Mir liegt es fern, einen Donald Trump zu verteidigen, seine vermeintliche Menschenverachtung zu relativieren oder seine Dampfplauderei zu verharmlosen. Nur, was die Massenmedien hier weltweit veranstalten, hat mit sachlicher, objektiver oder unparteiischer Berichterstattung absolut gar nichts mehr zu tun. Hier wird mit übelsten Methoden, Kampagnenjournalismus, Propaganda und US-Präsidenten-Bashing betrieben. Wie immer, wird hier die Macht von US-Präsidenten künstlich hochgeschrieben, um anschließend alle Probleme zu personalisieren und auf Trump zu schieben. Ob mit oder ohne Trump, der militärisch-industrielle Komplex, das US-Gefängnis-System, die US-Geheimdienste, Hedge Fonds, Ratingagenturen, Großbanken, große Wirtschaftskanzleien, kriminelle Mafia-Vereinigungen-und-Kartelle, Konzerne sowie Milliardäre sind und bleiben das eigentliche Problem.
Steile These. Läßt sich mit wenigen Abstrichen auch auf Deutschland übertragen und ist nicht Trump-spezifisch. Der Mann ist jenseits der ihn tragenden Systeme auch als Mensch ein Typ, vor dem Frauen, Schwarze, Einwanderer und kritische Medienvertretr besser schreiend davonlaufen sollten.
Es ist halt so schön einfach, die Probleme eines Systems auf eine Person umzumünzen. Dann brauchen die Demokraten und Republikaner, die Think Tanks und all die anderen keinerlei Kritik an sich selbst üben. Macht man in Deutschland nicht anders. »Wir« sind Schuld das »wir« die AfD wählen, nicht etwa die Politik, welche die Menschen dazu treibt.
chriwi sagte am Mittwoch, 13. September 2017 um 13:12 :
Genau das. Das Problem ist, dass rechtes Gedankengut noch nicht genug unterdrückt, ignoriert, niedergeschrien und mit Gewalt bekämpft wird, nicht dass rechte Gedankengut selbst. »Symptome bekämpfen, nicht Ursachen!«, »Makes Germany Great Again«!
@altautonomer
»Der Mann ist jenseits der ihn tragenden Systeme auch als Mensch ein Typ«
Wie? Du kennst ihn persönlich? Als »Mensch«? Oder »kennst« Du nur das, was die Massenmedien über ihn berichten? Ich kenne ihn nicht persönlich. Wie gesagt, mir liegt es fern, ihn zu verteidigen, aber was die Massenmedien hier seit Monaten betreiben, ist doch nur noch Propaganda. Man kann doch auch als Linker nicht sagen, nur weil es plötzlich den vermeintlich »richtigen Bösen« trifft, ist sie nun erlaubt?
Außerdem kann man Donald Trump doch nicht »jenseits der ihn tragenden Systeme« betrachten und bewerten. Wie soll das gehen? Donald Trump »auf ein Bier«? Auch wenn die Macht von US-Präsidenten chronisch überschätzt und hochgeschrieben wird, so ist er doch fest eingebettet in all diesen Systemen, die ich oben beschrieben habe.
„Der Mann ist jenseits der ihn tragenden Systeme auch als Mensch ein Typ“
Der Typ ist nicht nur Mensch, sondern gehört darüber hinaus auch der Bourgeoisie an, also einer besonderen Spezies von Mensch, die sich mit Ihresgleichen normalerweise sehr gut zu vertändigen weiss.
Kritisch wird es bei denen mit der Verständigung erst, wenn es um die Verteilung von Krisenlasten geht, wer soll dafür zahlen, und über die künftige Orientierung in der Innen-und Aussenpolitik.
Donald Trump taugt eben besonders gut als Feindbild in Europa, weil er extrem polarisiert, alte liebgewonnene Gewohnheiten der Bourgeoisie kräftig durcheinander schüttelt, weil er nicht dem amerikanischen Mittelstand die Aufwartung macht, sondern sich an die niederen nationalen und rassistischen Instinkte des sog. Pöbels wendet.
Und das funktioniert aus meiner Sicht nicht schlecht, weil das bürgerliche Bewusstsein stets nach Anknüpfungspunkten für die eigenen ökonomischen Krisen sucht, sondern dankbar dafür ist, wenn da so eine »Füherergestalt« das endlich beim Namen nennt, was man selbst schon so lange gedacht hat .
Und da bin ich dann wieder ziemlich nah beim Epikur, ist der Trump, ausserhalb des Menschen Trump, für Europa doch gerade zu ein Glücksfall. Er eignet sich eben sehr gut dafür davon abzulenken, was man selbst gerne unnachgiebig betreibt.
