Marktgerechtigkeit und Verwertungsmoral

Und täglich sollt Ihr einkehren in unsere Konsumtempel!

Und täglich sollt Ihr einkehren in unsere Konsumtempel!

Das oberste Gebot im Kapitalismus lautet: alles ist erlaubt und angemessen, was Profit bringt. Lügen, betrügen, sparen und kürzen, verschleiern, verheimlichen, abzocken, verschmutzen, verschwenden: solange es dem Wirtschaftswachstum dient –also der heiligen Götze des Marktes- ist es gut und richtig. Der Rendite muss sich alles unterordnen. Der Kapitalismus ist nicht daran interessiert, dass es der Bevölkerung und der Umwelt gut geht, sondern einzig daran, dass die wenigen Reichen, noch reicher werden. Ganz im Gegenteil: umso mehr Menschen ängstlich, unzufrieden, chronisch krank, ungebildet oder drogenabhängig sind, umso besser. Weiterlesen

Ökonomische Vampirmentalität

Praktiker-Pleite entlastet die Baumarkt-Branche. Für Albrecht Hornbach, Chef der drittgrößten Baumarktkette in Deutschland, haben die Pleiten von Praktiker und Max Bahr auch ihre guten Seiten. »Das hat Druck aus dem Markt genommen«, sagt Hornbach.

- dpa-Meldung vom 3. Juli 2014

Anmerkung: Solidarität ist das Gegenteil von Wettbewerb und »freier Marktwirtschaft«. Des einen Leid, ist des anderen Freud. Viele Firmen feixen vor Vergnügen, wenn Konkurennten insolvent gehen. Dass dabei auch Menschen ihren Job verlieren, womöglich nie wieder eine andere Erwerbsarbeit finden (besonders wenn man über 50 Jahre alt ist), interessiert hierbei nicht. Im neoliberalen Zynismus sind die Menschen nur die Verfügungsmasse für die Raubvermögen der Konzerne.

Zehn Grenzwertige Gemeinschaften

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Rücksicht?

  1. Fahrgäste, die in Bus und Bahn demonstrativ ihre Tasche/ihren Rucksack neben sich auf den Sitz legen, um allen zu signalisieren, dass sie niemanden neben sich haben wollen. Ihr verdammten Ignoranten: die Sitzplätze sind für alle da!
  2. Raucher, die in Nichtraucher-Zonen paffen und ihre Kippen überall hinwerfen. Hundebesitzer, die ihren Hunden erlauben, Parks voll zuscheißen. Und alle, die ihren Müll auf die Strasse werfen.
  3. Eltern, die ihren Kindern erlauben (oder es zumindest unkommentiert dulden), wenn ihre Kleinen gegenüber anderen Kindern oder Erwachsenen rücksichtslos und egoistisch sind. Schließlich sind ihre Kinder unantastbare Götter! Weiterlesen

Die wahren Schuldigen

Rentner sind nicht verantwortlich für Altersarmut.
Ausländer sind nicht verantwortlich für Sozialabbau.
Steuerzahler sind nicht verantwortlich für Steuerhinterziehung.
Erwerbslose sind nicht verantwortlich für Massenarbeitslosigkeit.
Lohnarbeiter sind nicht verantwortlich für Entlassungen und prekäre Beschäftigungsformen.

Verantwortlich sind: Politiker, Manager, Rating-Agenturen, PR-Soldaten, Werbeagenturen, Unternehmensberatungen, Aktionäre, Spekulanten, Konzernbosse, Banker, Massenmedien, Milliardäre, Lobbyisten. Die ständige »Eigenverantwortungs-Rhetorik« soll die Verantwortung der Täter nicht nur verstecken, sondern komplett auf die Opfer selbst lenken.

Ja, die Welt ist oft eher grau statt schwarz/weiß. Auch sollte man in aller Regel die Dinge differenziert betrachten. Auf der anderen Seite kann man aber auch solange relativieren (Danke, liebe Wissenschaft!), bis die Schuldigen im Strudel der Alles-ist-grau-Konsenssoße komplett verschwinden.

