Der pädagogische Happen (70)

»50 Prozent mehr Schulplatz-Klagen: Berliner Gericht zwingt Pankower Gymnasium zu Klassen mit 36 Kindern. [...] Der Berliner Schulplatzmangel hat zu einer höchst ungewöhnlichen Entscheidung des Verwaltungsgerichts geführt.«

- tagesspiegel.de vom 6. September 2025

Über den Elefanten im Raum will Niemand öffentlich reden. Spricht man mit Eltern oder Lehrern wird schnell klar, warum sich immer mehr Eltern der Einzugsgebiet-(Grund-)Schule für ihre Kinder verweigern. Warum sie sich stattdessen in ihre Wunschschule reinklagen, ihr Kind auf einer Privatschule anmelden oder versuchen, mit Ummelde-Tricks einen Schulwechsel zu erzwingen. Nur mit »Schulplatzmangel« hat das nun gar nichts zu tun.

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»Berliner Zeitung«

Vor einigen Tagen wurde mein erster Artikel in der Berliner Zeitung veröffentlicht. Thema »Soziales Lernen«. Vermutlich haben sie aus SEO-Gründen den Titel geändert. Ich hatte »Soziales Lernen statt Digitalisierung« eingereicht. Nun steht da: »Klage eines Berliner Pädagogen: Dieser Aspekt kommt an unseren Schulen regelmäßig zu kurz«. Nun ja. Ganz ohne Kompromisse geht es wohl nicht. Nein, die große Reichweiten- und Aufmerksamkeits-Offensive wird ausbleiben. Ich fliege gern weiterhin unter dem Radar und mache gern weiterhin mein komplett eigenes Ding.

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Der pädagogische Happen (69)

-Überforderung-

Immer mehr Eltern scheinen mit ihren Kindern überfordert zu sein. Wie ich zu dieser anekdotischen Analyse komme? Zahlreiche Erlebnisse und Elterngespräche aus rund 10 Jahren Schulalltag. Wie äußert sich diese »Überforderung«? Im folgenden einige Beispiele. Weiterlesen

Der pädagogische Happen (68)

-Ehrfurcht vor der Natur-

Viele Kinder haben leider keinerlei Respekt und Achtung vor Tieren und Pflanzen. Da werden Insekten mutwillig getötet, Pflanzen rausgerissen, Äste abgebrochen oder Vögel verjagt. Der Klassiker ist, dass Kinder eine freilebende Katze, ein Eichhörnchen oder einen Hund sehen und sich dann wild gestikulierend und brüllend auf es stürzen. Weiterlesen

Der pädagogische Happen (67)

- Kontrolle und Überwachung -

Will man einen totalitären Kontroll- und Überwachungsapparat errichten, gibt es kaum ein besseres Vehikel als »Eltern«. Es vergeht kaum ein Elternabend oder ein Elterngespräch, bei dem Eltern nicht genau das, immer und immer wieder, fordern. Aufsichten auf den Toiletten. Aufsichten in der Sportumkleide. Aufsichten bei sämtlichen Eingängen und Zugängen der Schule. Höhere Zäune. Sichtschutz. Kontrolle von Büschen. Und vieles mehr. Weiterlesen

Der pädagogische Happen (66)

‑Kürzungen-

Drei Meldungen der letzten Wochen verdeutlichen wie viel der Politik die Bildung der Kinder sowie die Teilhabe von Kindern an der Gesellschaft wirklich wert sind. Und obwohl sich mittlerweile selbst alle C‑Maßnahmen-Befürworter einig sind, dass die Kinder in der »C‑Pandemie« völlig unverhältnismäßig gelitten haben, setzt man bei ihnen nun den großen Spar- und Kürzungshammer an. Natürlich im Namen der Freiheit, der Demokratie und der Sicherheit. Was auch sonst. Weiterlesen

Der pädagogische Happen (65)

