Filmbesprechung

© jtheripper (ZG Blog)

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In den letzten Monaten und Jahren habe ich ein großes Interesse an Serien und Filmen entwickelt, die nicht nur gut inszeniert sind, mit tollen Schauspiel-Leistungen glänzen, eine gute Geschichte aufweisen sowie glaubhafte Dialoge beinhalten, sondern mich auch zum Nachdenken anregen. Ich verstehe bis heute nicht, warum »Hirn aus — Action rein!« Unterhaltung sein soll. Verdummung und Verblödung sind für mich keine Kriterien für Entertainment. Im folgenden eine lose Sammlung von kurzen Anmerkungen zu unterschiedlichen Filmen, Serien und Regisseuren.

© Warner Bros.

© Warner Bros.

Fangen wir gleich mal mit dem Mega-Hype an: »The Dark Knight« (2008). Der Blockbuster hat zwei Oscars gewonnen und über 150 Auszeichnungen erhalten. Die Film-Datenbank IMDB gibt 9 von 10 Sternen und listet »The Dark Knight« unter den 250 besten Filmen aller Zeiten auf Platz 4. Der unerwartete Tod von Heath Ledger (Joker) verleiht dem Film bis heute eine ungeahnte Aufmerksamkeit. Man darf, soll und muss ihn einfach gut finden. Und ja, er hat sehr gute Schauspieler, feine Effekte und ein spannendes Drehbuch. Dennoch haben mich schon beim erstes Mal so einige Dinge gestört:

  • Das ständige Schmatzen vom Joker. Was soll das?
  • Die schauspielerischen Leistungen sowie die Moralpredigten von Maggie Gyllenhaal (Rachel Dawes) brachten mich oft zum Fremdschämen.
  • Scarecrow hätte man komplett weg lassen können.
  • Die Verwandlung von Harvey Dent (Aaron Eckhart ) zu Two-Face innerhalb von fünf Minuten mit einem Gespräch des Joker.
  • Die Kommentare der Polizisten im Panzerwagen: »Oh, das ist gar nicht gut. Dafür habe ich mich nicht gemeldet. Wir kriegen Ärger, Jungs. Shit, was war das denn? Was ist das? Ist das eine Bazooka?« Genau das, was der Zuschauer sieht, sagen dann noch mal die Polizisten. Warum? Wieso? Weshalb lässt man dieses dümmliche Gelaber nicht weg?
© Twentieth Century Fox

© Twentieth Century Fox

Im Gegensatz zu den gehypten Filmemachern unserer Tage, wie Jonathan Nolan, J.J. Abrams und Denis Villeneuve (auf die »Dune« — Neuverfilmung freue ich mich!), steht der neuseeländische Drehbuchautor, Regisseur und Produzent Andrew Niccol nicht so groß im Rampenlicht. Dabei hat er großartige Werke erschaffen. Beispielsweise »Lord of War«, »Gattaca«, »Truman Show« und »Good Kill«. Seine Filme haben fast alle einen subtil-zynisch-kritischen Unterton und thematisieren wichtige Fragen unserer Zeit: Identität, Überwachungsstaat, Realität-Authentizität, Waffenhandel, Drohnenmorde.

© STUDIOCANAL

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Auch Quentin Tarantino und seine Werke muss man gut finden, wenn man cool sein will. Ich konnte weder ihm, noch seinen Werken jemals etwas abgewinnen. Bierdeckel-Storys, literweise Blut, Pseudo-Geschwafel und ständige Gewaltorgien. Versteh ich nicht. Will ich nicht. Langweilig. Aber vermutlich bin ich einfach nicht cool genug dafür. :jaja:

Als Pessimist, Schwarzseher und notorischer Nörgler schau ich natürlich gerne dystopische Filme. In den 70–80er Jahren gab es eine ganze Reihe solcher Perlen. Hervorzuheben ist hier »Phase IV«, »a boy and his dog« (Vorbild für die Fallout-Videospielreihe), »Soyleent Green«, »Logan’s Run«, »Der Omega-Mann«, »Lautlos im Weltraum« oder auch »Robocop 1«. Es gibt zudem einige kleinere Filme (jenseits der üblichen Klassiker), die ich sehr empfehlen kann:

