Presseblick (33)

Mo Seetubtim, Gründerin, Autorin und Kreativdirektorin bei brandmentalist.com, schreibt auf huffingtonpost.de über »Diese 20 Überzeugungen machen Menschen erfolgreich«. Jeder könne alles erreichen, wenn er nur die richtige Einstellung habe. Schließlich hat die Götze Eigenverantwortung magische Kräfte und kann, wie von Geisterhand, ökonomische Abhängigkeiten, Anpassungszwänge und Selbstentfremdungsmechanismen, spielend leicht überwinden. Konzerne und Banken treiben die Welt nicht in den Ruin, dafür ist der Einzelne mit seiner negativen Einstellung verantwortlich. Jawohl! Weiterlesen

ZG-Rückblick: Frauenquote

ZG-Rückblick

Nun ist sie da: die Frauenquote ab 2016 für börsennotierte Unternehmen. Fortan soll knapp ein Drittel der Aufsichtsratsposten in den 108 börsennotierten Unternehmen von Frauen besetzt sein. Sollten die Firmen die Posten nicht ausreichend mit Frauen besetzen können, sollen die Stühle leer bleiben.

Ein richtiger und wichtiger Schritt zu mehr Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen? Typisches Ablenkungsthema? Sieg der feministischen Ideologie? Oder folgt bald die Diffamierung der »Quotenfrau«? Weiterlesen

Der tägliche Lohnarbeitswahnsinn (Teil 4)

[Im Büro vom Chef]

Chef: (telefoniert, mit übertrieben freundlicher Stimme, fast unterwürfig) Hallo, Herr Zander. Ich grüße Sie! Ich rufe Sie wegen der vertraglichen Vereinbarung an, die Sie mit uns getroffen haben und wollte nun nachfragen, ob...(wird unterbrochen) Ja, ich bin da ganz bei Ihnen, Herr Zander. Dennoch...(wird wieder unterbrochen) Vielleicht finden wir hier eine Lösung, die allen Beteiligten gerecht wird? Ja gerne, ich rufe Sie in einer halben Stunde noch einmal an (legt auf).

Frau Hein: (betritt den Raum) Entschuldigen Sie die Störung, Herr Schabanowski. Ich wollte noch einmal nachfragen, ob ich für kommenden Freitag einen Urlaubstag nehmen könnte? Der Kindergarten meines Sohnes hat da geschlossen. Weiterlesen

Sprachanomalien

  1. Wenn es unschuldige Opfer (also Frauen, Kinder, alte Menschen und Zivilisten) gibt, wer sind dann die schuldigen Opfer? Männliche Soldaten?
  2. Alle Welt spricht vom Mindestlohn. Was ist mit dem Maximallohn? Warum gibt es hierfür keine Begrenzung? Oder kann ein Mensch tatsächlich so viel »leisten«, dass es ein Millionen-Gehalt rechtfertigt? Während der einfache Lohnarbeiter mit 8,50 Euro die Stunde abgefertigt werden soll?
  3. Wenn es sinnlose Gewalt und nackte Gewalt gibt, was ist dann die sinnvolle Gewalt? Die staatliche Gewalt etwa? Beispielsweise der brutale Polizei-Einsatz bei der S 21 Demonstration im Oktober 2010? Oder der Bombenabwurf in Kunduz im Jahre 2009 bei dem über 140 Zivilisten getötet wurden? Nationale Kriege vielleicht?
  4. In den Massenmedien gibt es häufiger Artikel, die vom frischen Geld schreiben. Was ist denn bitte altes und verdorbenes Geld?
  5. Sind nur Islamisten, Kriminelle und Terroristen gewaltbereit? Polizisten, Soldaten, Geheimdienste, Sicherheitsleute und Söldnerfirmen in aller Welt etwa nicht?

Freiheit im Gefängnis

»Ein leistungsfähiges Individuum ist jemand, dessen Verhalten nur insofern  Aktion ist, als es die richtige Re-Aktion auf die objektiven Anforderungen des Apparates ist und dessen Freiheit sich beschränkt auf die Wahl des angemessensten Mittels, um den Zweck zu erreichen, den es selbst nicht gesetzt hat.«

 — Herbert Marcuse. (Dieses Zitat ist nicht aus »Der eindimensionale Mensch«, sondern aus »Einige gesellschaftliche Folgen moderner Technologie‹, in: Schriften Bd. 3. »Dem User »Blub« war das wichtig.)

