»Ich bin dagegen, denn ihr seid dafür!«

Dieses Zitat der Berliner Punkband »die Ärzte« aus ihrem Lied »Rebell« verdeutlicht eine Lebenseinstellung, die sich vom Mainstream-Denken abgewendet hat. Wieder einmal muss ich das Thema der Kritik, der »Dagegen-Mentalität« aufgreifen, denn zurzeit begegne ich wieder vermehrt Menschen, die fatalistischer kaum sein könnten: »Kann man eh nix machen«, »Es war schon immer so« oder »Bringt doch eh alles nix mit Deiner Dagegen-Einstellung«. Dabei wird von vielen das Wesen der Kritik weder thematisiert, noch für wichtig erachtet. Ohne Kritik keinen menschlichen Fortschritt. Ohne Kritik keine gesellschaftlichen Verbesserungen. Wie stellt Ihr euch das Zusammenleben in einer menschlichen Gesellschaft vor, in der  alles geschluckt, akzeptiert und nichts hinterfragt wird?

Frank vom Blog »de tempore« hat in seinem aktuellen Beitrag auf Sinn und Unsinn der politikkritischen Bloggerei verwiesen. Was will und was kann man wirklich erreichen? Regen wir wirklich Menschen zum Nachdenken an oder erreichen wir meist eh nur diejenigen Leser, die eh schon der gleichen Meinung sind? Endet die politikkritische Bloggerei letzten Endes also in einem egozentrischen Geschreibsel? Oder kann jeder noch so kleine Schritt, gemäß eines afrikanischen Sprichwortes, mithelfen die Welt zu verbessern?

Inwiefern Bequemlichkeit, Faulheit oder Politikverdrossenheit vorliegt ist oft schwer zu sagen. Ich vertrete schon lange die These, dass die sog. »Politikverdrossenheit« oft nur die Bequemlichkeit und Faulheit ist, den eigenen Tellerrand zu verlassen. Jemand der sich nur mit Themen und Dingen beschäftigt, die in erster Linie seinen Alltag betreffen, ist für mich politikverdrossen. Sich mit Politik zu beschäftigen heißt nämlich nicht, sich zwingend mit Politikern oder Parteien zu beschäftigen. Wer sich für die gesellschaftliche Ordnung mit all ihren Facetten, Methoden und Strukturen interessiert, ist politisch interessiert.

Dagegen zu sein, aufzubegehren, kritisch zu sein, nachzufragen usw. kann viel Kraft und Energie kosten. Andererseits gibt es nichts schöneres, als eine neue Perspektive zu erfahren, sein Bewusstsein zu erweitern, seinen Horizont zu vergrößern. Stillstand und einseitiges Denken stehen den Menschen nicht gut. Ich kann es durchaus nachvollziehen und verstehen, wenn sich Menschen in ihr persönliches Schneckenhäuschen zurückziehen. Vielleicht sollte man aber auch mal vermitteln, dass Politik, politische Themen und soziales Engagement durchaus auch Spass machen können.