Die militärische Aufrüstung nach Aussen und Innen, Abschottung der Aussengrenzen Europas,weiterer Abbau des Sozialstaates und demokratischer Rechte, mediale Aufwertung der extremen Rechten durch ihre ständige Präsenz in den Medien usw.. Wer im Glashaus sitzt, sollte in der Tat nicht mit Steinen werfen.
Die mediale Aufwertung der Rechten ist kein Versehen, sondern gewollt. Dieses Establishment braucht Trump und Konsorten als Bedrohungsszenario, um sich selbst als die einzige Alternative anzubieten.
Daß Trump tatsächlich Präsident wird, war ein Betriebsunfall, vorgesehen war eigentlich, ihn stark genug zu halten, um die Bedrohung glaubhaft zu machen, aber noch schwach genug, um ihn von der Macht fernzuhalten.
Das bis heute anhaltende, hysterische Entsetzen über Trump ist denn auch nicht der Sorge um die Demokratie und um liberale Werte geschuldet, sondern viel mehr das blanke Entsetzen darüber, daß die eigene Strategie nicht funktioniert hat.
Das salonliberale Establishment steckt in einem tiefen Dilemma: Würden sie sich mit den Kräften der neuen Linken, Libertären und Wertkonservativen, die sich im Hintergrund andeuten, zusammentun, könnten sie die Demokratie mithelfen zu retten, würden aber als Personen von den neuen Kräften aus ihren Positionen gefegt, zumindest zu erheblichen Teilen.
Also bleibt zur Erhaltung der eigenen Pfründe gar nichts anderes übrig, als sich verzweifelt an Posten zu klammern und weiter auf die bösen Rechten zu zeigen, sich dabei eine Maske des »Guten« aufsetzend, die die »liberale Demokratie« verteidigen wollen.
@epikur
Vor allem spielt so eine »Berichterstattung« Trump in die Hände; selbst manche US-Amerikaner, die ihm kritisch gegenüberstehen, werden da wohl nur mit dem Kopf schütteln. Sie sind schließlich US-Bürger und wenn »ihr Präsident« im Ausland so dargestellt wird, dann kann das unter Umständen sogar einen »solidarisierenden Effekt« auslösen.
epikur: »Wie? Du kennst ihn persönlich? Als „Mensch“? Oder „kennst“ Du nur das, was die Massenmedien über ihn berichten? « Gegenfrage: Muss ich erst jemanden umbringen, bevor ich mir darüber ein Urteil bilden kann, was ein Mörder ist?
Wenn ich sage »als Mensch«, dann meine ich jenseits seiner Eigenschaft als Funktionsträger, denn auch vor seiner Präsidentschaft war er ein Sauknochen, Sexist und Rassist. Ich beobachte auch seine Körpersprache beim Reden, seine Mimik und Gestik sowie die gesamte arrogante Performance.
Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=Jtc2e5Apfiw
Der YT-Kanal ist voll mit Videos seiner entsprechenden Reden.
Um Recht zu behalten wirst Du nun sicher behaupten, diese Spots seien alle mit einem Doppelgänger von Hollywood gedreht worden. Klar: Alles Fake und die Medien sind sowieso »Lügenpresse«.
Deine These erinnert mich an die des Duderich über die Plügelorgien der Polizei beim G20-Gipfel. Er meinte, dass die alle von »oben« gesteuert waren, also nur auf Befehl handelten. Damit wären wir bei Xavier Naidoos Marionettensong angelangt.
Dann gab es noch den „Women’s March on Washington“ mit viel Prominenz im Januar 2017. Da ich persönlich nicht auf der Demo war, könnte es sich bei den 500.000 Demonstranten auch um ein Fake der FAZ gehandelt haben?
Kay Sokolowsky schreibt über den Menschen Trump:
»—Drumpf, dieser geistig weder subtile noch intakte Alphaprimat bildet sich auf seinen Intellekt Dinge ein, die er auf Nachfrage gar nicht benennen (geschweige erklären) kann, und das ist leider nicht das einzige, was er mit faschistischen Führern früherer Epochen gemein hat. Eitelkeit ist keine Sünde, sondern menschlich; aber Eitelkeit, die sich als Charakterstärke spreizt, führt sicher in den Wahn und, je mächtiger die eitle Person ist, in großes Verderben für alle.
