
Das Jahr, das uns zu schnell ging™
Mo Seetubtim, Gründerin, Autorin und Kreativdirektorin bei brandmentalist.com, schreibt auf huffingtonpost.de über »Diese 20 Überzeugungen machen Menschen erfolgreich«. Jeder könne alles erreichen, wenn er nur die richtige Einstellung habe. Schließlich hat die Götze Eigenverantwortung magische Kräfte und kann, wie von Geisterhand, ökonomische Abhängigkeiten, Anpassungszwänge und Selbstentfremdungsmechanismen, spielend leicht überwinden. Konzerne und Banken treiben die Welt nicht in den Ruin, dafür ist der Einzelne mit seiner negativen Einstellung verantwortlich. Jawohl! Weiterlesen

Nun ist sie da: die Frauenquote ab 2016 für börsennotierte Unternehmen. Fortan soll knapp ein Drittel der Aufsichtsratsposten in den 108 börsennotierten Unternehmen von Frauen besetzt sein. Sollten die Firmen die Posten nicht ausreichend mit Frauen besetzen können, sollen die Stühle leer bleiben.
Ein richtiger und wichtiger Schritt zu mehr Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen? Typisches Ablenkungsthema? Sieg der feministischen Ideologie? Oder folgt bald die Diffamierung der »Quotenfrau«? Weiterlesen
[Im Büro vom Chef]
Chef: (telefoniert, mit übertrieben freundlicher Stimme, fast unterwürfig) Hallo, Herr Zander. Ich grüße Sie! Ich rufe Sie wegen der vertraglichen Vereinbarung an, die Sie mit uns getroffen haben und wollte nun nachfragen, ob...(wird unterbrochen) Ja, ich bin da ganz bei Ihnen, Herr Zander. Dennoch...(wird wieder unterbrochen) Vielleicht finden wir hier eine Lösung, die allen Beteiligten gerecht wird? Ja gerne, ich rufe Sie in einer halben Stunde noch einmal an (legt auf).
Frau Hein: (betritt den Raum) Entschuldigen Sie die Störung, Herr Schabanowski. Ich wollte noch einmal nachfragen, ob ich für kommenden Freitag einen Urlaubstag nehmen könnte? Der Kindergarten meines Sohnes hat da geschlossen. Weiterlesen
»Ein leistungsfähiges Individuum ist jemand, dessen Verhalten nur insofern Aktion ist, als es die richtige Re-Aktion auf die objektiven Anforderungen des Apparates ist und dessen Freiheit sich beschränkt auf die Wahl des angemessensten Mittels, um den Zweck zu erreichen, den es selbst nicht gesetzt hat.«
— Herbert Marcuse. (Dieses Zitat ist nicht aus »Der eindimensionale Mensch«, sondern aus »Einige gesellschaftliche Folgen moderner Technologie‹, in: Schriften Bd. 3. »Dem User »Blub« war das wichtig.)
Anmerkung: Oder auch: Selbstentfremdung durch den Lohnarbeitszwang. Heute wird euphemistisch behauptet (auch in linken Kreisen), dass der sozioökonomische Druck zum Lohnarbeits-Fetisch, nicht entfremden, sondern die Menschen an der Gesellschaft teilhaben lassen würde. Das Leben in Lohnarbeits-Knechtschaft und finanzieller Abhängigkeit mache also aus Menschen freie Persönlichkeiten?
Auf bernerzeitung.ch gibt es einen interessanten, philosophisch-soziologischen Artikel über »die Vergottung des Selbst«. Der vermeintliche Individualismus sei »Selbstdesign und spätmoderner Seelenersatz«. Der Ich-Kult, Egoismus und die Selbstliebe seien Ersatzbefriedigung für authentisches Glück geworden. Im Grunde wird hier nichts fundamental neues für fleißige ZG-Leser erzählt (z.B. Massenindividualität), aber dennoch ist der Beitrag gut geschrieben und zusammengefasst: »Der Mensch scheint irreversibel abhängig von den digitalen Selbstverlängerungen und Hilfsorganen seiner Techniken und Medien, seiner medialen Verortung und Selbstdarstellung.«
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»Deutschland wird nie wieder aus der Massenerwerbslosigkeit heraus kommen, denn diese ist der Knüppel des Kapitals, um stets die Löhne niedrig halten zu können.«
- Prof. Heinz-Josef Bontrup
Anmerkung: Wann hat Angela Merkel oder ein anderer Politiker, Ökonom oder ein vermeintlicher Arbeitsmarkt-Experte zuletzt davon gesprochen, die Massenerwerbslosigkeit abschaffen zu wollen? Während Gerhard Schröder sich noch daran messen lassen wollte, die Massenarbeitslosigkeit zu reduzieren, spricht heute niemand mehr darüber. Ganz im Gegenteil: Unternehmen und Konzerne bauen stetig weiter Arbeitsplätze ab, um ihren Aktienkurs kurzfristig zu steigern und weil immer mehr Technologien menschliche Arbeitskräfte ersetzen.
Auf faz.net wird im Artikel »Pazifismus – ein Abgesang« gefragt:»Welche Rolle spielen die intellektuellen Restbestände pazifistischer Reinkultur?«. Restbestände. Grabbeltisch. Überflüssiger Ballast. So wird der Pazifismus als eine Form von Blockade-Haltung von vermeintlich Ewiggestrigen abgewertet. Wer für Frieden ist, fördert letztlich den Krieg, so die Unterstellung. Ja, der ist auch für Leid, Zerstörung und Tote verantwortlich: »Ich möchte nicht, dass Menschen sterben für die Reinheit meiner Philosophie, meines Pazifismus« — wird Rupert Neudeck zitiert. Nach dieser Logik haben alle Diktatoren und Tyrannen in der Geschichte der Menschheit ihre Kriege gerechtfertigt. Weiterlesen