17 Gedanken zu “»Ich bin dagegen, denn ihr seid dafür!«

  1. Na ja, — das mit dem Spaß dabei empfinden ist so eine Sache. Bei sozialem Engagement und normaler Auseinandersetzung mit politischen Themen absolut richtig. Aber im Verbund mit Kritik, wird es schwierig. I.d.R. fängt man dann an sich »darüber« zu stellen. Kritik an eine fatalistische Wand zu werfen, und dabei Freude zu empfinden, kann über Sarkasmus und zynischem Drüberstehen zur bösartigen Kehrseite, und am Ende zu gelebtem Dauernegativismus werden. Menschen die dies noch imstande sind zu reflektieren, und rechtzeitig umschwenken, oder Pause machen, können manchmal damit auch eine Menge vermitteln. Den eigenen Energiehaushalt (wenn ich das mal so lapidar sagen darf ) zu kennen, finde ich schon wichtig.
    Was die »fatale« Bequemlichkeit und Faulheit betrifft, kann ich leider nur zustimmen, und ist in besonders schlimmen Formen vorzufinden. Bei uns z.B. gibt es Kreisräte, welche nicht mal über die üblichen Privatisierungsaktionen von Städten in Zeiten vor der Finanzkrise informiert sind. Z.B. Wasserwirtschaft, Straßenbahnetze, Krankenhäuser etc. So die spezielle Form des Dorfpolitikers, den jeder clevere Geschäftsmann von außen direkt in die Tasche steckt. Leute die jetzt unter Federführung eines mit allen Wassern gewaschenen einzelnen Kreisrates mit dem größten Unternehmen in der Gegend, der sein Vorgehen mit Kauder selber abstimmt, über Krankenhausprivatisierungen entscheiden sollen. Und eine Krankenhausbelegschaft muss tatsächlich jetzt über Filmvorführungen, Informationsabende diese Kreisräte informieren. Dabei sind aber offensichtlich Erfolge zu sichten, was zeigt das es nicht umsonst ist. Aber eine Krankenhausbelegschaft hat es geschafft, sich binnen zwei Wochen ein Wissen an zueignen, zu welchem die politischen Führer in Jahren politischer Arbeit nicht fähig zu waren. Das kann man ruhig mal mit der bundesweiten Ebene vergleichen. Deshalb hast du recht. Diese »Bequemlichkeit« betrifft alle, und die Politiker leben diese Politikverdrossenheit ja auch munter vor ;-) Was die Sinnlosigkeit des bloggens angeht, stimme ich sicher der Egonzentrik zu, denn diese Egozentrik ist schon nötig um das zu schreiben was man wirklich selber denkt, aber jetzt nicht unbedingt zum praktischen Ausleben von Egozentrik führen muss. Aber wenn man dabei den eigenen lokalen Rahmen und seine Menschen gedanklich, und auch ruhig mal praktisch mit integriert, dann kann so ein blog eine herrliche Brücke unter den Menschen im lokalen Rahmen, wie auch nach draußen bilden. So umsonst ist das jetzt auch nicht, wenn man noch fähig ist, einzelne Menschen und ihre Veränderungen als Erfolg zu sehen.

  2. Also ich perönlich habe schon viel aus den diversen Blogs und den sich dort anschließenden Diskussionen gelernt. Das eigene Bloggen ist da mehr ein Gedanken-sortieren , archivieren und verarbeiten der Informationen und Ereignisse.Mir hilft das dann auch, den Blick aufs große Ganze zu schärfen, das eingefahrene Muster besser zu erkennen und Wege zu erschauen, die dieses Muster durchbrechen können . Für mich war es dann irgendwann wichtig, auch diejenien Menschen in meinem Umfeld außerhalb der Blogosphäre direkt anzusprechen, die meinen, sich lediglich den Sachwzängen unterordnen zu müssen und die sich gar nicht im klaren darüber sind, was diese Haltung dann im realen Leben der Opfer jener Sachzwänge anrichtet. Ich habe diese Menschen dann einfach mal in mein Blog eingeladen und auf weitere, tiefgreifendere und umfassendere Infoquellen und Analysen verwiesen, die der gängigen Meinungsmache entgegenwirken. Dieser Schritt war für mich sehr wichtig, auch wenn viele das viell. als Anklage verstanden haben. Es sollte keine Anklage im Sinne der Schuldzuweisung sein, es sollte lediglich ein Vorstoss gegen die Ignoranz sein, die mir hier mitunter begegnete und die mich oftmals sehr schockiert hat.

    Da ich in einem politischen Haushalt aufgewachsen bin, weiss ich eben auch was engagierte, solidarische Menschen alles erreichen können, auch wenn es immer wieder schwere Rückschläge gibt . So bin ich innerhalb der Antiapardheitsbewegung großgeworden und habe dann live miterlebt wie Nelson Mandela, nach 27 Jahren Gefangenschaft, 30 Jahre nach seiner Verhaftung zum südafrikanischen Präsidenten gewählt wurde.Das hätte sich lange Zeit kaum jemand vorstellen können.

    Nun ist es aber natürlich auch wichtig, mit den eigenen Kräften zu haushalten, das weiss ich sehr gut, mein eigener Vater und zahlreiche seiner Freunde haben sich mitunter bis zu völligen Erschöpfung verausgabt, nicht wenige sind an dieser Verausgabung gestorben. Auch ist es wichtig, sich selbst und das eigene Handeln immer wieder in Frage zu stellen, nicht still zu sehen, weiter zu gehen, sich die Freude zu erhalten und das Schöne nicht aus dem Blick zu verlieren.

