Identitätslinke

Ich habe absolut nichts dagegen, wenn sich Menschen durch ihre individuelle, meinetwegen auch sexuelle Identität, selbst verwirklichen und das politisch thematisieren wollen. Problematisch wird es, wenn alle anderen, urprünglich einmal linke Ideen dadurch verdrängt werden. Was ist wichtiger für ein empathisches, friedliches und demokratisches Zusammenleben?

1.) Wie man Ureinwohner/Natives/Indianer nennen darf (und soll) oder dass sie heute, im Jahr 2022, einen besseren Zugang zu Bildung, fruchtbaren Böden und Sozialer Gerechtigkeit haben?

2.) Die richtige Haltung zeigen und das richtige Bekenntnis ablegen oder freie Debattenräume und den Mut aufbringen, sich die Meinung Andersdenkender auch anzuhören?

3.) Rassistische Begriffe aus Kinderbüchern verbannen oder bis heute bestehende, neokolonialistische Wirtschaftsverträge, von europäischen Staaten und Konzernen mit afrikanischen Ländern auflösen?

4.) Das alle Kinder früh lernen sollen, dass sie sich ihr Geschlecht selbst aussuchen können oder das sie nicht mehr in Armut aufwachsen müssen?

5.) Mehr Frauenförderung und Frauenquoten bei Konzernvorständen durchsetzen oder bessere Arbeitsbedingungen, Arbeitnehmerrechte und Gehälter für alle Lohnarbeiter?

Statt also die Welt für alle (!) gerechter und friedlicher machen zu wollen, schauen die Wokisten narzisstisch nach innen. Neoliberale Banken, Milliardäre und Konzerne finden das gut.


Die identitätsgetriebene Linke

11 Gedanken zu “Identitätslinke

  1. Es könnte auch zum Teil damit zu tun haben, dass sie sich bewusst oder unbewusst im Klaren darüber sind, dass das große Ziel unerreichbar ist. Wobei ich bei vielen dieser Pseudo-Linken generell nicht den Eindruck habe, dass sie ein solches überhaupt hätten oder verfolgen würden. Dass ein Großteil dieser Idioten sich mal als Drückerkolonne für erzkapitalistische Pharmakonzerne hergeben würde, hätte ich mir in diesem Ausmaß vor 2020 (trotz dem, was schon spätestens im Zuge des Maidan in diese Richtung erkennbar war) auch nicht vorstellen können.

    Sie lassen sich in die vom politischen Mainstream bewusst offengelassenen (oder gar geförderten) Fallen locken — und verenden dort, ohne für irgendwen eine Verbesserung bewirkt zu haben.

    Gleichzeitig wirft die extremistische Mitte damit dem tendenziell eher rechten Teil der Bevölkerung wiederum einen bunt angemalten Knochen hin, an welchem diese auch erstmal wieder eine ganze Weile lang herumnagen können.

    Ich schwanke ja regelmäßig zwischen Depression und Lachkrampf, wenn man im corona-kritischen Spektrum häufig liest, dass bei uns ja gerade »der Kommunismus« eingeführt werde.

  2. @Dennis82

    »wenn man im corona-kritischen Spektrum häufig liest, dass bei uns ja gerade »der Kommunismus« eingeführt werde.«

    Ja, denn auch von eher rechter, konservativer Seite (beispielsweise »Kontrafunk«) wird immer noch in »rechts-links« gedacht. Und da sind ausufernde, staatliche Eingriffe und Maßnahmen jedweder Art gleich »Kommunismus«. Wir wissen mittlerweile wer in den letzten Jahren von der sog. »Corona Pandemie«, also von den Corona-Maßnahmen, am meisten profitiert hat. Das war nicht das Arbeiter- und Bauernvolk, sondern Big Tech, Big Pharma und das Großkapital. Was daran jetzt »kommunistisch« sein soll, erschließt sich mir nicht.

  3. @epikur: Für die grundsätzlich transatlantisch orientierte extreme Mitte ist halt alles Böse der Kommunismus. Stecken alle noch im kalten Krieg fest. Kriegt man auch nicht mehr aus den Köpfen raus. In der Regel ist denen auch nicht klar, dass Sozialismus, Kommunismus, Marxismus nicht mal das gleiche bedeuten. Zugegebenermaßen bin ich da auch nicht der beschlagenste Theoretiker. Aber viele machen es sich halt gerne (zu) einfach.

  4. Mal losgelöst davon, dass der Kommunismus (einschließlich des Begriffs) aus der katholischen Ecke kommt und daher als Geburtsfehler einen Hang zur Unfreiheit und Autokratie hat, finde ich es unerträglich, dass genau die Typen, die uns immer widersprochen haben, wenn wir auf Ungerechtigkeiten unserer undemokratischen Gesellschaft hingewiesen haben und behaupteten, wir lebten in einer gerechten Gesellschaft, in der jeder sich entfalten kann und mehr nicht reich ist, sei halt faul. Diese Leute merken jetzt, dass der »Staat« die »Elite« sich einen Dreck um ihre Rechte und ihre Freiheiten scherrt und plärren Diktatur. Leider tritt nur bei wenigen der Lerneffekt ein, dass das Problem von den Herrschenden ausgeht und nicht von den »Linken«. Damit können große Teile dieser Opposition von den Herrschenden instrumentalisiert und genutzt werden, um jegliche reformistische oder gar revolutionäre Bewegung im Keim zu ersticken.
    »Identitätslinke« sind für mich eine moralische Bewegung, die in der Tradition der »Reinheit des Blutes« stehen. Sie dienen den Herrschenden zum »Teilen und Herrschen« und lassen die Klassenunterschiede als unwichtig erscheinen. Selbstverständlich bin ich gegen jegliche Form der Ausgrenzung, aber eine Gesellschaft, in der jeder sich so geben kann, wie sie ist oder sein will, wird ohne Änderung der Herrschaftsverhältnisse im Kapitalismus nicht erreichbar sein.

  5. Der Konstruktionsfehler der heutigen Bewegung, die sich selbst als Links verortet ist der, dass Links nicht mehr in dem Sinne wie es vermutlich (ich bin nicht sonderlich belesen) Marx einst meinte. Es dürfte ihm grundsätzlich um die Frage der (Macht-) Position zwischen Arbeiter und Unternehmer gegangen sein. Nicht um die Frage wie die Menschen zu denken haben oder wie sie andere Menschen behandeln. Das sind eher religiöse Vorstellungen.

    Für mich sind diese »Linken« auch eher die Nachfolge von Mutter Teresa. Man möchte sich gerne um die »Bedürftigen« kümmern. Das man sich dazu das Feld der Betroffenen auch noch selbst definieren und erweitern darf, erfüllt diese Menschen mit Glückseeligkeit.

    Die Lebenssituation oder die Lebensmodelle der tatsächlich arbeitenden Bevölkerung sind diesen Menschen völlig egal und in weiten Teilen lehnen sie diese auch massiv ab. Dann noch von »Links« zu sprechen ist absurd. Es ist eine Denkweise aus dem Mittelalter, als die Oberschicht sich den barmherzigen Teil des Klerus zur Armenspeisung und Krankenversorgung gefügig machte.

    Also glaubt ihnen nicht, wenn sie etwas von »progressiv« erzählen, sie wollen zurück in den Feudalstaat.

  6. Auch »Mutter Theresa« hat 2 Milllionen Dollar von der CIA veruntreut,
    Wir sind hier (ich nicht, da ich sie Wahrheit kannte) einer reinen Illusion aufgesessen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.