Zwei Meldungen. Ein Irrsinn.

»Anwalt von Stephan E. erstattet Strafanzeige wegen Geheimnisverrats. Der Anwalt will wissen, wer Informationen zu seinem Mandanten weitergab, der im Mordfall Walter Lübcke verdächtigt wird. Er vermute jemanden in den Ermittlungsbehörden.« (zeit.de vom 8. Juli 2019)

Anmerkung: Der Anwalt eines Mörders will den Staat verklagen? :shock:

»Nun hat auch die Internationale Atomenergiebehörde bestätigt, dass der Iran mehr Uran anreichert als im Atomdeal erlaubt. Während die USA erneut drohen, setzt Frankreich auf Diplomatie.« (tagesschau.de vom 8. Juli 2019)

Anmerkung: Die USA kündigen einseitig das Atomabkommen und beschweren sich dann, wenn der Iran sich nicht mehr daran halten will? :shock:

Es ist kafkaesk, grotesk und absurd. Aber gleichzeitig völlig normal. »Weitergehen! Hier gibt es nichts zu sehen!« :jaja:

Todesschwadronen

blickpunkt-lateinamerika.de

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Diese Bezeichnung wird für paramilitärische, meist rechtsgerichtete Milizen, Ex-Polizisten, Auftragsmörder, Sicherheitsbeamte, Militär- und/oder Geheimdienstangehörige verwendet, die im Auftrag des Staates (oder eines Konzerns) bzw. zumindest mit dessen Duldung, Oppositionelle ermorden und verschwinden lassen. Offiziell sind sie illegal, auch wenn sie in Militärdiktaturen meist essentieller Bestandteil des Staates sind. In westlichen Breitengraden sind Todesschwadronen ‑in Politik und Presse- nur selten ein Thema, obwohl sie in Süd- und Lateinamerika, Afrika und Asien große Schrecken verbreiten und die Zivilgesellschaft lähmen.

In Europa und den USA gibt es jedoch auch Todeschwadronen. Sie nennen sich nur anders: US-Drohnen und verdeckte Operationen der Geheimdienste. Letztlich sind Todesschwadronen eine Form des Staatsterrorismus, der brutal gegen jede Form von Opposition vorgeht. In der Vergangenheit hat sich die CIA bei Ausbildung und Ausrüstung lateinamerikanischer Todesschwadronen rege beteiligt, sofern es in ihrem geopolitischen Interesse lag.


» »Gewalt in Kolumbien: Todesschwadronen jagen Linke«
» »Brasilien: Todesschwadronen in Peripherie und Stadt«
» »Ex-Polizist deckt Vorgehen von Todeschwadronen in Honduras auf«

Den Mord vermeiden

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In der deutschen Sprache wird das Wort »Mord« weitestgehend gemieden. Gezielte, bewusste und vorsätzliche Tötungen sind jedoch an der Tagesordnung. Weil es uns jedoch so gut geht und wir im Merkel-Paradies leben, brauchen wir unbedingt Wohlfühlbegriffe und Formulierungen:

  • Jemanden um die Ecke oder zum Schweigen bringen
  • Kollateralschaden
  • Vom Aussterben bedroht
  • Ziel ausgeschaltet
  • Mission erfüllt
  • Tragischer Zwischenfall
  • Bestände dezimieren
  • Unfall mit Personenschaden
  • Unvermeidliches Vorgehen
  • Außergesetzliche Tötung

The Act of Killing

Die Massenmorde an Kommunisten in Indonesien in den Jahren 196566, bei denen zwischen 500.000 und 2 Millionen Menschen brutal gefoltert und getötet wurden, sind im westlichen Bewusstsein kaum vorhanden. Die kommunistische Partei Indonesiens (PKI) zählte im Jahr 1960 rund 3 Millionen Mitglieder und gehörte damit zur weltweit drittgrößten kommunistischen Partei. Diktator Suharto hatte bei den Massenmorden »massive Unterstützung von der westlichen Welt.« Für westliche Regierungen, Geheimdienste und Konzerne war das wohl: »konsequenter Antikommunismus«. Die Massaker wurden daher auch nicht verurteilt, sondern eher »begrüßt«. Mit einem verstörenden Doku-Trip thematisiert Joshua Oppenheimer die damaligen Ereignisse in Indonesien aus der Sicht der Täter in »The Act of Killing«.

Kriegsfolgen

Über Kriegsfolgen wird so gut wie nie berichtet. Besonders die Uran-Munition der NATO-Streitkräfte verseucht und kontaminiert ganze Landstriche (aktuell: in Syrien und Jemen). Freilich lesen wir davon nichts in unserer NATO-Presse. Frieder Wagner, der im Jahr 2007 bereits »Todesstaub« veröffentlicht hat, wird von unserer Systempresse weiterhin gemieden und bekommt keine Aufträge mehr. Vielleicht hätte er mehr Dokus über US-Flugzeugträger machen sollen? :jaja:

Warum?

warum_titelWarum dürfen die USA Atombomben besitzen, der Iran aber nicht?

Warum sind tausendfache, illegale und willkürliche Tötungen durch US-Drohnen kein Terrorismus, aber Selbstmordattentäter schon?

Warum darf ich Satiren über Moslems schreiben, aber nicht über Juden?

Warum dürfen Soldaten Menschen ermorden und Nicht-Soldaten kommen dafür ins Gefängnis?

So werden Sie ein Terrorist!

