impfstoff-Verträgen geäußert. Alles hier nachzulesen.

    @uepsilonniks

    Gerne, wenn es zum Thema passt und nicht kommerziell ist. ;-)

  5. Er hat sich aber nicht explizit gegen das Impfen ausgesprochen.
    Und das ist es was zählt.
    Alles was da steht ist eine Abarbeitung von Symptomen, aber nicht der Ursachenbekämpfung.
    Ich unterhalte mich nicht mit Leuten die darüber Diskutieren, wer wann, wie genesen oder Geimpft ist und welcher Testmodus der bessere wäre.

  6. @Publicviewer

    Fakt ist, er war kritisch gegenüber der Corona-Politik. Das Dir das wieder nicht genug ist, sollte jetzt Niemanden verwundern. ;-)

  7. Die Guten gehen, die Dummen beherrschen die Welt..

    Quatsch, die »Guten« werden niemals Chef, und die Abgewichsten, die es schaffen, brauchen Gewalt, um Chef zu bleiben.

    Vor zehn Jahren hat das mal jemand russischen Studenten so erklärt, der Haken daran ist nur, wenn eh immer alles gleich ist, gibt es streng genommen keinen Unterschied zwischen Kapital und »vorangegangen« Epochen, ganz egal wie man die bezeichnet. Damit ist aber auch die Möglichkeit sog »revolutionärer« Aufhebung des Kapital als Herrschaftsverhältnis obsolet.

    Davon abgesehen war das »Linkssein« von Lafontaine schon in den frühen 2000ern mehr als suspekt. Ich erinnere mich dunkel an ein Interview (glaube Junge Welt so um 2005), wo er allen Ernstes den Kapitalismus irgendwie »verwalten« wollte o.s.ä. und »revolutionären« Ambitionen die gleiche Absage erteilte wie ca 10 Jahre vorher Gysi, dessen primäres Ziel war, samt seines Vereins in der BRD »anzukommen« ...

  8. Übrigens fällt mir bei einem Satz wie »Ein echter Nachkomme von Willy Brandt« immer das Godesberger Programm der SPD und der sog »Radikalenerlass« ein, und in dieser Kontinuität steht dann Lafontaine tatsächlich ...

  9. @Samson

    Natürlich ist Lafontaine kein Kommunist. Den Hinweis auf Willy Brandt habe ich deshalb gebracht, weil er sich in dessen Friedenstradition sieht.

    Was nach der Coronoia noch »links« sein soll, weiß ich echt nicht mehr, wenn die FDP und die AfD die Einzigen sind, die gegen eine verfassungswidrige Impfpflicht votieren sowie den Rechtsstaat verteidigen und wenn ein konservativer Boris Reitschuster regierungskritischer ist, als das »Sturmgeschütz der Demokratie«: Der Spiegel.

  10. @epikur
    Die »Friedenstradition« von Brandt hängt sehr mit dem sog »Status Quo« nach dem II. Weltkrieg zusammen und der damals schon ehemalige Kommunist Brandt war halt auch Bürgermeister der »Frontstadt« Westberlin und bekam seine »Vorgaben« ebenso aus DC wie jeder Bundeskanzler.

    Sehr viel eherlicher war da ein namenloser CDU-Hinterbänkler der um 1995 rum auf Kohls »Ansage« im Bundestag, unter seiner Regentschaft werde die Bundeswehr niemals dorthin gehen, wo die Wehrmacht war, aufstand und antwortete »Mit Verlaub, Herr Bundeskanzler, außer Portugal und Schweden gibt es da nichts in Europa«. Das war einer der Gründe, weswegen Kohl 1998 abgewählt wurde.

    Anders gesagt, dass Jugoslawien zerschlagen werden sollte, stand damals schon fest, und wenn das per »Ethno-Nationalismus« nicht »friedlich« zu machen war, dann eben mit Gewalt. Das »Endziel« war wie schon in WK II immerzu Russland, dass die BRD sich zuweilen »friedlich« und irgendwie »zivilisiert« gab, lag am Warschauer Pakt bzw. der Roten Armee. Als die daraus resultierende Patt-Situation der Großmächte nicht mehr gegeben war, erinnerte die Nato sich ziemlich schnell an den Zweck, zu dem sie einst gegründete wurde, nämlich die Ergebnisse von WK II zu »revidieren«.

    Insofern ist es halt schon wieder konsquent, wenn ein Verein, der an der Macht beteiligt sein will, sich entsprechend anpasst, scheiß auf das Label, unter dem das dem Publikum angedreht wird. »Links« war mal, wer an derlei Verhältnissen was auszusetzen hatte, und zwar inkl. deren »Verfassung«. Die Zeiten sind aber längst vorbei, wenn »Kritik« heißt, die Regierung dran zu erinnern, was in der »Verfassung« drin steht oder nach Ansicht der Kritiker drinstehen sollte ...

  11. Schon interessant, Lafo wird erst gemobbt, dann ist sein Austritt plötzlich schuld am Absturz der Saarlinken- man sollte sich mal entscheiden...
    Die Linkspartei, eine atemberaubende Geschichte der Selbstdemontage, in bisheriger Rekordzeit.
    Den obenstehenden Aussagen über die Doppelmoral des Westens kann ich nur zustimmen.

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