—Wenn solch ein Kerl, dem alles fehlt, was an Menschen bewunderungswürdig ist (Altruismus, Integrität, Selbstironie), Bewunderung für seine Verkommenheit erntet, wird er seine Soziopathie nicht mehr bloß für normal, sondern ideal halten, und die Hooligans, die ihn bewundern, werden sich diebisch freuen, wie ihr Vorbild die Bosheit, die sie am lebenden Leib verzehrt, zum Elixier seiner Existenz macht. D. J. Trump strahlt seit Ende Januar eine Vitalität aus, die andere siebzigjährige Männer nur mit harten Drogen erlangen.«
http://www.kaysokolowsky.de/trumpology‑2/
Art Vanderley sagte am Mittwoch, 13. September 2017 um 22:37 :
Ich nutze das mal als Aufhänger, weil ich mir schon eine ganze Weile den Kopf über den Aufstieg der Rechten (vor allem der AfD) zerbreche. Ich führe den Aufstieg der Rechten (zählen wir doch Trump, Le Pen und den generellen Rechtsruck welt-/europa-/deutschland-weit der Einfachheit halber auch mal dazu) auf die ungefähr selben Ursachen zurück:
Meiner Meinung nach ist der Aufstieg der Rechten durch einen Bug im System begründet, darum haben die restlichen Parteien der AfD auch nicht wirklich was entgegenzusetzen: Dass die AfD in Prognosen momentan nur niedrig zweistellig steht, liegt allein an den Wählern, die gar nicht so sehr verzweifelt bzw. von der Politik enttäuscht sein können, »solch« eine rechte Partei zu wählen. Es ist in keinster Weise irgendeiner Politik der »großen« Parteien zu verdanken, die von diesen eigentlich betrieben werden müsste. Noch haben die Wähler Prinzipien, genau so wie die meisten Wähler sowieso nur »aus Prinzip« überhaupt noch wählen gehen dürften. Dass sich da jemand ernsthaft was von verspricht, halte ich für illusionär. Ich habe mein Kreuz immer nur beim geringsten Übel gemacht — aber das kann’s ja wohl auf Dauer auch nicht sein.
Genau das hat die AfD allen anderen Parteien voraus: Ihre Wähler versprechen sich etwas von ihr. Sie glauben wirklich daran, dass die AfD die einzige Lösung ist, ja, dass die AfD überhaupt zum ersten Mal eine Lösung für sie ist im Gegensatz zu allen anderen Parteien: Diese werden entweder von der Presse schlechtgemacht oder betreiben eine Politik, die absolut am Leben dieser Leute vorbeigeht.
»Mittelmeerroute schließen« ist nun mal griffer als »Für ein Land, in dem wir gut und gerne leben« aus dem Mund der Person, die all die Unsicherheit verursacht hat und die daran schuld ist, dass manche Leute eben nicht mehr »gut in diesem Land leben«.
Der Bug im System ist der folgende: Die Medien sind nicht mehr dazu da, neutral aufzuklären, die Medien sind kommerzialisiert und müssen »Quote bringen«. Was bringt mehr Quote: Tod und Teufel in Form islamistischen Terrors oder die trockene Analyse der viel zu vielen drohenden Altersarmut? Ist ja auch viel griffiger: Bumm, Anschlag hier, Peng, Anschlag dort. Schlagzeile kurz überflogen, aha, wieder Terror, kurz die Stadt gemerkt, Kerze an, weiter im Programm.
Dass eine verschwindend geringe Zahl von Personen von islamistischen Terror betroffen sein dürfte im Gegensatz zum viel größeren Problem der Altersarmut, die einen Großteil der Gesellschaft treffen dürfte, versteht sich von selbst.
Das Thema »Terror« verkauft sich aber sehr viel einfacher und besser. Außerdem will sich keiner so wirklich mit seinem persönlichen Altwerden beschäftigen. Die Rente ist so was von weit weg, während der Terror genau jetzt passiert. Terror ist jetzt, Altersarmut ist halt irgendwann.
Während die Bevölkerung geschockt und eine Wut auf Terroristen entwickelt, stellen sich ihre Repräsentanten hin und faseln was von »fest zusammenstehen«, von »unserer Gesellschaft« und »unserer Demokratie«. Klar, sie sind ja auch nicht wirklich von den Probleme in »ihrer« Gesellschaft betroffen. Die Repräsentanten repräsentieren nie das Gefühl der Bevölkerung, verbalisieren es nie. Das machen dann die Rechtspopulisten und sorgen als einzige erst mal für eine Identifikation mit den Empfindungen der Bevölkerung.
Sie sagen als einzige ganz klar, dass islamistischer Terror »sehr wohl was mit dem Islam zu tun hat«, während alle anderen dies abstreiten. (Dass dies nicht wirklich so ist, geht im Mainstream-Medien-Dauerfeuer halt einfach unter.) Und für die einfache Bevölkerung ist es ebenfalls völlig klar, dass islamistischer Terror eben doch was mit dem Islam zu tun haben muss. Die Rechtspopulisten haben den ersten Fuß in der Tür.
Was wird der Bevölkerung als Lösung angeboten?
Die Rechtspopulisten:
- »Terror bekämpfen!«
— »Zuwanderung stoppen!«
— »Grenzen dicht!«
Die anderen:
- Weiterleben wie bisher.
— Sich nicht unterkriegen lassen.
— Sich nicht aufhetzen lassen.