  • »Beast of No Nation«
  • »Unter dem Sand«
  • »Gold«
  • »Nightcrawler«
  • »American Psycho«

Und jetzt Ihr! :mrgreen:

20 Gedanken zu “Filmbesprechung

  1. »Open Season Jagdzeit« 1974 nach dem Roman von David Osborn
    »The Loft« 2014
    »I spit on your Graves« 1. (1978) 2. (2014) und 3. Teil (2017) Der beste ist der von 1978,
    »Assault on Wall Street« 2013
    »Der letzte schöne Tag« ARD 2011
    »Aus dem Nichts« 2017

  2. Serien:

    SF:
    Incorporated — zeichnet ein Bild der näheren Zukunft. Der Staat hat sich zurück gezogen (gibt›s nicht mehr) und Großkonzerne übernahmen die Aufgaben und kämpfen um die knappen Ressourcen auch mit militärischer Gewalt. Wer nicht für einen Konzern arbeitet, muss im abgesperrten Slum versuchen zu überleben. Eigentlich der feuchte Traum der deutschen Rechten, nur ohne völkischem Anstrich.

    Westworld (SF/Western), mit Hopkins in der richtigen Rolle und einem tollen Soundtrack. Leider sind ein paar Längen drin, die Klischees auswalzen, damit der Normalo bei der Stange bleibt, die aber nicht zum Ende bedient werden. Staffel 2 ist nicht ganz so toll.

    Zu Mr Robot, Electric Dreams, Absentia, Black Mirror, The Crossing (alle soweit empfehlenswert), schreibe ich späte mal was.

    Krimi/Thriller Undercover — Bulgarische Serie im Stile von »allein gegen die Mafia«, die den Werdegang einer bulgarischen Mafia mit viel Witz, guten Dialogen, skurrilen und liebevoll inszenierten Charakteren und etwas Action (ohne dabei in stundenlanges Geballer zu verfallen), beschreibt.

    Occupied (in Norwegen): Spannend, leider ist natürlich der Russe der Böse, aber ansonsten sehr unterhaltsam.

    Zu den anderen und:

    Die Brücke: Transit in den Tod

    Die Millenium Triologie

    Hap & Leonhard

    Tyrant

    schreibe ich dann auch später mehr.

    Action: Into the badlands — Endzeitszenario im Stil von Mad Max.

    Comedy: Loudermilk. Bitterböse Gags rund um ausgestiegene Alkis.

    Filme, die ich nicht zuordnen kann, aber irgendwie gut finde:

    Der Olivenbaum (ESP/ Gesellschaftskritik)

    Me, Daniel Blake! (UK Sozialkritik)

    Ein Mann namens Ove (Gesellschaftskritik)

    Bob der Streuner

  3. »La loi du marche« (2015) Ein arbeitsloser Fabrikarbeiter findet eine neuen Job als Detektiv in einem Supermarkt.

  4. Ui, Donnerwetter; »a boy and his dog«? Das den noch jemand kennt. (Don Johnson mal ohne schicke Klamotten, aber dafür makaber nahrhaftem Ende)

    Einen Klassiker, mag ich aber auch noch beifügen;
    »Blue Velvet«, — von 1986. Regie und Drehbuch; David Lynch. Mit Kyle MacLachlan (wie in Twin Peaks, die eher unbedarfte Seele), der wunderbaren Isabella Rossellini und dem nicht minder fiesem Dennis Hopper.

  5. Ich erinnere mich gerne an:

    Koyaanisqatsi (1982)
    Solaris (1972)
    Star Trek — The Next Generation hatte auch ein paar interessante Folgen.

    Die Wissenschaftssendung Querschnitte mit Hoimar von Ditfurth fand ich auch sehr gut.

