Neulich bei »Zukunftia«

Auf dem Blog »Zukunftia« gibt es primär Reviews zu Sci-Fi-Filmen und ‑Serien. In aller Regel sind sie sehr unterhaltsam und humorvoll geschrieben. Da ich selbst ein bekennender Sci-Fi‑, »Babylon 5«- sowie »Dune« — Fanboy bin und mir gutes Storytelling, glaubhafte Charaktere, nachvollziehbares Worldbuilding sowie erwachsenes Writing sehr wichtig sind, lese ich seit einiger Zeit dort.

Nun habe ich einen Kommentar zu »The American Society of Magical Negroes – Das Review ohne Black Power« hinterlassen. Was dann folgte, offenbart mal wieder den katastrophalen Geisteszustand von vermeintlichen Linken in Deutschland.


Ich hinterließ also meine kurze Einschätzung zu dem Film und postete am Ende einen Link zu meinem »Babylon 5« — Artikel, um mit den Kollegen dort in einen inhaltlichen Austausch zu gehen und zu signalisieren, dass ich ihre Arbeit schätze und »einer von ihnen bin«. Dann wurde mein Kommentar auf einmal komplett gelöscht. Ohne Angabe von Gründen. Als ich nachfragte, sagte man mir in einem giftigen Ton:

»Ganz einfach, Du Naivling. Das ist hier eine dem Antikapitalismus verpflichtete Seite … wer hier Werbung für irgendwelche geistlosen Blogs macht, wird sofort sanktioniert (richtig so!)«

Als ich darauf verwies, dass das ZG-Blog eine komplett nicht-kommerzielle und private Angelegenheit sei, schaltete man meinen Kommentar zwar wieder frei (man hätte sich alternativ auch 5 Minuten Zeit nehmen können, um sich das hier anzuschauen. Aber nein, erstmal löschen.), jedoch ohne den Link. Mit der Begründung:

»Anm. von Klapowski: Gelöschter Kommentar wiederhergestellt. Link zur Eigenwerbung jedoch entfernt. Bitte durch hochwertige Premiumkommentare erst das Recht verdienen, hier zu werben. Danke!«

»Premiumkommentare«. Alles klar. Als wenn ich diese Verlinkung jetzt unbedingt brauchen und auf die Knie fallen würde? Damit der Zukunftia-Blogbetreiber »Klapowski« nach diesem kleinen Scharmützel nicht sein Gesicht verliert und vor seinen Lesern komplett absurd da steht, wird am Ende noch mit Schmutz geworfen:

»Nachdem ich soeben auf bestimmte Texte in deinem Blog aufmerksam gemacht wurde, habe ich plötzlich auch wieder Lust auf’s Löschen. Ganz doll sogar.«

Natürlich ohne weiterhin zum ZG-Blog zu verlinken. Die Leser könnten sich ja ein eigenes Bild machen. Gott bewahre! Und selbst wenn diese »Antikapitalisten« dort drüben zu dem Schluss gekommen sind, dass das hier alles ganz böse Schwurbelei sei — ja und? Was haben meine Meinung, meine Analysen und meine Argumente hier zu völlig anderen Themenbereichen, mit meinem Kommentar zu ihrer Film-Review drüben zu tun? Es ging um Sci-Fi-Reviews und »Babylon 5«, kann es da nicht egal sein, was ich zu anderen Themen sage und schreibe?

Aber nein, es könnte ja sein, dass auf dem ZG-Blog Gedankenverbrechen begangen werden! Und dann hätte »Zukunftia« Kontaktschuld! Ad Hominem. Narzissmus. Cancel-Culture. Diese vermeintlichen »Antikapitalisten« bekommen nicht einmal ein sachliches, beleidigungsfreies und höfliches Gespräch gebacken, halten keinerlei andere Meinungen und Ansichten mehr aus — wollen aber den »Kapitalismus überwinden«. Das könnte auch direkt vom Über-Marxisten »flatter« von »Feynsinn« sein.

Nebenbei: hätten sie sich ein wenig hier umgeschaut, hätten sie relativ schnell festgestellt, dass meine Wenigkeit mit »Antikapitalismus« sehr viel anfangen kann. Wer jedoch so mit seinen Lesern umgeht und eine feindlich-überhebliche Diskurskultur pflegt, sollte sich nicht wundern, warum die Leute in Scharen die Linken meiden und zu den Rechten laufen. So baut man keine Netzwerke auf oder gewinnt Menschen für sich.


Neulich...

9 Gedanken zu “Neulich bei »Zukunftia«

  1. Die Texas-Mentalität »Erst schießen, dann vielleicht mal nachfragen« greift rasend um sich. Ich sehe auf beiden Seiten das Phänomen, dass eine ausgestreckte Hand egal wie hoch gleich als Hitlergruß interpretiert wird. Ich hab die Schere auch schon im Kopf, dass ich Politisches von anderen Themen blogmäßig trenne und statt Links Webseiten nur über Stichworte, die in Suchmaschinen zur Weibseite führen, mit // pseudoverlinke.