— Kurz gesagt: Nichts.
Dann kommen von »linksgrüner« Seite so Sachen wie: Es ist unsere Politik, die für den Terror verantworlich ist. Der Zusammenhang, dass die Bomben in fernen Ländern hier »bei uns« für Terror sorgen, interessiert die Leute nicht. Pathologisierung interessiert die Leute generell nicht. Sie möchten einfach, dass etwas dagegen getan wird. Und versprechen, etwas dagegen tun — das tun nur die Rechtspopulisten. Die Rechtspopulisten haben den zweiten Fuß in der Tür.
Und in diesem Klima kommt es dann zur Flüchtlingskrise und hundertausende/millionen Menschen aus dem vermeintlich gleichen Kulturkreis wie islamistische Terroristen sollen ins Land kommen. »Wir schaffen das« ist die einzige Erklärung, an die die Bevölkerung sich klammern darf, um die »Krise« zu bewältigen.
»Wir schaffen das?« »Wir?« »Wer ist wir?« Die Leute lesen Sachen wie »Wir müssen lernen, grenzenlos zu denken« oder »Wir müssen es schaffen«. Die Leute wollen aber nichts »müssen«, die Menschen möchten in Ruhe weiterleben. Es interessiert sie nicht, dass »Grenzen machen die Welt klein, verhindern Austausch«. Die Bevölkerung möchte nicht »ausgetauscht werden« (astreiner Rechten-Slang).
Wer schreibt denn so was? Martin Walser. Aha, irgendwelche weltfremden Intellektuellen. Und »Journalisten«. Lügenpresse halt.
Und wer kommt dann an »Wir müssen gar nichts! Wir müssen bloß:«
- »Grenzen dichtmachen!«
— »Mittelmeerroute schließen!«
— »Illegale Einwanderer abschieben!«
— »Einwanderung stoppen!«
Die Bevölkerung hört bloß »Ihr müsst gar nichts machen. Ihr müsste uns nur wählen. Wir erledigen dann den Rest für euch (im Gegensatz zu allen anderen Parteien).« Die Rechtspopulisten haben den dritten Fuß in der Tür (geht das?).
Dieser unheiligen Allianz aus Medien-Tollwut und völlig natürlichen menschlichen Reaktionen haben alle anderen Parteien schlicht nichts entgegenzusetzen. Sie bekämpfen die Rechten mit Redeverboten, die von den Gerichten kassiert werden, titulieren sie als »Pack«, bis sich die Anhänger der Rechtspopulisten den Begriff »Wir sind das Pack« selbst auf die Fahne schreiben. Antifaschistische Gruppierungen setzen Wirte unter Druck, rechten keine Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, PEGIDA-Sympathisanten den Zutritt zu verwehren und sind später gezwungen, ihr Lokal zu schließen. Immer wieder geht dieser vermeintliche »Kampf gegen Rechts« schief und macht die Rechten nur noch stärker. Bücher werden von Bestsellerlisten genommen, weil sie rechtsextremes Gedankengut enthalten. Das Ganze wird publik, schon erklimmt die Auflage ungekannte Höhen. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Der Medien-Mainstream sorgt für eine Verzerrung der Realität, indem er Probleme viel größer erscheinen lässt, als sie eigentlich sind oder lenkt den Fokus von den wirklichen Problemen weg. Die Politik lässt die Bevölkerung mit den Problemen völlig allein stehen, ohne wenigstens irgendwie zu erklären, wie sie sie denn bitte bewältigen soll. Und die Rechten präsentierten sich als einzige vermeintliche Lösung.
Merke: Die einzige Realität ist die Wahrnehmung. Und das nutzen die Rechtspopulisten gnadenlos aus.
@Die Melone
»Klar, sie sind ja auch nicht wirklich von den Probleme in „ihrer“ Gesellschaft betroffen. «
Ganz wichtiger Punkt, bin ich nicht von den Folgen betroffen, kann ich mich korrumpieren lassen bis dorthinaus.
Krawall bringt Quote, das ist sicher ein Aspekt, aber darüberhinaus wissen die meisten Journalisten schon recht genau, was sie tun.
Diese ständige bipolare Erzählung, es gäbe nur rechts oder die sogenannte liberale Demokratie, ist gezielt platziert- machthungrige Menschen, die über zuwenig Kompetenz verfügen, müssen das Niveau künstlich unten halten, um sich selber in ihren Positionen halten zu können.
»Sie sagen als einzige ganz klar, dass islamistischer Terror „sehr wohl was mit dem Islam zu tun hat“
Der typische Fall einer Halbwahrheit, die nur eine Chance hat wegen der Sprachlosigkeit der etablierten Kräfte.
Natürlich hat der Terror was mit dem Islam zu tun, was sonst? Nur halt nicht a la AfD, dem Islam insgesamt.
