Der pädagogische Happen (69)

-Überforderung-

Immer mehr Eltern scheinen mit ihren Kindern überfordert zu sein. Wie ich zu dieser anekdotischen Analyse komme? Zahlreiche Erlebnisse und Elterngespräche aus rund 10 Jahren Schulalltag. Wie äußert sich diese »Überforderung«? Im folgenden einige Beispiele. Weiterlesen

Der pädagogische Happen (68)

-Ehrfurcht vor der Natur-

Viele Kinder haben leider keinerlei Respekt und Achtung vor Tieren und Pflanzen. Da werden Insekten mutwillig getötet, Pflanzen rausgerissen, Äste abgebrochen oder Vögel verjagt. Der Klassiker ist, dass Kinder eine freilebende Katze, ein Eichhörnchen oder einen Hund sehen und sich dann wild gestikulierend und brüllend auf es stürzen. Weiterlesen

Der pädagogische Happen (67)

- Kontrolle und Überwachung -

Will man einen totalitären Kontroll- und Überwachungsapparat errichten, gibt es kaum ein besseres Vehikel als »Eltern«. Es vergeht kaum ein Elternabend oder ein Elterngespräch, bei dem Eltern nicht genau das, immer und immer wieder, fordern. Aufsichten auf den Toiletten. Aufsichten in der Sportumkleide. Aufsichten bei sämtlichen Eingängen und Zugängen der Schule. Höhere Zäune. Sichtschutz. Kontrolle von Büschen. Und vieles mehr. Weiterlesen

Der pädagogische Happen (66)

‑Kürzungen-

Drei Meldungen der letzten Wochen verdeutlichen wie viel der Politik die Bildung der Kinder sowie die Teilhabe von Kindern an der Gesellschaft wirklich wert sind. Und obwohl sich mittlerweile selbst alle C‑Maßnahmen-Befürworter einig sind, dass die Kinder in der »C‑Pandemie« völlig unverhältnismäßig gelitten haben, setzt man bei ihnen nun den großen Spar- und Kürzungshammer an. Natürlich im Namen der Freiheit, der Demokratie und der Sicherheit. Was auch sonst. Weiterlesen

Der pädagogische Happen (65)

- Elfenbeinturm -

Zwischen Theorie und Praxis klafft häufig eine sehr große Lücke. Das wird kaum so deutlich, wie in der Bildung und in der Pädagogik. Ob (Fach-)Schulen, Dozenten, Journalisten, selbsternannte Experten, Freiberufler, Reformpädagogen, Kultusministerien, Wissenschaftler, Politiker oder Buchautoren: sie alle haben ganz viele und ganz tolle Ideen, Konzepte, Theorien und Maßnahmen im Gepäck, damit es in der pädagogischen Bildungslandschaft in Deutschland angeblich wieder vorangeht. Weiterlesen

Der pädagogische Happen (64)

- Konflikte -

Die Moderation von Konflikten, Missverständnissen und Meinungsverschiedenheiten unter Kindern, gehört zur klassischen Kompetenz eines Pädagogen. Kinder sind, in aller Regel, hier sehr ähnlich wie 90 Prozent aller Erwachsenen: sie wollen den Erzieher und/oder den Lehrer, auf ihre Seite ziehen. Sie wollen, dass der Andere Ärger oder eine klare Ansage bekommt. Sie selbst sehen sich fast immer in der Opferrolle. »Schuld« ist immer der Andere.

Ein guter Pädagoge will aber gar nicht wissen, wer angefangen hat, zu provozieren, zu schlagen oder zu ärgern. Die »Schuldfrage« trägt eben nicht zur Deeskalation bei. Auch wenn das Hypermoralisten gerne vor sich her tragen. Eine einseitige, auf emotionaler Beweisführung aufgebaute Täter-Opfer-Markierung, hilft Niemanden weiter. Außer vielleicht den Massenmedien, die gezielt Feindbilder aufbauen und bedienen wollen. Jeder Konflikt hat eine Ursache, einen Hintergrund und einen Kontext. Jeder. Weiterlesen

Der pädagogische Happen (63)

Vater: (sitzt seit 15 Minuten im Foyer der Schule, wartet offensichtlich auf sein Kind und glotzt die ganze Zeit auf sein Smartphone. Um ihn herum herrscht reger Schulbetrieb.)

Pädagoge: »Würden Sie bitte Ihr Smartphone ausmachen? Auf dem gesamten Schulgelände existiert ein Smartphone-Verbot für Kinder, Eltern und Personal. Haben Sie die zahlreichen Hinweisschilder gesehen?«

Vater: »Ja, habe ich gesehen. Aber ich dachte, das gilt nur für die Kinder? Warum auch für Erwachsene?«

Pädagoge: »Weil wir eine Vorbild-Funktion einnehmen, die Kinder schon genug vor digitalen Bildschirmen sitzen und unsere Schule primär ein analoger Lern- und Bildungsort sein soll. Es wurde auch schon mehrfach durch verschiedene Kanäle (Elternabend, E‑Mail-Verteiler, Postmappe, Schulcloud etc.) kommuniziert. Würden Sie jetzt bitte Ihr Smartphone ausmachen und einstecken?«

Vater: »Habe ich nicht mitbekommen. Wer sind Sie überhaupt?«

Pädagoge: »Ich bin Pädagoge und arbeite hier.«

Vater: »Hmm. Na gut. Ich dachte schon, Sie wären ein anderer Vater. Ich bin gleich fertig, ok?«

Pädagoge: »Nein! Sie machen jetzt bitte sofort das Smartphone aus und stecken es ein! Ansonsten können wir auch direkt zum Schuldirektor gehen. Der sitzt hier zwei Türen weiter.«

Vater: »Boah, warum denn gleich so unfreundlich? Was sind Sie denn für Einer? Ich mach ja schon.« (verzieht das Gesicht, steckt das Smartphone ein und zieht von dannen.)


