Diesen Satz höre ich dieser Tage wieder vermehrt. Elementare moralische Prinzipien, Menschenrechte und Anstand seien doch relative Werte. Genauso wie Freiheit und Wahrheit. Hinter dem Relativierungsargument steckt vor allem das krampfhafte Festhalten an Besitzstandswahrung, Elitenförderung und Massenarmut per Gesetz. Die Solidarität mit den finanziell Schwächsten und die Umverteilung von oben nach unten seien in Deutschland doch nur eine „Neiddebatte“. Neofeudale Strukturen gebe es nicht. Das sind schließlich alles Einzelfälle:
Fristlose Kündigung wegen vermeintlicher Pfandbon-Unterschlagung!
Mehrmals ohne Fahrschein? Ab in den Knast!
Völkerrechtswidrige Angriffskriege? Wen interessiert das schon.
Eine Banken-Geldwäsche aufklären? Ab in die geschlossene Anstalt!
Verweigerung der Rundfunkgebühren? Gefängnis!
Steuerhinterziehern auf der Spur? Für geisteskrank erklärt!
100 Zivilisten wegbomben? Beförderung zum Brigadegeneral!
Industrie-Lobbyisten in den Ministerien? Kein Problem!
Nein, Gerechtigkeit ist nicht subjektiv! Auch wenn uns das als neoliberales Verharmlosungsprogramm immer wieder eingeimpft werden soll. Oder um es mit Adorno zu sagen: „Es gibt nur einen Ausdruck für die Wahrheit: den Gedanken, der das Unrecht verneint.“
Verkehrsteilnehmer-Bashing. Ein typisches divide et impera – Thema, bei dem sich jeder auf eine Seite (Fußgänger, Autofahrer, Fahrradfahrer, Bus-Fahrer etc.) schlagen und dann seine ganze Wut und seinen Frust ablassen kann. Leider muss ich heute auch mal Position beziehen. Ich bin nämlich gute 90 Minuten durch ganz Berlin mit dem Fahrrad gefahren (von Spandau nach Steglitz) und was ich erlebt habe, unterstreicht sämtliche Vorurteile gegenüber Fahrradfahrern in der Stadt. Ich hatte das Gefühl der Einzige zu sein, der die Verkehrsregeln kennt und sich auch an sie hält.
In einer vollen U‑Bahn steuert eine hochbetagte, ältere Frau auf einen ausländisch aussehenden Mann zu. Sie bleibt vor ihm stehen, ohne etwas zu sagen. Er fragt sie höflich, ob sie sich setzen möchte und steht dabei auf. Sie setzt sich hin, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Dann murmelt sie vor sich hin: „Ja, wir sind ja auch in Deutschland!“
Du siehst überall nur Lügen, Korruption, Verlogenheit, Profitgier, Heuchelei und Doppelmoral? Selbst schuld! Sei doch einfach mal positiver eingestellt! Du musst nicht immer alles so
Zum Thema »Gleichberechtigung« im weitesten Sinne: auf elitepartner.de fragt sich eine Frau, was sie von einem Mann »charakterlich« (muhaha) halten soll, weil er beim ersten Date auf
Ich bin der Mittelpunkt des Universums. Die Erde, der Mond und alle Planeten unseres Sonnensystems drehen sich um mich. Meine Bedürfnisse, Interessen und Ziele stehen stets an erster Stelle. Ein sozial-emotionales Filterblasengefängnis beschützt mich vor kreativ-schöpferischer Veränderung. Ich will mit Vollgas vorwärts schweigen und dabei stehenbleiben. Die Monotonie saufen. Den Stillstand fressen. Nicht Nachdenken. Aber verrenken. Mich optimieren. Inszenieren. Anpassen. Und verwerten lassen. Nach oben kriechen. Nach unten treten. Menscheln. Haben wollen. Ein Individualist sein.


Warum nennt man einen Flüchtling, der in Deutschland angekommen ist, eigentlich weiterhin einen Flüchtling? Ist er jetzt nicht ein Angekommener?