    Also, ich danke dir Epikur, dass du hier deine Gedanken und Ansichten kund tust, die auch meinen Horizont erweitern, ebenso danke ich Frank für die Weise, auf die er das in seinem Blog tut (will jetzt nicht alle aufzählen, denen ich noch danke, will sie hier nun kurz auch erwähnt haben ;-).

    Frohes Schaffen und häppy springtime everyone!

  3. Ich lese hier, bei Frank, bei antiferengi und der Geheimrätin ... und mich treiben die gleichen Fragen um. Kürzlich schrieb ich an einer anderen Stelle, dass das Bloggen auch dazu diene Kontakte zu Menschen zu bekommen, die über mache Dinge ähnlich denken. Es ist ein Vergewisserung, das man mit seinen eigenen Gedanken, nicht völlig daneben liegt ... das ist schon viel wert.

    Was das Erreichen anders denkender Menschen angeht — also der Herstellung der oft beschworenen Gegenöffentlichkeit — sehe ich inzwischen ein düsteres Bild. Warum sollte sich jemand überwinden neue Gedanken zu denken, das macht nur Angst. Ich habe einmal in einer Offline-Diskussion den Satz gehört »Das will ich gar nicht wissen« ...

  4. Bequemlichkeit und Faulheit? Also das möchte ich den Menschen nicht unterstellen. Ich glaube viel mehr, das es Angst ist, Angst davor sich zu blamieren, etwas »falsches« zu sagenoder zu tun.

    Es ist einfach schwierig über den »eigenen Schatten« zu springen. Wir haben alle unseren eigen Schatten, den wir noch nicht bezwungen haben. Liegt das nun an der Bequemlichkeit und der Faulheit? Oder vielleicht doch nicht? Das kann sich nur jeder selbst beantworten.

  5. Hallo zusammen, tja, was ich bei de tempore geschrieben habe gilt für de tempore — genauer gesagt: ich schütze mein blog davor, mit Tagespolitik beschmutzt und verbrannt zu werden (weil mir das so bei Amok Koma passierte). Das heißt nicht, daß ich nicht mehr politisch denke oder aktiv bin, nur eben nicht mehr im blog und im web, sondern wenn, dann vor Ort in Konstanz. Und ab und zu kommentiere ich ja auch politische Themen auf anderen blogs.
    Es geht mir lediglich darum, acht zu geben, da ich mit de tempore bewußt etwas anderes machen wollte als ein Polit-Blog.

  6. Danke für den Text. Du sprichst mir aus dem Herzen. Meine eigene Mutter, und meine Geschwister, werfen mir Negativ-Denken vor, weil ich »immer schon dagegen war«, d.h. ich schwimme als Atheist und Linker völlig gegen den Strom in meiner eigenen Sippe. Diesen Sonntag erlebte ich mit meiner ältesten Schwester — katholische Pfarrsektretärin von Beruf — eine Überraschung. Als ich die nach der Zahl der Kirchenaustritte fragte, wegen des Mißbrauchsskandals meinte die nur, die Thematik würde sie nicht interessieren, und sie hätte die nicht verfolgt. Wunderbar! Die Erklärung passt zu deinem Text wie die Faust auf’s Auge. Es ist nicht nur Bequemlichkeit und Faulheit, wie du meinst, sondern bewußte Ignoranz mit dabei — einzige »aber«-Äußerung von mir. Ich lies die Thematik, weil die im Kaffeekränzchen schon weiter waren....

    ....dennoch, ich denke auch bei der Thematik »Politik« schalten manche bewußt auf die berühmten Drei Affen »Nichts sehen, nichts hören und nichts wissen wollen« — oder so....

    Gruß
    Bernie

  7. @all

    Ich würde auch eher von »Politikerverdrossenheit« als Politikverdrossenheit reden — Schaut euch doch einmal die ganze Drecksbande von Schwarz-Gelb-Rot-Grün an. Da ist nicht einer dabei dessen Fresse mir passen würde....

