In der Pädagogik und der Psychologie gibt es bergeweise Studien, Untersuchungen und Bücher über die Entwicklung des Kindes. Dort wird festgehalten, was normal und was entwicklungsverzögert sei und somit gegebenenfalls einer Diagnose eines Facharztes bedarf. Ob pränatale Frühförderung, die Sprach-Meilensteine oder die altersentsprechenden Kompetenzen und Entwicklungen im sozial-emotionalen, kognitiven oder motorischen Bereich: darüber gibt es unzählige Veröffentlichungen. Häufig steht die Frage im Vordergrund: wie kann ich das Kind noch weiter unterstützen und/oder besser fördern? Dabei kann man auch eine ganz andere Geschichte erzählen. Mit weniger euphemistischen Blümchen und mit weniger neoliberaler Sozialromantik. Weiterlesen
Schlagwort-Archive: Drogen
»Sucht ist eine Krankheit...
...und keine Charakterschwäche!« Solange man gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch funktioniert, sind Drogen erlaubt und teilweise sogar erwünscht: Bierchen mit Kollegen, Kaffee als täglicher Wachmacher, »Smombie-Kommunikation«, Aufputschmittel und so weiter. Im Zeitgeist der Eigenverantwortung, Selbstoptimierung und Selbstinszenierung, gilt die Sucht (materiell und immateriell) als Zeichen einer individuellen Schwäche und als Unfähigkeit zur Selbstdisziplin. Dabei ist die Sucht eine medizinisch anerkannte Krankheit. Eine Fehlsteuerung des Belohnungssystems, die im Gehirn nachgewiesen werden kann. Außerdem übernehmen Renten- und Sozialversicherungsträger die Behandlungskosten.
Ich stelle leider immer wieder fest, dass in beruflichen und/oder privaten Gesprächen und Diskussionen »Sucht« eben nicht als Krankheit akzeptiert wird. Der Süchtige sei nur schwach, unfähig und habe keinen Willen. Es ist insofern auch nicht verwunderlich, dass Süchtige ihre Krankheit zunehmend verheimlichen: sie wird als Solche eben nicht akzeptiert. Stattdessen werden Süchtige stigmatisiert und sozial verurteilt.
Ich. Bin. Krankheit.
Neusprech: Krankheit
»Jeder ist seines Krankheit Schmied!«
Ärzte als Dealer
»2016 hat die Drogenkrise ein weiteres Mal zur Verkürzung der Lebenserwartung in den USA beigetragen. Dort sterben jedes Jahr mehr Menschen durch Opiumderivate (65.000 Todesopfer) als durch Verkehrsunfälle (37.000) oder Schusswaffen (39.000).[...] In der aktuellen Krise beginnt die Sucht mit einem Besuch beim Hausarzt, Zahnarzt oder bei einem Sportmediziner.«
- Maxime Robin. »Als der Arzt zum Dealer wurde«. Le Monde diplomatique vom 08.02.2018.
Anmerkung: Süchtige sind eben immer noch die besten Kunden. Das weiß nicht nur der Drogenhändler, sondern ganz besonders auch die Pharmaindustrie. Nur darf sie das nicht laut sagen. Stattdessen weist mich beispielsweise die Apothekerin darauf hin, dass ich das Nasenspray nicht länger als 5–7 Tage nutzen und keinesfalls durchgängig verwenden darf. Suchtgefahr! 100.000 sollen in Deutschland bereits abhängig sein. Das tut der Pharmaindustrie auch ganz dolle leid. Schließlich weisen ihre Apotheker immer darauf hin! Jawohl! :jaja:
Der pädagogische Happen (2)
»Du Tante? Ich habe heute in der Schule gelernt, dass die Würde des Menschen in Deutschland unantastbar sei. Warum leben dann so viele Menschen auf der Straße und betteln?«
»Die sind alle selbst schuld. Sie trinken Alkohol oder nehmen andere Drogen. Viele tun auch nur so, weil sie Dein Geld wollen. Sie haben ihre Würde verspielt und sind selbst schuld.«
ZG-Rückblick: Drogengerechtigkeit
Vor einigen Tagen zog der Radsport-Profi Lance Armstrong seine Anhörung bei der US-Anti-Doping-Agentur zurück. Laut sueddeutsche.de droht dem US-Amerikaner nun eine lebenslange Sperre sowie eine Aberkennung seiner sieben Tour-de-France-Titel. Doping ist bei der Tour-de-France, bei den olympischen Spielen sowie bei vielen anderen Leistungssportlern ein immer wiederkehrendes Thema.
Widerspricht es dem Wettbewerbsgedanken, wenn man sich mit leistungssteigernden Mitteln einen Vorteil verschafft? Ist es nicht bigott, wenn die Arbeitsdroge Kaffee sowie Alkohol und Zigaretten erlaubt sind, Doping jedoch nicht? Sollte es gar legalisiert werden? Weiterlesen
Drogen sind geil
Ob am Stammtisch oder im Internet: überall verherrlichen und relativieren Raucher, Trinker und Kiffer ihre Sucht, ihren Drogenkonsum. Argumente wie: es würde das Bewußtsein erweitern, es wäre ein Zeichen persönlicher Freiheit oder es sind eben Genußmittel, die das Leben erträglicher machen, sollen die Abhängigkeit und die negativen Folgen verschleiern und verdrängen helfen. Keine Frage, Drogen sind schon eine verdammt geile Sache, oder?
Idee zum Bild: epikur
Bildbearbeitung/Gestaltung: jtheripper (Danke!)
Das Bild ist in hoher Auflösung auch hier zu finden.
Fotos: (v.l.n.r) Florian Eckerstorfer, mrichel, roel1943, Gus Hertzog, Albaraa Mehdar, Samael Kreutz / flickr.de
Schuftet und schluckt Pillen!
Eine vor kurzem veröffentlichte Studie der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) besagt, dass knapp 800.000 Menschen in Deutschland regelmäßig Medikamente am Arbeitsplatz einnehmen. Insgesamt haben zwei Millionen schon einmal Medikamente am Arbeitsplatz eingenommen. Dabei handelt es sich vor allem um Anti-Depressiva, Beruhigungspillen und leistungssteigernde Medikamente. Interessant ist hierbei vor allem die Wortwahl der Berichterstattung: von der Studie selbst und der Presse. Weiterlesen
Opium fürs Volk
Als ich meinen Artikel zum Thema der Politikverdrossenheit schrieb, fiel mir am Ende vor allem noch ein Aspekt ein, für den es sich lohnt ihn gesondert aufzuführen: das Volk wird (un-)freiwillig ruhig gehalten. Dabei ist es zunächst schwer zu sagen, ob sich das Volk selbst ruhig hält oder es gezielt ruhig gehalten wird — ich möchte zunächst auf die Formen der Ruhigstellung näher eingehen. Hierzu zählen der Sport, insbesondere der Fussball, der Medienkonsum, insbesondere das Fernsehen, Computer-Spiele sowie Drogen. Weiterlesen