  6. @Candyman

    Ja, »Dark Star« kenne ich. Ist Kult. Wirkt heute aber auch ein wenig trashig. ;)

    @Juri Nello

    »Incorporated« kannte ich noch gar nicht. Klingt aber super. Danke für die Empfehlung! »Westworld« hat mich schwer enttäuscht. Viel Hype und Pseudo-Geschwafel, aber auch unendliche Längen und Wiederholungen. »Into the Badlands« hat wohl die besten Martial-Arts-Szenen die es derzeit in einer Serie zu sehen gibt.

    @Publicviewer

    Habe ich schon mal erwähnt, dass mich zuviel Soap-Elemente extrem nerven? Gibt es bei »the Expanse« leider auch. Wer mit wem und warum, der/die macht Schluss, dann doch nicht, der/die hat das und das gesagt oder doch nicht bla bla bla. Schade. Das Setting ist wirklich gut.

    @L´Andratté

    Ja, der ist auch Kult! (»THX 1138«). »Ex Machina« ist auch zu empfehlen!

    @eb

    »Blue Velvet« kenne ich noch gar nicht, aber ich schaue gerne Klassiker! Danke für den Tipp!

    Es gibt heutzutage ein echtes Luxusproblem: zu viele gute Filme/Serien und zu wenig Zeit. Das war nicht immer so.

  7. Jau,

    das Gewese um Herrn Tarrantino und seine Filmkunst konnte ich auch nie nachvollziehen.Für mich ist das alles Grütze was der Herr da anstellt.

    Batman war anfangs ja noch passabel, dann gings bergab, der letzte Teil der Reihe , The Dark Knight Rises, komplett daneben.

    Nun zu meinen Tipps:

    Westworld, 1973 ( Yul Brunner)
    Futureworld, 1976 ( Peter Fonda, Blythe Danner — Die Mama von Gwyneth Paltrow)

    Unternehmen Capricorn, 1977 ( Elliot Gould, O.J. Simpson, Telly Savalas)

    Duell in Missouri, 1976 ( Spätwestern, Jack Nicholson, Marlon Brando)

    Die Jungen Löwen (s/w Antikriegsfilm, Marlon Brando,Montgomery Clifft, Dean Martin)

    Radieschen von unten, 1964 ( s/w Michel Serrault, Louis de Funes, am Beginn seiner Karriere, noch Co-Star und kein Grimassenschneider)

    Kiss Kiss, Bang Bang, 2005 ( Robert Downey Jr., Val Killmer; ich glaube dieser Film brachte Downey zurück ins Geschäft und später zu seinen Iron-Man Millionen.Launiger Zeitvertreib.)

    Falls du dir einen davon mal reinziehst, würde ich mich über ’ne Rückmeldung freuen.Vielleicht trifft ja irgendwas davon deinen Geschmack.

    Viel Spass damit
    Hagnum

  8. Um mal die Antwort auf einen Leserbrief aus der »Splatting Image« zu zitieren: »Robocop 1« kenne ich nicht. Meinst Du vielleicht »Robocop«?

  9. Grandiose Serie: The Knick — mit Clive Owen als opiumsüchtigen Chirurgen, der Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Krankenhaus im Londoner Viertel Knickerbockers werkelt.

  10. Danke für die Kommentare zu Nolans Batman-Filmen, bin ich doch nicht allein auf der Welt!

    Entschuldigung, das musste jetzt sein, now that I got that off my chest:

    SF/Horror:

    Rollerball, US 1975 (ein wenig sehr angestaubt, aber immer noch gut)
    Stalker, UdSSR 1979
    Brazil, US/UK 1985
    28 Days Later, UK 2002
    The Host, South Korea 2006
    District 9, South Africa/US/New Zealand 2009 (der Showdown tut dem Film leider absolut keinen Gefallen, bis dahin war der Film ein gar nicht mal so unintelligenter Kommentar zum Thema Flüchtlinge bzw. Einwanderung)
    Moon, UK 2009
    The Crazies, US 2010 (Remake)
    The Machine, UK 2013 (konventionell und mit diversen Logiklücken, hat aber gleichzeitig einige interessante Ansätze und Ideen)
    Dark Matter, Serie, Canada (nicht jedermanns Sache, persönlich mag ich die Serie sehr)