    ...die Linkspartei nehme ich bewußt außen vor, da die in den Medien ja eh fast nie in Erscheinung tritt — Ergo kann man sich auch kein Bild über die Politiker dieser Partei machen.....

    ....es sei denn die streiten sich gerade, dass ist dann ein gefundenes Fressen für die neoliberalen Parteien, und deren PR-Abteilungen in Deutschlands Medienwelt.....

    ....is leider so, und fördert bei mir auch noch die Journalistenverdrossenheit.....

    ....gekaufte Marionetten allesamt....

    Gruß
    Bernie

  8. Richtig und wichtig.
    Demokratie lebt von Kritik und Gegen-Kritik, von der Kritik an der Kritik und so weiter.
    Es ist mühsam, zeitraubend und schmerzhaft, so vorzugehen, aber die Alternativen wären katastrophaler.
    Dennoch könnte man Kritik ja effektiver und zugleich wirkungsvoller machen, indem man zumindest die schlimmsten Auswüchse von Volksverhetzung (gewisse Politiker, aber auch: Rapper) oder auch die schlimmsten Auswüchse von Diffamierungen, Verdrehungen und erwiesenermaßen falschen Behauptungen schlicht unter Strafe stellt (die Zeitung mit den 4 Buchstaben).

    Denn ganz ehrlich: die Aufdeckung und Richtigstellung oben genannter grober Unartigkeiten kostet sehr viel Zeit und Mühe. Und warum sollen wir nicht zumindest bewusst tatsachenverdrehende Äußerungen zumindest von Personen, die es definitiv besser hätten wissen müssen (Professoren, wiss. Institutionen u.ä.), sanktionieren.
    Eigentlich reichen die heutigen Gesetze gegen pauschale Diffamierungen und Volksverhetzung dafür schon aus, zumindest den schlimmsten Auswüchsen einen Riegel vorzuschieben.

    oder hält es irgendwer für erstrebenswert, wenn ein Rapper sich hinstellt und in seinen Liedtexten verherrlichte und bejahte Gewalt gegen Minderheiten und Schwache mit der Bemerkung rechtfertigt, im wirklichen Leben sei es halt so?

    Im eigenen Interesse noch eines:
    Petition: Arbeitslosengeld II — Einfügung eines Lohnanstandsgebotes ins Sozialgesetzbuch vom 24.02.2010

    https://epetitionen.bundestag.de/index.php?PHPSESSID=995489e4e02845dbb6c32bf41aaf73b1&action=petition;sa=details;petition=10282

  9. Ja, Kritik kann in Pessimismus führen.

    Wer sich aber nicht mit Dingen auseinandersetzt, der kommt überhaupt nicht weiter.

    Blogs helfen mir, viele Meinungen und Aspekte zu hören und ich finde gerade die Kommentarfunktion gut. Das ist durchaus sowas wie ein flexibler, bequemer Stammtisch, zu dem aber Menschen aus einem sehr großen regionalen Umfeld beitragen :-).

    Ich würde sie nicht missen wollen!

  10. Pingback: Mein Politikblog

  11. Mir gefällt dieser Beitrag, genauso wie eure Kommentare.

    Ich glaube es wurde auch schon irgendwo auf dieser Website angesprochen. Es gibt einige Gründe die dazu führen, das man als Kritiker (Nörgler) abgestempelt wird.

    Hauptschuld gebe ich dem Fernsehen, wir konsumieren alles was uns vorgeworfen wird. Die Tendenz geht in diese Richtung, die Masse schwimmt mit. Man nimmt es zwangsläufig hin denn man kann dem Fernsehen nicht widersprechen. Wir haben es auch verlernt uns selber zu beschäftigen. Also schlucken wir die ganzen »unannehmlichkeiten« die uns täglich angetan werden. Sei es nun die Werbung oder der Inhalt der Sendungen. Wir können nichts daran ändern, wir nehmen es hin und Kritisieren alles was von der Norm (sich selber) abweicht. Denn eine Kommunikation mit anderen Menschen wird immer ungemütlicher, die widersprechen einem eventuell. Der Fernseher nie, man schaltet ihn aus und hat das letzte Wort. So verlernt man Konfliktbewältigung.

