Presseblick (88)

tagesspiegel.de vom 10. Dezember 2022

Krieg. Krieg. Krieg. Wie in einem Video-Spiel. Das Kriege immer schon unendliches Leid verursacht haben ‑und zwar völlig unabhängig auf welcher Seite- wird von unserer Lückenpresse komplett ausgeblendet. Auf in den Kampf! Bis zum Endsieg über den Putin-Hitler! Kein Rückzug! Kein Aufgeben! Keine Verhandlungen! Keine friedlichen Konfliktlösungsstrategien anstreben! Freilich sollen andere für uns sterben. Die Drecksarbeit erledigen. Ich fordere, dass alle kriegsgeilen Journalisten, Blogger und Politiker sofort an die Front gehören! Hört auf zu labern und kämpft endlich für euer Vaterland und die Freiheit der Ukraine. Macht den Iwan platt! Frieden oder Diplomatie sind für euch ja keine Option.

Desinformation
Lückenpresse. Verdrehungen. Verzerrungen. Neusprech. Das geht dann beispielsweise so:

»Sahra Wagenknecht liebäugelt mit einer neuen Partei, ist aber noch unentschieden. Die Hürden sind hoch. Führende Linke versuchen, die Spaltung abzuwenden.« (tagesspiegel.de)

Wollten »führende Linke« sie nicht vor kurzem noch aus der Partei werfen, weil sie es gewagt hatte, von Diplomatie mit Russland zu sprechen? Ist sie den »führenden Linken« nicht schon länger ein Dorn im Auge, weil sie weiterhin für Soziale Gerechtigkeit statt für Wokismus eintritt?

»Und wenn sich die Regelverstöße fortsetzen, können wir Twitter in Europa abschalten. [...] Niemand solle sich dabei täuschen. Wir werden das auch tun, wenn es nötig wird. Das ist der Wunsch unserer großen Demokratie.« (tagesschau.de)

Hier geht es nicht um China, Nordkorea oder den Iran, sondern um Europa. Hier wird ganz offen mit Zensur gedroht und das als »Demokratie« bezeichnet. Denn was »Hass«, »Fake News« oder »Desinformation« eigentlich genau sein sollen, bestimmen immer noch die jeweiligen Regierungen. So wie es eben gerade passt.

Im Übrigen dürfen Gesundheitsminister jetzt ganz offiziell Fake News verbreiten. Ein Gericht hat nun festgestellt, dass das von der »Meinungsfreiheit gedeckt« sei. Wenn also ein Lauterbach behauptet, dass die »Impfung nebenwirkungsfrei« sei, dann sind das keine Fake News. Wenn jedoch Maßnahmen-Kritiker den unverhältnismäßigen Einfluss von Bill Gates thematisieren, dann sind sie nicht nur Schwurbler, sondern auch Verbreiter von Falschnachrichten.

Politik
Bundespräsident Steinmeier hat für seine Verdienste um die transatlantischen Beziehungen den Kissinger-Preis in New York erhalten. Erinnert sich noch jemand an die »Agenda 2010« inklusiven den größten Niedrig-Lohn-Sektor in Europa? Oder an Murat Kurnaz? Steinmeier hat vor kurzem noch behauptet: »Der Spaziergang hat seine Unschuld verloren.« Die Zeiten, in denen Menschen Preise erhielten, weil sie für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für Frieden und Menschenwürde gekämpft haben — sind lange vorbei. Jetzt feiert sich die korrupte Bande ausschließlich selbst. Weil es sonst keiner mehr macht.

Was darf Satire? (tagesspiegel.de vom 3. Dezember 2022)

Umweltschutz
Klimaschutz kann es ohne Umweltschutz nicht geben. Letzterer ist aber kaum noch Thema. Die sog. »Klimakleber« nehmen weder das US-Militär, noch die großen Konzerne in den Fokus, die weiterhin überall ihren Giftmüll in die Natur kippen.