Jede Religion hat ihre Extremisten, normal, vor allem aber ist der islamische Faschismus ein politisches Phänomen, gut vergleichbar mit dem europäischen Faschismus. Genauso könnte man also sagen, der »hiesige Faschismus hat was mit den westlichen Gesellschaften zu tun«.
»Ach echt? Gähn..« müßte die Antwort auf solche AfD-Plattitüden lauten, stattdessen Totalversagen bei den »liberalen Demokraten«.
Zustimmung zum drittletzten Absatz, die Stärke der Rechten ist vor allem die erbärmliche Schwäche der anderen Kräfte.
Das Problem fängt schon damit an, analytisch genau schon gleich zu Beginn in diese Rechts-Mitte-Links-Falle zu tappen. Hier zeigt sich schön, wie man Menschen dazu bringt, immer nur in festen Bahnen zu denken.
Ich nutze das mal als Aufhänger, weil ich mir schon eine ganze Weile den Kopf über den Aufstieg der Rechten (vor allem der AfD) zerbreche.
Der eigentliche »Aufstieg der Rechten« fand vollkommen unbemerkt statt, weil er sich kontinuierlich und verborgen, innerhalb der so genannten »Mitte« abspielte. Union (siehe bspw. Ahlener Programm) und SPD hatten vor vielen Jahrzehnten vollkommen andere Programme, die heute ohne weiteres als »Kommunismus« verschrien werden würden. Aber nun, da wir ja »rechts« wieder so eine »Frustwähler-Sammelstelle« wie die AfD haben, ist das Narrativ ja zum Glück wieder gewahrt. Die Lösung müsste eigentlich darin bestehen, die Union und SPD eben objektiv als das zu bezeichnen, was sie inhaltlich eben sind: rechtsradikale Parteien — lediglich ohne (pauschale) Fremdenfeindlichkeit (Hass gegen den Islam sät z. B. ja auch vor allem die Mitte), dafür mit Alice-Schwarzer-Karriere-Feminismus und Homo-Ehe!
Nun zeigt die »Mitte« mal wieder mit dem Finger auf »die Rechten« (die sie selbst bewusst geschaffen hat...) — und spielt damit »Haltet den Dieb«. Gewolltes Ziel ist damit einmal mehr, die eigene, menschenverachtende (= »rechte«) Politik weiter als »mittig« darzustellen, um möglichst viele Wähler in der nicht minder verdorbenen Gesellschaft zu erreichen; also auch die, die sich gekünstelt von sowas wie der AfD angeekelt fühlen, obwohl sie z. B. sozialpolitische Ansichten aus dem Mittelalter vertreten. Man gibt den vollkommen neoliberal verzogenen Michels, die eh nur »Neid nach unten« kennen und denen die neoliberale Menschenschinderpolitik noch nicht weit genug geht, zugleich ein noch radikaleres Frustablassventil, wahrt dabei die Mehrheitsverhältnisse im Parlament als auch der Gesellschaft — und sorgt nebenbei dafür, dass die parlamentarische Linke (überall in Europa) weiterhin völlig marginalisiert bleibt.
Ja, manche Linke fallen auch auf das Spielchen rein und solidarisieren sich mehr oder weniger unbewusst dann auch wieder mit dieser »Mitte«; nur aus Angst vor den »Rechten«!
Was konkret Trump betrifft, kann ich das, was Art Vanderley dazu ausführt, 1:1 unterschreiben!
Sehr interessante Punkte, ihr beiden.
Was mich am allermeisten irritiert: Wie zur Hölle konnte die AfD bei der Bundestagswahl 2013 aus dem Stand nach nur einem halben Jahr Existenz auf 4,7 % kommen?
Wahlergebnisse werden durch Geld und Connections zur Presse erreicht: Hatte die AfD damals also schon gleich irgendwelches dickes Budget im Rücken oder so gute Connections zur Presse? Oder genügte schon die ganze mediale Aufmerksamkeit der Presse, um die AfD auf dieses Ergebnis zu hieven?
Ich bin ja eher der Meinung, erst kommt der Einfluss, dann die Aufmerksamkeit. Und nicht umgekehrt. Oder gibt es irgendeinen anderen Grund, der mir grad partout nicht einfallen will?
Melone:
http://uebermedien.de/19195/afd-auf-dauersendung/
AfD-Politiker in Radio und Fernsehen (Stand: 6.9.)