Anmerkung: Oder auch: Selbstentfremdung durch den Lohnarbeitszwang. Heute wird euphemistisch behauptet (auch in linken Kreisen), dass der sozioökonomische Druck zum Lohnarbeits-Fetisch, nicht entfremden, sondern die Menschen an der Gesellschaft teilhaben lassen würde. Das Leben in Lohnarbeits-Knechtschaft und  finanzieller Abhängigkeit mache also aus Menschen freie Persönlichkeiten?

Presseblick (30)

Auf bernerzeitung.ch gibt es einen interessanten, philosophisch-soziologischen Artikel über »die Vergottung des Selbst«. Der vermeintliche Individualismus sei »Selbstdesign und spätmoderner Seelenersatz«. Der Ich-Kult, Egoismus und die Selbstliebe seien Ersatzbefriedigung für authentisches Glück geworden. Im Grunde wird hier nichts fundamental neues für fleißige ZG-Leser erzählt (z.B. Massenindividualität), aber dennoch ist der Beitrag gut geschrieben und zusammengefasst: »Der Mensch scheint irreversibel abhängig von den digitalen Selbstverlängerungen und Hilfsorganen seiner Techniken und Medien, seiner medialen Verortung und Selbstdarstellung.«
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Verfestigte Massenerwerbslosigkeit

»Deutschland wird nie wieder aus der Massenerwerbslosigkeit heraus kommen, denn diese ist der Knüppel des Kapitals, um stets die Löhne niedrig halten zu können.«

- Prof. Heinz-Josef Bontrup

Anmerkung: Wann hat Angela Merkel oder ein anderer Politiker, Ökonom oder ein vermeintlicher Arbeitsmarkt-Experte zuletzt davon gesprochen, die Massenerwerbslosigkeit abschaffen zu wollen? Während Gerhard Schröder sich noch daran messen lassen wollte, die Massenarbeitslosigkeit zu reduzieren, spricht heute niemand mehr darüber. Ganz im Gegenteil: Unternehmen und Konzerne bauen stetig weiter Arbeitsplätze ab, um ihren Aktienkurs kurzfristig zu steigern und weil immer mehr Technologien menschliche Arbeitskräfte ersetzen.

Presseblick (29)

Auf faz.net wird im Artikel »Pazifismus – ein Abgesang« gefragt:»Welche Rolle spielen die intellektuellen Restbestände pazifistischer Reinkultur?«. Restbestände. Grabbeltisch. Überflüssiger Ballast. So wird der Pazifismus als eine Form von Blockade-Haltung von vermeintlich Ewiggestrigen abgewertet. Wer für Frieden ist, fördert letztlich den Krieg, so die Unterstellung. Ja, der ist auch für Leid, Zerstörung und Tote verantwortlich: »Ich möchte nicht, dass Menschen sterben für die Reinheit meiner Philosophie, meines Pazifismus« — wird Rupert Neudeck zitiert. Nach dieser Logik haben alle Diktatoren und Tyrannen in der Geschichte der Menschheit ihre Kriege gerechtfertigt. Weiterlesen

Der perfekte Lohnarbeiter

  1. Macht nur den Mund auf, wenn er etwas gefragt wird oder für das Unternehmen relevante Informationen hat.
  2. Ist gegenüber der Geschäftsführung nicht hinterfragend. Engagiert sich nicht im Betriebsrat und ist kein Gewerkschaftsmitglied.
  3. Verlangt nie eine Gehaltserhöhung und ist stets mit dem zufrieden, was er bekommt.
  4. Berichtet dem Chef zuverlässig und regelmäßig von aufsässigen und kritischen Mitarbeitern.
  5. Macht freiwillig unbezahlte Überstunden und Mehrarbeit.
  6. Sein Selbstbewusstsein hängt von seiner Lohnarbeit ab.
  7. Wird niemals krank, hat keine Kinder, will niemals Nachwuchs und hat auch sonst keinerlei arbeitsfremde Verpflichtungen.
  8. Besucht nach der Arbeit und am Wochenende freiwillig arbeitsrelevante Fortbildungen, Kurse und Seminare, die er komplett alleine bezahlt.
  9. Ist während seines Urlaubs telefonisch und per E‑Mail immer erreichbar.
  10. Benötigt keine Einarbeitung und übernimmt gerne fachfremde Aufgaben.