Neofeudalismus

Die Regierung soll sich um neue Jobs für diejenigen kümmern, die infolge von großer Agrarinvestitionen arbeitslos werden“, so die weniger euphemistische Übersetzung eines Agrar-Investors in einer ARD-Dokumentation mit dem Thema »Landraub«, die mittlerweile leider weder in der Mediathek, noch auf Youtube zu finden ist (ich hatte sie mir vor einigen Wochen mit dem Tool »MediathekView« angesehen). Die Dokumentation zeigte sehr gut auf, dass wir auch in Deutschland (in Afrika und Asien schon seit Jahrzehnten) wieder feudalistische Verhältnisse haben. Agrar-Familienbetriebe (beispielsweise in Brandenburg oder Mecklenburg Vorpommern) werden aufgekauft, zerschlagen und dann in den finanziellen Ruin getrieben, wenn sie nicht mehr genug Profit abwerfen.

Großinvestoren interessieren sich nicht dafür, was eine Region wirklich benötigt, ob es den Tieren oder den Arbeitskräften vor Ort gut geht und inwiefern es negative Folgen für die Umwelt gibt, sie wollen nur den größtmöglichen Gewinn herauspressen. Sucht man im Internet jedoch nach dem Thema Landraub in Deutschland, dann findet man aber fast nur Beiträge über Asien, Südamerika und Afrika. Dabei ist das auch längst in Deutschland ‑wieder- ein Thema.

6 Gedanken zu “Neofeudalismus

  1. das überflüssige kapital sucht seit jahren händeringend nach anlagemöglichkeiten. und da die sektoren industrie, staat und dienstleistungen nicht (mehr) genug kapital für investitionen nachfragen, stürzt man sich auch auf relativ schwache renditen.

  2. »….wen wundert´s…..dieses Land wird von Verbrechern regiert…«

    Falsch. Dieses Land wird gar großteils von »Verbrechern« bewohnt! Die große Mehrheit zuckt immer wieder (sei die Sauerei auch noch so groß) nur mit den Schultern (auch z. B. seit über 10 Jahren zu so einem pur-faschistischen Gesetzeswerk wie Hartz IV) — und wählt auch im Herbst wieder zu 90 % neoliberale und mehr oder weniger faschistische Parteien. Selbst die kommende Autobahnprivatisierung interessiert den Schlafmichel einen feuchten Sch...!

    »Uns geht’s gut«! Mehr braucht der Michel nicht als »Begründung« dafür, sich mit den gewaltigen Schatten, die der tiefe Sonnenstand dieses unmenschlichen Systems zwangsläufig wirft, nicht befassen zu müssen. Im Gegenteil, grade in diesem Halbdunkel leben diese Mitäufer ihre Boshaftigkeiten ja am intensivsten aus. Das erlebt man doch inzwischen im ganz »normalen« Alltag. Viele haben sich aber auch daran schon gewöhnt...

    Was juckt denn den Michel dann sowas wie »Landraub«? Die Regale im Supermarkt sind doch voll! Der Michel ist komplett schmerzbefreit; der geht jeden Tag stolz unterwürfig malochen (die moderne Form des Selbstgeißelns), um sich einzubilden, er hätte sich seine erbärmliche (im)materielle Existenz (die er durch Statussymbole wie »Smartphones«, Auto und Einrichtungskrempel aufzuhübschen versucht) auch noch als »selbst erarbeitet« schönzulügen! Gegen dieses von kleinauf indoktrinierte Gedankengift kommt keiner an; die Mehrheit lebt in geistigen Ketten. Und hält diese Ketten gar für sowas wie »Schmuck«...!

    Der Feudalismus war im Grunde nie weg, man hat ihn nur geschickt hinter einer »Matrix« aus Arbeit, Geld und Statussymboliken versteckt.

  3. @Dennis82

    »die Mehrheit lebt in geistigen Ketten. Und hält diese Ketten gar für sowas wie „Schmuck“…!«

    Genau das hat Aldous Huxley im Vorwort zur »Schönen Neuen Welt« gemeint, als er gesagt hatte, dass der perfekte totalitäre Staat seine Untertanen dazu bringen muss, seine Sklaverei zu lieben. Niemand braucht heute mehr eine Gestapo. Der Stacheldraht in den Köpfen ist nicht nur kostengünstiger, sondern auch effektiver.

  4. Den hatte ich in der Tat im Hinterkopf; habe mir doch grade erst letzte Woche die Muße gegönnt, das Buch an diversen Badeseen noch einmal zu lesen. ;) Ich hatte es mir schon beim ersten Mal markiert:

    »Ein wirklich leistungsfähiger totalitäter Staat wäre ein Staat, in dem die allmächtige Exekutive politischer Machthaber und ihre Armee von Managern eine Bevölkerung von Zwangsarbeitern beherrscht, die zu gar nichts gezwungen werden brauchen, weil sie ihre Sklaverei lieben.«

    Und was haben wir hier, im »westlichen System«...!? Da sagen dir selbst viele linke Gesellschaftskritiker (die zynischerweise ja oft hinter jedem Busch einen »Nazi« sitzen sehen...) dass bei uns hier alles ja (noch) dann doch nicht so schlimm sei. »Uns geht’s gut!« Bei uns regieren schließlich doch Parteien der »Mitte« — die doch schon per Definition nicht »böse«, »rechts« oder faschistisch sein können!

    So, nun muss ich aber aufhören, der Pfleger bringt mir meine abendliche Vierfach-Dosis Soma...! ;)

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