    Eine andere Ursache liegt meiner Ansicht nach in der deutschen Kultur, der Deutsche mag nicht Denken. Er folgt den Anweisungen die ihm gegeben werden. Vorallem die Konservativen, von denen es leider nicht nur zuviele gibt, sondern die auch immer mehr werden. Man übernimmt den glauben, das man sich an »Traditionen« halten muss, da es von allen Seiten gepredigt wird. Nicht, das derzeitige System ist schuld, sondern die, die versuchen es zu verändern. Da diese leute gegen MauerN rennen und man die gemachten Fehler ständig vorgeworfen bekommt. Irgendwann resigniert man und übernimmt es, denn die Sozialen Kontakte sind einem Wichtiger als die Welt zuverbessern. Hat ja eh nicht funktioniert.
    Ein Kreislauf der dazu führt das wir von »quengelnden« Weltverbesserern zu »Weisen« konservativen werden.

  12. Kritik muss sein... Auch sich selbst gegenüber.
    Ich finde nichts schlimmer als einen Tunnelblick.
    Wenn einzelne Individuen also nur noch um sich kreisen, ist das für sie selbst und ihre Umwelt schädlich.
    Wie in einer Beziehung, so darf es auch in der Gesellschaft Kritik geben, damit diese sich mit Problemen auseinandersetzt und daran wachsen kann.
    Ich glaube, wir alle könnten noch viel mehr kritisieren (auch positiv).
    Dann wäre nicht immer alles so eintönig und es würden sich auch mal Dinge verändern.
    Man hat ja gesehen, dass zum Beispiel der Schülerstreik etwas gebracht hat. Und was wäre passiert, hätten Homosexuelle schon immer die mit ihnen aufkommende Feindlichkeit von manchen Menschen akzeptiert?

  13. »Aufrecht stehen — wenn andere sitzen«

    ist eine andere Liedzeile (von Bettina Wegner), die in dem Kontext passt.

    Zu den beiden Themen:

    Was das Bloggen angeht, ich denke wer sich einbildet, das Bloggen eine — wie auch immer geartete — verändernde Wirkung hat, der irrt IMHO.
    Ich persönlich nutze mein Blog primär, um meinem Ärger Luft zu machen. Einen Zweck bezüglich der »Aussenwelt« verfolge ich nicht. Ich glaube das es die von Albrecht Müller gerne thematisierte »Gegenöffentlichkeit« schlicht nicht gibt.

    Und zum Nonkonformismus: Das Schöne daran ist, das man seinen Kopf benutzen muss. Dagegen zu sein bedeutet immer, das man seine Position begründen muss. Beim aktuellen Zeitgeist, den ich mit »Konsum auf allen Ebenen« beschreiben würde, ist das, wie epikur ja auch schreibt, häufig sehr anstrendend. Und nicht selten äusserst frustierend. Aber wenigstens vergrößert man seine Chancen, bewusst zu agieren. Nicht zwangsläufig besser oder gar »gut«, aber bewusster.

  14. Es gibt schon reichlich Daueroppositionelle, die ich persönlich dann kaum ernst nehmen kann, wenn das:
    — aus einer Art Gruppenzwang passiert oder
    — weil die Person aus simplen persönlichen Motiven jemanden abzuwerten versucht oder
    — aus falsch verstandener Solidarität oder
    — aus persönlicher Unsicherheit geschieht oder
    — weil die Person sich einfach der Realität versperrt und sich nichts sagen lassen will oder
    — glaubt, sich partout durchsetzen zu müssen, was eben deshalb nicht gelingt oder
    — aus besserwisserischer Überheblichkeit heraus, die auf »Glauben« oder »Überzeugung« beruht

    Das meiste davon beruht auf Dogmen, Schwarz-Weiss-Denken und anderen Denkblockaden, zumindest aber Denkfaulheit.

    Sich mit solchen Leuten abzugeben, ist nahezu immer Zeitverschwendung, da dieser »Typus« Mensch

    - sich mit der Sache nicht auseinander setzt
    — emotional reagiert statt rational
    — Gefahr läuft, jedem das Wort im Mund umzudrehen
    — nicht einmal bis zur Analyse gelangt, vor allem, wenn es sie selber betrifft

    ... Und man aus einem oder mehreren Gründen deshalb mit solchen Leuten, solange sie in diesen Ideen gefangen sind, kaum je zu einer Lösung kommen wird. Das wird meiner Erfahrung nach bei solchen Leuten ein einziges Geeier und um sich selber Gedrehe. Tendenziell werden diese Leute entweder rechtzeitig eine Nische finden oder immer weiter abrutschen oder »erwachsen« werden.