Die zehn Gebote des Neoliberalismus

  1. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
  2. Du sollst nicht vergleichen, nachdenken oder kritisieren, sondern kaufen.
  3. Du sollst lügen, stehlen und betrügen, um bessere Geschäfte zu machen.
  4. Du sollst Dir die Welt messbar machen und alles in Geld- und Wareneinheiten zergliedern.
  5. Du sollst nicht mit Dir, der Natur und Deinen Mitmenschen in Einklang und Harmonie leben, sondern Deine Unzufriedenheit durch immer mehr Haben-Konsum kompensieren.
  6. Du sollst nicht hinterfragen, Dich gewerkschaftlich organisieren oder Dich in anderer Form gegen mich auflehnen.
  7. Du sollst Dich von Liebe, Solidarität und Empathie frei machen und stattdessen Eigennutz und Habgier verbreiten.
  8. Du sollst Deine erbärmliche Existenz stets der glanzvollen, unantastbaren und heiligen Dreifaltigkeit (Geld-Geiz-Gier) widmen.
  9. Du sollst Wettbewerb, Konkurrenz und Egoismus als naturwüchsig-menschliche Eigenschaften verinnerlichen.
  10. Du sollst Dich selbst, wie auch Deinen Nächsten benutzen.

Was ist Macht?

»Der gerade ist der Mächtigste, der möglichst wenig selber tun, möglichst viel von dem, wofür er den Namen hergibt und den Vorteil einstreicht, anderen aufbürden kann.«

- Theodor W. Adorno. Minima Moralia. Suhrkamp Verlag. 8. Auflage 2012. S. 146

Anmerkung: Dieses Machtprinzip hat sich seit dem Mittelalter, ja seit Anbeginn der Menschheit nicht geändert. Es sind nur die Götzen, die sich wandeln, die Götter zu denen wir beten und von denen wir unser Seelenheil abhängig machen. Ob Christentum, Sozialismus, Faschismus oder Neoliberalismus – es sind nur ideologische Herrschaftsinstrumente, um Macht ausüben zu können.

Presseblick (21)

Die Uni Cambridge hat eine extrem überraschende Studie veröffentlicht, wie das Handelsblatt berichtet. Demnach stiegen seit der Wirtschaftskrise in Griechenland dort die psychischen Leiden, die Totgeburten, die Selbstmorde sowie die HIV-Infektionen. Unerwähnt bleiben natürlich die Massenerwerbslosigkeit, die sozialen Kürzungen in fast allen Bereichen (Bildung, Rente, Kultur etc.), die Privatisierung staatlicher Infrastruktur und die Massenentlassungen. Alle diese Maßnahmen sind, vor allem von Deutschland, als notwendiges »Gesund-Sparen« verordnet worden. Sie sind natürlich nicht dafür verantwortlich, sondern einzig das Naturereignis »Wirtschaftskrise«. Weiterlesen

Vergauckt

J. Patrick Fischer, wikimedia

Auszüge aus der Lobrede zum Neoliberalismus, gehalten von Bundespräsident Joachim Gauck, bei der Festveranstaltung zum 60-jährigen Bestehen des Walter Eucken Instituts am 16. Januar 2014 in Freiburg. »Wer dies im Hinterkopf hat, kann es übrigens nur höchst merkwürdig finden, dass der Begriff neoliberal heute so negativ  besetzt ist«, meint unser Bundespräsident. Frech und unhöflich übersetzt von epikur. Der liberale Kampfbegriff »Freiheit« wurde im Original insgesamt 31 mal verwendet. Weiterlesen

Presseblick (18)

Die FAZ spricht von »Armutseinwanderer« in Deutschland und meint damit Rumänen und Bulgaren: »Sorgen wegen Einwanderung in die Sozialsysteme machen sich auch im europäischen Ausland breit. 50.000 Einwanderer aus Rumänien und Bulgarien werden in einem Jahr nach Großbritannien kommen, schätzen die Briten.« Klingt ganz nach »Überfremdung« — dem Unwort des Jahres 1993. Als Krönung wird dann noch der unsägliche Hans-Werner Sinn zitiert: »Wer Sozialleistungen in seinem Heimatland in Anspruch nehmen kann, kann nicht in einem anderen Land die Hand aufhalten – aber er darf die Leistungen seines Heimatlandes konsumieren, wo er will.« Aha, aber Unternehmen dürfen sämtliche Infrastrukturen und staatliche Leistungen eines Landes in Anspruch nehmen, während sie gleichzeitig keine Steuern zahlen (Steuerflucht)? Weiterlesen