Kinder in Deutschland
Der pädagogische Happen

Der pädagogische Happen (62)

- Outsourcing -

Seit einigen Jahren und Jahrzehnten erleben wir nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch im Bildungsbereich einen Trend zum Auslagern von Verantwortung. Viele Bereiche der kindlichen Erziehung und der Entwicklung von Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, werden an Kindertagesstätten, Schulen und Ausbildungsbetrieben delegiert — die aber eigentlich in Elternhände gehören. Eines der Grundpfeiler des Neoliberalismus, die Privatisierung, durchzieht mittlerweile sämtliche Lebensbereiche. Weiterlesen

Der pädagogische Happen (61)

- Klassenfahrten -

Eltern und Kinder freuen sich über Klassenfahrten. Für Lehrer und Pädagogen ist das in aller Regel eine ziemliche Herausforderung inklusive unbezahlter Mehrarbeit. Und das seit Jahren und Jahrzehnten. Je nach Schule, Direktor und den dort intern ausgemachten Regelungen, variiert der Klassenfahrt-Ausgleich für die dort Beschäftigten sehr stark. Von gar nichts bis bezahlter Mehrarbeit inklusive Ausgleichstagen ist hier alles dabei.

Häufig werden Klassenfahrten von Eltern gefordert und von den entsprechenden Schuldirektoren erwartet. Eine Pflicht gibt es nicht. Man solle sich nicht so haben! Es sei doch für die Kinder! Ja, das ist richtig. Klassenfahrten leben in aller Regel davon, dass es viele engagierte Lehrkräfte und Pädagogen gibt, die eben nicht auf ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit schauen, sondern primär auf die Bedürfnisse von Eltern und Kindern achten.

Nun hat der Berliner Senat angekündigt, Klassenfahrten nicht mehr zu bezuschussen. Lehrkräfte sind also bei Klassenfahrten nicht nur 24 Stunden im Dienst, stehen (bei den immer klagewütigeren Helikopter-Eltern) mit einem Bein im Gefängnis (auf Klassenfahrten kann viel passieren), bekommen kaum Schlaf — Nein, sie dürfen die Klassenfahrt-Mehrkosten nun auch noch aus eigener Tasche stemmen. Nebenbei sollen Kinder aus finanziell ärmeren Familien nun auch keinen staatlichen Zuschuss mehr erhalten.

In meiner Schule haben viele Kollegen und Kolleginnen nun angekündigt, keine Klassenfahrten mehr zu machen. Dabei sind die Mehrkosten gar nicht der Hauptgrund. Es ist die mangelnde Wertschätzung. Teilzeit soll unterbunden werden. Arbeitsbedingungen werden nicht verbessert. Der Rahmenlehrplan wird immer voller gepackt. Eltern und Kinder werden immer anstrengender. Und nun das. Die Attraktivität des Lehrerberufes wird so ganz sicher nicht erhöht.


Kinder in Deutschland
Der pädagogische Happen
Der pädagogische Happen (41): »Klassenfahrt zu C‑Zeiten«

Der pädagogische Happen (60)

- Wertschätzung -

Während ich in der letzten Folge, eine Schattenseite der pädagogischen Arbeit thematisiert habe, will ich heute über positive Aspekte in der pädagogischen (Grundschul-)Arbeit berichten. Denn bei aller Kritik und bei allen bildungspolitischen Mißständen: die pädagogische Arbeit mit Kindern kann sehr erfüllend und sinnstiftend sein.

Ganz vorn dabei ist: »die Wertschätzung«. Wer Kinder altersentsprechend begleitet und unterstützt, für sie da ist, wenn sie Hilfe brauchen, gute Bindungsarbeit leistet, sie selbstbestimmt agieren lässt und sie bei vermeintlichen »Fehlern« und »Schwächen« nicht sofort verurteilt, sondern sie so akzeptiert, wie sie sind — der wird von Kindern auch respektiert und geschätzt werden. Kinder haben hier ein sehr feines Gespür und ihre Wertschätzung ist weniger berechnend als die von vielen Erwachsenen. Sie ist ehrlich und authentisch.

Bei den (Schul-)Eltern ist es ähnlich. Neben vielen dankbaren Eltern, die einem (zu besonderen Anlässen) kleine Geschenke zukommen lassen — gibt es auch solche, die nach Jahren von konfliktreichen und schwierigen Gesprächen, leise zugeben, dass man seine pädagogische Arbeit richtig gemacht hat. Ich hatte auch schon Eltern, die im Gespräch vor Freude geweint haben, weil wir ihre Kinder nicht aufgegeben haben, obwohl sie das womöglich selbst schon getan hatten.

Es ist eben etwas völlig anderes, wenn ein Bürochef behauptet, man habe »gute Arbeit« geleistet und man evtl. sogar eine finanzielle Prämie erhält, als wenn Dir ein Kind in der 6. Klasse zu verstehen gibt, dass es Dir sehr dankbar ist, dass Du es auf den »richtigen Weg« gebracht hast. Das ist echte Dankbarkeit und Wertschätzung, die motiviert und Kraft gibt. Man weiß, dass man eine sinnvolle Arbeit verrichtet hat und kann zufrieden einschlafen.


Kinder in Deutschland
Der pädagogische Happen