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  • Gehören Sie einem radikalen, islamischen Glauben an und legen Sie sich irgendeine Naher- oder Mittlerer Osten-Staatsangehörigkeit zu. Zur Not geht auch eine afrikanische Nationalität.
  • Lassen Sie Ihren Ausweis immer gut sichtbar im Auto oder in der Nähe des Anschlagortes liegen, damit die Sicherheitskräfte immer so tun können, als hätten sie schnelle Ermittlungsergebnisse. Außerdem müssen die Massenmedien etwas zu berichten und zu bebildern haben. Und nur so werden Sie berühmt!

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Bundeswehr-SOAP

Die Bundeswehr braucht dringend mehr Menschenmaterial neue Rekruten. Aktuell fehlen rund 10.000 Soldaten, um Deutschland nicht nur am Hindukusch, sondern auch in Syrien, in Mali, im Kosovo und am Horn von Afrika zu »verteidigen«. Viele junge Männer in Deutschland sind jedoch vaterlandslose Gesellen und wollen sich nicht für Kapitalinteressen verheizen lassen. Unglaublicher Vorfall! Aber zum Glück gibt es ja noch die JeoS: Junge Erwachsene ohne Schulabschluss. Die suchen doch sicher eine berufliche Perspektive? Diese Loser (haha)! Und für alle anderen gibt es nette youtube-Unterhaltung. Garantiert Reality! Schaut doch mal bei uns in der Kaserne vorbei! Da gibt es lecker Mettbrötchen.

#Breitscheidplatz

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Nun ist es soweit: Deutschland hat mit München und Berlin sein eigenes kleines »Eleven Nine«. Für viele ein Schock, für manche eine Gelegenheit endlich die Militarisierung der Gesellschaft weiter voran zu treiben, ihren Rassismus auszuleben, wieder nach härteren Strafen, einem Abbau der Bürgerrechte (Frankreich hat seinen Ausnahmezustand gerade eben wieder verlängert!) sowie einen noch größeren Überwachungsstaat zu verlangen. Und nicht zu vergessen: die Flüchtlinge sind schuld und die AfD die Rettung! Am Schlimmsten empfinde ich jedoch die politischen Beileidsbekundungen und Trauer-Statements: »Wir fühlen mit den Angehörigen!« Was für eine Bigotterie, während man gleichzeitig Waffen in Steinzeit-Diktaturen verkauft und NATO-Angriffskriege aktiv unterstützt. Hier noch ein paar Twitter-Eindrücke. Weiterlesen

Das Ende der Bequemlichkeit

  • In Würzburg geht ein Attentäter in einer Regionalbahn mit einer Axt auf Menschen los.
  • In München tötet ein Amokläufer (hier und hier) neun Menschen in einem Einkaufszentrum.
  • Die Türkei wird schrittweise zu einer Diktatur umgebaut. Erdogan geht ohne Gnade innerhalb seines Landes sowie im Irak und in Syrien gegen die Kurden vor.
  • In Syrien und im Jemen werden täglich Menschen brutal ermordet.
  • Das US-Militär hat bisher mehr als 4.000 Menschen weltweit mit ihren Drohnenangriffen umgebracht und im Irak, in Afghanistan und in Libyen tausende Menschen getötet.
  • In Afrika sterben täglich Menschen durch eine neokolonialistische Wirtschaftspolitik des Westens sowie durch die Agrarpolitik von Konzernen, wie beispielsweise Monsanto.
  • In Frankreich ist weiterhin Ausnahmezustand und die Bürger revoltieren gegen die Beschneidung von Arbeitsrechten.
  • Niemals in der Geschichte der Menschheit hat sich soviel Reichtum in nur so wenigen Händen konzentriert, während die große Mehrheit gar nichts besitzt.

Zwischen all diesen Ereignissen werden keine Zusammenhänge und/oder Korrelationen hergestellt. Stattdessen wird jeder vermeintliche »Anschlag« oder »Terror-Angriff« als Einzel-Ereignis behandelt und gewertet. Auch ich kenne nicht alle Hintergründe. Aber zu glauben, man kann in der Ferne Kriege führen, Waffen in Diktaturen liefern sowie menschenverachtende, neoliberale und verfassungswidrige Gesetze beschließen, die das gesellschaftliche, zwischenmenschliche Klima kälter werden lassen — ohne dass all das irgendwelche Folgen haben wird, zeigt, wie weit die ignorant-biedermeierische Weltvergessenheit in Deutschland bereits fortgeschritten ist.

Natürlich wird es früher oder später auch »Terror-Anschläge« in Deutschland geben, auch wenn das niemand wahrhaben will. Die Folge kann aber nicht sein, den Ausnahmezustand auszurufen, Bürgerrechte abzubauen, das Militär im Innern einzusetzen, die Überwachung auszudehnen und den Rechtsstaat für überflüssig zu erklären, sondern, sich endlich radikal aus der NATO zu verabschieden, eine alternative Wirtschaftspolitik anzustreben sowie sämtliche US-Militärstützpunkte in Deutschland abzureißen! Wieso glaubt man ernsthaft, man könne das Leid der Menschheit durch eine neoliberale Wirtschaftspolitik, Kriege, Hartz4 etc. vergrößern, aber gleichzeitig unbeschadet davon kommen? Ich persönlich habe vor einem radikalen Abbau der (Rest-)Demokratie in Deutschland deutlich mehr Angst, als vor einem Terror-Anschlag.