  2. Da greift gerade eine »antikapitalistische« Arroganz um sich, die man einerseits nur noch in Anführungszeichen setzen kann und sich gleichzeitig drüber totlachen. Die merken echt nichts mehr. Lasst sie halt im eigenen Saft schmoren, bis ihnen die »Rechten« (Definition sowieso für die Tonne) mal so richtig was auf´s Fressbrett geben — mit ihren eigenen Mitteln und Strukturen, die sie geschaffen haben. Das ist mehr oder weniger das doppelte Hufeisen — AfD als Anti-Bewegung, die »links« ebenso mit Anti-Haltung bekämpft werden will, und das nächste »anti« kommt bald auf sie zurück. Mir egal. Hätten ja mal zuhören können. Aber wer nicht hören will, muss fühlen.

  3. SciFi Fanboys, die dem Antikapitalismus verpflichtet sind?
    Oh Karl lass diese Gesellschaft schnell an ihren Widersprüchen zerplatzen!
    (Ich weiß, dass Star Trek als Vorbild die Lem Filme aus der DDR hatten und im Grunde eine kommunistische Gesellschaft darstellen. Aber Star Trek und Star Wars haben auch das Merchandising auf neue Stufen gehoben — Antikapitalismus?)

  4. Nur mal so nebenbei.
    In einem wirtschaftlichem System, indem auch wirklich alles dem kapitalistischem Verwertungsprozess unterworfen ist, wird es schnell sehr schwierig, sich über gewisse Dinge zu unterhalten, wenn man so stringent unterwegs ist und wirklich alles ablehnt, was auch nur entfernt mit kapitalistischer Wertschöpfung zu tun hat.
    Denn, selbst auch ein Anarchist wie meine Wenigkeit, muss ebenfalls darin leben seine Brötchen verdienen.
    Jetzt könnte man sich fragen, ob Sciencefiction und/oder, sogar der Film, als generell Kapitalistisch eingestuft wird.
    Denn, wenn ja, brauchen wir hier gar nicht weiterzureden und müssten alle unsere Job’s (nicht nur wegen der Masken) niederlegen.
    Es gibt doch auch sicher immer noch einige (westliche)kulturelle Errungenschaften, die es vielleicht wert sind, sich damit auseinander zu setzen.

  5. @Kakapo3

    Das braucht ja nicht mal die SciFi und ihre Nerds, um die Heuchelei zu entlarven. Man muss sich mittlerweile nur die linkswoke Bewegung anschauen: die auf naturalistisch macht, aber dann doch auf Technokratie setzt, »die« Wissenschaft alleine auf Thesen der letzten Jahre stützt oder unbedingt das Internet braucht, um überhaupt zu überleben. Influencen, bis der Arzt kommt, »Solidarität und antikapitalistischer Klassenkampf« gefolgt von »Lasst mir Likes und eine saftige Spende da, damit ich euch Content aus Bali liefern kann«.

  6. Seltsam, über antikapitalistischen Kampf schwafeln, aber kapitalistische Werkzeuge selbst einsetzen (Internet, Handy, Strom). Nein, das ist nur ein Argument, unliebsame Meinungen mit einer falschen Begründung zu entfernen. Es ist eine Form von primitiven Machtdenken nicht von Toleranz!
    Gerade diese Wesen hätten richtige Probleme, wenn sie Babylon5 begreifen müßten. Babylon5 hat eine viel größere Tiefe als die meisten Dummschwätzer vermuten und war meiner Meinung nach eine der besten SF-Serien aller Zeiten.
    Das Problem bei der ganzen »antikapitalistischen« Diskussion ist aber, daß diese Menschen gar nicht wissen, was Kapitalismus eigentlich ist. Was sie anprangern ist eine Form von Neofeudalismus, die heute herrscht. Das ist kein Kapitalismus, der in seiner Reinkultur allen Marktteilnehmern gleiche Chancen eröffnet. Die Ansätze von richtigem Kapitalismus findest Du u.a. in den Werken von Mises und Gesell.

  7. @GerhardQ
    Gleiche Chancen ja, aber leider wird IMMER nur einer den Jackpot gewinnen.
    Du solltest ja auch eher Marx lesen, denn der Kapitalismus führt IMMER zu der Anhäufung des Kapitals bei ein paar Wenigen und wenn der Mehrwert nicht mehr erbracht wird zu Krieg.
    Weil, Kapitalismus IMMER auf Wachstum und Profit basiert.
    Konkurrenz statt Kooperation.
    Wie schlimm ist es?
    Grad geschaut, sehr erhellend: Die Bildungsmisere am Thema Mathematik verdeutlicht:
    Schulmathematik: Vergleich Indien-NRW
    https://youtu.be/GhmEYB3Kq‑o?feature=shared

  8. Die Problemschilderung eingangs lässt mich fragen: War das dein erstes Mal? So abgewiesen werden? Nicht mitreden dürfen?
    -
    Dieses Erlebnis soll was mit _links_ zu tun haben? »Babbelbong Fünnef« regt dich zu geistigem Ausfluss an? Zu so viel Denglisch?
    Dir geht’s gut.

  9. @Babbel Bong

    Ja, ich wurde noch nie in meinem Leben abgelehnt und musste deshalb gleich weinen. Ich heule immer noch! Willst Du mir das sagen? Oder einfach nur trollen?

    Dieses Beispiel oben zeigt sehr gut auf, wie »Diskurs« ‑auch und gerade im vermeintlich linken Spektrum- heute aussieht. Deshalb gibt es diesen Artikel.

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