Alice Weidel
Interview bei „Vis à vis“ (Inforadio RBB) 21.7.2017
„Interview der Woche“ (SWR2) 5.8.2017
Interview im „Wahltaxi“ (RTL2) 8.8.2017
„Interview der Woche“ (DLF) 11.8.2017
„Anne Will“, Talkshow (Das Erste) 20.8.2017
Interview „Morgenmagazin“, 28.8.2017, ZDF
Wahlrunde „Die zehn wichtigsten Fragen der Deutschen“ (Sat.1) 30.8.2017
Interview „Unter den Linden Spezial“ (Phoenix) 4.9.2017
Wahlrunde „Wie geht’s Deutschland“ (ZDF) 5.9.2017 (selbst abgebrochen)
Alexander Gauland
„Sommerinterview“ (RBB) 23.7.2017
„Stars befragen Spitzenpolitiker“ (BamS), 13.8.2017
Interview bei „Deutschland wählt!“ (Deutschen Welle) 17.8.2017
„Überzeugt uns! Der Politikercheck“ (ARD), 21.8.2017
Interview bei „Fahrbereitschaft“ (rbb) 23.8.2017
„hart aber fair“, Bürgercheck (Das Erste) 28.8.2017
Frauke Petry
Interview bei „Frag selbst“ (ARD) 13.8.2017
Interview im „Morgenmagazin“ (ARD) 21.8.2017
Beatrix von Storch
„Sommerinterview“ (RBB) 6.8.2017
Björn Höcke
„Sommerinterview“ (MDR) 23.7.2017
Jörg Meuthen
„Sommerinterview“ (SWR) 27.7.2017
Markus Frohnmaier, Junge Alternative für Deutschland
Protagonist bei „Volksvertreter“ (ZDF neo) 27.7.2017
Georg Pazderski, Landesvorsitzender Berlin
„Sommerinterview“ (RBB) 14.8.2017
Uwe Junge, Landesvorsitzender Rheinland-Pfalz
„Sommerinterview“ (Sat.1) 28.6.2017
„Sommerinterview“ (SWR) 21.7.2017
Stephan Brandner, Spitzenkandidat Thüringen
Wahl-Interview (MDR Kultur) 19.8.2017
Waldemar Birkle, Direktkandidat Kreisverband Pforzheim
Interview bei „Dunya Hayali“ (ZDF) 9.8.2017
Meine Einschätzung dazu:
Die in den Talkshows geäußerten Positionen der AfD-Gäste unterscheiden sich doch nur graduell von denen der Vertreter der »demokratischen« Parteien. Dabei sprechen die durchgeknallten Spitzen der AfD doch nur aus, was die Mitglieder der anderen Parteien denken, aber nicht zu sagen wagen. Besuch mal eine Ortsvereinssitzung der SPD im Ruhrgebiet und Du wirst erstaunt sein, welches Stammtischniveau dort herrscht..
Wenn nun vielerorts zerstörte Wahlplakate der AfD auf den Gehwegen liegen, frage ich mich natürlich, warum nicht auch die von SPD, CDU und Grünen?
Schon zu meinen aktiven Antifa-Zeiten wurde darüber diskutiert, ob es weniger Gründe gibt, einen Parteitag/eine Kundgebung der SPD zu stören, als den der Republikaner.
@altautonomer Der Artikel listet die Dauerpräsenz der AfD in den Medien heute auf. Aber: Wie kam sie dorthin, dass sie für die Medien so schnell so interessant wurde? Wie kam dieser schnelle Aufstieg (BTW 2013: 4,7 % ein halbes Jahr nach Parteigründung) zustande?
Ja, das macht Sinn: Was die »Partei-Basis« intern denkt und was die Partei-Spitze nach außen hin sagt (warum fühle ich mich grad genötigt »sagen darf« zu schreiben?), könnte auch so ’ne Art schizophrenen Effekt innerhalb der Parteien haben, von dem sich die AfD durch Artikulation genau dessen, was die anderen Parteien intern nur denken (dürfen?), als einzige frei macht.
(Gott, ich hör mich an wie ’n Psychologe ...)
Grau ist alle Theorie. Vielleicht: Nazis sind »halt einfach scheiße« und bei denen darf man das. Möglicherweise ist das Plakate abreißen einer der einfachsten Wege, sich als Held/Oberdemokrat/Super-Antifaschist/Freiheitskämpfer zu fühlen. Immerhin noch mehr Action, als irgendwelche Lichterketten zu bilden. Bringt ja auch mehr Aufmerksamkeit (aufgrund der medialen Präsenz der Partei), als z. B. NPD-Plakate abzureißen. Denn: Wen interessiert heutzutage noch die NPD, wenn die AfD grad »der heiße Shit« ist?
Da ist eh so ’ne dunkle Ahnung: Am »Kampf gegen Rechts« wird nicht teilgenommen, damit es weniger Nazis gibt, sondern dass man sich selbst einfach besser fühlen darf. Man hat ja wenigstens was getan, Gesicht gezeigt etc.