- Elfenbeinturm -

Zwischen Theorie und Praxis klafft häufig eine sehr große Lücke. Das wird kaum so deutlich, wie in der Bildung und in der Pädagogik. Ob (Fach-)Schulen, Dozenten, Journalisten, selbsternannte Experten, Freiberufler, Reformpädagogen, Kultusministerien, Wissenschaftler, Politiker oder Buchautoren: sie alle haben ganz viele und ganz tolle Ideen, Konzepte, Theorien und Maßnahmen im Gepäck, damit es in der pädagogischen Bildungslandschaft in Deutschland angeblich wieder vorangeht. Weiterlesen

Der pädagogische Happen (64)

- Konflikte -

Die Moderation von Konflikten, Missverständnissen und Meinungsverschiedenheiten unter Kindern, gehört zur klassischen Kompetenz eines Pädagogen. Kinder sind, in aller Regel, hier sehr ähnlich wie 90 Prozent aller Erwachsenen: sie wollen den Erzieher und/oder den Lehrer, auf ihre Seite ziehen. Sie wollen, dass der Andere Ärger oder eine klare Ansage bekommt. Sie selbst sehen sich fast immer in der Opferrolle. »Schuld« ist immer der Andere.

Ein guter Pädagoge will aber gar nicht wissen, wer angefangen hat, zu provozieren, zu schlagen oder zu ärgern. Die »Schuldfrage« trägt eben nicht zur Deeskalation bei. Auch wenn das Hypermoralisten gerne vor sich her tragen. Eine einseitige, auf emotionaler Beweisführung aufgebaute Täter-Opfer-Markierung, hilft Niemanden weiter. Außer vielleicht den Massenmedien, die gezielt Feindbilder aufbauen und bedienen wollen. Jeder Konflikt hat eine Ursache, einen Hintergrund und einen Kontext. Jeder. Weiterlesen

Der pädagogische Happen (63)

Vater: (sitzt seit 15 Minuten im Foyer der Schule, wartet offensichtlich auf sein Kind und glotzt die ganze Zeit auf sein Smartphone. Um ihn herum herrscht reger Schulbetrieb.)

Pädagoge: »Würden Sie bitte Ihr Smartphone ausmachen? Auf dem gesamten Schulgelände existiert ein Smartphone-Verbot für Kinder, Eltern und Personal. Haben Sie die zahlreichen Hinweisschilder gesehen?«

Vater: »Ja, habe ich gesehen. Aber ich dachte, das gilt nur für die Kinder? Warum auch für Erwachsene?«

Pädagoge: »Weil wir eine Vorbild-Funktion einnehmen, die Kinder schon genug vor digitalen Bildschirmen sitzen und unsere Schule primär ein analoger Lern- und Bildungsort sein soll. Es wurde auch schon mehrfach durch verschiedene Kanäle (Elternabend, E‑Mail-Verteiler, Postmappe, Schulcloud etc.) kommuniziert. Würden Sie jetzt bitte Ihr Smartphone ausmachen und einstecken?«

Vater: »Habe ich nicht mitbekommen. Wer sind Sie überhaupt?«

Pädagoge: »Ich bin Pädagoge und arbeite hier.«

Vater: »Hmm. Na gut. Ich dachte schon, Sie wären ein anderer Vater. Ich bin gleich fertig, ok?«

Pädagoge: »Nein! Sie machen jetzt bitte sofort das Smartphone aus und stecken es ein! Ansonsten können wir auch direkt zum Schuldirektor gehen. Der sitzt hier zwei Türen weiter.«

Vater: »Boah, warum denn gleich so unfreundlich? Was sind Sie denn für Einer? Ich mach ja schon.« (verzieht das Gesicht, steckt das Smartphone ein und zieht von dannen.)


Kinder in Deutschland
Der pädagogische Happen

Der pädagogische Happen (62)

- Outsourcing -

Seit einigen Jahren und Jahrzehnten erleben wir nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch im Bildungsbereich einen Trend zum Auslagern von Verantwortung. Viele Bereiche der kindlichen Erziehung und der Entwicklung von Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, werden an Kindertagesstätten, Schulen und Ausbildungsbetrieben delegiert — die aber eigentlich in Elternhände gehören. Eines der Grundpfeiler des Neoliberalismus, die Privatisierung, durchzieht mittlerweile sämtliche Lebensbereiche. Weiterlesen