    Das Leben besteht aus Kompromissen. Und nicht aus Opposition.

    Problem orten -> Analyse -> Kompromiss

    Genau: »Wer sich aber nicht mit Dingen auseinandersetzt, der kommt überhaupt nicht weiter.«

    Schöne Restostern

  15. @Johnny B.G.

    Das Leben besteht aus Kompromissen. Und nicht aus Opposition.

    Kompromisse, die den Namen auch verdienen, können aber nur auf Augenhöhe geschlossen werden. Genau dies findet aber nicht statt, wenn es ungleich verteilte Machtverhältnisse, Erpressungen und Dauerpropaganda gibt!

    Eine Gesellschaft ohne Opposition ist eine Diktatur. Opposition muss es immer geben und ist essentiell! Wer der Opposition den Mund verbietet, befürwortet eine fatalistische Gesellschaft, in der alles geschluckt wird, es keine Kritik und somit keinen menschlichen Fortschritt mehr gibt.

    Wo ich Dir recht geben muss, ist die Tatsache, dass manche »Dauer-Dagegen-Menschen« sich auf der Stelle bewegen und immun für äußere Einflüsse werden. Ob das allerdings primär mit der »Dagegen-Einstellung« zu tun, wage ich zu bezweifeln. Beratungsresistente und realitätsferne Menschen, die an ihrem persönlichen »Glauben« hängen, gab es immer und wird es immer geben.

  16. Ich habe eigentlich hier Menschen gemeint, aber wenn Du das von der Gesellschaft her aufzäumen willst, ist es auch nicht anders.

    In DAUERopposition zu sein, heißt vulgo nichts anderes, als ein Nörgler zu sein.

    Natürlich kann man gegen Dinge sein und politisch opponieren. Und selbstverständlich ist politische Oppostion auch notwendig. Wo hätte ich etwas anderes angedeutet?

    Aber was soll es, gegen alles zu sein? Das bringt nicht einmal denen etwas, die es tun. Ausser, dass sie in ihren eigenen Augen und nur da villeicht glauben, etwas besonderes zu sein. Das mag stimmen oder nicht.

    Aber auch da funktioniert das Leben wie ein Spiegel: Bist Du gegen alles und alle und bekrittelst alles was Dir begegnet, gibt es keinen Grund, warum jemand mit Dir reden sollte. Denn Du bist ja pauschal auch gegen jenen, der mit Dir reden würde, ja selbst gegen die, die Dir vollkommen uneigennützig helfen würden.

    Du schliesst Dich durch solch eine HJaltung also komplett selber aus.

    Und zwar auch im gesellschaftlichen Kontext. Denn in DAUERopposition zu sein, heisst sich ausserhalb des gesellschaftlichen Konsenses zu bewegen, ja sich ausserhalb oder an den Rand der Gesellschaft zu stellen und nicht mitgestalten zu können/wollen.

    Wenn man, sagen wir in Rheinland-Pfalz die letzten 8 Wahlen entweder NPD oder KPD gewählt hat, ist genau das passiert.

    Man war in Daueropposition.

    Hingegen sind alle Parteien, die sich in irgendeiner Form um gesellschaftlichen Konsenz bemüht haben, im Landtag vertreten gewesen und haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten mitgestaltet.

    Sich einbringen, zusammenleben, arbeiten, eine Firma haben, lernen — alles, das ganze Leben ist für die meisten ein Kompromiss.

  17. Politikverdrossenheit ist häufig nicht einfach nur Faulheit. Die meisten Menschen suchen doch mit politischen Aktionen lediglich Validierung in ihrem Weltbild und zu etwas keine Meinung zu haben ist auch eine Meinung.

    Nebenbei entstehen nahezu alle Kriege auf der Welt durch politisch- oder religiöse Aktivisten.... Find den Beitrag ein wenig zu schwarz/weiß seherisch

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