So lange da aber nur so »volksnahe Vertreter« — mit denen sich die normale Bevölkerung garantiert besonders gut identifizieren kann — wie Models, Promis und Profi-Fußballer »Gesicht zeigen«, wirkt das alles aber leider irgendwie lächerlich. Ich würde mir ernsthaft Sorgen machen, wenn meine Kinder allein wegen so was »halt irgendwie gegen rechts« wären.
@Die Melone
Ich glaub nicht, daß die AfD durch mediale Unterstützung hoch kam, das ist viel einfacher.
Die Medien sehen die AfD durchaus als negatives Phänomen, nicht wenige Journalisten meinen das auch ehrlich. Nur ist dort dasselbe passiert, was im gesamten linken und liberalen Lager passiert ist:
Salonliberale Karrierist/innen haben sich dieses Lagers bemächtigt und mißbrauchen es für ihre egoistischen Interessen, und irgendwie haben sie es geschafft, die meisten derjenigen in intellektuelle Geiselhaft zu nehmen, die es durchaus ehrlich meinen mit den linksliberalen Ideen.
Viele Ehrliche trauen sich nicht, realen Feminismus und Migrantenkult zu kritisieren, aus fast panischer Angst, als rechts zu gelten, an vielen Unis kann einen das sogar den Job kosten.
Diese Salonliberalen benutzen die Rechten als Erpressungspotenzial, um sich selber als die einzige Lösung darzustellen. Die Einladungen in Talks sind einerseits eine richtige Strategie, totschweigen wäre gefährlich. Nur werden in den Talks dann allzu oft wieder nur Plattitüden verbreitet und die Rechten als Buhmann hingestellt, an die tieferen Ursachen für rechts will keiner ran.
Der schnelle Aufstieg der AfD kam einfach daher, daß Deutschland keine rechtspopulistische Partei hatte, neben Spanien das einzige größere Land in Europa. Die sind einfach in eine sperrangelweit offene Lücke gestoßen.
Und es stimmt auch, was altautonomer sagt, gerade in Teilen des sozialdemokratischen Milieus gibt es ein nicht zu unterschätzendes Milieu von Leuten, denen der reaktionäre Geifer literweise aus dem Mund läuft, wenn sie sich politisch äußern.
Art Vanderley sagte am Freitag, 15. September 2017 um 20:28 :
Ich habe nicht das Gefühl, dass sich die Rechten von irgendwem benutzen lassen. Diese Theorie der liberalen Hintermänner klingt mir zu verschwörungstheoretisch: Wer sollte so mächtig sein, dass er wirklich denkt, die Rechten derart kontrollieren zu können? Vor allem, wenn es sich um Hintermänner in den Parteispitzen handelt.
Oder sind mit »Salonliberalen Karrieristen« gar keine Leute innerhalb der Parteien gemeint?
Das beste Argument gegen Rechts sollten die Rechten selber sein: Was sie denken, was sie sagen, was sie »vorhaben«. Nur leider sind die anderen Parteien als Alternative nicht gerade überzeugend. Wer die anderen Parteien als Alternative darstellt, macht sich lächerlich.
Was ist mit der NPD und den Republikanern? Rechte Parteien gab es auch schon vorher.
Das Bild eines Dampfdrucktopfes entsteht vor meinem geistigen Auge ...
P.S.: So langsam wabert da eine Geschichte durch, die meine Theorie stützen könnte (dass politischer Erfolg allein vom Marketing(-Budget) und von publizistischen Connections abhängt):
https://www.lobbycontrol.de/2017/09/verdeckte-afd-wahlwerbung-die-groessten-intransparenten-geldfluesse-der-letzten-jahre/
Die aufgeführten Unterstützer haben sich zwar erst ab ca. 2016 als Vereine zusammengefunden, aber wer sagt denn, dass die AfD nicht schon vorher irgendwelche Hintermänner hatte, die andere rechten Parteien zuvor nicht hatten?
@Die Melone
Du hast mich falsch verstanden, die Rechten werden nicht kontrolliert, sondern ihre Existenz politisch benutzt.
Pseudoliberale, die immer von der »liberalen Demokratie« faseln, aber gleichzeitig Agenda- und Idenditätspolitik betreiben, haben sich die Rechten nicht herbeigebetet, sie sehen durchaus die Gefahr, die von denen ausgeht, vor allem für sich selber.
In dem Moment aber, wo sie da sind, gibt es vor allem in Medien und Teilen der Politik den Versuch, sie dann wenigstens zu instrumentalisieren, um weiter die Mär von der durch und durch liberalen Gesellschaft erzählen und sich vor allem in den eigenen Positionen halten zu können. Klassische »Haltet-den-Dieb«-Strategie.
»Wer die anderen Parteien als Alternative darstellt, macht sich lächerlich.«
Genau das ist das Problem, zu große Teile der etablierten Parteien haben ihre Werte dem Neoliberalismus geopfert, wie sollen die jetzt auf die rechte Herausforderung reagieren können?