    Crime/Drama/Thriller:

    Hana-bi, Japan 1997
    Smoke Signals, US/Canada 1998
    City of God, Brazil 2002 (einer der Lieblingsfilme meiner besseren Hälfte)
    Rhymes for Young Ghouls, Canada 2013
    Black Sea, UK/Russia 2014

    War Movie:

    White Tiger, Russia 2012 (neben Hana-bi einer meiner beiden absoluten Lieblingsfilme. Comes with a caveat, weil alles andere als leicht zu entziffern, fand den auch schon mal zusammen mit Terminator unter der Rubrik „Killermaschinen“ abgelegt, aber Karen Shakhnazarov hat hier einfach einen ganz grandiosen Film abgeliefert)

  11. »Auch Quentin Tarantino und seine Werke muss man gut finden, wenn man cool sein will. «
    Spricht mir aus der Seele.

    »Im Auftrag des Teufels«
    mit Abstrichen am Anfang, man muß auch die Teufel-Symbolik mögen, dennoch sehenswert, Highlight die verbale Abrechnung Al Pacinos mit dem Zeitgeist.

    »Falling down«, umstritten wie sehenswert.

    »Criminal Minds«
    einige bemerkenswerte Folgen, die sich z.B. mit fiesen Kleinstädten oder der Armenverachtung in den USA anlegen.

    »Für alle Fälle Fitz« (engliches Original)
    vielleicht die beste TV-Krimiserie überhaupt, mit vielschichtiger Vermeidung einfacher gut-Böse-Klischees

  12. @epikur: »darkstar« war schon immer »trash« und auch so gemeint (alleine das strandball-alien ist doch deutlich genug, right?). und einer der wenigen fälle, in der die deutsche syncro tatsächlich besser (weil noch ne ganze ecke sarkastischer und wirklich mit liebe zum detail) ist als die OF.

    mein tip, weils noch keiner erwähnt hat und auch fast keiner kennt: Alfonso Cuaróns exzellente dystopie »Children of Men«.

    und natürlich die quintessenz dystopischer SF: »The Road« (an dem hatte ich ungelogen ne volle woche zu knabbern, nur gucken, wenn mental gerade 1/2wegs stabil).

  13. Children of men hat auch wirklich was, allerdings auch ein paar Logik- und Regiefehler, die allerdings so gewollt sein dürften um mehr Leute zu erreichen.

    The Road fande ich auch nicht übel.

  14. Moin, auch ein bißchen Senf.
    ‑2030 Aufstand der Alten (ZDF Dreiteiler, Doku-Fiktion)
    ‑Enemy-mine, geliebter Feind (Wolfgang Petersen) Low Budget SciFi mit Botschaft, Schisssmaaaaaar
    ‑Blade Runner, einfach nur Großartig
    ‑Terminator
    ‑Total Recall, 1990
    ‑Alien, 1979
    A.I. Künstl. Intelligenz, 2001
    ‑Die Klapperschlange (J. Carpenter)
    ‑Das Ding aus einer anderen Welt (J. Carpenter)
    ‑Andromeda, Tödlicher Staub aus dem All
    ‑Der Mann der zweimal lebte, 1966
    ‑Fahrenheit 451, 1966
    ‑Der Tag, an dem die Erde stillstand 1951
    ‑Uhrwerk Orange, 1971
    ‑1984 (G. Orwell)
    Als Kind, um Mitternacht die Fantastische Filmnacht geschaut, gab da auch immer Knallerfilme wie z. B. Krieg der Welten etc.

  15. Equilibrium wurde glaube ich noch nicht genannt. Sehr sehenswerte Dystopie mit Christian Bale (bevor er zum Batman wurde); ein wenig eine Mischung aus »1984« und »Schöne neue Welt«.

    Vielleicht keine Perle, aber »Demolition Man« kann ich mir wegen dessen Ironie immer wieder ankucken. ;)

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