»Das US-Verteidigungsministerium gilt als die Institution, die weltweit die größte Menge an Treibhausgasen produziert.«

- Le Monde Diplomatique

Und was ist mit den weltweiten Corona-Maßnahmen?

»Der massenhafte Gebrauch von Desinfektionsmitteln seit Beginn der Corona-Pandemie hat einer Studie zufolge zu einer starken Belastung der Böden geführt.«

- hessenschau

Und die tollen Masken?

»Nach Berechnungen der Umweltorganisation OceansAsia wurden im vergangenen Jahr 1,5 Milliarden Masken in die Weltmeere gespült — 6.200 Tonnen zusätzlicher Plastikmüll für die Ozeane.«

- N‑TV

Ist alles kein großes Thema. Weder in Politik, noch in der Gesellschaft. Ein paar Feigenblatt-Artikelchen müssen reichen.

Medien
Peter Köpf von der Berliner Zeitung traut sich was. Seine Kollegen bezeichnen ihn sicher schon als »Nestbeschmutzer«. Er hat es doch tatsächlich gewagt, in der unangenehmen Vergangenheit zu wühlen: »Die Nazi-Verstrickungen vieler Gründer westdeutscher Zeitungen werden auch heute noch verschämt verschwiegen.« Früher nannte man so etwas noch »investigativ«. Heute wird das entweder verschwiegen, diffamiert oder bekämpft. Empfehlenswerter Artikel!

Olaf Gersemann von welt.de am 26. November 2022

Früher hat man Spritzen-Abhängige in die Therapie geschickt. Heute arbeiten sie in diversen Redaktionsstuben.

Nach und nach kommt alles ans Tageslicht. Tröpfchenweise. So dass man es entweder ignorieren, relativieren oder kleinreden kann. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) hat jetzt behauptet, es hätte ausgewählte Journalisten-Runden im Frühjahr 2020 gegeben. Angela Merkel hätte bestimmte Pressevertreter eingeladen, damit sie das Corona-Regierungs-Narrativ verbreiten. Weder wurden kritische Fragen zugelassen, noch kritische Journalisten gefragt. Und woher hat dieser Querdenker-Kubicki nun seine Schwurbel-Erkenntnis? Von Telegram? YouTube? Nein. Von einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags (November 2022).

Neoliberalismus
Schöner Zufallsfund, den ich durch die abermals sehr gute Dokumentation (diesmal leider mit tendenziösem Unterton: »Corona-Impfgegner sind Nazis!«) von Gaby Weber, »Freiheit im Grünen Paradies? — Deutsche Neueinwanderer in Paraguay«, gefunden habe. Beim ehemaligen Diktator von Paraguay, Alfredo Stroessner, steht bei wikipedia folgender Satz:

»Paraguay entwickelte sich dank Stroessner zu einem vielversprechenden Markt

Stroessner ließ Tausende Menschen umbringen und verschwinden. Er vertrat die Interessen der USA, von großen Konzernen und Großgrundbesitzern. Freie Wahlen und Opposition gab es faktisch nicht. Die Interessen der Landbevökerung wurden jahrzehntelang unterdrückt. Aber was zählt das alles aus »westlicher Perspektive«? Hier steht noch ein ehrlicher Satz: Hauptsache der Profit stimmt. Menschen sind egal. Euer woker Moralismus ändert daran rein gar nichts.


Presseblick
Ziegenjournalismus

4 Gedanken zu “Presseblick (88)

  1. Lieber epikur,
    vielen Dank, daß Du Dir die Mühe machst und nochmal an all den Wahn und all das (dadurch verursachte) Leid erinnerst. Ich erlaube mir dennoch, mal abzuschalten, weil: ertrage ich nicht 247. Und weil ich nicht Schuld bin, fühle ich mich auch nicht schuldig, wenn ich jetzt ein Päuschen mache.
    *geht Weihnachtsplätzchen backen*

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