»Was ist mit der NPD und den Republikanern? Rechte Parteien gab es auch schon vorher.«
Aber keine, die breiter wählbar war und Strukturen hat, die schlagkräftig genug ist. Auch inhaltlich ist die AfD nur in Anteilen rechtsextrem, mehrheitlich sind die eher rechtskonservativ und ziemlich neoliberal. Die Unterstützung durch potente Geldgeber dürfte auch eine wesentliche Rolle spielen, stimme zu.
Der Begriff »liberal« ist für mich leider neoliberal verseucht. Die eigentliche Bedeutung des Begriffs habe ich mittlerweile nahezu vergessen. Dieses »instrumentalisieren« scheint sich auf ein »unsere ach so tolle liberale tolerante offene gerechte Gesellschaft« gegen »das Pack/die Nazis/die Hetzer« zu beziehen. Anders formuliert: Die Bürger sollen den Parteien gefälligst ihre Arbeit abnehmen — die Parteien sind eigentlich dafür zuständig, die Voraussetzungen zu schaffen, dass rechte Hetze gar nicht erst auf fruchtbaren Boden fallen kann. Dieser Verpflichtung kommen die Parteien seit Jahren nicht nach (wenn sie ihr überhaupt je nachkamen), darum haben wir jetzt eine starke AfD und kein Mittel dagegen: Den Kampf, den die Parteien führen müssten, können die Bürger gar nicht gewinnen.
Insofern das »instrumentalisieren« also derart gemeint ist, stimme ich voll zu. Was bei dieser Taktik also quasi schlicht übersehen wurde: Es empfinden sich nicht alle Bürger als Teil dieser so tollen Gesellschaft bzw. diese Gesellschaft als derart toll und — was die Jahre zuvor einfach nicht der Fall war: — die AfD »gibt ihnen zum ersten Mal eine Stimme«. Es war früher nie ein Problem, jetzt ist es — durch die AfD — ein Problem.
Ich korrigiere: Auch früher schon gab es dieses Problem, nur hat es (erst) jetzt eine Lobby.
Der Neoliberalismus muss dorthin, wo er hingehört: Auf den Friedhof der Geschichte. Die Antwort auf eine rechte Politik kann nur eine dediziert »andere« (damit ich hier nicht »linke« schreiben muss) Politik — es tut fast schon weh, das schreiben zu müssen: — im Interesse der Bevölkerung sein: Man fischt der AfD ihre Wähler nicht im eigenen Gewässer weg.
Das »breiter wählbar« bringt mich auf eine ganz andere Fährte: Zu Beginn war die AfD doch — wenn ich mich recht erinnere — nicht mehr als diese Euro-kritische »Professoren«-Partei. Sie hat also im Gegensatz zu den anderen rechten Parteien gleich auf einem ganz anderen Niveau begonnen. Und — wie ein Blick in die Wikipedia verrät: März 2013 kam es zu einer Zuspitzung der Eurokrise (Eurokrise war damals sowieso allgegenwärtig). Ein halbes Jahr später sind Bundestagswahlen und eine frische, unverbrauchte Partei, die genau dieses eine Thema besetzt, schießt aus dem Stand auf fast 5 %. So langsam ergibt das Ganze doch einen Sinn.
Und heute — vier Jahre später — besitzt die Partei ein ganz anderes Profil als ihre »Gründungsväter« ihr geben wollten. Darum ist z. B. auch der Lucke nicht mehr dabei. Andere Kräfte haben sich in der Partei breitgemacht.
Gentlemen, ich denke, wir kommen der Sache langsam näher ...
(Trotzdem fehlt noch irgendwie der Grund für die Initialzündung: Wer findet die ausschlaggebende Verbindung zur Publizistik? Und/Oder zum Kapital? Ansonsten müsste man ja fast davon ausgehen, dass eine Partei nur die richtigen Themen besetzen muss, um Erfolg zu haben — was ich doch sehr stark bezweifle.)
@Die Melone
»dass eine Partei nur die richtigen Themen besetzen muss, um Erfolg zu haben – was ich doch sehr stark bezweifle.)«
Doch, so einfach ist das, viele Menschen lechzen geradezu nach so einer Partei. Gleichzeitig aber auch nicht, unter AfD-Wählern gibt es viele, die nur noch destruktiven Protest wählen und vom System nichts mehr erwarten.
Die »Initialzündung« schreibe ich nach einiger Überlegung der Einfachheit halt halber mal ihrem »Gründungspersonal« zu:
Die »Überläufer« tragen ihren Teil zur medialen Aufmerksamkeit bei. Zusammen mit ihrer Fokussierung auf die Eurokrise (das beherrschende Thema der damaligen Zeit) dürfte dies die Antwort auf unsere Frage sein.
Hier mein abschließender Artikel dazu: Der Aufstieg der AfD.